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Blair Witch 2
Produktionsnotizen
"Forgotten Father, our voices reflect the forgotten truth.
Silent evil, from the depth of the earth.
Rise to the sacred surface once again
And reclaim the land that once was ours.
The pious and god-fearing people
Will remember our curse: Death awaits."
(Auszug aus der mittelalterlichen Handschrift "The Book
of Shadows")
[Jeff Patterson (Jeff Donovan)]
Die Hexe von Blair hat mit ihrer ersten Manifestation auf Zelluloid
im vergangenen Jahr den Verantwortlichen der großen Hollywood-Studios
einen panischen Schrecken eingejagt. Denn mit dem "Blair
Witch Project" eroberte plötzlich ein Film die Charts,
der jegliche Vorstellung, wie die ordentliche Reißbrettrezeptur
eines Blockbuster auszusehen hat, ins Wanken brachte.
Für nur 30.000 Dollar entstanden, rangiert "Blair
Witch Project" mit seinem weltweiten Einspiel von 230 Millionen
Dollar unter den profitabelsten Filmen aller Zeiten. Ein Film,
der mit seinen limitierten Mitteln experimentierte und sie bewußt
einsetzte, um den Eindruck von Authentizität zu erwecken.
[Jeff Patterson (Jeff Donovan)]
Mit seinen rohen, unruhigen Videobildern brachte er seinem Publikum
die Einsamkeit, Ausweglosigkeit und das wachsende Grauen dreier
Jugendlicher, die keinen Ausweg mehr aus einem finsteren Dickicht
fanden, hautnah in den vermeintlich sicheren Kinosaal. Hänsel
und Gretel für die Generation der ausgehenden 90er, die
sich als längst nicht so abgehärtet erwies, wie sie
selbst gerne vorgab...
Hatten andere moderne Klassiker des Horrorfilms, wie "Evil
Dead" (1983), ihren Helden noch mit derben Dämonen
die Einsamkeit einer abgelegen Hütte im Wald vermiest, hatte
der erste "Friday the 13th" (1980) einen maskierten
Verhaltensgestörten gebraucht, um den campierenden Teenagern
die Abende am Lagerfeuer zu verderben, blieb in "Blair Witch
Project" das Böse im Dunkel verborgen.
[Jeff Patterson (Jeff Donovan) und Erica Geerson (Erica Leerhsen)]
Während in Filmen wie "Amityville Horror"
(1979) zwar behauptet wurde, authentische übernatürliche
Ereignisse zum Vorbild zu haben, gebärdete sich die Art
ihrer Realisierung aber nur wie billiger Budenzauber.
In "Blair Witch Project" statt dessen mußten
die Zuschauer den wachsenden Schrecken in den Gesichtern der
Protagonisten in peinigenden Details beobachten. Es erwies sich
als effektiver, die Vorstellung dem Publikum zu überlassen,
die dunkle Macht zu erahnen, als jedes Monsterkostüm, das
ein Maskenbilder sich hätte ausdenken können.
Außerdem revolutionierte der Film die Bedeutung des Internets
für die Filmindustrie: Die Webpage www.blairwitch.com verbreitete
die Mythologie der Hexe, die in der Wildnis der Wälder rund
um das Städtchen Burkittsville umgeht, lange bevor der Film
in die Kinos kam. Sie regte Neugier und Phantasie des Publikums
an, indem sie Beweise, Zeitungsnotizen, Bilder und Tagebuchauszüge
ausstellte, die den Eindruck unterstützten, das Verschwinden
der drei Filmstudenten sei tatsächlich nicht mit natürlichen
Ursachen zu erklären.
[Kim Diamond (Kim Director) und Erica Geerson (Erica Leerhsen)]
Mit ihrem Film hatte die kleine Produktionsfirma Haxan Film
die Grenzen zwischen Realität und Fiktion geschickt zu verschleiern
verstanden. Viele, vom Okkulten faszinierte, Zuschauer glaubten
an den Fluch der Hexe von Blair und begannen, nach Burkittsville
zu pilgern.
Die völlig unvorbereitete Stadt sah sich plötzlich
mit ganzen Hundertschaften von Schaulustigen konfrontiert, die
auf der Suche nach den verschollenen Filmstudenten in die Wälder
zogen (und sich selbst verirrten) oder den Friedhof des Ortes
zur Wallfahrtsstätte erklärten und versuchten, die
Grabsteine als Erinnerung mitzunehmen.
Viele der unwillkommenen Eindringlinge waren überrascht,
wie klein Burkittsville in Wirklichkeit war. Da es nur einige
hundert Einwohner besaß, argwöhnten sie, die unverhältnismäßig
vielen Grabsteine von Kindern seien nur als Touristenattraktion
errichtet worden. Es war eine Unterstellung, die keiner der Einheimischen
besonders lustig fand.
Der Anrufbeantworter des Rathauses von Burkittsville versuchte,
die Dinge richtig zu stellen: "Wenn Sie wegen "Blair
Witch Project" anrufen - es ist eine erfundene Geschichte."
Niemand mochte ihm glauben.
Als die Produktionsfirmen Artisan Entertainment und Haxan Film
mit den Vorbereitungen zur Fortsetzung des "Blair Witch
Project" begannen, wußten sie, daß sie für
die weitere Erforschung der Legende nach Burkittsville zurückkehren
mußten. Da die Neugier der Fans gewaltig war, entschieden
die Produzenten, vier verschiedene Drehbuchversionen in Auftrag
zu geben, um es so Spionen bis Drehbeginn unmöglich zu machen,
den Plot herauszufinden.
Jedem der Autoren war zur Inspiration ein altes Buch in die
Hand gedrückt worden, das eine angeblich authentische Sammlung
mittelalterliche Hexensprüche enthalten sollte. Sein ursprünglich
lateinischer Titel sollte auf den neuen Film übertragen
werden: "The Book of Shadows".
Doch als der erste Drehtag näher rückte, begann ein
Autor nach dem anderen aus dem Projekt abzuspringen. Nur eine
der vier Versionen wurde zur Verwunderung der Produzenten zu
Ende geschrieben.
Produzent Bill Carraro: "Wir waren selbst überrascht,
als wir endlich die letzten Seiten bekamen. Der vorgelegte letzte
Akt war in keiner unserer Besprechungen mit den Autoren in dieser
Form geplant worden. Er wirkte zwar stimmig, er paßte zur
Mythologie, die wir aufgebaut hatten, aber wir hatten alle schon
ein komischen Gefühl, als wir ihn lasen. Ich glaube, es
war dann eine gemeinschaftliche Entscheidung aller Verantwortlichen,
ihn zu drehen. Aber wir beschlossen, keinem der Schauspieler
die Seiten zu zeigen, bis es Zeit war, mit ihnen vor die Kameras
zu gehen. Wir wollten niemanden beunruhigen. Es ist schließlich
nur ein Film."
Regie
Da die beiden Regisseure des Originals, Eduardo Sanchez und
Daniel Myrick Abstand zu der Hysterie, die sie ungewollt ins
Leben gerufen hatten, suchten und für den neuen Film nur
als Berater tätig werden wollten, begann die Suche nach
einem neuen Regisseur.
Joe Berlinger gehörte zu den ersten Filmemachern, die man
ansprach, da er sich in den 90er Jahren einen guten Ruf als Dokumentarist
von Filmen erworben hatte, die sich mit den Abgründen der
menschlicher Psyche beschäftigten. Seine preisgekrönten
Dokumentationen "Brother's Keeper" und "Paradise
Lost" über eine Serie bestialischer Kindermorde bewiesen,
daß er die nötige Sensibilität für die Geschichte
um die dämonische Hexe mit ihrem Haß auf Kinder einbringen
würde.
Doch als Berlinger mit seinem Team vorab nach Burkittsville
reiste, um sich mit dem Städtchen vertraut zu machen, die
Einwohner zu informieren und Drehgenehmigungen einzuholen, schlug
ihm blanker Haß entgegen. Nach den Auswirkungen des ersten
Teils wollte niemand im Ort, daß Burkittsville ein zweites
Mal ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden sollte.
Auf einer eiligst einberufenen Bürgerversammlung versuchte
Berlinger, alle Vorurteile zu entkräften. Doch erregte Anschuldigungen
wie "wir wurden bereits vergewaltigt, jetzt wollt ihr uns
auch noch zu Prostituierten machen" und weitere wütende
Zwischenrufe ließen den Regisseur kaum zu Wort kommen.
Unverrichteter Dinge verließen er und seine Mitarbeiter
die Versammlung.
Erst einige Wochen später gingen bei der Produktionsfirma
Faxe des Bürgermeisters ein, der sich für die Eskalation
der Veranstaltung entschuldigte. Mit mehreren Anrufen versuchte
er den Mitgliedern des Produktionsbüros zu versichern, wie
sehr sich die Stimmung in der Stadt wieder zum positiven verändert
habe. Auch wenn er nicht erklären wollte, warum.
Schließlich beschloß man, den bereits gehegten Plan,
in ein anderes Dorf im Staate Maryland auszuweichen, wieder zu
den Akten zu legen und um der Authentizität willen in Burkittsville
und den echten Black Hills zu drehen. Selbst, wenn doch noch
kleinere Probleme auftauchen sollten.
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten begannen nach Plan, doch schon bald wurde das
Team durch den geheimnisvollen Unfall eines Beleuchters beunruhigt.
Dabei war ihm nicht einmal etwas am Set passiert: In einem Schockzustand
war er aus seinem Hotelzimmer ins Krankenhaus gebracht worden,
wo er in einem tiefen Koma verblieb. Die Ärzte konnten keine
Ursache für seine Krankheit feststellen.
Obwohl kein Zusammenhang zu den Dreharbeiten hergestellt werden
konnte, kannte doch jeder im Team die Gerüchte von Filmsets,
denen ein Fluch anzuhängen schien. Am bekanntesten war die
lange Kette von Unglücksfällen, die von der "Poltergeist"-Filmserie
ausging. Verschiedene Mitarbeiter waren kurz nach ihrer Beteiligung
an diesen Produktionen gestorben. Unter ihnen die minderjährige
Hauptdarstellerin Heather O'Rourke, die in jedem der drei Filme
zum Opfer dämonischer Geister wurde.
Auch vom Set des "Exorzisten" wurden seinerzeit
merkwürdige Vorkommnisse berichtet. Auch hatte jedes der
Teammitglieder den ersten "Blair Witch"-Film
gesehen. Die gleiche Form der Massen-Psychose, die ein Jahr zuvor
das Publikum des "Blair Witch Projects" hatte
glauben lassen, die Ereignisse des Filmes seien real, schien
sich nun unter den Mitarbeitern von "Blair Witch 2"
auszubreiten.
In diesen ausbrechenden Aberglauben schien es nur zu gut hineinzupassen,
daß auf einigen Bildern des belichteten Filmmaterials,
die aus dem Kopierwerk zurückkamen, Schatten oder leichter
Nebel zu sehen war. In Mustervorführungen tauchte die Behauptung
auf, in diesen Bildern seien Gesichter zu erkennen, oder kleine
Hände.
So abstrakt die Bilder in Wirklichkeit waren - eine Kontrolle
der Kameraausrüstung ergab keinen Aufschluß darüber,
wie sie entstehen konnten. Kamerafrau Nancy Schreiber nahm außerdem
ihre Kameracrew in Schutz. Sie hatte bereits bei einigen Produktionen
mit dem gleichen Team gedreht und vertraute deren Professionalität.
Für sie stand es außer Frage, daß sich jemand
einen Scherz auf Kosten der Produktion erlaubte: "Solche
Probleme können am Filmmaterial oder Labor liegen. Wir mußten
zwei oder drei Szenen neu drehen, nichts gravierendes. Der Regen
hier war ein größeres Problem." Einige Bilder,
die die vermeintlichen Geistererscheinungen zeigen, wird vermutlich
ein "Making Of" der Produktion enthalten.
Aber auch die Tonabteilung erlebte ähnliche Probleme wie
die Kameracrew. Ein seltsames Störgeräusch verdarb
einige der DAT-Bänder, obwohl es bei der Aufnahme nicht
zu hören war. Bei dem Versuch, es aus den Aufnahmen herauszufiltern,
stellte der Tonmann fest, daß dieses Geräusch dem
Stöhnen eines Mannes ähnelte.
Zum Ärger der Produzenten begann einer der Fahrer jedem,
der es hören wollte oder nicht, zu erklären, er stamme
von den Ureinwohnern dieser Gegend ab, einem Indianerstamm namens
Nanticoke. Sein Volk habe von einer dunklen Macht in den Wäldern
gewußt, die hier lange schon gelebt hatte, bevor die Engländer
das Land kolonisierten. Der Name dieses bösen Geistes sei
Hecaitomix.
Dem Fahrer wurde gekündigt, nachdem er dabei erwischt wurde,
eine Reihe von Steinen in okkultem Kreis rund um eines der Fahrzeuge
zu legen. Trotzdem war der Rest der Crew nicht davon abzubringen,
die Hellseherin Sophia Luma zu engagieren, um den Vorfällen
auf den Grund zu gehen.
Sophia hörte sich die Bänder des Tonmannes an und
behauptete, auf ihnen die Stimme eines Mannes zu vernehmen, der
um Hilfe rufe. Bei Ansicht der fehlbelichteten Filmbilder begann
sie zu weinen, wollte aber niemandem den Grund ihrer Trauer verraten.
"Gleich als diese Frau am Set erschien, ging mir ein Schauer
durch den ganzen Körper", erklärt Bill Carraro.
Trotzdem waren alle froh, daß die Hellseherin erklärte,
der Fluch habe sich durch seine Inkarnation auf dem Filmmaterial
selbst gebannt.
Mit Sophias Erscheinen endete die Kette der seltsamen Vorkommnisse.
Die Dreharbeiten konnten ohne weitere Besonderheiten beendet
werden. Zum Glück war es gelungen, die Schauspieler von
den Vorgängen um sie herum abzuschotten. "Ich habe
von irgendwelchen seltsamen Sachen nichts bemerkt", meint
Jeff Donovan knapp. "Wir hatten eine gute Zeit, so gut wie
es eben geht, wenn man bestimmte Sachen spielen muß..."
Auch der Beleuchter erwachte nur wenige Tage später aus
seinem Koma, ohne Erinnerung daran, wie sein Zustand ausgelöst
wurde.
Bill Carraro nach dem letzten Drehtag: "Nächstes
Mal bauen wir diese verdammte Stadt und den ganzen verdammten
Wald lieber gleich im Studio auf". Er grinst dabei. Vielleicht,
weil er weiß, daß für den nächsten Film
der Schöpfer des ersten "Blair Witch Project"
zurückkehren werden und sich dann selbst wieder mit dem
Fluch herumschlagen müssen, den sie ins Leben gerufen haben.
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