Titelsuche:




Logo










Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.

27 Missing Kisses

Dreharbeiten

Dreharbeiten in Georgien

Gedreht wurde in Tbilissi und Umgebung. Die georgische Hauptstadt erschien den Produzenten wie eine Mischung aus Südeuropa, zaristischem Rußland und Paris. Leider litt die Stadt sehr an den Folgen des Bürgerkrieges, so dass oft noch einen halben Tag lang der Strom abgeschaltet wurde. Das Land hat sich wirtschaftlich noch nicht erholt. Gerade einmal acht deutsche Firmen operieren in Georgien und sind hauptsächlich im Exportgeschäft von Tee tätig.

Technische Probleme und logistische Schwierigkeiten

Phedon Papamichael brachte aus Amerika einen serbischen Beleuchter mit, der schon mit Emir Kusturica gearbeitet hatte, während seine beiden Kameraassistenten Georgier waren, die nur Russisch und Georgisch verstanden, so dass es zwischen ihnen keine gemeinsame Sprache gab. Dennoch sind sich Jens Meurer und Oliver Damian einig, "Das Team war großartig".

Da in Georgien nur noch alle zwei Jahre ein größeres Filmprojekt entsteht, konnte man sich dafür die besten Leute aussuchen. Einzig die Arbeitsweise in Georgien war für die Teammitglieder aus dem Westen anfangs gewöhnungsbedürftig: vormittags wurde organisiert, nachmittags gedreht. Dies geschah übrigens fast ausschließlich an Originalschauplätzen.

Das Equipment kam wegen des amerikanischen Kameramannes auch aus dem Westen. In Georgien musste dann tagelang mit dem Zoll verhandelt werden, um es ausgelöst zu bekommen - ein paar Hundert Dollar wirkten auf einmal Wunder. Das belichtete Filmmaterial wurde mit persönlichen Kurieren in alten Tupolew-Flugzeugen ins Kopierwerk nach Babelsberg geschickt. Die Muster kamen dann irgendwann, viel später, wieder zurück.

Von Georgien nach Griechenland

Die Produktion hatte Räume im ehemaligen georgischen Filmstudio angemietet. Der Vorführraum von Jens Meurer und Oliver Damian war derselbe, in dem sich Stalin und Berija Filme angeschaut und über deren Schicksal entschieden hatten. Der Projektor funktionierte nicht mehr, aber das alte Klavier gab es immer noch. Aufgekauft hatte das Studio eine schillernde Persönlichkeit Georgiens, der Produzent und Ex-Filmemacher Temur Babluani, der noch 1993 für seinen Film Die Sonne der Wachenden auf der Berlinale mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet worden war.

Im Keller des Filmstudios hatte Babluani riesige Tiefkühlkammern eingebaut, in denen er belgische Hühnerflügel lagerte. Beim Dreh liefen deshalb oft Arbeiter mit Kisten tiefgefrorener Hühnerflügel über das Set. Temur Babluani ist zudem lokaler Politiker seiner eigenen Partei, der plötzlich auch politische Versammlungen abhalten musste, als für den Oktober 1999 überraschend Wahlen angesetzt wurden. "Das war dann irgendwann alles nicht mehr so lustig", erinnert sich Oliver Damian.

Der Tschetschenienkrieg begann, in Georgien wurden Mitarbeiter des Roten Kreuz entführt und am Set stürzte das Studiodach ein.

Die Filmproduktion fing an, unter diesen schwierigen Bedingungen zu leiden. Nach kurzen Vorbereitungen und Absprachen mit dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft in Tbilissi, gelang es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, alle 60 georgischen Mitglieder des Filmteams in einem Bus über die türkische Grenze zu bringen. Mit Schengen-Visa ausgestattet, die innerhalb eines Tages ausgestellt wurden, ging es dann weiter über die griechische Grenze.

In Griechenland wurde an 12 Originalschauplätzen gedreht. Manchmal wurden die deutschen Produzenten von der Spontaneität der Regisseurin überrascht. "Wenn Nana plötzlich einen wunderschönen, alten Baum entdeckte, oder einen schönen Felsen sah, fuhr plötzlich morgens der Bus ab und dann wurde dort gedreht, ohne dass wir immer Bescheid wußten" erinnert sich Jens Meurer. "Da muss man als Produzent früh aufstehen, sonst ist der Bus weg."

Als die Produzenten einmal zwei Tage nicht am Set waren, erhielten sie einen Anruf aus Korfu. "Da blieb nur noch schnell hinfahren, das Team wieder einladen und in bezahlbarere Locations ausweichen" erzählt Meurer.

Pierre Richard und das Schiff

Szene [600] [1024] Die Georgier hatten bereits ein ganz einmaliges 80 Tonnen Schiff aufgetrieben. Das Problem war nur, dass es sich 600 km von Tbilissi entfernt, am Schwarzen Meer befand. Auf Tiefladern wurde das Schiff in die georgische Hauptstadt geschafft.

Schwierigkeiten beim Transport machten die zahllosen Brücken, unter denen das Schiff nicht hindurch passte, so dass mit Schneidbrennern alle Teile entfernt werden mussten, die störten. Zwei Monate später als geplant, erreichte der Rumpf des Schiffes Tbilissi, begleitet von einem LKW, der die abgetrennten Schiffsteile geladen hatte. Den entsetzten Produzenten wurde mitgeteilt, dies wäre gar kein Problem, denn es ließe sich wieder zusammenschweißen. Auf dieses Angebot verzichtete Oliver Damian: "Dann hätten die Dreharbeiten ja noch ein Jahr länger gedauert".

So kam in Griechenland ein neues Schiff zum Einsatz, das nur 20 Tonnen wog. Pierre Richard, mit dem Nana Djordjadze bereits 1001 Rezepte eines verliebten Kochs gedreht hatte, war jedoch noch nie in seinem Leben einen Traktor gefahren. Und nun hatte ihm die Produktion ein äußerst altes Exemplar aufgetrieben, dass er über den Acker fahren sollte, mit dem Schiff im Schlepptau.

Hätte Pierre Richard den Traktor auch nur einmal abgewürgt, wäre ein ganzer Drehtag dabei verloren gegangen, das Boot mit Hilfe von LKWs wieder rückwärts zu bewegen. Also erklärten Jens Meurer und Oliver Damian ihm geduldig das heikle Zusammenspiel von Kupplung und gleichzeitigem, vorsichtigen Gas geben. Pierre Richard bestand auch diese Prüfung und könne nach dem Dreh Bauer in Griechenland werden, so ist sich Jens Meurer sicher.




Logo.6


[ Vor | Zurück | Film-Home ]
[ kinoweb | Info | Suche | Post ]