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Mel Gibson - Der Patriot
Dreharbeiten - On Location
Nachdem die Besetzung feststand, konnten die Dreharbeiten am
7. September 1999 beginnen. Für die Schlachtszenen, die
Aufnahmen in den beeindruckenden Landschaften und in der geschäftigen
Stadt Charleston brauchte man ein fähiges Team, das sich
aus 63 Schauspielern, 95 Stuntleuten, 400 Komparsen und 400 so
genannten "Re-enactors" (Hobbyhistorikern aus verschiedenen
lokalen Vereinen, die regelmäßig historische Schlachten
in ebenfalls historischen Kostümen nachspielen) zusammensetzte.
Natürlich mussten auch große Bauten konstruiert werden,
denn es galt, die ganze Stadt Pembroke, die Ruinen von Cowpens
und Benjamin Martins Plantage zu errichten.
Der Patriot wurde an verschiedenen Drehorten quer durch
den Norden von South Carolina in und um eine kleine Gemeinde
namens Rock Hill gedreht, bevor das Team zum Ende der Dreharbeiten
nach Charleston zog. Dabei hatten die Filmemacher anfangs überall
nach passenden Locations gesucht - in Kanada, Irland und Neuseeland.
Aber dann entschied man sich doch für South Carolina, aus
Gründen, die der ausführende Produzent William Fay
so zusammenfasst: "Wir brauchten riesige, unverbaute Plätze
für die großen 18.-Jahrhundert-Schlachtszenen. Außerdem
spielt die Geschichte in Amerika und wir fanden, dass eine amerikanische
Geschichte am besten in den Vereinigten Staaten gedreht wird.
Ein weiterer wichtiger Faktor war, dass wir hier alle Requisiten,
die Kostüme und Ausstattungsteile leicht bekommen konnten.
Ach, und die Statisten waren ein weiterer Pluspunkt. Ich weiß
nicht warum, aber hier im Süden gibt es derartig bemerkenswerte
Gesichter...."
Von September bis Anfang Dezember wurde in Rock Hill gedreht,
wo eine einzigartige Ansammlung historischer Häuser erhalten
ist, das historische Brattonsville. Das Dorf steht am Rande des
720 Morgen großen Schlachtfelds des Revolutionskriegs.
Diese Umgebung bot mehrere Drehorte für Der Patriot:
Die Außenansicht sowie die Innenräume von Hightower
Hall verwandelte sich in die Camden Plantage; Das Homestead House
ist im Film als Charlottes Plantage zu sehen, während Colonel
Brattons Haus für die Schlafzimmer-Aufnahmen im Howard-Haus
genommen wurden. Künstler, Handwerker, Schreiner und Maler
verliehen durch ihre Reparaturen, das Anbringen von Ornamenten
und durch neugebaute Mauern Brattonsville ein frisches, lebensechtes
Gesicht.
Als die Produktion nach einigen Wochen nach Charleston umzog,
wurde als erstes im College von Charleston gedreht. Das College
fungierte als Charleston Assembly Hall, wo der Kontinentalkongress
stattfand.
Für den Film wurde natürlich in den berühmten
"Trade and Meeting Streets" von Charleston gedreht,
wo noch heute bunte Kolonialhäuser stehen. Eines von ihnen
stellte die Kulisse für Charlottes Haus, in das Benjamin
Martin seine Familie bringt.
Beim Drehen dieser Szene kam es zu einem für Gibson typischen
Vorfall. Unter seinen Filmkindern befand sich auch ein kleines
Mädchen, das Martins stumme Tochter Susan (als größeres
Kind wird sie von Skye McCole Bartusiak verkörpert) spielte.
Leider erspähte das Kind bereits beim Drehen der Szene die
Puppe, die Joely Richardson ihr als Charlotte später schenken
wollte. Ungeduldig platzte sie mitten in die Szene mit dem Ausruf:
"Ich möchte die Puppe!" Worauf Gibson scherzte:
"Ein Wunder! Sie ist geheilt!"
Natürlich wurden auch einige Szenen auf den berühmten
Plantagen von South Carolina gedreht. Die Mansfield Plantage
bot gleich mehrere Drehorte: Charlottes Garten, die Veranda und
den Balkon, einige Einstellungen von Cornwallis' Hauptquartier.
Auch in den berühmten Sklavenquartieren dieser 275 Jahre
alten Plantage wurde gedreht. Middleton Place, Amerikas ältester
Landschaftsgarten, wurde Schauplatz einer üppigen englischen
Party, auf der sich Cornwallis erneut mit einer hinterlistigen
Attacke von Martin und seinen Milizen auseinandersetzen muss,
die in einer gigantischen Explosion in einem nahegelegenen Fluss
kulminiert.
Im starken Kontrast zu diesem dekadenten und raffinierten Setting
standen Szenen im Gebiet der befreiten und entflohenen Sklaven,
die auf der Botany Bay Plantage am Edisto Beach gedreht wurden.
Diese Plantage ist heute ein 5000 Morgen großes Naturreservat.
Während der Dreharbeiten zierten Strohdachhütten und
im afrikanischen Stil gewobene Körbe und Tücher einen
schmalen Strandstreifen. In diese Oase flüchtet Martins
Familie. Im Produktionsteam wurde dieser Drehort "The Gullah
Marroon" genannt. Wobei "Gullah" eine Sprache
ist, die auf Englisch und verschiedenen westafrikanischen Dialekten
basiert und auf den Seeinseln von South Carolina gesprochen wurde.
Für die Schauspielerin Beatrice Bush, die Benjamin Martins
befreite Sklavin Abigaile spielt, waren die Dreharbeiten an diesem
historischen Ort eine einmalige Möglichkeit, diesen Teil
schwarzer Geschichte nachzuempfinden. Begeistert erzählt
sie: "Der Patriot handelt vom Kampf der Amerikaner
um die Unabhängigkeit von den Briten. Aber gleichzeitig
ist der Film eine Geschichtsstunde darüber, wie Schwarze,
die der Institution Sklaverei damals entkommen waren, in ihren
eigenen freien Gemeinschaften lebten. Das war eine wunderbare
Erfahrung. Ich fand es großartig, dass man sich beim Drehen
dieses Films die Zeit genommen hat, um historisch korrekt zu
zeigen, wie Schwarze in diesen Gemeinschaften zusammen lebten.
Es ist eine wichtige Lektion für diejenigen, die niemals
verstanden haben, dass es auch bereits damals Schwarze gab, die
nicht versklavt waren."
Die Dreharbeiten wurden in den 1920 künstlich angelegten
Mooren, den Cypress Gardens, abgeschlossen. Hier wurden mit Gibson
und Ledger in einigen kühlen Nächten mehrere Schlüsselszenen
gedreht. Am letzten Drehtag wurde das ganze Team mit dem seltenen
Erlebnis, eine Mondfinsternis beobachten zu können, belohnt.
Die Action
Höhepunkt sind verschiedene atemberaubende Szenen, von
den perfekt orchestrierten Schlachten, die die historischen Zusammenstöße
bei Camden und Cowpen beschreiben, bis hin zu pyrotechnischen
Meisterleistungen.
Einige der Waffen und Gewehre, die Mel Gibson in diesen Actionszenen
benutzt, wurden von Frank House, dem renommiertesten Gewehrbauer
Amerikas eigens angefertigt. Das war durchaus rollenkonform:
Der von Gibson gespielte Benjamin Martin war ein wohlhabender
Mann, der derartige Waffen besitzen konnte. Für das Design
des Tomahawks, das Martin ebenfalls trägt, verschmolz Requisiteur
Harlocker sieben verschiedene traditionelle Designs.
Gibson musste sich wie alle anderen Schauspieler auf die Kampfszenen
vorbereiten. Dazu mussten in einem Trainingslager vor Beginn
der Dreharbeiten die Anforderungen der Kriegskunst des 18. Jahrhundert
erlernt und die weniger raffinierten Guerilla-Krieg-Techniken
eingeübt werden. Das bedeutete unter anderem die Verbesserung
der Reittechniken. Mark Barron, der schon Daniel Day Lewis für
The Last of the Mohicans (Der letzte Mohikaner,
1992) trainiert hatte, übte so lange mit den Schauspielern
den Umgang mit Waffen - Musketen, Tomahawks, Degen, Dolche, Bajonnetts,
Gewehre und Pistolen -, bis sie sie mit der Leichtigkeit und
Geschicklichkeit von Soldaten handhaben konnten.
Die Aufnahme der Schlacht von Camden war natürlich eine
Herausforderung für alle. Auch, weil es die erste Kriegsszene
der Produktion war und an zwei extrem heißen Tage gedreht
wurde. Die Szenerie entfaltete sich auf einem großen Weizenfeld
in Chester County und zeigte das Aufeinanderprallen von britischen
und amerikanischen Kräften, das mit einem Eingreifen der
Dragoons und dem Rückzug der kontinentalen Armee endet.
Es war ein beeindruckendes Bild, als rund 200 britische und
kontinentale Soldaten mit flatternden Fahnen aufeinander zu marschierten,
während zu den Klängen von Querflöten und Trommeln
die Granaten und Musketen explodierten. Blaue, gelbe, rote, orangene
und grüne Plakate waren über das Feld verteilt, jedes
zeigte eine Explosion in unterschiedlicher Intensität an.
Special Effects Koordinator Yves de Bono hatte eine Mischung
aus Schwarzpulver, Torfmoos und Kork zusammengestellt und in
Granatenpfannen gefüllt, die unter diesen farbigen Hinweisschildern
vergraben wurden. Damit simulierte er den Effekt von explodierenden
Kanonenkugeln, während er die Bomben auf Emmerichs Order
detonieren ließ. Am Ende des zweiten Tages lag eine feine
Schicht Torfmoos über dem ganzen Produktionsteam, während
eine Lage Korkstücke das Gras überzog.
Peter Winther, Coproduzent und Second-Unit-Regisseur, erklärt:
"Die Schlachtszenen waren aufgrund der vielen zu bedenkenden
Elemente - Menschen, Pferde, Gewehrfeuer, Explosionen, das Wetter
- so schwierig. Einerseits wollten wir es so hautnah wie möglich
inszenieren, andererseits musste absolute Sicherheit gewährleistet
sein."
Bekanntlich verloren die Amerikaner die Schlacht von Camden;
und auf gewisse Weise wurde sie noch einmal von der Filmcrew
verloren. "Es war schwierig, alle sechs Kameras so zu timen,
dass jeder Winkel gut war," erinnert sich der erste Regieassistent
Kim Winther. "Obwohl Camden nicht so erfolgreich für
uns war, wie wir es uns gewünscht hatten, haben wir dabei
viel über das Drehen von Schlachten gelernt, wenn man keine
Kameraproben macht. Uns wurde klar, dass wir uns nicht schnell
genug bewegen konnten."
Die Erkenntnisse dieser Niederlage wurden allerdings beim Drehen
der siegreichen Schlacht von Cowpens sinnvoll eingesetzt. Diese
Schlacht wurde auf einem 550 Morgen großen hügeligen,
von Bergen und Dörfern umstandenen Gelände auf einer
Viehfarm inszeniert. Winther nennt den Stil, mit dem die Produktion
arbeitete, "An American Style of Guerrilla Filmmaking",
da nur zwei oder drei Kameras benutzt wurden.
Die ganze Schlacht wurde im Verlauf von mehreren Wochen gedreht,
wobei jede Einstellung einzeln eingerichtet, geprobt und aufgenommen
werden musste.
Emmerich fügt an, dass Cowpens zwar "eine komplizierte
Einstellung" war, er aber den Stier bei den Hörnern
gepackt hätte. "Eigentlich war die einzige Einschränkung
der Arbeit mein Wunsch, mit Gegenlicht zu drehen. Also drehten
wir am Morgen die Kontinentalen und am Nachmittag die Engländer,
was eben nur mit den Lichtverhältnissen zu tun hatte."
Der 72 Fuß hohe Akela-Kran wurde regelmäßig
eingesetzt und schwenkte seinen Arm mal über die britischen,
mal über die kontinentalen Kräfte oder die Miliz, um
mit der so in der Reichweite verbesserten Kamera die verschiedenen
Winkel der Schlacht aufzunehmen.
"Der lange Arm lässt uns mit der Kamera über
die Miliz sausen und die feindlichen Truppen entdecken, gegen
die sie kämpfen müssen", erklärt Emmerich.
"Ein großartiges Beispiel dafür ist die Szene,
in der Benjamin und seine Miliz die Ruinen stürmen und die
Briten überrumpeln." Mit weiteren traditionellen Kameras,
auf Dollys und Stelzen, wurden viele verschiedene Winkel gefilmt.
Allein der Transport des ganzen Equipments, von zusätzlichen
Linsen bis hin zur Kantine, erforderte eine geradezu militärische
Organisation. Um schnell nötige Dinge in dem mitunter unwirtlichen
Terrain von A nach B bewegen zu können, verfügte jede
Abteilung über mehrere geländetaugliche Wagen, die
Mules (Maulesel) genannt wurden. Die britischen und amerikanischen
Lager beispielweise waren Meilen voneinander entfernt. Während
Kleinbusse die Menschen von Drehort zu Drehort brachten, erwiesen
sich die kleinen, schnellen Mules beim Transport von Ausrüstung
als viel praktischer. Aber auch ihr Gebrauch war nur eingeschränkt
erlaubt, da Roland Emmerich auf jeden Fall moderne Autoreifenspuren
am Drehort vermeiden wollte.
Komparsen und Hobby-Historiker
Neben den Hauptdarstellern waren die wichtigsten Teilnehmer
an der Schlacht von Cowpens die 600 Komparsen, die die Soldaten
spielten. Die Gruppe dieser Männer, die vor den Dreharbeiten
in einem Trainingslager gelernt hatten, überzeugende Kämpfer
aus dem 18. Jahrhundert darzustellen, setzte sich aus einem einmaligen
Mix zusammen: Stuntleute, Komparsen und so genannte Re-enactors
- Hobbyhistoriker aus verschiedenen lokalen Vereinen, die regelmäßig
historische Schlachten in ebenfalls historischen Kostümen
nachspielen.
"Wir hatten Re-enactors, trainierte Komparsen und einfache
Komparsen. Wir konnten eine bestimmte Prozentzahl der Re-enactors
nutzen, die ihre eigenen Waffen, ihre Kenntnis über die
Zeit und die Vertrautheit mit militärischem Drill mitbrachten.
Die schickten wir mit Komparsen in das Trainingslager, wo der
Waffengebrauch perfektioniert wurde. Das waren dann unsere Hauptkomparsen.
An den größten Schlachtdrehtagen haben wir dann noch
Männer dazugenommen, die kein extra Training bekommen hatten.
Wir kleideten sie ein, stellten sie im Hintergrund auf und sie
folgten dann einfach den anderen Komparsen," erzählt
der Re-enactor-Koordinator Riley Flynn.
Das Trainingscamp dauerte zwei Wochen und die Komparsen lernten,
ihre Waffen zu gebrauchen. Das war gar nicht so einfach, denn
das Abfeuern eines Steinschlossgewehrs, das mit einem Funken
gezündet wurde, wozu man einen Feuerstein über Metall
streichen musste, war eine Kunst für sich. Weitere Disziplinen,
die auf dem Trainingsplan standen, waren militärischer Drill
und das Erlernen der Befehle. Stunt Coordinator R.A. Rondell
wies die Filmsoldaten weiterhin in die Grundzüge von Stunttechniken
ein.
Flynn stöberte überall im Land Re-enactors auf. Viele
von ihnen kamen mit ihren eigenen Pferden und Gewehren und entschlossen
sich, ihre Rollen zu leben, indem sie in dem wachsenden Zeltlager,
das sich um die Cowpens-Location entwickelte, ihr Zelt aufschlugen.
Ihr mitgebrachtes historisches Wissen jedoch war nicht immer
den Filmaufnahmen förderlich. In einer Szene, in der die
Dragoons über einen Berg in die amerikanischen Streitkräfte
stürmen, die als Retourkutsche ebenfalls zum Angriff blasen,
lief nicht alles so ab wie geplant. Vor allem, weil die kontinentale
Armee derart beschäftigt mit dem Zitieren der historisch
korrekten Kommandos und den ritualisierten Bewegungsabläufen
war, dass die Engländer über sie hereinbrachen, bevor
sie reagieren konnten.
Beim nächsten Versuch setzte der Regieassistent ein neues
Timing fest und strich einige der Kommandos. Zwar war das in
den Augen einiger Re-enactors historisch nicht korrekt, aber
Flynn sah das eher philosophisch: "Geschichte ist eine Sichtweise,
die sich entwickelt. Dasselbe gilt für die Aufführungen
der Re-enactors.
Wir wollten mit diesem Projekt die historische Zeit darstellen
und ihr entsprechen. Das ist uns vielleicht nicht immer und überall
gelungen. Beispielsweise ließen wir Kanonen nach Entwürfen
der damaligen Zeit herstellen, aber sie waren wahrscheinlich
zu groß, als dass sie bei dem Schlachtentyp, den wir ausgesucht
haben, eingesetzt worden wären. Aber immerhin haben wir
keine Maschinengewehre benutzt!
Außerdem sage ich immer: Wenn man zwei Re-enactors zusammen
bringt, hat man sofort einen Streit über Authentizität.
Ich kann bei jeder Aufführung von historischen Schlachten
im ganzen Land historische Unkorrektheiten finden."
Stunt Coordinator R.A. Rondel musste nicht nur dafür Sorge
tragen, dass die Art und Weise, wie bei der Schlacht von Cowpens
gekämpft wurde, historisch richtig war. Gleichzeitig sollte
das Ganze spannend aussehen und musste echte Verletzungsgefahren
ausschließen. Jedem Mitglied des Kampfteams wurde derselbe
Bewegungsablauf gelehrt: Vier offensive Bewegungen mit dem Gewehr,
vier unterschiedliche Abwehrbewegungen, eine Ausfallbewegung
und vier offensive Bewegungen (Schläge ins Gesicht, über
den Körper, Ausfall mit Bajonett und Gewehrkolben ins Gesicht).
Die Schauspieler fügten diesem Repertoire noch einen für
sie typischen Stich oder Schlag hinzu, damit nicht alle im selben
Stil kämpften.
"Die Männer wussten niemals, wer ihre Gegner sein
würden. "Wenn man vier- oder fünfhundert Männer
in einer Linie an beiden Seiten eines Feldes aufstellt und sie
aufeinander zulaufen, sind die Chancen, den eigenen Übungspartner
zu treffen, gleich Null. Alles ist ein großes Durcheinander,
eben wie in einer echten Schlacht. Genau das wollten wir. Es
sollte ein Chaos geben, aber es war ein kontrolliertes Chaos,
weil jeder die Bewegungen kannte," erklärt Rondell.
Der wichtigste Kampf
Der wichtigste Kampf dieser Sequenz war natürlich das Aufeinandertreffen
von Martin und Tavington. Gibson und Isaacs arbeiteten eng mit
Rondell und ihren Stuntdoubles zusammen, um diese aufwändige
Szene zu choreografieren. Beide entwickelten immer grausamere
Ideen und präsentierten sie stolz Regisseur Roland Emmerich.
Als die Szene dann gedreht wurde, was mehrere Tage in Anspruch
nahm, stolzierten beide Schauspieler, blutverschmiert und verletzt,
mit Schwertern und Bajonetts in ihren Körpern, also in voller
Maske, nonchalant über den Drehort.
Rückzüge
Neben den Hauptschlachten von Camden und Cowpens gibt es auch
mehrere prägnate Rückzüge, wie beispielsweise
"Gabriels Rettung" zu sehen. Dieser Konflikt, bei dem
Martins Miliz, die sich im Moor versteckt, eine britische Einheit
in einer ausgeklügelten Überraschungsattacke überwältigt,
war Gibsons erste Chance, seine Meisterschaft an der Muskete
zu zeigen.
Drehort war Cypress Garden, das künstlich angelegte Moor.
Eine Einstellung, die auch für einige Mitglieder der Produktionscrew
im schwarzen Wasser endete, weil sie entweder Teilnehmer von
Martins Miliz oder Rotmäntel geben mussten. Unter diesen
"Rekruten" befanden sich beispielsweise der Unit Production
Manager, der Caterer, der Setdecorator und ein Assistent der
Produktion.
Die Schlachtszenen verliefen nicht immer ohne Peinlichkeiten.
Während des Drehs der Schlacht von Camden sollte Jason Isaacs
auf einem riesigen Pferd reitend als Tavington seine Dragoons
führen. Leider geriet das Pferd in Panik, als in seiner
Nähe Gewehrschüsse losgingen.
"Als ich für die Rolle des Tavington vorsprach, wurde
ich gefragt, ob ich reiten kann. Und ich sagte: ,Na klar, ich
bin Schauspieler.' Nun, alle Schauspieler sind Pferdeexperten,
bis sie auf so ein verdammtes Ding steigen müssen,"
lacht Isaacs und schildert den Vorfall weiter: "Sie hatten
mir also diesen gigantischen Android von Pferd gegeben. Ich galoppierte
mit vollem Tempo zwischen die zwei Linien britischer und amerikanischer
Soldaten. Die hatten irgendwie falsche Instruktionen bekommen.
Gerade als ich neben ihnen ankam und ,Laden' schrie, feuerten
sie ihre Musketen ab. Das Pferd blieb einfach stehen und ich
flog über seinen Kopf. Ich hatte soviel Adrenalin in meinem
Körper, dass ich sofort wieder auf das Pferd sprang und
so tat, als sei nichts geschehen."
Feuersbrünste
Die Feuer, die die Briten legen, erforderten eine genaue Planung
und Ausführung. Für die Feuersbrunst, die Martins Haus
verschlingt, gefilmt in einer Einstellung, brauchte man sechs
Kameras, die strategisch in Kränen und auf Plattformen platziert
waren, und viele Proben mit den Komparsen. Vor der völligen
Zerstörung des Hauses wurden mehrere kontrollierte Brände
angelegt, damit Emmerich Nahaufnahmen von bestimmten britischen
Soldaten beim Legen des Feuers aufnehmen konnte.
Der Brand der Kirche im Dorf Pembroke wies mehrere Herausforderungen
auf, vor allem auf Grund der Hinterlassenschaft von Hurricane
Floyd. Obwohl es der Produktion gelungen war, von den Verwüstungen
weitestgehend verschont zu bleiben, litt sie sehr unter dem unbeständigen
Wetter, das Floyd zurück ließ. Nach tagelangem Regen
entschied man sich, die Einstellung im Regen zu drehen.
Der dunkle Himmel und der Sprühregen verstärkten die
unheimliche Atmosphäre dieser Szene, in der die Dragoons
unter der Leitung von Tavington die Bewohner von Pembroke in
die Kirche einschließen und bei lebendigem Leib verbrennen.
"Eigentlich war das Wetter ein Glücksfall," findet
der 1. Regieassistent Kim Winther. "Weil wir die Szene tagelang
geprobt hatten, als wir dachten, es würde sich bewölken,
hatten wir einfach genug geprobt. Als wir jetzt endlich diesen
trüben Sonnenuntergang bekamen, den Roland wollte, waren
wir bereit. Wir rannten rüber und fackelten die Kirche im
letzten grauen Tageslicht ab."
Unvergesslich
Für viele Beteiligten waren die Dreharbeiten zu ein unvergessliches
Erlebnis. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich
dafür bezahlt wurde, auf einem Pferd herumzureiten, Musketen
abzufeuern und Leute aufzuschlitzen. Dass ich dafür Geld
bekam, das personifizierte Böse zu sein, mit Mel Gibson
zu spielen und einem Haufen außergewöhnlicher Menschen
herumzuhängen," sagt Jason Isaacs.
Trotz der Action und dem Abenteuer, trotz des klassischen Kampfs
Gut-gegen-Böse, den umfangreichen Produktionskosten und
dem epischen, historischen Inhalt, geht es in Der Patriot
letzlich um einen Mann und eine Familie, die menschliche Schwäche
gegen edle Gesinnung abwägen muss.
"Ich denke, dass das Drehbuch immer von der Idee zusammen
gehalten wurde, einen Mann in einer Konfliktsituation zu zeigen",
sagt Drehbuchautor Rodat. "Das Maß dieses Mannes ist
die Weise, wie er mit direkt im Widerspruch stehenden moralischen
Werten umgeht."
"Es ist eine enorm emotionale, bezwingende Geschichte über
einen Vater und einen Sohn, mit der sich jeder identifizieren
kann," fügt Dean Devlin hinzu. "Die Idee, eine
Geschichte aus der Zeit der amerikanischen Revolution zu erzählen,
war faszinierend.
Gerade heute, wo wir die Schwelle zu einem neuen Millenium überschritten
haben, ist es interessant, zurückzublicken und darüber
nachzudenken, wie Amerika einmal begonnen hat."
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