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Cats & Dogs - Wie Hund und Katz'
Produktionsnotizen
Als Regisseur Lawrence Guterman und die Produzenten Chris deFaria
und Andrew Lazar ihr Projekt "Cats & Dogs"
anpackten, lag ihnen nichts an einem Film mit Puppentricks oder
Computer-Effekten - das hatte es schon gegeben. Sie wollten echte
Hunde und Katzen aus Fleisch und Fell zeigen, mit all ihren liebenswerten
Eigenheiten und Persönlichkeiten. Und sie wollten den Tieren
darüber hinaus das Unmögliche ermöglichen: sprechen,
Flugzeuge fliegen, raketengetriebene Schlitten lenken und Martial-Arts-Duelle
ausfechten. Und dies alles sollte auch noch so absolut echt aussehen,
dass die Kinozuschauer bei der Rückkehr nach Hause ihre
Haustiere etwas genauer und misstrauischer mustern würden
- man weiß ja nie...
"Wer ein Haustier besitzt, der wird von der Geschichte sofort
mitgerissen", sagt Lazar über seine erste Reaktion
auf das Drehbuch. "Inzwischen weiß ich, dass meine
Hunde nur etwas kaputt machen, weil sie mich beschützen
wollen. Unsere genialen Autoren Glenn Ficarra und John Requa
haben es endlich geschafft, die ewige Frage zu beantworten, warum
Hunde Katzen jagen - sie können unser Leben retten."
Ursprünglich war der Stoff als Zeichentrickprojekt eingestuft
- bis Jeff Robinov, Executive Vice President in der Produktionsabteilung
bei Warner Bros. Pictures, deFaria fragte, ob man den Film auch
anders machen könnte. "Das Timing hätte nicht
besser sein können", erinnert sich deFaria. "Denn
zufällig befanden wir uns in Bezug auf entscheidende Special-Effects-Techniken
in einem so fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, dass praktisch
alles, was wir für diesen Film brauchten, auch machbar war.
Das sind die idealen Voraussetzungen für solch einen Film
- wir wollten die neuesten technischen Möglichkeiten voll
ausschöpfen. Ich habe dann durchkalkuliert, wie man meiner
Meinung nach die Techniken einsetzen sollte: Puppen, lebendige
Tiere, volle Computeranimationen und auch manipulierte Gesichter
von Tieren, die real gefilmt wurden."
Bekannt war, dass fähige Trainer echten Tieren einen erstaunlich
großen Anteil dessen beibringen können, was das Drehbuch
vorschrieb, zumal wenn der Trainer jener renommierte Boone Narr
ist, den die Filmemacher von Anfang an mit dabei haben wollten.
Aber es musste noch geklärt werden, ob Tiere (mit Unterstützung
von Puppen- und Computertricks) in der Lage sind, Filmhelden
durchgängig und stimmig während der gesamten Handlung
darzustellen.
Die Antwort auf diese Frage sollte ein Test erbringen, den Guterman
lieferte - er arbeitete zu dem Zeitpunkt bereits mit Requa und
Ficarra an der Entwicklung des Drehbuchs.
"Im Sommer 1999 habe ich Testaufnahmen gedreht, die wir
'Kung-Fu-Katze' nannten - eine Kombination aus realen Szenen
und Computerbildern", sagt Guterman. "Wir wollten deutlich
machen, wieviel Komik in der Story steckt und in welche Richtung
die Geschichte sich entwickeln müsste. Action spielte eine
große Rolle - fast in der Art eines Zeichentrickfilms mit
realen Bildern, mit voll ausgereizten Übertreibungen, aber
absolut übersichtlich. Auf diese Weise gelingt es, die Unwahrscheinlichkeit
sprechender Katzen und Hunde akzeptabel zu machen. Und wenn wir
das geschafft haben, können wir uns noch ganz andere Sachen
erlauben."
Über den geheimen Krieg in "Cats & Dogs"
sagt Guterman: "Ich bin überzeugt, dass Tierfreunde
sich von dieser Idee sofort vereinnahmen lassen." Und über
seine Umsetzung: "Natürlich konnte ich der Gelegenheit
keine Sekunde widerstehen, dem Publikum derart originelle und
unerhörte Bilder zu präsentieren."
Der Kung-Fu-Katzentest war zwar nicht mit dem technischen Standard
gedreht, den der Kinofilm später erforderte, aber er reichte
aus, um die Filmemacher davon zu überzeugen, dass ihre Visionen
durchaus realisierbar waren.
Doch die stringente Darstellung jedes einzelnen Tierhelden erwies
sich als ein sehr komplexer Prozess. Jede Szene wurde zunächst
mit Storyboards strukturiert. Anhand dieser Vorlage legten die
Filmemacher fest, welche Einstellungen mit echten Tieren gedreht
werden konnten, welche Bilder Puppentricks erforderten und was
sich ausschließlich mit der Computergrafik realisieren
ließ. Der Schwerpunkt lag eindeutig auf dem überwiegenden
Einsatz echter Tiere, denn der Charme des Films liegt in seiner
realistischen Atmosphäre. Die Computertechnik sollte nur
eingesetzt werden, wenn die Anforderungen physisch unmöglich
oder die Tiere gefährdet gewesen wären.
"Das Verfahren ist sehr kompliziert und kostet viel Zeit",
erklärt Lazar. "Denn jede Einstellung muss hundertprozentig
sitzen. Sobald der Regisseur, die Tiertrainer und die Puppenspieler,
der Kameramann und die Tontechniker mit einer Szene zufrieden
waren, mussten die Effekte-Experten zu Rate gezogen werden. Im
Normalfall gaben wir ihnen Aufnahmen mit kauenden Tieren - so
konnten die Computerkünstler Vorlagen benutzen, die einem
sprechenden Tier möglichst ähnlich sehen. Nicht selten
hat eine einzige Nahaufnahme mehrere Stunden Zeit gekostet."
Über 800 visuelle Effekte mussten für den Film erstellt
werden, 200 Animatoren, Designer, Computerexperten, Bildhauer
und Techniker waren im Einsatz. Alle Arbeitsbereiche überlappten
sich, denn die Einzelteile sollten am Ende nahtlos zusammenpassen.
High-Tech Dreharbeiten
Guterman musste während der gesamten Dreharbeiten einen
Schaffensprozess dirigieren, den mehrere Teams an unterschiedlichen
Produktionsorten gleichzeitig vorantrieben. Er überwachte
die Fertigung der Computergrafiken in drei verschiedenen Design-Studios,
dazu die animatronischen Aufnahmen der Puppenspieler, und das
jeden Tag. Daneben drehte er die Szenen mit den Schauspielern
und wachte wie Noah über seine Set-Arche voller Tiere und
Trainer - niemand war wie Guterman prädestiniert für
den berühmten Spruch: "Unmögliches wir sofort
erledigt - Wunder dauern etwas länger."
Noch vor gar nicht langer Zeit wäre ein Heer von Kurieren
mit den täglichen Aufnahme-Cassetten ständig zwischen
den Schauplätzen im kanadischen Vancouver und den Effekte-Schmieden
in England und den USA gependelt. Doch dem "Cats &
Dogs"-Team gelang es, sich über Satellitenschüsseln
mit allen beteiligten Studios per High-Band-Verbindung zusammen
zu schalten. So erreichte ein Computer-Effekt aus dem Trick-Studio
den Regisseur am Set, dieser beurteilte die Szene zwischen seinen
real gefilmten Einstellungen und schickte sie zur Endbearbeitung
zurück - und das innerhalb von Stunden.
"Ich kam mir vor wie auf der Brücke des Raumschiffs
Enterprise", sagt Lazar über die supermoderne Ausrüstung,
die einen ganzen Wohnwagen beanspruchte. "Monitore mit digitalen
Anzeigen hängen ringsum an den Wänden, zig Computertürme,
das ruhig knatternde Summen beim Übertragen der Daten: So
sieht die Zukunft des Filmemachens aus."
Nachdem diese Technik stand, mussten noch ein paar weniger abgehobene
Probleme gelöst werden. Am Drehort sorgte das Team für
die Unterbringung, Pflege und Ausbildung von 50 Tieren. Es gab
Zeitpläne für Fütterung und Auslauf. Eine überwältigende
Anzahl von Tier-kompatiblen Sets, Kulissen und Requisiten wurden
entworfen, gebaut und von den Tierstars getestet. Die Kostümbildner
mussten sich sogar Westen und Brillen für die Ninja-Katzen
ausdenken, und die Hundehelden trugen ebenfalls Westen mit Spezialausrüstung.
Zunächst galt es, überhaupt ein geeignetes Filmstudio
zu finden. Voraussetzung waren ein Außengelände und
drei Studiohallen, in denen die großen Sets sowie ein riesiger
Bluescreen Platz fanden. Außerdem musste für die Unterbringung
der Tiere gesorgt sein. Und das Studio durfte nicht zu nahe an
einer verkehrsreichen Straße liegen, denn die Tiere mussten
vor starkem Lärm und verschmutzter Luft bewahrt werden.
Sobald man sich auf ein Studio geeinigt hatte, wurde der Komplex
für die Tiere eingerichtet, damit die Vierbeiner einziehen
und sich an ihre Trainingsroutine gewöhnen konnten.
Die Ausstatter bauten drei Versionen des Brody-Hauses: ein richtiges
Haus, das für die Szenen im Vorgarten und auf der Straße
benutzt wurde, außerdem die Rückseite des Hauses mit
Veranda und Garten, der auf dem Studioaußengelände
angelegt wurde. Hunderte von echten Pflanzen mussten während
der viermonatigen Dreharbeiten in diesem Garten ständig
gepflegt werden. Und schließlich entstanden die Innenräume
des Hauses inklusive der Veranden vor und hinter dem Haus sowie
der komplett ausgestaltete Garten in einer Studiohalle, damit
die Nachtszenen auch tagsüber gedreht werden konnten.
In Halle 1 befand sich das Innere von Lous Hundehaus mit der
geheimen High-Tech-Ausstattung. Halle 2 nahm Mr. Masons Büro
in der Kunstschneefabrik auf - den Schauplatz des Showdowns.
Dabei wurde die durch Mr. Tinkles' Eroberungspläne ausgelöste
Feuersbrunst und das zerstörerische Inferno gleich mit eingeplant.
In einer dritten Halle installierte man einen riesigen Bluescreen.
Hier drehte das Team Szenen, in die der Hintergrund später
eingefügt wurde - zum Beispiel der internationale Versammlungssaal,
in dem die Hundedelegierten aller Länder über die beste
Reaktion auf Mr. Tinkles' abgefeimten Plan debattieren.
Logistik war bei den Dreharbeiten das A und O. Wegen der sehr
komplexen Umstände des Projekts arbeitete täglich parallel
das zweite Drehteam, wobei die Drehpläne auf beide Teams
abgestimmt wurden. Während das Hauptteam mit den Puppenspielern
drehte, konnte das zweite Team mit den Tieren und Trainern arbeiten.
Wenn das zweite Team auf dem Außengelände filmte,
war das Hauptteam in einer der Studiohallen beschäftigt.
Die Realaufnahmen begannen mit Szenen, in denen nur die Hunde
mitwirkten. Somit bekamen die Katzentrainer die nötige Zeit,
um diese auf ihren sehr viel schwierigeren Einsatz vorzubereiten.
Im Lauf der Dreharbeiten konnte man so nach und nach die anspruchsvolleren
Szenen in Angriff nehmen.
In den ersten beiden Monaten hatten die menschlichen Darsteller
kaum etwas zu tun. Erst im September und Anfang Oktober gehörten
Jeff Goldblum, Elizabeth Perkins und Alexander Pollock zur täglichen
Routine des Filmteams. Nachdem sie ihre Szenen abgedreht hatten,
konzentrierte sich die Crew auf weitere Tier- und Puppenszenen.
Sobald die Katzen im Zentrum standen, wurden die schwierigen
Abschnitte der Story umgesetzt.
Das Puppenspieler-Team war wie eine Football-Mannschaft über
das Set verteilt. Jeder mechanische Hund, jede Katze wurde von
mehreren talentierten und wendigen Puppenspielern dirigiert,
die aus den Kulissen die Bewegungen steuerten. "Mr. Tinkles
wird von etwa sechs Leuten gesteuert", erklärt David
Barclay, Mitglied des berühmten Henson Creature Shop. "All
diese Leute müssen irgendwo versteckt werden." Einer
der Puppenspieler berichtet, er habe zeitweilig unter dem Fußboden
gesteckt (mit zwei Kollegen musste er sich eine badewannengroße
Nische teilen), dann in einer unterirdischen Kammer, die mit
mechanischen Apparaturen voll gestopft war, später unter
der Bühne, unter einem Rollstuhl und unter einer Autoattrappe.
Für den Showdown funktionierte man eine verlassene Tank-
und Boilerfabrik in Mr. Masons Kunstschneefabrik um: ein Chaos
aus Tannenbäumen, Schneemännern und altertümlichen
Maschinen.
"Die Kunstschneefabrik hat uns ein hartes Stück Arbeit
gekostet", sagt Produktionsdesigner Jim Bissell. "Um
den mittleren Gang, auf dem sich Mr. Mason bewegt, bauten wir
ein hufeisenförmiges Förderband. Den größten
Spaß hatten wir, als wir das Beschneien der Bäume
mit Kunstschnee in einen industriellen Arbeitsprozess verwandelten.
Witzig war natürlich auch das Entwerfen der Schneekanonen
- das sind echt tolle Hochleistungs-Schneebestäuber, die
wie Strahlenpistolen aussehen oder wie Fernsehkameras aus den
50er-Jahren."
In der Fabrik wollen Mr. Tinkles und seine Katzenbande die Schneekanonen
einsetzen, als Lou, Butch und Ivy sich langsam zum Hauptquartier
des verschlagenen Katers vorarbeiten. In kaum einem Genre, in
kaum einem Film hat es je einen so bizarren Schauplatz für
das Finale gegeben. Beim Showdown zwischen den Katzen und Hunden
kamen unter anderem zum Einsatz: etliche Tonnen Zellulose-Flocken,
16 Luftkanonen, tausende Liter Rasierschaum, hunderte von Litern
Lebensmittelfarbe und 6700 Gummimäuse.
Technische Elemente
Das Paradox guter Spezialeffekte liegt in dem Umstand, dass sie
vom Zuschauer gar nicht wahr genommen werden, wenn sie gekonnt
gemacht sind. Oder wie Produzent Chris deFaria sagt: "Wenn
wir gute Arbeit leisten, merkt keiner was davon."
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden einige der besten Effekte-Designer
der Filmbranche engagiert: die Experten des Oscar-preisgekrönten
Effekte-Studios Rhythm & Hues, die für die atemberaubenden
Effekte in "How the Grinch Stole Christmas"
(Der Grinch) zuständig waren; die weltberühmte
Multimedia-Produktionsfirma Jim Henson's Creature Shop, in der
die Muppets und zahlreiche andere Puppen zu Hause sind; die renommierte
Animations- und Effekte-Schmiede Tippett Studio, die an "The
Hollow Man" mitgewirkt hat; und die etablierte englische
Firma Mill Film, Londons erfolgreichstes Werbefilmstudio, an
dem die Filmregisseure Tony und Ridley Scott beteiligt sind.
"Wir haben uns von Anfang an bewusst dafür entschieden,
unsere Filmhelden mit unterschiedlichen Filmtechniken zum Leben
zu erwecken", erklärt deFaria. "Wir zeigen echte
Tiere in natürlicher Umgebung. Und durch Einsatz von Puppen
und Computeranimationen entführen wir die Zuschauer aus
dem Reich der Wahrscheinlichkeit in eine Sphäre, wo niemand
mehr Anstoß nimmt, wenn ein Hund aus dem zweiten Stock
auf einen Holztransporter springt, der von einer Katze gelenkt
wird."
Erster Schritt: die tierischen Darsteller. Das Bild jedes Tiers
wurde in den Computer gescannt, die Körperdimensionen und
die Charakteristika des Gesichts registriert - unter diesen Voraussetzungen
sind den Varianten an Aktionen und Gesichtsbewegungen keine Grenzen
gesetzt.
Das Verfahren, den Scanner einzusetzen, um Tiere im Rechner zu
animieren und so jede beliebige Bewegung ausführen zu lassen,
ist nicht neu. Dazu deFaria: "Üblicherweise orientiert
sich das Computermodell des Tiergesichts an der tatsächlichen
Geometrie des Kopfes, der eingescannt wird. Dann verwendet man
einen Katalog von mimischen Ausdrücken, die in der Physiologie
des Tieres angelegt sind. Tiere reagieren jedoch nicht mit dem
Maß an Überraschung, Aggression, Wut, Humor oder Bösartigkeit,
den unsere Tierhelden zeigen sollen. Wir mussten als Modelle
basteln, die auf einer weiterentwickelten Physiologie unserer
Tiere beruhen - wir machen also praktisch den nächsten Schritt.
So etwas hat es noch nie gegeben - diese Technik haben wir speziell
für Cats & Dogs entwickelt: Eine derartige
Ausdrucksfähigkeit hat noch niemand erreicht."
Zweitens schuf der Henson Creature Shop ein lebensgroßes
Modell von jedem Tier. Dieses diente als Vorlage für weiter
Computergrafiken inklusive der Muskulatur und des Knochengerüsts.
Die so entstandenden Cyber-Hunde und -katzen waren laut deFaria
"praktisch Computer-Puppen", die sich ebenso realistisch,
mit demselben Gewicht und derselben Wendigkeit bewegen können
wie ihr lebendes Pendant.
"Modelle helfen den Animatoren sehr", sagt Scott Souter,
einer der Verantwortlichen im Tippett Studio. "Sie können
so besser erkennen, wie viel Raum die Figuren auf der Leinwand
einnehmen - die Einstellungen lassen sich dadurch besser planen.
Und wir können damit experimentieren, es in jede beliebige
Stellung bringen und von allen Seiten begutachten, um eine Pose
auszutarieren, die richtige Balance und den Schwerpunkt zu bestimmen.
Am Ende hacken wir das Modell in Stücke, scannen es und
bauen es im Computer wieder zusammen."
Schließlich wurde für jedes Tier ein exaktes Puppendouble
angefertigt, das die Stunts ausführte oder irrwitzige Aktionen
vollbringt, die reale Hunde und Katzen überfordert.
"Uns war klar, dass Puppen üblicher Machart nicht ausreichen
würden", erklärt deFaria. "Denn sie sollten
Aktionen vollführen, Leistung bringen, feinste Nuancen transportieren
- also haben wir bei den Henson-Leuten darauf gedrungen, dass
sie neue Techniken entwickeln, neue Materialien ausprobieren
sollten. Und sie haben wirklich außergewöhnliche Puppen
geliefert."
"Das Henson-Team beweist, dass nichts Geringeres als absolute
Perfektion beim Einsatz ihrer Puppen machbar ist", stellt
Produzent Lazar fest. "Obwohl wir sie hart rangenommen haben,
waren sie immer mit bester Laune und hoher Arbeitsmoral dabei,
was mich besonders beeindruckte, weil sie oft zwischen zwei völlig
getrennten Arbeitsteams hin und her geschubst wurden. Trotz des
enormen Arbeitsaufwands waren sie immer enttäuscht, wenn
wir uns entschieden, in einer bestimmten Einstellung doch ein
echtes Tier einzusetzen - so begeistert waren sie, ihr Know-how
beizusteuern."
Für den Film entstanden ein Dutzend Puppen mit mehr oder
weniger ausgeprägten Fähigkeiten. Mr. Tinkles war mit
Abstand das Meisterstück, denn der weiße Perser hatte
eine sehr komplexe Rolle zu bewältigen. Die Filmemacher
wussten also von Anfang an, dass der Puppe entscheidende Aufgaben
zufallen würden. Schon als die Produktion noch kein grünes
Licht bekommen hatte, trafen sich deFaria und Guterman mit David
Barclay, der im Creature Shop für Puppenspieler zuständig
ist: Es ging um die Frage, ob Mr. Tinkles als Puppe eine ausgereifte
Rolle inklusive Lippensynchronität spielen konnte. Als die
Produktion begann, war der Entwurf des Creature Shops für
den mechanischen Kopf des Katers bereits weit gediehen. Vier
Monate später bewegten sechs Experten seine Glieder, Körperteile
und das Fell. Winzige Motoren, die per Computerprogramm eingespeicherte
Bewegungsabläufe ausführten, ermöglichten den
Puppenspielern, alle emotionalen und mimischen Nuancen zu reproduzieren,
die man auch von einem lebendigen Tier erwarten würde.
"Das Fell sollte so dehnbar sein wie bei einer richtigen
Katze", sagt Barclay. "Und die Puppe musste dem echten
Tier exakt entsprechen. Wir ließen ein paar Varianten für
Nachbesserungen offen und fuhren mit unserer Puppe zu Boones
Ranch, um sie mit dem echten Kater zu vergleichen. Genauso haben
wir es auch mit den übrigen Tieren gehalten."
Selbst als die Dreharbeiten begannen, wurde weiter getestet und
entwickelt. Immer wieder wurde das Fell überarbeitet, die
Puppenspieler probten die Szenen, orientierten sich an dem schon
eingespielten Dialog des Mr.-Tinkles-Sprechers, um der Katze
Leben einzuhauchen. Als dann die Kameras auf die Puppe gerichtet
waren, zahlten sich die tausenden von Arbeitsstunden hochspezialisierter
Mitarbeiter aus - Darsteller und Team-Mitarbeiter staunten nicht
schlecht.
"Mr. Tinkles gehört zu den gelungensten Darstellerpuppen
aller Zeiten", sagt Barclay. "In ihm steckt eine Menge
High-Tech, die aber nach sehr einfach Prinzipien angewendet wird.
Er ist ein Zwischending zwischen den alten, traditionellen Puppentechniken
und ausgeklügelten Weiterentwicklungen. Gerade das fasziniert
uns so. Wir befinden uns auf einer höchst interessanten
Reise, wir stoßen vor in neue Bereiche, wir wollen herausfinden,
was Puppenspieler anstellen können, um so ein Objekt mit
Leben zu füllen."
"Es liegt in der Natur der Katzen, dass sie sich kaum realistisch
von Puppen doubeln lassen", erklärt David Barrington
Holt, im Henson Creature Shop zuständig für die Neuentwicklungen.
"Ihre Köpfe und Körper sind klein - wenn man darin
eine Hand oder komplizierte Apparaturen unterbringen will, kommt
man sich vor wie ein Uhrmacher. Die feine Mechanik ist dann entsprechend
störanfällig. Für diesen Film bauten wir die kleinsten
Apparate in der Geschichte unseres Shops, da ging es um eine
Menge winziger Details. Die Augen, die Zähne mussten sehr
sorgfältig gestaltet werden. Wenn man zwischen den Aufnahmen
einer Puppe und des echten Tiers hin- und herschneidet, gehört
es zu den Grundvoraussetzungen, dass die Details übereinstimmen.
Wenn das nicht der Fall ist, geht die Illusion verloren."
Holt und sein Team brauchten Wochen, um ihre Modelle mit den
realen Tiervorbildern abzugleichen - jedes Detail musste in Form
und Farbe überzeugen. Als besonders schwierig erwies sich
die Imitation des Fells - es lässt sich nur sehr schwer
überzeugend nachmachen.
"Ein echter Pelz lebt - das ist gar keine Frage", erklärt
Holt. "Seine Qualität ergibt sich aus der Geschmeidigkeit
und Elastizität der Haut, auf der er wächst. Wir haben
sehr lange geforscht, mit welchem Material wir das Fell der einzelnen
Tiere überzeugend imitieren konnten. Bis wir fanden, was
wir suchten, haben wir viele Versuche verworfen, weil sie einfach
unbefriedigend ausfielen - manch einer unserer Spezialisten hat
sich die Haare gerauft."
Das Pelzproblem stellte sich dann auch wieder im Computer. "Mr.
Tinkles machte es uns besonders schwer, weil er so lange Haare
hat", sagt Bill Westenhofer, bei Rhythm & Hues für
die visuellen Effekte zuständig. "Tatsächlich
ergibt sich erst aus dem Pelz die Form der Katze. Er muss sich
also als zusammenhängende Einheit verhalten, die eine bestimmte
Struktur aufrecht erhält - gleichzeitig muss das Fell sich
aber auch wie Haar bewegen, wenn man es durchkämmt. Wenn
sich eine Katze irgendwo anlehnt oder auch nur ein Bein bewegt,
zieht sich das Fell zusammen und biegt sich auf komplexe Weise.
Und letztendlich müssen die Computer-Haare wie die echten
auch glänzen, sie wirken an den Enden lichtdurchlässig,
und sie werfen Schatten."
"Ein hochkompliziertes Thema", bestätigt deFaira.
"Es geht um Struktur, Bewegung, Lichteinfall und seine Reflexion;
und welchen Einfluss haben die körpereigenen Fettdrüsen?
Pelz-Dynamik also. Wie setzt der Computer so etwas um? Alles
reduziert sich auf eine Serie mathematischer Computerberechnungen
in einem Programm, das 20.000 Haare dazu bringen muss, sich als
Einheit und trotzdem individuell zu bewegen."
Das haarige Problem in "Cats & Dogs" sorgte
in der Computergrafik für einen neuen Produktionsstandard.
"Natürlich sind wir mit Rechnern wirklich gut bestückt",
sagt Blair Clark, Effekte-Chef im Tippett Studio, über sein
Team. "Aber die Arbeit am Pelz beeinflusst wirklich jede
Phase des Fertigungsprozesses: Die Grafiker benutzten ausgeklügelte
Filter und Unschärfeprozessoren, die Lichttechniker schufen
eine Spezialbeleuchtung, die Animatoren und Farbgeber arbeiteten
daran, die Flächen aufzuteilen, zu trennen. Alle Abteilungen
waren eingespannt."
Wie engagiert sich alle Animatoren um makellosen Realismus bemüht
haben, lässt sich am Ergebnis begutachten. Als der Beagle
Lou erstmals im Film auftaucht, handelt es sich um einen richtigen
Hund. An einer bestimmten Stelle übernimmt die Animatronik,
und wenn er spricht, dann mit der Schnauze seiner Cyber-Doubles.
Zum Schluss ist er wieder der ganz normale Lou, der aus dem Bild
verschwindet. Es ist unmöglich, die Übergange zwischen
den Tricktechniken genau zu lokalisieren, so flüssig wirkt
die endgültige Szene.
"Eine solche Szene beginnt mit dem echten Tier, geht über
ins Puppenstadium und zur Computergrafik, dann wieder echt, Puppe
und vielleicht sogar das Ganze nochmal von vorn", erklärt
deFaria. Letztlich sieht der Zuschauer nicht einen überzeugend
animierten Hund oder eine Hundepuppe - er sieht ganz einfach
einen Hund. Punkt. Zufällig kann dieser Hund sprechen, und
er ist zweifellos ein Meister im Katapultschießen - also
genau das, was die Filmemacher von ihm erwarten.
Westenhofer abschließend: "Das größte Problem
bestand darin, absolut naturalistische Tiere zu schaffen, die
neben den Realaufnahmen bestehen können. So weitgehend wie
in unserem Film hat das noch niemand geschafft."
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