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7 Days To Live
Produktionsnotizen
"Noch sieben Tage" stand auf dem Zettel, der im März
1999 auf den Schreibtisch der Senator Film Produktion flatterte
und dort für Aufregung sorgte. "Noch sieben Tage",
nichts weiter. Auch in den folgenden Tagen kamen kleine, mysteriöse
Nachrichten ins Haus: ein Zettel in einer Flasche, eine Fax ohne
Absender, teilweise nur eine Zahl (6, 5, 4, 3, 2, 1)...
Niemand in der Firma wusste, woher diese Nachrichten kamen,
geschweige denn was sie zu bedeuten hatten. Auch als der Absender,
die Münchener Produktionsfirma Indigo Film, ermittelt worden
war, bekamen die Verantwortlichen von Senator keinen Hinweis
darauf, was dieser seltsame Countdown zu bedeuten hatte. Bis
zum siebten Tag, als das Drehbuch von 7 Days to Live
eintraf.
Die Berliner zögerten nicht lange: Das Buch von Dirk Ahner
(26) stellte sich als klassischer "Pageturner" heraus,
und innerhalb von sieben Tagen gab Senator grünes Licht
für die Produktion.
Als Grundgerüst für die Story stützten sich Ahner
und Niemann auf einen volkstümlichen Mythos, nach dem zum
Tode verurteilte Schwerverbrecher im Mittelalter kurzerhand ins
Moor geworfen wurden. Auch in Niemanns norddeutscher Heimat um
Lüneburg herum gibt es ausgediente Moorgebiete, und überlieferte
Gruselgeschichten von hingerichteten Verbrechern und den Volksglauben,
dass man das Moor nachts nicht besuchen dürfe, weil die
Seelen der Verbrecher dort ihr Unwesen treiben.
Diese Gruselgeschichte war im Basisskript von Dirk Ahner noch
nicht enthalten und wurde in die zweite Drehbuchfassung eingearbeitet.
Auch der Tod von Thomas Shaw (Foto, Eddie Cooper)
wurde noch überarbeitet - ursprünglich
sollte der Junge bei einem Autounfall ums Leben kommen.
Doch auch hier inspirierte eine Kindheitserinnerung von Niemann
die finale Fassung: Als Kind war der Regisseur immer gewarnt
worden, nicht aus Limonadendosen zu trinken, weil Wespen dort
unbemerkt hineinkrabbeln könnten. Also sollte eine Wespe
im Müsli den Tod des Jungen verursachen. Erst durch dieses
Element - und die Unfähigkeit Martins, seinem Sohn den rettenden
Luftröhrenschnitt zuzufügen - funktionieren die unterschwellige
Verarbeitung von Schuld, unterdrückten Schuldgefühlen
und die Angreifbarkeit durch das Böse.
Weil 7 Days to Live von Anfang an als klassischer psychologischer
Horrorfilm konzipiert war, dienten die Klassiker der siebziger
Jahre als Vorbilder, jene figurenorientierten Horrorfilme wie
Don't Look Now ("Wenn die Gondeln Trauer tragen",
1973) mit Donald Sutherland und Julie Christie, in denen die
Beziehung zwischen den Figuren eindeutig im Vordergrund steht.
Nebenbei wurden im Drehbuch kleine Hommagen und Zitate an das
Genre eingebaut - die freilich nicht von der eigentlichen Geschichte
ablenken. "Schließlich liebt es der Zuschauer, wenn
er sowas entdecken kann", gibt Sebastian Niemann zu Protokoll.
In einem Buchladen liegt beispielsweise eine Ausgabe von Stephen
Kings Horrorklassiker "Shining" herum, und
die Dialogzeile: "Auf welcher Seite des Regenbogens sind
wir denn heute, Dorothy?" von Sean Pertwee ist ein Zitat
aus Tobe Hoopers Poltergeist (1982).
Nach kurzen Gesprächen zwischen Senator und Indigo Film
stürzten sich Regisseur Sebastian Niemann (32) und Producer
Simon Happ (37) in die Vorproduktion.
Weil die digitalen Effekte von der amerikanischen Firma Dreamscape
produziert und die Make-up-Tricks von der britischen Firma Animated
Extras kommen sollten, die schon Mary Shelley's Frankenstein
(1994) mit Robert De Niro und Event Horizon ("Event
Horizon - Am Rande des Universums", 1997) mit Make-up-Effekten
ausgestellt hatte, wurde bereits an einer englischsprachigen
Drehbuchfassung gearbeitet. So war von Anfang an klar, daß
für 7 DAYS TO LIVE ein internationales Ensemble zusammengestellt
werden sollte.
Casting
Mit rasantem Tempo ging das Projekt in seine heiße Phase:
gecastet wurde sowohl in den USA als auch in England. Als Stützpunkt
dafür diente ein Hotel in London. "Ich glaube wir haben
einen ziemlich seltsamen Anblick geboten. Wir hatten uns mit
Telefonen und Aktenordnern in der Hotellobby ausgebreitet, und
alle halbe Stunde kam jemand, der sich vorstellen wollte",
erinnert sich Happ. "Wir gehörten mittlerweile fast
zum Inventar."
Amanda Plummer war zur selben Zeit in London, als Niemann und
Happ am Casting arbeiteten. Ihre Casting-Agentin Liora Reich
rief sie an und sagte ihnen, man könne ein Treffen arrangieren.
Happ und Niemann ließen der Schauspielerin das Drehbuch
zukommen und verabredeten sich mit ihr zum Lunch. Die drei saßen
lange zusammen und unterhielten sich, bis Amanda ihre Gesprächspartner
kurz verließ, um den beiden die Chance und die Zeit zu
geben, sich zu entscheiden.
Eine nette Geste, die Niemann und Happ gar nicht gebraucht hätten:
Die beiden waren sich einig, daß die Chemie stimmte und
man die Gelegenheit nutzen sollte, mit einer solchen Ausnahme-Schauspielerin
zusammen zu arbeiten. Auch Amanda Plummer war bereits während
dieses ersten Treffens von dem Projekt überzeugt und sagte
per Handschlag zu.
Sean Pertwee war der erste, der nach einem Casting als Hauptdarsteller
feststand. In England gilt der Schauspieler nicht zuletzt durch
seine Produktionsfirma Natural Nylon, die er gemeinsam mit seinen
Kollegen Ewan McGregor und Jude Law gegründet hat, als Star.
Das Surferdrama Blue Juice (1995) mit Pertwee, Catherine
Zeta-Jones und Ewan McGregor in den Hauptrollen war in Pertwees
Heimat ausgesprochen erfolgreich, und in Filmen wie Event
Horizon und Tale Of The Mummy ("Talos
die Mumie", 1998) hatte der Brite bereits Genre-Erfahrung
gesammelt. "Und nicht zuletzt ist Sean schlicht ein brillanter
und facettenreicher Schauspieler", erläutert Niemann
seine Wahl.
Auch bei der Besetzung der übrigen Schauspieler erlebten
Niemann und Happ eine wohl einzigartige Überraschung: Sie
hatten für jede Rolle aus dem Casting-Angebot eine Wunschliste
zusammengestellt, und für jeden einzelnen Part des Films
bekam Sebastian Niemann die Zusage der Nummer eins auf seiner
Wunschliste.
Produktionsdesign
Gemeinsam mit dem Produktionsdesigner Matthias Müsse erarbeitete
Sebastian Niemann ebenfalls lange vor den Dreharbeiten die Designs
des Films. Damit wurde die Basis für den Look definiert.
Weil 7 Days to Live als "erstes deutsches haunted-house-movie"
(Happ) inszeniert werden sollte, musste die Logistik des Hauses
stark an der Story orientiert werden. Da das Buch bestimmte Anforderungen
an das Haus stellte, musste es eigens gebaut werden.
Besonders beim Showdown spielte die Anordnung der Räume
eine wichtige Rolle: Wo muss das Schlafzimmer liegen, wenn Martin
die Treppe herunterkommt und Ellen gleichzeitig vom Wohnzimmer
in die Küche rennt? In welchem Raum kann sie sich vor ihm
verstecken und dann wieder ein Stockwerk höher ins Arbeitszimmer
flüchten, während er im Wohnzimmer ist und sie nicht
einholen kann? Solche Timingfragen konnten nur gelöst werden,
indem man die Räume in einer bestimmten Konstellation anordnete.
Bevor die Sets gebaut wurden, wurde die Farbpalette definiert
und ein klares Farbkonzept erstellt. Die Farbe rot wurde zum
Beispiel immer dann in eine Szene eingebaut, wenn Ellen die Todesankündigungen
erhielt: Wenn die 4 auf ihrer Stirn sichtbar wird, ist ein roter
Becher auf dem Regal zu sehen, und die Frau, die die Todesdrohung
"Sie hat nur noch zwei Tage zu leben" ausspricht, trägt
einen roten Schal. Mit solchen unterschwelligen Hinweisen und
Signalen wird die Wirkung der Story verstärkt, und die Zuschauer
werden in die beklemmende, beunruhigende Atmosphäre des
Filmes unbewußt hineingezogen.
Dreharbeiten
Am 26. 7. 1999 fiel in Tschechien die erste Klappe. Die Suche
nach einem Studio in Prag hatte sich als sehr schwierig gestaltet,
weil seit Mission: Impossible (1996) mit Tom Cruise
sehr viele US-Produktionen in der Stadt hergestellt werden. Die
Leinwand-Adaption des PC-Spiels Dungeons and Dragons
wurde zeitgleich mit 7 days To Live gedreht, und die
Amerikaner hatten die renommierten Barrendorf-Studios belegt.
Darum musste die Produktion des Mystery-Thrillers in die Eissporthalle
der tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft ausweichen. Der
Vorteil der Halle war, daß sie über eigene Büros
und eine eigene Logistik verfügte. In der Halle selbst wurden
sämtliche Innensets aufgebaut.
Obwohl der Drehplan rund 80 Prozent Studioaufnahmen vorsah,
mussten für Außenaufnahmen natürlich auch Kulissen
gebaut werden. Diese Sets - darunter auch das Haus von Ellen
und Martin - wurden auf dem Übungsplatz eines alten russischen
Militärgeländes errichtet. In jeder Richtung bot das
Gelände freie Sicht und eine wunderschöne Landschaft,
die für die Anforderungen und den Look des Films wie geschaffen
war.
Doch bevor die Arbeit an den Sets beginnen konnte, hatte die
Produktion mit einem nicht ganz ungefährlichen Problem zu
kämpfen: Vor der Arbeit musste das Gelände von Minen
geräumt werden, die das russische Militär auf dem Gelände
vergessen hatte...
Postproduction
Nach dem letzten Drehtag am 7. 9. 1999 ging 7 Days to Live
in die Post-production. Der Deutsche Marc Weigert, der zusammen
mit Volker Engel für die Effekte von Roland Emmerichs Independence
Day (1996) verantwortlich war und mittlerweile die renommierte
US-Firma Dreamscape führt, steuerte die wenigen, wohl plazierten
Digitaltricks bei.
Neben der Atmosphäre, der Story, der Figuren und zahlloser
anderer filmischer Elemente fügen sich diese Tricks als
kleines Rad nahtlos in das System des Schreckens ein, das dem
deutschen Horrorfilm frisches Blut zuführen wird: 7
Days to Live.
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