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The Million Dollar Hotel

Szenen aus dem Kriegsgebiet


Dreh vor Ort in Downtown Los Angeles

Gefilmt wurde sieben Wochen lang vor Ort in und um das Frontier Hotel an der Ecke von Main Street und Fifth Street. Manager T.S. Lafoe III, der als Problemlöser und Historiker der Produktion fungierte, erleichterte den Aufenthalt des Filmteams.

Schauspieler Richard Edson, der den Hotelbetreiber Joe spielt, formte seine Rolle nach dem Vorbild Lafoes. Lafoe bemerkt, daß die Herberge in ihrer Glanzzeit der Ort in Los Angeles war, in dem man wohnen mußte, und daß zu den werten Gästen immerhin Roosevelt, Eisenhower und Truman gehörten.

Szene [600] [1024] Heute werden die Zimmer für circa 300 Dollar im Monat vermietet. Der Preis hängt davon ab, ob das Zimmer einen Fernseher hat oder nicht. Die meisten Teppiche stanken nach Urin und/oder Marihuana. Manche lautstarken und streitlustigen Leute lärmten während des Drehs, doch andere liebenswürdigere, wenn auch ähnlich labile Bewohner, die sich oft mit einem privaten, wirren Slang verständigten, folgten dem Geschehen mit Interesse. Sie erboten sich, als Extras zu arbeiten oder für die Crew Botengänge zu machen.

Auf dem Weg von oder zu ihren Zimmern stolperten Familien aller ethnischer Gruppen am Set vorbei. Prostituierte und Transvestiten umkreisten nachts die Scheinwerfer. Die Crew gewöhnte sich alsbald an die Marotten der Nachbarn. Da war beispielsweise ein Bewohner, der vom Fenster auf die Feuerleiter urinierte, während darunter die Kameraausrüstung aufgebaut wurde. Oder der Mann, der sich regelmäßig an die Ecke stellte, um ununterbrochen "Zigaretten, Zigaretten, Zigaretten" zu rufen.

Eines Morgens, während draußen neben dem anliegenden Pornokino mit dem verlockenden Schild "peculias calientes" gefilmt wurde, kam einer der Kinobesucher heraus, lief dabei durchs Bild und ging lässig direkt an Wim Wenders vorbei. Beiläufig fragte ihn der unerschütterliche Regisseur: "Wie war der Film?"

"Natürlich war es das Hotel, das die Story überhaupt erst inspirierte. Ich sah mich in der Gegend um und inspizierte jedes andere Hotel, doch letztendlich kehrten wir zum Frontier Hotel zurück. Es gab keinen besseren Drehort für unsere Geschichte als den, wo alles seinen Ausgang genommen hatte. Wir drehten den gesamten Film im Hotelinneren und im Umkreis von einem Straßenblock. Das verlieh dem Film definitiv Authentizität und verankerte ihn in einer bestimmten Realität.

Manchmal war es ganz schön erschreckend. Wir wurden Zeuge von Polizei-Razzien, Schußwaffengefechten und Selbstmorden. Andauernd rückte die Ambulanz an, meistens handelte es sich dabei um Drogenfälle. Der Ort wimmelte nur so von Ratten, jedes nur vorstellbare Ungeziefer war vertreten. In vielen Gängen schlug uns ein grauenhafter Geruch entgegen. An manchen Zimmern konnte man nicht vorbeigehen, ohne daß einem richtig übel wurde", berichtet Wenders.

Nichtsdestotrotz besteht Wenders darauf, daß die Echtheit, die das Hotel dem Film verlieh, bei weitem die harten Umstände aufwog.

"Ich hätte den Film nicht im Studio drehen wollen. Das haben wir uns an einem bestimmten Punkt überlegt, doch dann wieder davon abgesehen. Ich habe befürchtet, daß der Film sonst zu theatralisch geworden wäre.

Wir haben uns lediglich erlaubt, eine eigene Lobby in die existierende hinein zu bauen. Die echte Lobby war wie ein Hauptbahnhof, ein gigantisches Teil, einfach viel zu groß für uns. Ein paar Stockwerke standen uns allein zur Verfügung. Die strichen wir neu und richteten sie als Zimmer unserer Figuren her. Wir filmten außerdem noch im Keller, in den Treppen, den Gängen und natürlich auf dem Dach", erläutert Wenders.

Während die meisten Bewohner den siebenwöchigen Aufenthalt der Filmcrew im Frontier Hotel mit Gelassenheit akzeptierten, waren einige wenige jedoch nicht so entgegenkommend. Bei den Außendrehs in der Nacht kam es schon mal vor, daß ein erboster Anwohner eine Flasche oder eine Handvoll Rasierklingen aus dem Fenster auf das Set warf.

Das ist die zu erwartende Gefahr, der man sich bei jedem Dreh in Downtown Los Angeles aussetzt. Aber weil The Million Dollar Hotel für eine längere Zeit am gleichen Ort gedreht wurde, war die Produktion ein leichtes Ziel. Die Filmcrew reagierte darauf, in dem sie grundsätzlich bei Außenaufnahmen gelbe Bauarbeiterhelme trug. Bono, dessen erste Erlebnisse im Million Dollar Hotel das gesamte Projekt in Bewegung setzten, nimmt's philosophisch:

"Für reiche Rockstars ist es einfach, einen Ort wie Downtown Los Angeles zu romantisieren. Aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Geschäftsleute auf dem Weg zur Arbeit buchstäblich über herumliegende Körper steigen. Das wirkt manchmal sehr herzlos", erzählt Bono.

"In diesem Hotel wohnen viele verschiedenartige Menschen. Ein paar sind Penner oder Leute aus Irrenhäusern, aber es gibt genauso normale, anständige Menschen, die sich einfach nur durchs Leben schlagen müssen und Pech gehabt haben. Man findet auch Würde und Humor. Mich hat es amüsiert, daß sich am Set immer wieder Anwohner in die Schlangen für die Essensausgabe mischten. Ich habe gemischte Gefühle über die Härten, die das Leben einiger Menschen ausmachen, aber dieses Glimmen, das man immer wieder in den Augen findet, inspiriert mich. Ich suche immer nach dem Besonderen, nach den Juwelen im Müll, im Schlamm. Die Entdeckung von Schönheit ist es, die jeden Künstler antreibt. Sie an ungeahnten Orten zu finden, Licht oder etwas Farbe im Herzen von Downtown Los Angeles zu entdecken, darum geht es. Und das ist nicht schlecht."




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