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Johanna von Orleans
Details
WARNUNG: Diese Seite beschreibt die Historie der Johanna
von Orleans und verrät viele Ereignisse des Films. Wenn die
Spannung erhalten bleiben soll - erst ansehen, dann lesen.
Frankreich durchlebt das dunkelste Kapitel seiner Geschichte.
Henry V, König von England, und Charles
VI, König von Frankreich, unterzeichnen 1420 den Vertrag
von Troyes, der festlegt, dass das Königreich
Frankreich nach dem Tode des französischen Königs an
England fällt. Beide Könige sterben 1422.
Als Henry VI zum neuen König von England gekrönt wird, ist er
erst wenige Jahre alt. Der französische Thronfolger
Charles VII will sein Königreich nicht an ein Kind abtreten.
Es entbrennt ein blutiger Krieg, in dessen Verlauf englische
Truppen unterstützt von den Burgundern
nach Frankreich eindringen. Die Loire wird zur "natürlichen"
Grenze zwischen den verfeindeten Parteien.
Der Dauphin Charles VII flieht nach Chinon und träumt davon,
sich in der Kathedrale von Reims zum
rechtmäßigen König von Frankreich krönen
zu lassen. Doch Reims befindet sich in der Hand der Engländer.
(Der Dauphin ist der älteste Sohn eines Königs in Frankreich)
Dies ist der geschichtliche Hintergrund für die Legende
der Johanna von Orléans, der großen
französischen Heldin des Mittelalters.
Kindheit
Johanna wird um 1412 als jüngste Tochter eines Bauern in
Domremy geboren. Als Achtjährige (Jane Valentine)
ist sie bereits ein eigenwilliges Kind, das bis zu dreimal am
Tag zur Beichte geht. Als ihr Pfarrer
sie nach den Gründen für ihren häufigen Kirchgang
fragt, antwortet sie in aller Unschuld, sie könne
nur in der Kirche mit IHM in Ruhe reden. ER sei vom Himmel geschickt
und ER gebe ihr immer gute
Ratschläge: Das junge Mädchen hört Stimmen und
hat seltsame Visionen, in denen ihr ihr Gewissen in
personifizierter Form (Timothee Grimblat) erscheint.
Als sie eines Tages nach einem Ausflug auf die umliegenden Felder
in ihr Dorf zurückkehrt, wütet ein
blutiges Gemetzel. Die englische Soldateska ist eingefallen,
zündet Häuser an und massakriert die
Bewohner. Johanna rettet sich mit ihrer älteren Schwester
Catherine (Joanne Greenwood)
in ein Haus. Catherine kann die Kleine gerade noch in einem
Schrank verstecken, bevor sie selbst vor den entsetzten
Augen Johannas getötet und post mortem vergewaltigt wird.
Nach der Verwüstung des Dorfes durch
die Engländer schickt der Vater Johanna zu entfernt wohnenden
Verwandten. Die Kleine steht noch immer
unter Schock und macht sich starke Vorwürfe, dass ihre
Schwester ihr Leben für sie geopfert
hat. Ein Priester versucht sie zu beruhigen, indem er sie glauben
macht, sie sei von Gott für etwas Besonderes im Leben vorbestimmt ...
Der Weg
Einige Jahre später macht sich die junge Johanna (Milla Jovovich),
die weder lesen noch schreiben kann,
in Männerkleidern auf und reitet nach Chinon zum Dauphin Charles
VII (John Malkovich). Sie ist überzeugt
davon, von Gott auserwählt zu sein, um Charles zur Krone zu
verhelfen.
Ihre Botschaft an den Dauphin
wird verlacht. Es scheint unvorstellbar, dass ein Bauernmädchen
eine Armee fordert, um den französischen
Thron zu sichern. In Chinon will man die "Jungfrau von Lorraine"
zunächst nicht empfangen, man fürchtet, sie sei
eine Spionin oder Attentäterin, eine Hexe, eine Zauberin
oder gar ein Werkzeug des Teufels.
Während die königlichen Berater dagegen sind, dass der Dauphin Johanna
empfängt, plädiert seine Schwiegermutter
Yolande d'Aragon (Faye Dunaway) dafür.
Das Bauernmädchen sei bereits für
seine Prophezeiungen beim Volk bekannt und könne Charles
vielleicht hilfreich sein. Der Dauphin
solle herausfinden, ob das Mädchen wirklich ein Bote Gottes
oder nur eine Betrügerin sei.
Umgeben von seinen adeligen Getreuen La Hire (Richard Ridings),
dem tapferen Hauptmann Alencon (Pascal Gregory), seinem
königlichen Cousin und Marschall des Landes Gilles de
Rais (Vincent Cassel) und seinem Freund
und besten Bogenschützen Jean d'Aulon (Desmond Harrington, rechts)
entscheidet Charles, dass der letztgenannte Johanna zum Test
als Dauphin präsentiert werden soll.
Johanna durchschaut das Verwirrspiel:
Sie erkennt den wahren Dauphin und fleht ihn
um eine Unterredung unter vier Augen
an. Vor den skeptischen Blicken der Menge zieht sich Charles
mit ihr zurück.
Johanna berichtet ihm von Visionen aus
ihrer Kindheit, als ER Johanna das erste Mal erschien und ihr
auftrug, Frankreich in Gottes Hände
zurückzuführen und Charles VII zur Krönung nach
Reims zu geleiten.
Charles schenkt Johanna Vertrauen. Das
Mädchen verlangt ein Schwert, ein Schlachtroß, eine
Rüstung und ein eigenes Banner sowie einen Schreiber, um einen
Brief an den englischen König aufsetzen zu lassen, indem
sie ihn bittet, seine Truppen zurück nach England
zu führen.
Der Höfling La Trémouille (Christian Erickson)
hält es für lächerlich,
einem Mädchen die französischen Truppen zu unterstellen
und fordert zum Beweis von Johannas Rechtschaffenheit, ihre Jungfräulichkeit
zu überprüfen. Diese wird im Rahmen einer feierlichen
Untersuchung bestätigt.
Die Soldaten
Bei den französischen Soldaten macht
die Kunde, dass eine Frau sie im Kampf gegen die Engländer
befehligen soll, schnell die Runde. Charles' Halbbruder
Graf Dunois (Tchéky Karyo, Mitte), Anführer der Soldaten,
amüsiert sich über die Vorstellung einer kämpfenden Frau
in Kleidern, doch als Johanna in weiß-glitzernder Rüstung
hoch zu Roß im Lager eintrifft, flößt ihre Erscheinung
den Soldaten Respekt ein. Während De Rais, Dunois, La Hire
und Aulon einen umfangreichen Schlachtplan entwickeln
wollen, beharrt Johanna darauf, beim Vorgehen gegen die Engländer
ihrer Intuition zu folgen.
Das Mädchen bezeichnet sich als
"Trommel", auf der Gott seine Botschaften übermittelt. An
die Engländer diktiert Johanna einen
Brief, in dem sie den englischen König auffordert, die Belagerung
Orléans zu beenden, bevor die englischen Truppen
in einer blutigen Schlacht vernichtet werden. Die Engländer
verlachen Johanna und lassen das ihnen gesetzte Ultimatum verstreichen.
Die Schlachten
Die Schlacht beginnt. Während der
ausgeklügelte Schlachtplan der französischen Strategen
wenig erfolgreich ist, folgt Johanna ihrer Intuition und reitet
zu dem Ort, den ihr die göttliche Stimme als richtigen Angriffsort
empfohlen hat. Dort entbrennt eine wilde
Schlacht, im Verlauf derer sich die Engländer geschwächt
zurückziehen.
In einer Kampfpause versucht Johanna
nochmals, die Besatzer zum Rückzug zu bewegen, doch abermals
erntet sie nur Hohn und Spott von den Engländern.
Wieder werden auf beiden Seiten Soldaten und Wurfmaschinen in
Stellung gebracht, Kanonenkugeln aufgeschichtet, Pfeile
in die Armbrust gelegt, Brandpfeile abgeschossen.
Die Schlacht beginnt aufs Neue und erneut
kommt es auf beiden Seiten zu schrecklichen Verlusten. Johanna
läßt sich nicht zurückhalten, auf die Mauer
der Befestigungsanlage zu steigen. Dabei wird sie von einem Pfeil
getroffen und schwer verwundet. Doch zum Erstaunen
der französischen Soldaten erwacht sie schnell wieder aus
ihrer Ohnmacht, reißt sich zum Entsetzen aller den Pfeil selbst
aus der Brust und will sich zurück in den Kampf stürzen.
Erst als ihr die Noblen versprechen, in die Schlacht zurückzukehren
und für sie weiterzukämpfen kommt sie zur Ruhe.
Die Engländer beschimpfen die französischen
Truppen und verhöhnen sie, ohne "die kleine Jungfrau" nichts
zu taugen. Zwischen Dunois und Aulon kommt es zum
Streit: Dunois will zum Rückzug blasen lassen, Aulon will
weiterkämpfen, weil er es Johanna so versprochen hat. In
kurzer Zeit hat sich das Mädchen bei den französischen
Soldaten eine solche Achtung errungen, dass ihr viele sogar
"durch die Hölle folgen" würden.
Zweifel
Als Johanna am nächsten Morgen trotz
ihrer Verletzung die Soldaten zum Weiterkämpfen animiert,
beginnt erneut eine blutige Schlacht. Mitten im Gemetzel
hört Johanna wieder eine Stimme, doch diesmal fragt diese
sie, was sie angerichtet habe. Es ist ihr Gewissen
(diesmal durch Dustin Hoffman verkörpert),
das ihr die Blutrünstigkeit der Schlacht vor Augen führt.
Die Franzosen gehen zwar siegreich aus dem Kampf hervor, doch
Johanna begreift, dass, wo so viel Blut geflossen ist,
man kein Glücksgefühl empfinden
kann. Sie erkennt, dass sie sich den Sieg über die Engländer
mit Tod und Leid erkauft hat. Als einer der französischen
Soldaten einen Engländer töten will, um dessen Zähne
zu erbeuten, wird ihr die ganze Grausamkeit der Schlacht bewußt.
Verzweifelt verlangt sie nach einer Beichte, um vor Gott ihre
Schuld einzugestehen.
Als die Engländer sich erneut zum
Angriff sammeln, reitet Johanna abermals den feindlichen Truppen
entgegen und fleht sie an, sich zurückzuziehen,
um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Und tatsächlich:
Die englischen Truppen ziehen sich zurück. Die legendäre
Schlacht von Orléans ist endgültig gewonnen.
Nach der Befreiung von Orléans wird in Reims
die Krönung des Dauphin Charles VII feierlich begangen.
Der neue französische König läßt
sich von seinem Volk feiern.
Doch der Krieg gegen die englischen Truppen
geht weiter. Vor Paris kämpfen Aulon, La Hire und de Rais
an Johannas Seite weiter für die Freiheit Frankreichs,
während der frischgekrönte König Charles nur noch
wenig Interesse hat, die kostspieligen Kämpfe gegen die
Engländer zu unterstützen. Er hat sein Ziel, die Krone
Frankreichs, erreicht und ist damit zufriedengestellt. Auch Yolande
d'Aragon, die Schwiegermutter Charles' rät dem König
von einer weiteren Unterstützung Johannas ab. Orléans
war ein Wunder, Paris ein Desaster, urteilt sie.
Intrigen
Ohne weitere militärische Unterstützung
ist der von Johanna geführte Befreiungskampf gegen die Engländer
zum Scheitern verurteilt. Zwischen Charles
VII und Johanna kommt es zur Auseinandersetzung, denn Johanna
ist überzeugt davon, in Gottes Namen den Befreiungskampf
Frankreichs weiterführen zu müssen. Obwohl seit längerer
Zeit schon keine Stimmen mehr zu ihr gesprochen haben,
ist Johanna weiterhin der festen Überzeugung, dass Gott
seinen Willen durch sie bekannt gibt.
Währenddessen intrigieren Yolande
d'Aragon und La Trémouille beim König gegen Johanna.
Gegen alle Ratschläge ihrer Anhänger kämpft Johanna in
der Schlacht vor Compiègne, bei der sie von den Truppen
des Herzogs von Burgund (Michael Jenn) gefangengenommen wird.
Im Gefängnis erscheint ER ihr endlich wieder. Doch ER -
Johannas Gewissen (Dustin Hoffman, Foto) - spendet ihr
diesmal keinen Trost, sondern stellt ihre Berufung und ihren
Gottesauftrag in Frage.
Der Herzog von Burgund besucht Johanna
im Gefängnis, demütigt sie und droht, sie an die Engländer
zu verkaufen, wenn Charles kein Lösegeld für Johanna
zahlt. Inzwischen hat Aulon 10.000 Goldkronen bei den Hauptleuten
der Armee und den Bürgern von Orléans gesammelt,
um Johanna freizukaufen.
Anklage
Doch bevor Johanna von ihren Freunden
ausgelöst werden kann, wird sie von der katholischen Kirche
der Ketzerei und Hexerei angeklagt und festgenommen. Den Vorsitz
der Verhandlungen führt Pierre Cauchon (Timothy West),
der Bischof von Beauvais, einem weiterhin von den Engländern
kontrollierten Landabschnitt.
Während der Verhandlung wird Johanna
hart zugesetzt, man befragt sie nach ihren Visionen und ihrem
Glauben in die katholische Kirche. Zwischenzeitlich
quälen Johanna erneut Begegnungen mit ihrem Gewissen, das
ihr vorwirft, getötet zu haben und dadurch ihren Glauben an ihre
göttliche Berufung schwer erschüttert. Zunehmend verliert
Johanna die Hoffnung auf Befreiung, zumal den
geistlichen Anklägern der Wille
fehlt, die Motive ihres Handelns verstehen zu wollen.
Eine Reihe von Vorwürfen belasten Johanna
schwer: Die Tatsache, dass sie Männerkleidung getragen und
ihr Haar abgeschnitten hat, um sich nicht von
den Soldaten zu unterscheiden, gelten als verrufen. Ihre Visionen
werden als Beeinflussungen des Teufels abgetan.
Am schwersten wiegt jedoch der Vorwurf, dass sie sich nicht der
irdischen Gerichtsbarkeit der Kirche unterwerfen will.
Johanna soll schriftlich ihrem Irrglauben
und all ihren ketzerischen Gedanken abschwören. Gelockt
von der Hoffnung, endlich eine Beichte ablegen zu dürfen,
unterzeichnet Johanna, was die Geistlichen von ihr verlangen.
Doch die versprochene Freiheit erlangt Johanna
damit nicht wieder.
Nachdem der kirchlichen Gerechtigkeit durch
ihr Bekenntnis genüge getan ist, wird Johanna den
Engländer übergeben, die sie am 30. Mai 1431 auf dem
Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
Sie war 19 Jahre alt. Fünfhundert Jahre später wird Johanna von
Orléans vom Vatikan in Rom heilig gesprochen.
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