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Center Stage


Produktionsnotizen

Szene Vor einigen Jahren schon hatte Amy Pascal, Vorsitzende der Columbia Pictures, die Absicht einen Film über Tanz zu machen. Zur Weiterentwicklung dieser Idee nahm sie zunächst die Drehbuchautorin Carol Heikkinen unter Vertrag, die sich sofort daran machte ein Skript über hoffnungsvolle junge Tänzer zu schreiben, die unbeirrt jede Herausforderung annehmen, um ihren Traum von der großen Karriere als Tanz-Star zu erfüllen.

Zwar kennt sich Heikkinen mit der amerikanischen Jugend aus, schrieb sie doch die Drehbücher zu The Thing Called Love (Entscheidung fürs Leben, 1993) und Empire Records (Das Empire Team, 1995), zwei Filme, die sich um Pop-Musik drehen. Doch für Center Stage musste sie eine ganz andere Gruppe Jugendlicher unter die Lupe nehmen, nämlich hoch talentierte Studenten, die während ihrer Ausbildung an der renommiertesten Tanz-Akademie Amerikas um einen Platz in den besten Tanz-Kompanien der Welt wetteifern.

Das fertige Drehbuch legte Pascal dem Produzenten Laurence Mark ans Herz, der auch sofort mit Tatkraft bei der Sache war. "Der springende Punkt war, die Welt des Balletts so wahrheitsgetreu wie möglich zu beschreiben und sie dabei einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Tanz sollte für jedermann erfahrbar werden", erzählt Mark.

"Die Idee zu einem solchen Film war großartig und Nicholas Hytner schien genau der richtig Mann, um sie für die Leinwand umzusetzen. Hytners Werk zeigt außergewöhnliche Vielseitigkeit, vom hintergründig witzigen Drama The Madness of King George (King George - Ein Königreich für mehr Verstand, 1994), das im England des 18. Jahrhunderts spielt, über The Crucible (Hexenjagd, 1996), nach dem berühmten Stück von Arthur Miller, das sich um die Hexenverfolgung im Salem des 16. Jahrhunderts dreht, bis hin zu The Object of My Affection (Liebe in jeder Beziehung, 1998), einer romantischen Komödie im zeitgenössischen New York.

Mit Center Stage würde er wieder das heutige New York inszenieren, nun aber auch gleichzeitig auf seinen Hintergrund am Theater zurückgreifen können. Er brachte ja schon ,Miss Saigon' und ,Carousel' auf die Bühne. Bei Center Stage würden wieder Musik und Tanz eine wichtige Rolle spielen."

Mark schickte Hytner das Drehbuch, in der Hoffnung der Regisseur könnte sich für solch ein Projekt erwärmen. Und tatsächlich zeigte sich Hytner sofort begeistert: "Ich habe mich meine gesamte Theater-Karriere hindurch viel mit Tänzern beschäftigt. Überhaupt hat Ballett mir immer das allergrößte Vergnügen bereitet, vor allem seit ich vor acht Jahren mit dem großen britischen Choreografen Kenneth MacMillan zusammengearbeitet habe. Ich sah in diesem Drehbuch die Chance, einen authentischen und unterhaltsamen Film über die Welt des Tanzens zu machen. Ein Film, in dem ich meine Freude und Begeisterung vermitteln könnte, die ich immer bei guten Tanzaufführungen verspüre, sei es klassischer oder zeitgenössischer Tanz, Jazz oder Ballett."

"Außerdem liebe ich Backstage-Movies", fügt Hytner hinzu. "Und hier nun bekam ich die einzigartige Gelegenheit eine Art Theaterbetrieb zu inszenieren, den ich aus eigener Erfahrung in- und auswendig kenne. Ich weiß, wie ein Repertoire-Theater funktioniert, ich weiß, wie hoch das Budget von unkommerziellen Ensembles ist, ich habe unzählige Jazz- und Ballettklassen besucht und ich habe auch schon im berühmten New Yorker Lincoln Center Regie geführt. Dieser Film klang also definitiv nach etwas, das ich unbedingt machen sollte."

Mit Hytner und Mark sicher im Boot, nahm das Projekt Center Stage volle Fahrt auf.

Tanztalente

Szene Für Hytner, der grenzenlosen Respekt vor den Fähigkeiten professioneller Tänzer hat, war es nicht nur wichtig die Schönheit des Tanzes im Film zu zeigen, sondern auch das wahre Leben von jungen Tanz-Studenten, ihren Idealismus und ihre Hingabe.

"Diese jungen Leute haben eine Begabung, die mit Gold nicht aufzuwiegen ist, und dennoch von der Gesellschaft so schmählich unterschätzt wird", weiß Hytner. "Sie sind sich darüber im Klaren, dass sie eine Tradition aufrecht erhalten, die die perfekte Harmonie von Körper und Bewegung anstrebt. Und sie sind zurecht stolz darauf."

Erstaunen den Regisseur allein schon die physischen Fähigkeiten, ist er von der bemerkenswerten Athletik dieser jungen Menschen schlicht hingerissen. "Ich bin immer wieder überwältigt, wenn ich ihre Entschlossenheit sehe, das, was sie tun, noch besser tun zu wollen. Dabei entwickeln Tänzer einen ausgeprägten Sinn für Schönheit, wobei sie sich zur Vollendung treiben, nur um der Kunst Willen."

Einen Film über die wahre Natur des Tanzens zu machen, war auch für Produzent Laurence Mark eine große Herausforderung. "Es gibt so viele Arten von Tanz, angefangen bei der, die sich strikt an vorgegebene Regeln hält, bis hin zu Bewegungen, die direkt aus dem Herzen kommen. Unser Film zeigt beides", erklärt Mark. "Manche Menschen brauchen Regeln, andere wieder wollen einfach nur ausflippen. Und es zeigt sich in ihren Bewegungen. Der Tanz drückt die Persönlichkeit aus. Ich hoffe, unser Film wird mit seiner Vielseitigkeit des Tanzens überraschen, und damit zeigen wie lustvoll und sexy Tanz sein kann."

Casting

Die Besetzung von Center Stage stellte sich als die wahrscheinlich größte Herausforderung überhaupt für einen Filmemacher heraus.

"Die Schwierigkeit war ja nicht unbedingt, Tänzer zu finden, die sowohl klassisches Ballett, Modern Dance, Broadway Dancing und Salsa beherrschten, sondern die Tatsache, dass wir Leute brauchten, die tanzen und zudem schauspielern konnten," beschreibt Mark die Suche. "Das war schon eine gewaltige Aufgabe."

Dennoch besetzten sich einige Rollen wie von selbst. Der begnadete Tänzer Ethan Stiefel, ein umjubeltes Mitglied des American Ballet Theatre und mit seinen 26 Jahren schon zu einem der besten zeitgenössischen Tänzer der Welt gekürt, war für jeden der Beteiligten erste Wahl.

"Wir alle waren der festen Überzeugung, wenn wir diesen Film machen, dann sollte Ethan Stiefel unbedingt dabei sein," meint Mark. "Er hat nicht nur dieses unglaubliche Talent, sondern auch einen ungewöhnlichen Lebensstil für einen Balletttänzer. Er strahlt diesen ehrlich unschuldigen Charme aus, und hat doch etwas gefährliches in seinen Augen. Je mehr wir uns mit ihm beschäftigten, desto beeindruckter waren wir. Schließlich haben wir sogar etwas von seiner Persönlichkeit in seine Rolle des Cooper Nielson einfließen lassen, Cooper fährt wie Stiefel eine schwere Harley Davidson und er wird zum Weltklasse-Ballett-Star."

"Irgendwie war es von vornherein klar, dass Ethan Stiefel Cooper spielen sollte", sagt Hytner. "Ich kannte ihn als Tänzer schon sehr gut und wusste, zu welch außergewöhnlichen Dingen er in der Lage ist. Wie sich herausstellte hat er auch ein natürliches Talent für die Schauspielerei."

Stiefel kam die Chance, mal aus der Reihe zu tanzen, sehr gelegen: "Mein Beruf ist Balletttänzer, aber ich sehe mich mehr als Entertainer oder Darsteller. Ich fand die Aussicht, ein neues Medium auszuprobieren, sehr spannend. Ich wollte sehen, wie ich mich da einbringen kann."

Weitaus schwieriger zu besetzen, waren die Rollen von Jody Sawyer, der gefühlvollen jungen Elevin und zentralem Charakter von Center Stage, sowie Charlie, dem Ballettstudenten, der sich in sie verliebt und somit das romantische Dreieck zwischen sich, Jody und Cooper schließt.

Nachdem der Regisseur einige derzeit recht hochgehandelte junge Schauspielerinnen abgelehnt hatte, da sie über zuwenig Tanztalent verfügten, machten sich Casting-Agent Daniel Swee und seine Assistentin Heather Baird im ganzen Land auf die Suche nach einer geeigneten Tänzerin für die Rolle.

"Wir haben uns hunderte junger Mädchen für Jody angesehen. In San Francisco haben wir dann das große Los gezogen", erzählt Laurence Mark. "Amanda Schull hatte gerade die Aufnahmeprüfung für das San Francisco Ballett bestanden, als Swee und Baird sie entdeckten. Sie schickten sie umgehend nach Los Angeles, um dort Nick Hytner zu treffen. Kaum hatte er sie gesehen, da wusste er, dass er seine Jody gefunden hatte. Sie machte ein paar Probeaufnahmen. Und die waren atemberaubend. Sie hat etwas, das die Leinwand regelrecht aufleuchten lässt."

"Das letzte Jahr hat wohl alle meine kühnsten Träume übertroffen" lacht Amanda Schull, die während der Dreharbeiten ihren 21. Geburtstag feierte. "Erst bekomme ich ein Engagement beim San Francisco Ballett, was schon einer der aufregendsten Momente in meinem Leben war, und dann wird mir die Hauptrolle in einem Film angeboten. Dass ich mal in einem Film mitspielen würde, hätte ich nie gedacht."

Lange Zeit blieb die Rolle des Charlie unbesetzt, fast hätten die Casting-Leute das Handtuch geworfen. Nicht ganz unschuldig daran war, dass Charlies Charakter einige Veränderungen im Drehbuch durchlebte, bis er zum romantischen Verehrer von Jody und damit zum Rivalen von Cooper wurde. Der junge Sascha Radetsky - energisch, dunkelhaarig, jungenhaft und Mitglied des Corps de Ballet des American Ballet Theatre - bekam die Rolle nur wenige Tage vor Drehbeginn.

Dazu Laurence Mark: "Sascha Radetsky war ein Glückstreffer. Er war einer der letzten, die für die Rolle vorsprachen. Er las seinen Part vor, und schon acht Stunden später riefen wir bei ihm an, um ihn für die Rolle zu verpflichten. Er konnte es gar nicht fassen und rief einige Stunden später noch einmal zurück, um sich zu vergewissern, dass wir wirklich ihn meinten."

"Eigentlich habe ich mich für die Rolle des Sergei beworben. Aber ich glaube, als Russe war ich nicht sehr überzeugend," scherzt Radetsky. "Charlie ist aus ganz anderem Holz. Ich wusste, dass ich seine Rolle bewältigen konnte. Als Kind habe ich schon einmal geschauspielert, aber ich setzte nie große Hoffungen in eine Karriere. Es dauerte also eine Weile, bis ich wirklich begriffen hatte, dass man mir eine Rolle in einem Film geben wollte."

Für Eva, die leicht reizbare Studentin mit schlechten Straßenmanieren, wählte man Zoë Saldana aus. "Für Eva ist tanzen das einfachste auf der Welt", beschreibt Saldana ihren Part, "sie fühlt es - sie tanzt es. Sie braucht keine Technik und langen Erklärungen. Eva hatte es nie leicht im Leben und tanzen macht sie glücklich."

Saldana hat sowohl Ballett, als auch Jazz- und Modern-Dance studiert, darüber hinaus kann sie auf erste Erfahrungen als Schauspielerin zurückgreifen. In Center Stage gibt sie ihr Debüt als Filmaktrice. "Ich habe acht Jahre Ballett studiert und mich dann dazu entschlossen es nicht zu meinem Lebensinhalt zu machen", erzählt sie, "und kaum wurde ich für einen Film besetzt, musste ich wieder zum Ballett-Unterricht."

Shakiem Evans, ein Absolvent der Carnegie Mellon Universität, spielt Erik. Evans studierte schon auf dem College Theater und Schauspiel und hat auch schon bei Alvin Ailey getanzt.

Nicholas Hytner zeigte sich begeistert von dieser Besetzung aus jungen, professionellen Tänzern. "Allesamt gehörten sie zu den ganz wenigen, die wir auf unserer Suche fanden, die ebenso umwerfend tanzen, wie sie locker mit Dialog umgehen können. Wir hatten wirklich großes Glück mit ihnen."

Weitere Rollen

Mehrere größere Rollen wurden zudem mit jungen, vielversprechenden Schauspielern besetzt. Susan May Pratt, die man schon in Ten Things I Hate About You (Zehn Dinge, die ich an dir hasse, 1999) sehen konnte, spielt Maureen, die junge Ballett-Elevin, die mehr vom Leben erwartet als nur Tanz.

Eion Bailey (Fight Club, 1999) verkörpert die Rolle von Jim, dem jungen Medizinstudenten, in den sich Maureen verliebt. "Als Jugendlicher habe ich ein bisschen getanzt, das hat mir jetzt bei den Vorbereitungen zu diesem Film geholfen", erzählt Susan May Pratt. "Ein paar Monate vor den ersten Proben habe ich dann richtig angefangen zu trainieren, allein schon, um meine Muskulatur aufzubauen. Das Schwierigste war die Körperhaltung, ich musste lernen wirklich aufrecht zu stehen und meinen Kopf gerade zu halten."

Die Rolle von Sergei, dem russischen Ballett-Studenten, ging schließlich an Ilja Kulik, den jungen russischen Eiskunstläufer, der 1998 bei den Olympischen Spielen die Gold-Medaille gewann. In Center Stage gibt er sein Filmdebüt.

Abgerundet wird das Ensemble durch einige der angesehensten Bühnen- und Filmschauspieler unserer Zeit:

Peter Gallagher (American Beauty, 1999, While You Were Sleeping (Während du schliefst, 1995)) verkörpert Jonathan Reeves, den künstlerischen Leiter der American Ballet Academy und der American Ballet Company.

Die zweimalige Tony-Gewinnerin Donna Murphy spielt Juliette Simone, eine Lehrerin der Schule. Die mit je einem Tony und einem Emmy ausgezeichnete Debra Monk (Bulworth, 1998, In & Out, 1997, "NYPD Blue - New York Cops") spielt Nancy, die Publizistin der Company, die nicht wenig Interesse an der Karriere ihrer Tochter Maureen zeigt.

Choreografie

Sobald das Casting abgeschlossen war, begannen drei Wochen vor dem eigentlichen Drehbeginn die Proben. Eigens dafür hatte Nicholas Hytner die beiden Choreografen Susan Stroman und Christopher Wheeldon engagiert. Stroman wurde für ihre Arbeit am Broadway schon zweimal mit dem Tony ausgezeichnet und der 26-jährige Wheeldon ist Solist beim New York City Ballet und ein angesehener Inszenator klassischer Tanzaufführungen.

"Natürlich sollte man unsere American Ballet Company auch bei einer Aufführung sehen", erklärt Hytner, "deswegen brauchte ich Experten, die sich auch mit dem Repertoire einer solchen Truppe auskennen: Stücken wie "Schwanensee", MacMillans "Romeo & Julia" und Balanchines Ballett "Stars & Stripes".

Doch der Höhepunkt des Films gab uns die Gelegenheit, ganz eigene Tänze zu kreieren. Die alljährliche Workshop-Aufführung, bei der sich die Zukunft der Tanz-Studenten entscheidet, ist der große Abschluss von buchstäblich jeder Tanz-Akademie der Welt. Nicht selten werden dort auch neue Choreografie-Talente entdeckt.

Wheeldon selbst hatte schon viele dieser Abschluss-Auftritte für die American Ballet Schule inszeniert. Ich bat ihn also ein handlungsfreies, klassisches Ballet zu einer skrupellos eingängigen und romantischen Musik zusammenzustellen. Ich kenne keinen anderen jungen Choreografen, der mit solch lockerer Selbstsicherheit die klassische Tradition beherrscht, und so wählten wir Rachmaninows 2. Klavierkonzert als musikalische Untermalung.

Gemeinsam mit Susan Stroman arbeitete ich dann an dem Teil des Films, den ich als das Non-plus-Ultra bezeichnen würde, ein ausgedehntes erzählendes Ballett, das den Höhepunkt des Films darstellt. Ganz in der Tradition der klassischen MGM-Musicals. Weil dieses Ballett in unserem Film aber von einem ikonoklastischen jungen Tänzer choreografiert wird, konnten wir dafür recht eklektisch in unserer Musikwahl vorgehen."

Stroman und Wheeldon suchten persönlich die Tänzer für das Corps de Ballet aus, darunter auch viele von Wheeldons Kollegen aus dem New York City Ballet. Diese ausgezeichneten jungen Tänzer treten regelmäßig in den Repertoire-Stücken des City Ballet auf, etwa in Meisterwerken von George Balachine und Jerome Robbins, aber auch in Wheeldon und Stromans eigenen Choreografien. Für die Film-Sequenz in der Jazz-Klasse, untermalt mit alternativer Rock-Musik, wählte Stroman Tänzer, die sie von ihren eigenen Inszenierungen am Broadway her kannte, aber auch Tänzer, die zur Zeit einem Engagement bei den Broadway-Hits "Cabaret", "Chicago" und "Fosse" nachgehen.

Tanzproben - auch für die Kamera

Die Tanzproben begannen einige Zeit vor dem Drehbeginn und blieben so lange ein Teil der täglichen Arbeit für die Darsteller, bis die Tanzszenen fertig gedreht waren. Oft holte Hytner auch Kameramann Geoffrey Simpson zu den Proben. "Wheeldon und Stromans Ballett-Truppen waren sehr gut auf die Kamera vorbereitet und so konnten wir weitaus ambitionierter Objektiv und Schnitt einsetzen als erwartet. Sogar bei den berühmten Choreografien von MacMillan und Balachine, die ja eigentlich strikt auf die Perspektive aus dem Zuschauersaal ausgerichtet sind. Das war eine hochgradig befriedigende Arbeit", strahlt Hytner.

"Die Kamerabewegung ist eine Kunst für sich, so wie das eigentliche Drehen einer Szene eine Live-Performance ist", erklärt Simpson. "Wir mussten diese Szenen auch weitaus theatralischer ausleuchten, als die Spielszenen des Films. Die Beleuchtung wurde hier viel wichtiger als normalerweise im Film, denn es galt den Kontrast zwischen Künstlichkeit in den Bauten und dramatischem Effekt in der Darstellung hervorzuheben.

Man könnte sagen, die Kamera musste mittanzen. Ihre Bewegungen mussten weich und fließend sein. Darüber hinaus mussten wir auch neue Perspektiven finden, d.h. Nahaufnahmen, Vogelperspektiven und extreme Froschperspektiven vom Boden der Bühne aus. Dafür benötigten wir viele verschiedene Linsen und auch eine Steadycam."

Dreharbeiten

Während der Probenzeit wanderten Hytner und sein Team durch die Straßen von New York, wo es galt die Eröffnungsszene des Films - Studenten die auf ihrem Weg zum Tanzunterricht sind - vor der Juilliard School am Lincoln Center zu drehen. Der eigentliche Drehbeginn fand jedoch erst ein paar Tage später, am 12. Juli 1999, statt. In Ridgewood, Queens, wurde für einen Tag in einer kleinen Bostoner Ballettschule, in der Eva Rodriguez erfolgreich für einen Platz an der American Ballet Academy vortanzt, gedreht.

Die Dreharbeiten setzten sich auf der anderen Seite des Hudson River, in Jersey City, Queens fort und in der Umgebung von Fort Greene in Brooklyn. Abgerundet wurde die erste Drehwoche mit Aufnahmen des Empfangs der American Ballet Academy, wofür die Eingangshalle der Juilliard Schule den perfekten Hintergrund lieferte.

Die Szene, in der die jungen Tanz-Studenten Jody, Eva, Maureen, Charlie, Sergei und Erik, begleitet von Jim, einen Bootstrip mit der Circle Line rund um Manhattan machen, wurde tatsächlich auf einem Shuttle der Circle Line gedreht, das am südlichen Ende von Manhattan ständig zwischen Liberty und Ellis Island hin- und herkreuzte.

Nach einigen Szenen in den Büros der Ballett Akademie, die auf dem Gelände der Fordham University Lincoln Center gedreht wurden, zog das Team für zwei Tage in den Kit Kat Club an der 43. Straße, der den Szenen im Salsa-Club den richtigen Hintergrund verlieh. Für die musikalische Untermalung sorgten dabei die Salsa-Stars Elvis Crespo und Giselle gemeinsam mit ihrer Live-Band.

"Nach strikten Proben für die genau choreografierten Ballett-Szenen war der Salsa wie eine Befreiung", erinnert sich Stroman, "jeder tanzte fantastisch. Sascha und Amanda fügten in die Rhythmen noch ein paar coole Ballett-Schritte ein, und irgendwie machte das ihr Duett noch verführerischer, was auch die Liebe von Charlie zu Jody gut zur Geltung bringt, von der sie zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nichts ahnt."

Kaum war man mit dem Salsa-Club fertig, ging es auch schon weiter nach Williamsburg in Brooklyn, wo die Außenaufnahmen vor dem Club gedreht wurden ebenso wie das Innenleben von Cooper Nielsons Loft. Die Dreharbeiten kehrten danach wieder zurück ans Lincoln Center, wo sich das Team zweieinhalb Wochen lang im New York State Theater einnistete, um zwei der wichtigsten Szenen des Films zu drehen.

Der amerikanische Architekt Philip Johnson designte das State Theater nach den Vorstellungen von George Balachine und Lincoln Kirstein, den Gründern des New York City Ballets. Insofern ist das Haus perfekt für Ballett-Aufführungen, sowie als Heim für das City Ballet und die New York City Opera.

Die erste Sequenz, die in den Sälen gefilmt wurde, war die alljährliche Wohltätigkeits-Gala der American Ballet Company. Gefolgt sogleich von der Workshop-Aufführung, die in Center Stage den Höhepunkt markiert. Eine ganze Woche arbeitete Hytner an dieser Sequenz, wobei er beide Ballett-Szenen gleichzeitig in Angriff nahm. Morgens drehte er Jonathans romantische Choreografie zur Musik von Rachmaninows Klavierkonzert Nr.2 und nachmittags wurde Coopers Auftritt im Modern Ballet-Stil gedreht, was den übrigen Tänzern eine verdiente Ruhepause gönnte.

Coopers Ballett ist ein künstlerisches Gleichnis zum Liebesdreieck des Films - zwei junge Männer lieben dieselbe Frau, das tatsächlich von den betroffenen Charakteren getanzt wird. "Hytner und ich haben sehr viel über Coopers Ballett geredet", erinnert sich Stroman, "Für ihn war es das Wichtigste, dass dieser Auftritt sich total abheben sollte von der klassischen Vorstellung Ballett. Dadurch und wegen der zeitgenössischen Musik wird dieser Auftritt auch für Zuschauer zugänglich, die sonst überhaupt nichts mit Ballett anfangen können."

Stroman weiter: "Für die Choreografie dazu habe ich mich ganz und gar in Coopers Figur hineingelebt. Obwohl er ein technischer Perfektionist ist und eigentlich vom klassischen Ballett kommt, will er mit diesem Stück seine Kunst erweitern. Das war für mich der Ausgangspunkt."

Hytner hält Coopers Ballett für die ehrgeizigste Sequenz im Film. "Das Cooper-Jody-Charlie-Dreieck wird darin entwickelt, erfahren und schließlich aufgelöst in einer Menage à trois, die Cooper eigentlich im Sinn hatte: Cooper-Kathleen-Jonathan. Der ganze Film wird in diesen zehn Minuten puren Tanzens noch einmal aufgerollt. Ich glaube fest an Tanz als narratives Medium, deswegen war es auch so spannend mit Susan Stroman solch ein Ballett zu kreieren und es für den Film umsetzbar zu machen."

"Es war eine großartige Erfahrung mit Susan Stroman und Christopher Wheeldon arbeiten zu dürfen," so Hytner weiter, "ich beneide sie um ihr Talent." Aber Hytners Bewunderung beschränkt sich nicht nur auf die Choreografen. "Mit Amanda Schull haben wir ein wahres Talent entdeckt", schwärmt der Regisseur, " sie ist eine sehr natürlich wirkende Schauspielerin und eine Tänzerin voller Gefühl. Und Ethan Stiefel verblüffte mich mit jedem Tag mehr. Seine Anmut, sein Einfühlungsvermögen und seine physische Präsenz wird nur noch von seinem Streben nach Perfektion übertroffen."

Für seine Rolle musste sich Stiefel an eine ganz neue Vorgehensweise bei der Arbeit gewöhnen: "Bei einem Ballett-Auftritt tanzt du vor 3000 Menschen im Zuschauersaal auf den großen Moment, den Höhepunkt zu. Vor der Kamera bestand für mich die Umstellung vor allem darin, nicht demonstrativ auf etwas zuzusteuern, sondern einfach den Dingen ihren Lauf zu lassen."

Die Aufnahmen im New York State Theater erstreckten sich auch über die Umkleidegarderoben, die Seitenflügel während diverser Aufführungen, den Zuschauersaal und viele Flure. Hytner drehte auch zwei Sequenzen auf der weitläufigen eleganten Promenade vor dem Theater, die einer der schönsten Plätze New Yorks ist.

Nach zwei Wochen Dreharbeit verließ das Team endgültig das Lincoln Center und zog südlich nach SoHo. Hier, in den Trainingsräumen der Paul Taylor Dance Company, inszenierte Hytner die pulsierene, sexgeladene, hochathletische Broadway-Tanzklasse von Jody. Auch für diese Tanz-Szenen zeichnet Stroman verantwortlich, die somit einen schönen Kontrast zwischen der disziplinierten Ballettwelt und der des freieren Broadway Jazz-Tanzes kennzeichnen. "Stiefel fühlte sich hier ganz zuhause", weiß Stroman zu berichten. "Er ist ein wundervoller Tänzer, besonders durch seine phänomenale Technik, seine graziöse Haltung und seinen klassischen Stil, aber er konnte sich auch nahtlos in den Broadway-Stil einfügen. Er hat einfach Rhythmus im Blut."

Als die Szenen im Broadway Tanzstudio fertiggestellt waren, ging es auf einer Studiobühne in Williamsburg weiter. Denn dort war inzwischen das entstanden, was man getrost das Herz einer jeden Ballett-Akademie nennen kann: Der große Trainingssaal. In Center Stage hat er riesige Ausmaße: 117 x 146 Meter, mit Spiegeln auf der einen und Fenstern auf der anderen Seite. Zwar dienten als Vorbild der Probesaal des New York City Balletts und das Studio der Juilliard School, doch trotz der authentischen Wiedergabe wurden auch die räumlichen Bedürfnisse eines Filmteams berücksichtigt.

"Die Bauten für das Ballett-Studio hielten wir sehr spartanisch"; erklärt Ausstatter David Gropman. "Wir wollten klare Linien in monochromen Farben wie Weiß und Grau. Hytner hatte dafür eine sehr klare Ansage: Nichts sollte das Auge ablenken. Die Attraktion in diesem Raum sollten die Tänzer und ihre Bewegungen sein."

Mehr als alle anderen Sets symbolisiert das Studio die Abgeschiedenheit der Welt des Tanzes. Dieser Raum enthält genau zwei wichtige Elemente für Rituale der Tänzer: Die lange Ballettstange, an der sie ihre täglichen Übungen vollführen, was zum ABC eines jeden Eleven gehört und der große Spiegel, vor dem sie ihre Fortschritte überprüfen und perfektionieren.

Ballett ist eine sehr anspruchsvolle und anstrengende Kunst. Das Training der Studenten kann man ohne Weiteres mit dem von Olympia-Athleten vergleichen. Darüber hinaus streben sie auch nach physischer Perfektion, und das nicht nur um der Schönheit willen, sondern auch, um die Ausdruckskraft ihrer Kunst zu verbessern. Alle an diesem Film beteiligten Tänzer, von Stiefel, über Schull und Radetsky bis hin zum Corps de Ballet wärmten sich jeden Tag für die Filmaufnahmen mit vielen Übungen auf, manche sogar schon von 5 Uhr morgens an.

Ein besonders eindrucksvolles Element der Ballett-Studio-Ausstattung war ein riesiger Prospekt, der außen vor den Fenstern angebracht war. Dieser Prospekt, mit den Ausmaßen von 347 x 97 Metern zeigt die südwestliche Perspektive auf New York, inklusive Skyline, Empire State Building und einem Stück vom Hudson River.

"Gropman hat das Studio 36 Meter über dem Boden eingerichtet. Wir mussten Treppen und steile Rampen hinaufklettern, um dorthin zu gelangen. Schaute man aber aus dem Fenster des Studios auf den Prospekt, dann fühlte man sich wie auf dem Dach des Studios", meint Geoffrey Simpson dazu, "für mich als Kameramann stellte das ein Problem dar, denn nach Hytners anfänglichen Beschreibungen sollte es eine Szene geben, in der die Tänzer tatsächlich vom Dach aus die Skyline New Yorks bewundern sollten."




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