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Marlene

Interview mit Joseph Vilsmaier

Wie sind Sie auf das Projekt MARLENE gestoßen?

Ich habe eines Tages einen Anruf von Katharina Trebitsch und Jutta Lieck-Klenke erhalten. Dass die beiden ausgerechnet auf mich zu kamen, hat sicher etwas mit meinem letzten Film "Comedian Harmonists" zu tun.

Für solch ein Projekt muss man eine Epoche "riechen" können. Man muss wissen, wie es damals ausgesehen hat bzw. ausgesehen haben könnte. Da war es sicherlich ein Vorteil, dass ich selbst ein Kriegskind bin.

Stimmt es, dass Sie die Dietrich noch live erleben durften?

Szene [600] [1024] (Szene mit Katja Flint) Ich habe damals bei der Bavaria gerade frisch angefangen, das war Ende der Sechziger Jahre, und irgendwann hieß es: die Dietrich ist da. Sie hat dort eine Show aufgezeichnet. Ich habe mich dann in die Halle, die hermetisch abgeriegelt war, 'reingestohlen und da stand diese Frau. Ich kann mich noch erinnern, dass sich die Leute anders bewegt haben, beim Anblick dieser Diva.

Wie haben Sie sich auf das Abenteuer MARLENE vorbereitet? Haben Sie sich alle Dietrich-Filme angesehen?

Ja, einige, und ich habe auch sämtliche Biografien gelesen. Dort tauchen sehr viele widersprüchliche Dinge zu ihrer Person auf. Trotzdem konnte man sich auf diese Weise ein Bild von Marlene Dietrich machen. Sie war unglaublich professionell, und sie hatte eine wahnsinnige Disziplin.

Einmal nahm sie es in Kauf, acht Stunden lang zu stehen, nur weil jede Perle ihres Kleides auf dem Körper richtig sitzen musste. Allein die Tatsache, dass sie sich die letzten zehn Jahre eingesperrt hat, um den Mythos, zu dem sie geworden war, nicht zu zerstören, zeigt ihre innere Kraft.

Welchen Stellenwert nimmt Marlene Dietrich Ihrer Meinung nach heute ein?

Im letzten Jahrhundert war sie auf jeden Fall der einzige deutsche Weltstar. Es gab keinen anderen. Was manche ihr übel nehmen, ist, dass sie nicht nach Deutschland zurückgekommen ist.

Sie war zwar kein politischer Mensch, aber sie hat ganz genau zwischen Deutschen und Nazis unterscheiden können. In einem Brief hat sie einmal geschrieben, dass sie nun amerikanische Staatsbürgerin sei und mit ihrem Heimatland nichts mehr zu tun habe.

Auf der anderen Seite muss man sich einmal vorstellen, was sie für einen Mut gehabt hat, als sie 1937 nach Österreich gefahren ist, um dort die Leute von der Reichskulturkammer zu empfangen. Sie war eine ganz starke Persönlichkeit.

Marlene, der Film, steht und fällt mit seiner Hauptdarstellerin Katja Flint...

Absolut, genau so sehe ich das auch. Katja war an jedem Drehtag anwesend. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt, ohne viele Worte und ohne dass einer den anderen hätte aufbauen müssen.

Für mich war sie wie eine Verbündete und ich glaube, so hat sie das auch gesehen. Wenn einmal Meinungsverschiedenheiten mit anderen Schauspielern auftauchten, haben wir immer gewusst, dass wir diese früher oder später gemeinsam aus dem Weg räumen würden.

Ein nicht unwesentlicher Teil der Dreharbeiten fand an Originalschauplätzen in Los Angeles statt.

Wir haben rund drei Wochen in Amerika gedreht. Wir haben ein 40-köpfiges Team aus Deutschland mitgebracht, dazu kamen dann noch 30 Amerikaner. Die Zusammenarbeit war richtig klasse. Ich hatte es mir wesentlich komplizierter vorgestellt.

Gerade bei den Amerikanern habe ich sehr schnell gemerkt, dass sie es besonders gut machen wollten. Ein Beispiel: Wir hatten einen Oldtimer, und da gab es einen, der sich um das Auto gekümmert hat und es ständig mit einem Leder poliert hat. Mit einem derartigen Übereifer, dass ich einmal sagen musste: "Lass' es gut sein, das Auto kann ruhig ein bisschen dreckig sein."

War es ein besonderes Gefühl, auf dem altehrwürdigen Gelände der Paramount-Studios zu drehen?

Ich glaube, dass wir sogar die erste deutsche Produktion waren, die dort gearbeitet haben. Und allein der Name Marlene hat uns dort Tor und Tür geöffnet.

Wir haben am Wochenende gedreht und sie haben extra für uns rund 50 Trailer, die vor den Studiohallen geparkt waren, weggefahren.

In einer Halle stand technisches Equipment, das locker so viel gekostet hat wie unser ganzer Film. In Hollywood ist halt alles ein bisschen größer, professioneller und aufregender als bei uns. Manchmal kamen wir uns wie Ameisen vor, und die Amerikaner waren wie riesige Käfer.

Wie war das Verhältnis zwischen gebauten Sets und Originalschauplätzen?

Ich würde sagen, 50 zu 50. Was sagenhaft wirkt, ist Dietrichs Hollywood-Villa. Die Innenaufnahmen haben wir in den Babelsberg-Studios gedreht, die Außenaufnahmen wurden in Los Angeles gemacht. Das ging nahtlos ineinander über.

Gebaut wurde auch die Berliner Wohnung von Marlene, diesmal in der Bavaria. Das Heimatmuseum im österreichischen Gaschurn haben wir in eine Almhütte umfunktioniert. Die Kriegsepisode entstand auf einem Truppenübungsplatz in Nordrhein-Westfalen an der belgischen Grenze.

Sie fungieren bei Marlene wieder als Produzent, Regisseur und auch als Kameramann in Personalunion.

Ich liebe die Kameraarbeit einfach zu sehr. Bei Marlene habe ich mich natürlich wesentlich intensiver um die Schauspieler gekümmert, aber das Kamera-Schwenken habe ich mir nicht nehmen lassen. Das macht mir immer noch unheimlich viel Spaß. Außerdem entstehen dadurch manchmal Einstellungen, die so gar nicht geplant waren.

Wenn Marlene in den Kinos startet, wird alle Welt prüfen, ob Sie dem Mythos, der Legende im Film gerecht werden konnten. Verspüren Sie Erfolgsdruck?

Ich habe nie zu große Erwartungshaltungen, weil ich weiß, wie schwierig das Geschäft ist. Ich kann nur hoffen, den Nerv der Zuschauer getroffen zu haben. Ich bin selber ein ganz normaler Kinogänger, ich bin kein Nörgler.

Ich denke nicht intellektuell über 38 Ecken und komme dann zu einem Ergebnis. Jeder Film, auch der eigene, wirkt auf mich wie auf jeden anderen Menschen.




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