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Der Himmel kann warten
Produktionsnotizen
Eine Freundschaft in der Kölner Comedyszene - Ein
unmöglicher Filmstoff
Um zu den Ursprüngen von Der Himmel kann warten
zu gelangen, muss man zehn Jahre zurückgehen. Damals begann
die aufstrebende Autorin und spätere Regisseurin Brigitte
Müller mit den Arbeiten an einem Stoff, der in der aufblühenden
Komikerszene Kölns angesiedelt sein und in dessen Mittelpunkt
Freundschaft stehen sollte.
Sie erzählt: "Freundschaft ist ein Thema, auf das
ich immer wieder zurückkomme, wenn ich frei schreibe. Ich
komme beispielsweise über die Trennung von einem Partner
leichter hinweg als über den Verlust eines Freundes. Ich
bin fest von einem Satz überzeugt, der im Film fällt:
Freundschaft ist die freiwilligste Form der Liebe und deshalb
auch die größte. Freundschaft ist viel weniger anfällig
als Liebe, die ja auch auf einer biochemischen Grundlage beruht.
Wenn man Glück hat, kann sie einen ein Leben lang begleiten.
Wenn ich mir überlege, was mich geprägt hat, dann waren
das zwei oder drei Menschen: meine Freunde."
Unmittelbarer Ausgangspunkt für die Geschichte war allerdings
eine Radiomeldung über einen älteren reichen Herren,
der verstorben war und sich einen Clown ans Grab wünschte.
Das Interesse der Autorin war sofort geweckt: "Dieses Bild
ließ mich nicht mehr los. Ich fand diese Art von Umgang
mit dem Tod absolut faszinierend. Um dieses Bild herum - ein
Clown steht am Grab und will eigentlich nur eine gute Performance
hinlegen - entwickelte sich dann langsam die Geschichte von Der
Himmel kann warten."
Je weiter die Arbeit fortschritt, desto weiter entfernte sich
Brigitte Müller von dem ursprünglichen Bild. Vielmehr
trat eine Geschichte in den Vordergrund, die sich auf sehr ungewöhnliche
Weise mit dem Thema Freundschaft befasste - ein Thema, das der
Autorin sehr am Herzen liegt, das aber mit dafür verantwortlich
war, warum eine ganze Dekade vergehen sollte, bevor der Stoff
mit der Münchner Sam Film endlich einen Produzenten fand.
Nicht von ungefähr ist Der Himmel kann warten
in der Komikerszene angesiedelt. In Köln gibt es lange schon
das Köln Comedy Festival, und natürlich ist hier auch
die Produktionsfirma Brain Pool ansässig, auf deren Konto
ein Gros der populären deutschen Comedyshows geht.
Brigitte Müller hat einen ganz eigenen Bezug zur Szene:
"Im Rahmen meiner Redaktionsarbeit bei einer Jugendsendung
des WDR Hörfunks habe ich mich sehr intensiv mit dem Comedythema
beschäftigt. Damals fing das alles gerade richtig an. Rüdiger
Hoffmann oder Helge Schneider, die damals noch völlig unbekannt
waren, habe ich beispielsweise in die Sendung eingeladen. Deshalb
habe ich diese Entwicklung mit Interesse und großer Faszination
mitverfolgt."
Mit dem ersten Exposé von Der Himmel kann warten
machte sich Brigitte Müller zu Beginn der 90er Jahre erstmals
auf die Suche nach interessierten Produzenten - und hatte wenig
Erfolg. Sie berichtet: "Das Comedythema war nichts, was
in diesen Tagen großartig unter den Nägeln brannte.
Und auch die Freundschaftsgeschichte kam nicht so richtig an.
Man wollte damals vor allem Lovestorys. Wenn schon starke Gefühle,
dann musste es schon eine Liebesgeschichte sein. Das war eine
der Reaktionen, die ich immer wieder zu hören bekam."
Auch das Beharren von Brigitte Müller, dass sie bei der
Verfilmung des Projekts unbedingt auch Regie führen wollte,
stieß von Produzentenseite auf wenig Gegenliebe. "Ich
habe in der Zwischenzeit mehr als 50 verfilmte Drehbücher
- ausschließlich fürs Fernsehen - geschrieben, und
nahezu alle sind von anderen Regisseuren umgesetzt worden",
erzählt die Autorin. "Häufig waren das Dramastoffe.
Oft war ich mit den Verfilmungen nicht sehr zufrieden und fühlte
mich missverstanden. Oft hatte ich viel Herz in die Zeichnung
der Figuren und ihre Psychologie gelegt. Beim fertig gestellten
Produkt hatte ich dann das Gefühlt, dass davon nicht allzu
viel rüberkam."
Diese Enttäuschung brachte Brigitte Müller dazu, sich
immer intensiver mit der Filmregie auseinanderzusetzen. Sie arbeitete
als Requisitenhilfe, besuchte die gängigen Regieseminare,
las Bücher zum Thema und war auch bei den Verfilmungen ihrer
Stoffe hautnah dabei. Schließlich sammelte sie erste Regieerfahrungen
bei einzelnen Serienepisoden, die ihr die Gewissheit gaben, dass
sie einen zutiefst persönlichen Stoff wie Der Himmel
kann warten nicht aus der Hand geben würde. Lieber
sollte die Geschichte gar nicht realisiert werden...
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