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The Green Mile
Produktionsnotizen
Filmemacher Darabont gelang das Kunststück, Stephen Kings
sechsteiligen Roman in nur acht Wochen in ein kompaktes Drehbuch
umzusetzen, im übrigen dieselbe Zeitspanne, in der er seine
Drehbuchadaption von "Die Verurteilten" schrieb.
Ausstattung
Schon kurz danach konnten Darabont und sein Team Fuß auf
das detailgetreu angelegte Set des Todeszellentraktes setzen.
Produktionsdesigner Terence Marsh hatte bereits Darabonts Gefängnisdesign
für "Die Verurteilten" realisiert und
war auch hier wieder der ideale Mann. Aber im Unterschied zu
dem riesigen Block mit 200 Zellen, den er für "Die
Verurteilten" entworfen hatte, besteht Marshs "Green
Mile" aus nur acht Zelleneinheiten.
Darabont: "Wenn irgendwer bei dieser Produktion eine Preis-Nominierung
für seine Arbeit verdient, dann ist es Terence Marsh. Es
gibt keinen einzelnen Innenraum, mit der kleinen Ausnahme des
Büros des Direktors, der nicht komplett neu entworfen wurde
und bei dem von Null mit dem Aufbau angefangen werden musste
- inklusive jeder Nut, jedes Bolzens und jedes verfransten elektrischen
Kabels.
Und es gab keinen einzigen Außendrehort, der für
unsere Filmzwecke nicht völlig verwandelt wurde. Als Stephen
King zum ersten Mal das Set mit dem Zellenblock betrat, sagte
er, es sei als hätte man ihn in seiner eigenen Gedankenwelt
ausgesetzt. Es sei wie ein Spaziergang im Land seiner eigenen
Phantasie. Wenn das der Autor der Romanvorlage sagt, ist das
wohl das höchste Lob, das man bekommen kann."
"Frank und ich sind wohl auf Gefängnisfilme spezialisiert",
witzelt Marsh. "Naja, was das Design dieses Filmes angeht,
hatten wir es ja hauptsächlich mit begrenzten Räumlichkeiten
zu tun. Da sind nur die Jungs im Todestrakt, der die ,grüne
Meile' genannt wird. Bei Die Verurteilten hatten wir
ja auch noch die Außenanlagen, und man hatte einen Eindruck
von dem Gesamtgefängnis, mit der ganzen Umgebung und so
weiter."
Drehortsuche und Todesblöcke
Bei der Suche nach Drehorten führten die Location-Scouts
Marsh und Regisseur Darabont zum mittlerweile geschlossenen Staatsgefängnis
von Tennessee, das sich die beiden bereits 1993 einmal angesehen
hatten. Damals hatte Darabont es als Drehort für "Die
Verurteilten" in Betracht gezogen, sich dann aber schließlich
für die gotische Architektur der Besserungsanstalt von Mansfield,
Ohio, entschlossen, von der inzwischen große Teile nicht
mehr existieren.
Das alte Staatsgefängnis von Tennessee dagegen ist inzwischen
selbst zu gewisser Berühmtheit gekommen, nachdem es als
Drehort für Hollywood-Produktionen wie den HBO-Film "Against
The Wall" (für den man es rot anstrich)
und Bruce Beresfords "Last Dance" mit Sharon
Stone diente.
Während der Woche, in denen das "Green Mile"-Produktionsteam
hier drehte, sahen sich viele der Besetzung und der Crew das
alte Gefängnisgebäude mit dem Todestrakt an, die sogenannte
Unit 6, ein niedriger, einstöckiger Mauerbau, der an das
Hauptadministrationsgebäude grenzt. Unter den vielen Verurteilten,
die im Laufe der Jahre hier einsaßen, war unter anderem
auch der berüchtigte James Earl Ray.
Marsh und Darabont schauten sich auch etliche andere Gefängnisse
im Süden der USA an, um eine Vielzahl der Todesblocks zu
sehen, von denen die meisten "diese sprichwörtlichen
engen Korridore mit niedrigen Decken und diesen kleinen Boxen
an der Seite waren. Von einem optischen Standpunkt aus waren
sie nicht besonders interessant".
"Wir versuchten, dem Ganzen unsere eigene Vorstellung von
Raum und Design zu verpassen", sagt Marsh. "Einen Sinn
für Geschichte. Einen Sinn für Geheimnisvolles, in
gewisser Weise. So entschlossen wir uns für die länglichen,
kathedralenartigen Fenster, denn es gibt ein sehr mystisches
Element in diesem Film, ein übernatürliches Element,
das wir in Die Verurteilten nicht hatten. Das gab uns
hier eine Menge neuer Möglichkeiten."
Elektrische Stühle
Marshs Set-Design beinhaltete auch ein besonders grimmiges Stück,
das an die unheimliche Atmosphäre der Geschichte erinnerte
- den gespenstischen Nachbau eines aus Mahagoni und Kupfer gefertigten
Elektrischen Stuhles. Er ist eine Mischung verschiedener Ausfertigungen,
über die Marsh Nachforschungen im New Yorker Sing Sing Gefängnis
sowie in Anstalten in Alabama, Louisiana, Tennessee und Georgia
angestellt hatte. Marsh und sein künstlerischer Leiter liehen
sich Charakteristika der einzelnen Stühle, um so ihr ganz
eigenes Todesinstrument zu entwerfen. Sie bauten drei Stühle
für den Film.
"Die Gefängnisanstalten, die wir uns ansahen, haben
ihre Stühle in vielen Fällen aufbewahrt und erhalten",
erinnert sich Marsh. "Es ist ziemlich grauenerregend, diese
ganze Idee der Exekution, ganz zu schweigen vom Tod durch Elektroschock.
Was wir dann bauten, ist interessant und ziemlich furchteinflößend,
aber basiert nicht auf einem ganz bestimmten Stuhl. King hat
ihn in seinem Buch sehr gut beschrieben."
Dreharbeiten
Zusätzlich zu den Dreharbeiten im Gefängnis, hatte
die Crew auch mehrere Außendrehtage in Middle Tennessee,
darunter in Shelbyville, Lewisburg, Nolensville, Williamsport
und am Caney Fork River, von denen viele rund hundert Kilometer
von der Hauptstadt entfernt waren. Außerdem verbrachten
die Filmemacher kurze Zeit in Blowing Rock in North Carolina,
wo die Außenaufnahmen für das Altenpflegeheim vom
Anfang und Ende des Filmes entstanden.
Weil die Geschichte in Lousiana spielt, engagierte man einen
der besten Sprachtrainer im Filmgeschäft, damit die Schauspieler
den entsprechenden Akzent exakt einstudieren konnten: Die erfahrene
Sprachtrainerin Jessica Drake arbeitete dabei zum wiederholten
Mal mit Tom Hanks (dem sie bei seinem Alabama-Dialekt in "Forrest
Gump" zur Seite stand) sowie Gary Sinise zusammen,
der zwei Tage in einer kleinen Cameo-Rolle als Coffeys Verteidiger
vor der Kamera stand.
Kostüme
Für Kostümbildnerin Karyn Wagner lag der Schwerpunkt
natürlich auf der Kleidung. Da Kings Geschichte 1935 während
der Depression im Süden spielt, hatte sie klare Vorgaben
für ihre Arbeit, die sie wieder mit Regisseur Darabont zusammenbrachte,
für den sie bereits die Kostüme zu seinem HBO-Fernsehfilm
"Black Cat Run" (der von Darabont produziert
und von D. J. Caruso inszeniert worden war) entworfen hatte.
Sie ist außerdem eine ehemalige Klassenkameradin Darabonts,
die den damals jungen Filmemacher bei einer Produktion von "Hello,
Dolly!" an der Hollywood High kennengelernt hatte.
"Die Kleidung ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte",
erklärt Wagner. "Bei den Nachforschungen über
diese Periode sah sich Frank Bilder von Walker Evans an, diese
ganz bestimmte Art der Photographie der Depressionsära.
Das sollte die Grundlage dessen sein, was wir für den Film
entwarfen. Ich fand dann heraus, dass die meisten US-Gefängnisse
1935 keine Uniformen hatten; als einziges gab es das damals in
Sing Sing. Die meisten Gefängniswärter trugen entweder
Anzüge oder Khakikosen und Hemden."
Und sie fährt fort: "Frank und ich hatten eine lange
Diskussion über diesen Punkt. Das Publikum sollte vermittelt
bekommen, dass die Wächter die Autorität und die Insassen
die Gefangenen waren; es macht das Verhältnis zwischen Paul
und Coffey so viel bewegender. Also entschieden wir, unsere Wächter
in Uniformen zu stecken. Ich habe dabei ein bisschen was an Armee-Design
verarbeitet, ein bisschen aus Sing Sing und ein kleines bisschen
von der Polizeikleidung der damaligen Zeit."
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