Titelsuche:




Logo










Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.

Apocalypse Now Redux


Produktionsnotizen

Saigon. Verdammte Scheiße. Noch immer bin ich nur in Saigon.

Szene [800] [1280] Im Mai 1979, mehr als drei Jahre nach Produktionsbeginn, zeigte Francis Ford Coppola erstmals auf den Filmfestival in Cannes eine sogenannte "Work in Progress"- Version seines Films Apocalypse Now. Der Mammutstreifen gewann die Goldene Palme sowie zwei Oscars, avancierte in der Folgezeit zu einem internationalen Kassenknüller und ging als eines der bedeutendsten Werke des letzten Vierteljahrhunderts in die Filmgeschichte ein.

Am 11. Mai 2001 stellte Coppola, wiederum auf dem Festival in Cannes, eine komplett überarbeitete Schnittversion seines Films vor, die 49 Minuten bislang noch nie gezeigtes Material enthält. Das Premierenpublikum zollte dem Werk minutenlang stehende Ovationen und auch die Kritik sparte nicht mit Beifall. Diese neue Fassung mit dem Titel Apocalypse Now Redux lief am 3. August 2001 in den amerikanischen Kinos an - 22 Jahre nach dem Start des Originals.

Szene [800] [1280] "Die neue Version", so Regisseur Coppola, "bringt nichts grundsätzlich anderes zur Aussage als die alte. Sie sagt es nur besser, eindringlicher und in einer viel komplexeren Art und Weise. Die Thematik des Films tritt viel deutlicher hervor."

Und er fügt hinzu: "Damals mussten wir den Film unter einem immensen Druck von außen möglichst schnell fertigstellen. Das Geld drohte uns auszugehen, und die Presse textete bereits Schlagzeilen wie 'Der Film wird niemals fertig', 'Es ist ein großes Drama' oder 'Apocalypse, wann?'. Die Konzessionen, die wir in dieser Situation notgedrungen an den Mainstream-Geschmack machen mußten, behagten mir natürlich gar nicht. Ich hatte die ganze Zeit das ungute Gefühl, dass der Film auf diese Weise weit unter seinen Möglichkeiten blieb. Dabei trauerte ich vor allem den vielen herausgeschnittenen Sequenzen nach, die meiner Meinung nach alle eine wichtige inhaltliche und dramaturgische Funktion wahrgenommen hätten. So trug ich bereits sehr früh, schon 1979, den Plan einer radikalen Überarbeitung mit mir herum. - Erst zwanzig Jahre später konnte ich dieses Vorhaben endlich realisieren."

Ihnen ist klar, Captain, dass dieser Auftrag nicht existiert und auch nie existieren wird.

Das neue Material

Zu den neuen Sequenzen in Apocalypse Now Redux zählen:

1. Die viel diskutierte Sequenz auf der französischen Plantage, die folgende Szenen einbegreift: Die Ankunft des Patrouillenbootes am Flußufer, die Beisetzung Cleans, das Abendessen mit dem Plantagenbesitzer und die Verführung Willards durch die junge französische Witwe Roxanne (Aurore Clement).

Szene [800] [1280] Während des besagten Diners äußert der französische Kolonialherr Hubert deMarais (Christian Marquand) einige sehr bedeutsame Worte, die er mit einer rhetorischen Frage einleitet: "Warum sind wir hier? Um unsere Familie zusammenzuhalten. Weil wir um das kämpfen wollen, was uns gehört. Ihr Amerikaner kämpft lediglich um das größte Nichts in der Geschichte der Menschheit."

"Die Plantagen-Sequenz", erklärt Coppola, "ist erfüllt von Exotik und Nostalgie. Sie zeigt die fast unwirkliche Begegnung der amerikanischen Soldaten mit den verblassten Idealen und dem längst überkommenen, aufwendigen Lebensstil der französischen Kolonialherren im ehemaligen Indochina. Der morbide Zustand dieser im Untergang begriffenen Kultur nimmt die Funktion einer dunklen Vorausdeutung wahr: Er prophezeit das Scheitern der Invasion der neuen, US-amerikanischen Kolonialmacht. Alle Mitglieder der Familie deMarais haben etwas Geisterhaftes an sich, sie scheinen aus dem filmischen Kosmos Luis Bunuels entsprungen zu sein: Menschen, die sich im Gefängnis ihrer angestammten und gleichsam angestaubten Denkweisen seit langer Zeit eingeschlossen haben. Ich habe diese Sequenz immer schon sehr geliebt, weil Willard und seine Männer hier die Gegenwart hinter sich lassen und eine kurze Zeit lang in der Vergangenheit Station machen. Ihre Bootsreise stellt somit zugleich eine Art Zeitreise dar."

Szene [800] [1280] "Ich denke", sagt Aurore Clement, "dass die Plantagen-Sequenz für den Film deshalb so wichtig ist, weil sie den in aller Breite dargestellten Grausamkeiten des Krieges etwas entgegensetzt, nämlich Menschlichkeit, Liebe und eine gewisse Form der Kultiviertheit. Die in der Sequenz enthaltene Liebesszene zwischen Willard und Roxanne - eine der wenigen erotischen Darstellungen in einem Kriegsfilm überhaupt - halte ich insofern für sehr gelungen, als in ihr sehr klar die beiden gegensätzlichen Seiten der menschlichen Natur zum Ausdruck kommen: Die eine liebt, und die andere tötet."

"In Gestalt der von Aurore Clement eindrucksvoll dargestellten Französin Roxanne", so Regisseur Coppola, "begegnet Willard zum letzten Mal ein wahrhaft menschliches Antlitz, bevor er dem völlig verrohten und eigentlich bereits entmenschten Colonel Kurtz entgegentritt."

Szene [800] [1280] Erst unmittelbar vor der Aufnahme der Diner-Szene gab Coppola seinen Schauspielern Anweisung, die Dialoge zu improvisieren. Auf diese Weise sollte sich ein sehr realistisch anmutender politischer Disput zwischen Gastgebern und Gästen entwickeln, der sich so auch an jedem heimischen Küchentisch hätte ereignen können. Die Rechnung ging auf: Das Gespräch der Tischgesellschaft entfaltete entlang der Speisenfolge eine ganz natürlich wirkende Eigendynamik.

Coppolas langjähriger Mitarbeiter, der Cutter Walter Murch, bemerkt: "Damals, 1979, hatten wir vor, die Plantagen-Sequenz unmittelbar hinter das Sampan-Massaker zu setzen und die Beerdigung Cleans einfach zu streichen. In der neuen Version erlauben wir uns nach Cleans Tod eine dramaturgische Ruhepause und lassen das Boot innerhalb einer fast kontemplativ wirkenden Einstellung ganz langsam an dem zerschossenen Wrack eines B-52-Bombers entlang gleiten. Erst dann tauchen wie eine liebliche Fata Morgana die Umrisse der Plantagengebäude aus dem Nebel auf. Die märchenhaft-unwirkliche Atmosphäre unterstreicht den Eindruck, dass Willard und seine Leute quasi einen Zeitsprung gemacht haben, da sie bei Menschen angelangen, die noch genauso leben wie zu Beginn der französischen Kolonialherrschaft vor 150 Jahren."

Szene [800] [1280] Der für die Ausstattung von Apocalypse Now verantwortliche Dean Tavoularis erinnert sich noch genau an seine Suche nach einem geeigneten Setting für diese Filmsequenz: "Ich hatte vor, etwas sehr Gespenstisches zu kreieren, eine Szenerie, von der man nicht glauben würde, dass sie wirklich existiert - vor allem, wenn man, wie die Soldaten, lange Zeit über einen schlammigen Dschungelfluß durch ein unwirtliches Kriegsgebiet geschippert ist. Ich fand dann eine besonders pittoreske Stelle am Flußufer, wo wir ein herrschaftliches Plantagengebäude mit Balkon errichteten. Ein reicher Sammler war so freundlich, uns zahlreiche stilechte Möbelstücke zur Verfügung zu stellen, mit denen wir die Salons und anderen Räume ausstatten konnten. Alles verströmte das Parfum untergegangner Pracht."

2. Eine Erweiterung der berühmt-berüchtigten Playmate-Sequenz. Die bedauernswerten Playmates, die zunächst auf einer US-Militärbasis vor einer aufgegeilten Soldatenhorde zur Schau gestellt und dann mit dem Helikopter vor derselben in Sicherheit gebracht werden müssen, erhalten in Apocalypse Now Redux einen zweiten Auftritt, den ihnen Coppola gerne auch schon in der Originalfassung gewährt hätte.

Szene [800] [1280] In dieser zweiten Szene landen die bereits arg gebeutelten jungen Frauen mit ihrem Fluchtvehikel auf einem entlegenen Militärstützpunkt nahe des Dschungelflusses - unfreiwilligerweise, denn dem Hubschrauber ist der Treibstoff ausgegangen. Als Captain Willard und seine Leute mit den Gestrandeten zusammentreffen, wird ein ungewöhnlicher Handel eingefädelt, dessen Charakter in einer Frage des Steuermanns Chief an seinen Vorgesetzten deutlich zu Tage tritt: "Captain, werden Sie unser Benzin gegen ein Playmate des Monats eintauschen?" "Nein", antwortet Willard, "gegen ein Playmate des Jahres."

"Diese Szene", erinnert sich Coppola mit Grausen, "konnte niemals fertiggedreht werden, weil wir damals von einem Taifun heimgesucht wurden, der alles mit sich hinwegfegte. Walter Murch fand für unsere neue Schnittfassung jedoch einen Weg, das Fragment logisch schlüssig in die Handlung einzubeziehen." Und er fährt fort: "In gewisser Hinsicht ähneln die Mädchen im Helikopter den Jungs auf dem Boot: Sie werden genauso wie diese von der Gesellschaft benutzt und ausgebeutet, nur auf eine andere Art, nämlich sexuell."

Szene [800] [1280] "Ich halte die hinzugefügte Sequenz deshalb für so wichtig", ergänzt Sam Bottoms, der den kalifornischen Surfer Lance spielt, "weil sie die Playboy-Bunnies, die innerhalb der ersten Szene nur aus der Distanz wahrgenommen werden, in der Nahaufnahme zeigt und ihnen somit ein Gesicht verleiht. Die Mädchen entpuppen sich dabei als tragische, weil rührend unschuldige Geschöpfe."

3. Eine weitere Szene mit Marlon Brando, in der man mehr über die Denkweise des Colonel Kurtz erfährt. Kurtz legt dem in einem Metallkäfig gefangen gehaltenen Captain Willard seine Auffassung des Krieges dar und gibt dabei die Worte eines Geheimdienstagenten wieder, der dem amerikanischen Präsidenten über die aktuelle Situation im vietnamesischen Kriegsgebiet Bericht erstattet: "Er sagt dem Präsidenten, dass die Dinge da drüben sich wesentlich besser anfühlen und besser riechen, als man allgemein hin annehmen würde." Daraufhin stellt er Willard die folgende Frage: "Wir riechen die Dinge für Dich, Soldat?"

Szene [800] [1280] Die Elision dieser Sequenz war eine der letzten Maßnahmen, die die Filmemacher 1979 im Rahmen ihrer umfangreichen Kürzungen vornahmen. Angesichts der Wiedereinfügung dieser sehr philosophischen Szene bemerkt Murch: "Sie bereitet die allerletzte Einstellung des Films vor und macht diese damit viel besser verständlich." Und Coppola ergänzt: "Wir wollten immer, dass Kurtz so mysteriös wie möglich erscheint. Brandos meisterliche Darstellung des Colonels bewahrt dessen Rätselhaftigkeit, indem sie stets nur kleine, aber rasiermesserscharfe Ausschnitte dieses merkwürdigen Charakters enthüllt. Da es ein Genuß ist, ihm auf der Leinwand zuzuschauen, zeigen wir in der neuen Fassung ein wenig mehr Brando."

4. Neues Material vom Beginn der Reise auf dem Patrouillenboot. "Das ergänzte Material", erklärt Coppola, "erzählt mehr über die Kameradschaft, die unter der Bootsbesatzung am Anfang ihres Himmelfahrtskommandos noch herrscht. Man sieht beispielsweise Willard mit seinen Jungs herumscherzen, als sie beschließen Colonel Kilgore sein Surfbrett zu entwenden. Die gelöste Stimmung bei Reisebeginn läßt die darauffolgende Tragik und den allmählich heraufdämmernden Wahnsinn einerseits nachvollziehbarer und andererseits noch erschreckender erscheinen."

Szene [800] [1280] Zur Einarbeitung des neuen Materials bemerkt Francis Ford Coppola abschließend: "Durch den kompletten Neuschnitt des Originalnegativs und die Berücksichtigung wichtiger, damals ausgesonderter Sequenzen haben wir eine Fassung zustande gebracht, die hundertprozentig unseren Vorstellungen entspricht. Apocalypse Now Redux ist die endgültige, definitive Version unseres Films. Nach so vielen Jahren bin ich endlich zufrieden mit diesem Werk."

Warum dieses Material aus der Originalversion herausgeschnitten wurde

Ich beobachte, wie eine Schnecke auf der Schneide eines Rasiermessers entlang kriecht.

Das ist mein Traum. Das ist mein Albtraum.

"Im Frühjahr 1979", erinnert sich der Regisseur, "befanden wir uns in einer äußerst heiklen Situation. Wir befürchteten, dass Apocalypse Now viel zu lang, zu kompliziert und im Vergleich zu anderen Filmen desselben Genres bei weitem zu unkonventionell ausgefallen war. Außerdem fehlte die obligatorische Entscheidungsschlacht, der große Showdown am Ende. Wir machten uns deshalb in panischer Eile daran, den Film für den Massengeschmack verträglicher zu gestalten und nahmen zahlreiche Änderungen vor, die zum Teil in drastischen Kürzungen bestanden. Daneben entwirrten und strafften wir das Handlungsgefüge, indem wir das ganze Geschehen um die Bootsfahrt auf dem Dschungelfluß herum organisierten, die somit zum roten Faden der Filmerzählung avancierte."

Szene [800] [1280] "Wir standen", fährt Coppola fort, "unter einem erheblichen Druck von außen und sahen gleichzeitig einem drohenden finanziellen Desaster ins Auge. Ich persönlich lief Gefahr, mein Haus sowie alles, was ich sonst noch besaß, zu verlieren. Es war einfach grauenhaft. Die Presse witterte bereits die mögliche Katastrophe und spekulierte darüber, obwohl ein durchschnittlich gebildeter Mensch oder überhaupt jemand den Film verstehen würde, falls denn das lang angekündigte Werk jemals in die Kinos gelangen sollte.

Solchermaßen in die Defensive gedrängt, blieb uns nichts anderes übrig, als die Öffentlichkeit vom Gegenteil zu überzeugen. Eher zähneknirschend brachten wir den Film im Schneideraum auf eine Form, von der wir glaubten, dass sie dem Geschmack des Massenpublikums in der damaligen Zeit entsprechen würde."

"Der Witz der ganzen Angelegenheit", lacht Coppola, "zeigte sich erst viel später. Denn, da ich mir so sicher war, daß Apocalypse Now meinen finanziellen Offenbarungseid zur Folge haben würde, beschloß ich, als nächstes Projekt einen gefälligeren, vor allem aber bedeutend kommerzielleren Film in Angriff zu nehmen: One From The Heart (Einer mit Herz, 1982). Erstens kam es anders und zweitens als gedacht: Apocalypse Now avancierte zum absoluten Kassenknüller, und One From The Heart brach mir anschließend finanziell das Genick. Die Arznei ist manchmal eben schädlicher als die Krankheit."

Das Ende

Dies ist das Ende, mein einziger Freund, das Ende.

"Apocalypse Now Redux endet genauso wie die vorangegangene Kinofassung", sagt Coppola. "Im Zusammenhang der neuen Schnittfolge wirkt das Ende jetzt allerdings viel passender und plausibler."

Als Apocalypse Now 1979 in die Kinos kam, wurden zunächst nur 70mm-Kopien ohne Vor- und Nachspann gezeigt. Informationen über Besetzung und Stab konnten die Zuschauer einem gedruckten Programm entnehmen, das ihnen beim Kartenkauf an der Kinokasse ausgehändigt wurde. "Als wir dann auf normale 35mm-Kopien umstellten", berichtet Coppola, "gaben wir das Experiment mit den umständlichen Infoblättern auf.

Nichtsdestoweniger beging ich sofort einen weiteren Fehler. Ich entschloß mich nämlich dazu, die Credits, die wir nun am Schluß des Films über die Leinwand laufen ließen, mit Bildern einer großen Explosion zu unterlegen, eigentlich nur um diese übriggebliebenen Aufnahmen irgendwie zu verwerten. (Es handelte sich dabei um Aufnahmen der Sprengung von Kurtz' Hauptquartier, das wir im philippinischen Dschungel nachgebaut hatten und das wir auf Geheiß der dortigen Regierung nach dem Ende der Dreharbeiten wieder entfernen mussten.)

Die Folge davon war eine Verunklarung des Filmendes hinsichtlich seiner Aussage. Denn wenn man die Zuschauer, nachdem sie gesehen haben, wie Willard und die vietnamesischen Dschungelbewohner ihre Waffen wegwerfen, mit gewaltigen Detonationen aus dem Kinosaal entläßt, dann sprengt man die mühsam erzeugte pazifistische Stimmung gleich mit in die Luft. Und nichts lag meiner Absicht ferner. Also lief der Abspann in der Folgezeit wieder vor einen neutralen, schwarzen Hintergrund ab."

"Apocalypse Now Redux schert sich - im Unterschied zu seinem kompromissbereiteren Vorgänger - in keiner Weise um die Konventionen des Kriegsfilmgenres", freut sich der Regisseur. "Dadurch kommt der Film jetzt insgesamt viel überzeugender daher. Auch das sehr philosophische Ende wirkt besser vorbereitet und logisch weitaus schlüssiger."

Die Entstehungsgeschichte der neuen Version

Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen ... Wie nach Sieg roch er.

"Vor ein paar Jahren saß ich in einem Londoner Hotelzimmer und las in einer Zeitschrift, dass Apocalypse Now am selben Abend im britischen TV ausgestrahlt wurde", erzählt Coppola. "Da ich den Anfang immer schon besonders gern mochte, schaltete ich den Fernsehapparat ein, um ein paar Minuten zuzuschauen, sah dann aber den ganzen Film an. Mich schockierte, dass der damals so provozierend empfundene und kontrovers diskutierte Streifen nun schon beinahe zahm und betulich wirkte. Diese Beobachtung ermutigte mich dazu, eine radikale Neufassung in Angriff zu nehmen."

Der erste, den Coppola daraufhin anrief, war sein langjähriger Mitarbeiter, der Cutter Walter Murch. Gemeinsam begannen die beiden im März 2000 mit der Arbeit an der neuen Version. "Anstatt die 1979 herausgeschnittenen Sequenzen einfach wieder einzufügen", stellt Coppola klar, "sichteten wir noch einmal das gesamte vorliegende Rohmaterial, die sogenannten 'Dailies' (alle an einem Drehtag hintereinander aufgenommenen Einstellungen), und erarbeiteten davon ausgehend ein komplett neues Schnittkonzept." Der gesamte Arbeitsprozeß - einschließlich der Neuabmischung des Tons - dauerte vom März bis zum August 2000, nahm also sechs Monate in Anspruch.

"Etwas in mir rebellierte anfänglich gegen diese Rückkehr in den Dschungel", gesteht Murch. "Immerhin hatte ich ja schon zwei Jahre lang intensiv bei der Fertigstellung dieses Films mitgewirkt. Und nun sah ich mich erneut fünf Stunden montiertem und unbearbeitetem Filmmaterial in einer Gesamtlänge von sage und schreibe 381.000 Metern gegenüber. Zusammen mit den Magnetbändern für den Ton wog dieser Zelluloidhaufen über sieben Tonnen. Aber nach zehn Tagen hatte ich meine kleine Krise überwunden und fühlte mich wieder ganz in meinem Element."

Bei der Überarbeitung bediente sich Murch der neuesten digitalen Schnittechnik. "Ich benutzte also den allerletzten Schrei der Technik für einen Film, der in einer Zeit entstanden ist, als gerade mal die Videokamera sich fern am Horizont anzukündigen begann", formuliert er.

"Nur einmal", fährt er fort, "nachdem wir die Schnittfolge für die neue Fassung festgelegt hatten, sahen wir uns die Originalversion an, um uns zu versichern, dass wir keine Szene vergessen hatten. Apocalypse Now Redux wirkt gegenüber seinem Vorläufer viel homogener und dichter, sowohl in technischer als auch in dramaturgischer Hinsicht. Selbst die psychologische Entwicklung der einzelnen Charaktere erscheint viel schlüssiger. Der Film entspricht jetzt insgesamt weitaus besser der ursprünglichen Intention Francis Ford Coppolas, der vor 22 Jahren einfach nicht in der Situation war, das zu realisieren, was er eigentlich im Sinn hatte. Interessanter - und ironischerweise auch kürzer - als die arg beschnittene Originalversion kommt einem die um 49 Minuten erweiterte Neufassung vor."




Logo.6


[ Vor | Zurück | Film-Home ]
[ kinoweb | Info | Suche | Post ]