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Winslow Boy


David Mamet

Regie, Buch

"Wir leben in einer außerordentlich verkommenen, interessanten, wilden Welt, in der es keine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Der Zweck des wahren Dramas ist es, uns immer wieder daran zu erinnern. Vielleicht erreichen wir dabei einen eher zufälligen, aber kumulativen gesellschaftlichen Effekt - nämlich uns daran zu erinnern, dass wir ein wenig demütiger sein sollten, ein wenig dankbarer oder ein wenig nachdenklicher."

David Mamet, Three Uses of the Knife

Regie [600] [1024] Bühnenautor, Regisseur, Essayist, Romanautor, Dichter - David Mamet (Foto) ist einer der wichtigsten - und einflussreichsten - Geschichtenerzähler Amerikas. Seine Geschichten handeln von Loyalität und Betrug. "Time" hat ihn einen amerikanischen Harold Pinter genannt - "einen Pinter mit mehr Sinn für Komik, für Sinnlichkeit und einem wacheren Sinn für die Details einer Epoche und eines Handlungsortes".

Mamet wurde am 30. November 1947 geboren. Seine Eltern waren russisch-jüdischer Abstammung. Der Vater war Anwalt für Arbeitsrechtsfragen, die Mutter eine Lehrerin. Mamet besuchte das Goddard College in Vermont. Später unterrichtete er dort Schauspielkunst.

Im Jahr 1972 gründete er mit zwei seiner Schauspielschüler [einer war William H. Macy aus Fargo (1996)] am College das Schauspielensemble St. Nicholas Company. Zwischen 1973 und 1977 war dieses Ensemble dann in Chicago angesiedelt. Dort, er war gerade 24 Jahre alt, wurde er bald berühmt. Sein Markenzeichen: ein einzigartiges Stakkato hoch strukturierter Dialoge, gewürzt mit einem guten Schuss brutal freizügiger Sprache.

Als er einmal nach der berühmten Verwendung von Obszönitäten in seinem Werk gefragt wurde, sagte Mamet: "In meiner Familie, das war vor den Tagen des Fernsehens, vertrieben wir uns die Abende damit, einzig und allein unsere Fähigkeit auszuspielen, eine harte, gemeine Sprache zu sprechen."

Sein Ohr für die schlüpfrigen Codes der Alltagssprache entwickelte sich während einer rebellischen Jugend weiter, in der er eine Vielzahl unterschiedlichster Jobs annahm - Immobilienmakler, Lkw-Fahrer, Büroreinigungsdienst, Teppichverkäufer, Fensterputzer, Seemann.

Formend war für ihn die Entdeckung von Autoren wie Frank Norris, Willa Cather und, vor allem, Theodore Dreiser. Aber Mamets Stil wurde auch zutiefst von der sparsamen Poesie eines Samuel Beckett und eines Harold Pinters beeinflusst. Mit Pinter verbindet ihn insbesondere die Präzision der Sprache und die kunstvolle Verwendung der Pausen.

Mamet wurde zunächst mit seinen Bühnenstücken "Sexual Perversity in Chicago" [später verfilmt als About Last Night (Nochmal so wie letzte Nacht, 1986)] und "American Buffalo" (1996) bekannt. Beide Stücke erlebten ihre Premiere im New York des Jahres 1976, und Mamet erhielt einen Obie Award als herausragender Bühnenautor. "American Buffalo" wurde darüber hinaus vom New York Drama Critics Circle als Bestes Stück des Jahres ausgezeichnet. 1978 erhielt Mamet den Outer Critics Circle Award für seinen Beitrag zum amerikanischen Theater.

1984 wurde Mamet wiederum mit dem Preis für das Beste Stück vom New York Drama Critics Circle ausgezeichnet und gewann dazu noch den Pulitzer Preis für sein "Glengarry Glen Ross". Das Stück heimste zusätzlich vier Tony Awards ein und wurde 1992 verfilmt. Weitere Theaterstücke von ihm waren "Edmond" und "The Cryptogram" - beide Obie-Award-Gewinner. Dazu kamen "The Water Engine", "A Life in the Theatre", "Lakeboat", "Speed-the-Plow", "Oleanna" und "The Old Neighborhood".

Berühmt wurde Mamet auch durch seine zahlreichen Drehbücher - für Sidney Lumet das oscar-nominierte The Verdict (1982); für Bob Rafelson The Postman Always Rings Twice (Wenn der Postmann zweimal klingelt, 1981); Brian De Palmas The Untouchables (Die Unbestechlichen, 1987); Neil Jordans We're No Angels (Wir sind keine Engel, 1989); Hoffa (Jimy Hoffa, 1992), inszeniert von Danny DeVito und mit Jack Nicholson in der Titelrolle; The Edge (Auf Messers Schneide, 1997) und Barry Levinsons Wag the Dog (1997) mit Dustin Hoffman und Robert De Niro, ein Film, der, obwohl früher gedreht, unübersehbar an den Clinton-Lewinsky-Skandal erinnert. Mamet schrieb auch eine Episode für die Fernsehserie "Hill Street Blues".

Die Arbeiten Mamets verbindet man im Allgemeinen mit Randfiguren der Gesellschaft, Charakteren mit einer hartgesottenen Sprache - kleinen Betrügern, windigen Immobilienmaklern und ähnlichen Figuren. Doch Mamets Werk als Autor ist viel weiter gefächert, als allgemein bekannt. Seine Theaterstücke reichen von "Duck Variations" - über zwei alte Männer, die auf einer Parkbank sitzen und sich über die Enten unterhalten - bis zu "The Old Neighborhood", einem sehr bewegenden Stück über einen jüdischen Enddreißiger, der bei einem Besuch in seinem alten heim versucht, seine Vergangenheit aufzuarbeiten.

Mamet hat Stücke von Tschechow adaptiert ("Der Kirschgarten", "Drei Schwestern" und "Onkel Wanja"). "Onkel Wanja" war die Grundlage für eine berühmte Insznierung in New York von Andre Gregory, die Louis Malle auf Film gebannt hat - Vanya on 42nd Street (Vanja auf der 42. Straße, 1994).

Mamet hat Theaterstücke und Bücher für Kinder geschrieben, sieben Bände mit Essays und zwei Romane. Er ist Autor zahlreicher Magazinartikel und arbeitete an vielen Songs seiner Ehefrau mit, der Schauspielerin, Sängerin und Songschreiberin Rebecca Pidgeon.

Winslow Boy ist sein sechster Film als Autor-Regisseur, seit er mit dem Kritikererfolg House of Games (Haus der Spiele, 1987) als Regisseur debütierte. House of Games wurde 1987 als Abschlussfilm des New Yorker Filmfestivals ausgewählt. Von Mamet stammt die sanfte Mafia-Story Things Change (Things Change - Mehr Glück als Verstand, 1988, mit Co-Autor Shel Silverstein geschrieben), deren Darsteller Joe Montegna und Don Ameche 1988 auf dem Filmfestival von Venedig als Beste Darsteller ausgezeichnet wurden.

Mamets Homicide (1991) eröffnete 1991 das Filmfestival von Cannes. Oleanna aus dem Jahr 1994 ist sein einziger Film, den er selbst von einem seiner Stücke adaptiert und auch selbst inszeniert hat. Eine seiner jüngsten Regiearbeiten war The Spanish Prisoner (Die unsichtbare Falle, 1988) ein Thriller á la Hitchcock, der zu einem der populärsten unabhängigen Filme des Jahres avancierte.

Mamet ist zuweilen auch als Schauspieler aufgetreten - in der Fernsehadaption seines Stücks "The Water Engine" oder als Spieler in Bob Rafelsons Film Black Widow (Die schwarze Witwe, 1986).

An seiner alma mater, dem Goddard College, an der University of Chicago, an der Yale School of Drama und an New York University's Tisch School of the Arts hat Mamet Schauspielklassen unterrichtet. An der Tisch School of the Arts hat er außerdem 1998 gleich eine Tournee-Truppe gegründet, die sich Atlantic Theater Company nennt.

Mamet wohnt zur Zeit mit seiner Frau und Tochter Clara in Häusern in Cambridge, Massachusetts und in Vermont. (Aus einer ersten Ehe mit Lindsay Crouse stammen zwei weitere Töchter, Willa und Zosia). Auf Mamets Projektliste stehen u.a. ein Drehbuch für eine Neuverfilmung von "Dr. Jekyll and Mr. Hyde" mit Al Pacino als Star und Harold Becker als Regisseur, sowie die Adaption seines Theaterstücks "Lakeabout" fürs Kino. Joe Mantegna will die Hauptrolle spielen und zum ersten Mal selbst Regie führen. Außerdem arbeitet Mamet zur Zeit an einem neuen Theaterstück.




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