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Ein Königreich für ein Lama
Produktionsnotizen
Das erste Wort hat der Chef: "Die Wurzeln von Ein Königreich
für ein Lama liegen im Reich der klassischen Märchen",
erläutert Thomas Schumacher, seines Zeichens Präsident
von Walt Disney Feature Animation. "Unsere Hauptfigur wechselt
von einer Lebensform in eine andere, und das erlaubt ihr, das
Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Im Grunde ist es
die Geschichte von jemandem, der ein Stück seines Weges
in den Schuhen eines anderen wandern darf. In unserem Falle ist
es ein verzogener junger Kaiser, der noch nie in seinem Leben
auf die Idee kam, seinen Horizont zu erweitern, geschweige denn
an jemand anderen außer sich selbst zu denken.
Er wird in ein Lama verwandelt und muss nun in einer Welt überleben,
die ihm ziemlich fremd ist. Er muss sich nicht nur unters gemeine
Volk mischen, sondern dies auch noch auf vier Beinen tun. Um
seine Bekehrung glaubwürdig zu machen, haben wir ihn anfangs
als einen wenig liebenswerten Spinner dargestellt - man gönnt
ihm seine wohlverdiente Strafe.
Mark Dindal, unser Regisseur, hat mit seiner Inszenierung Fantastisches
geleistet, und jeder Mitarbeiter des Teams hat etwas ganz Eigenes
in den Film eingebracht. Comedy zu machen ist verdammt schwer,
aber jedesmal, wenn den Film sehe, lache ich mich kaputt."
Ein Königreich für eine Idee - die Anfänge
Der Entwicklungsprozess eines Disney-Zeichentrickfilms ist lang.
Sehr lang. Er zieht sich über Jahre hin und ist geprägt
von Fehlstarts und Sackgassen. Aladdin (1992), The
Lion King ("Der König der Löwen",
1994) und Tarzan (1999) sind nur drei Beispiele dafür,
wie die fertigen Filme sich völlig von den ursprünglichen
Konzepten unterscheiden. Wie bei jedem filmischen Projekt ist
die perfekte Kombination von Charakteren und Story ein heikler
Balanceakt, der viel Hingabe, Hartnäckigkeit und Kreativität
erfordert.
Die Anfänge von Ein Königreich für ein Lama
gehen in das Jahr 1994 zurück, als das kreative Team des
Films eine völlig andere Version der Geschichte entwickelte.
Der erste Ansatz des Projekts, das damals noch den Titel Kingdom
of the Sun trug, war, eine dramatische Geschichte zu erzählen,
die auf präkolumbischen Legenden beruhte und von einem ehrgeizigen
Song-Repertoire aus der Feder von Sting unterstützt werden
sollte.
Aber wie so oft schlug die Story auf dem langen Weg ihrer Entwicklung
einige unerwartete Haken. Schließlich entschloss man sich,
den Film in eine völlig neue Richtung zu lenken und schrieb
1998 die Geschichte um. Nur zwei der komödiantischen Hauptfiguren
und eine Hand voll Elemente aus dem Original-Treatment wurden
beibehalten. Mark Dindal und Randy Fullmer standen der Kreation
eines neuen Konzeptes, der dazugehörigen Storyboards und
schließlich des Drehbuchs vor.
"Ein Königreich für ein Lama ist ein
prima Beispiel dafür, mit welchem Engagement und welcher
Sorgfalt wir unsere Projekte entwickeln", sagt Thomas Schumacher.
"Während der Entwicklung und des kreativen Prozesses
tasten wir alle Richtungen ab, um genau die Geschichte und die
Figuren zu finden, die uns gefallen " und von denen wir
hoffen, dass sie auch den Zuschauern gefallen.
Obwohl uns dieser Film vor viele Herausforderungen gestellt
hat und wir auf dem Weg etliche Umleitungen in Kauf nehmen mussten,
haben Mark, Randy und das ganze Animationsteam eine wundervolle
Arbeit gemacht, in dem sie eine frische, originelle Komödie
voller Überraschungen und mit einem ganz eigenen Stil geschaffen
haben. Ein Königreich für ein Lama ist einer
der unterhaltsamsten und bezauberndsten Filme, die wir je hergestellt
haben, und wir sind sehr stolz auf das, was wir geleistet haben."
Die wohl größte Herausforderung bei der Entwicklung
bestand darin, aus einem musikalischen Drama eine rasante Komödie
zu machen. "In den ersten beiden Jahren war es eher eine
Art ernsthaftes Epos", erinnert sich der Produzent Randy
Fullmer. "Irgendwann waren wir an dem Punkt angelangt, an
dem uns das Projekt keinen Spaß mehr machte - und das ist
das Zeichen, dass man einen neuen Weg einschlagen sollte."
"Wir haben verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht,
der Geschichte einen neuen, frischen Drive zu geben", ergänzt
Dindal. "Und dann kam Chris Williams aus unserem Story-Team
mit einer abgedrehteren, verrückteren Version der Geschichte
auf uns zu, die ebenfalls äußerst charmant war.
Alter Mann statt Teenager
Er hatte die Idee, aus Patcha einen älteren Mann zu machen
- im Gegensatz zu dem Teenager, der er in der ursprünglichen
Fassung war. Das gab der Geschichte einen völlig neuen Dreh,
und wir sahen sie auf einmal in einem ganz anderen Licht. Peter
Schneider, der Vorsitzende der Walt Disney Studios, ermunterte
uns, bei unserer Arbeit über den Tellerrand zu schauen.
Er wollte, dass wir unsere Geschichte noch mal völlig auf
den Kopf stellen und anders an sie herangehen.
Also haben wir mit Randy und unserem Autoren David Reynolds
alles noch mal umgeworfen. Und komischerweise hat uns dieser
Schritt neue Energie, neuen Enthusiasmus und Spaß gebracht.
Kusco ist nun nicht mehr die typische Disney-Hauptfigur - er
ist kein netter, sympathischer, verletzlicher Kerl, der ein bestimmtes
Verlangen hat, aber von den Umständen daran gehindert wird,
an sein Ziel zu gelangen. Nein, Kusco ist eher das genaue Gegenteil.
Er ist in einer heftigen Zwickmühle und braucht einen guten
Menschen, der ihm da nun heraushift."
"Ich meine: Je absurder die Figuren in bestimmten Situationen
gezeichnet sind, desto mehr Spaß kann man mit ihnen haben",
erläutert der Regisseur Mark Dindal. "Was uns an diesem
Film sehr gereizt hat, war die Mischung aus Absurdität und
Emotionen. Wenn man diese Gratwanderung schafft, bekommt man
das Beste aus diesen beiden Welten, denn die Geschichte wird
nicht zu sentimental. In Ein Königreich für ein
Lama haben wir ein wirklich seltsames Paar - einen jungen
Kerl, der immer nur an sich selbst denkt, und einen einfachen
Bauern, der sich stets um andere sorgt. Der Humor des Films entspringt
aus ihren verschiedenen Charakteren."
Nachdem die Richtung feststand, in die sich die Geschichte entwickeln
sollte, wurden die Hauptfiguren noch einmal stark überarbeitet
und andere hinzugefügt. Eine der neuen Figuren war Ismas
Kumpan Kronk - der heimliche Star des Films.
Spritzige Dialoge
David Reynolds, einer der ersten Gagschreiber des populären
amerikanischen Late-Night-Talkers Conan O'Brien, der schon etliche
Disney-Filme mit Witz und spritzigen Dialogen veredelt hatte,
erinnert sich: "Eines Tages gaben mir Mark und Chris eine
Szene zu lesen, in der eine Figur vorkam, die unserem Kronk schon
sehr ähnlich war. Ich las also den Witz, den sie sich ausgedacht
hatten, und ich lachte mich schlapp. Ich sagte: 'Ich kenne diesen
Typen. Er ist wie Puddy aus der Sitcom 'Seinfeld'. Er
redet die ganze Zeit, aber er bekommt nichts auf die Reihe!'
Ich habe sie gefragt, ob ich eine Szene für diese Figur
schreiben könne - es war die Gift-Szene während der
Dinner-Sequenz. Dabei habe ich ständig in mich hineingekichert.
Kronk machte sich fürchterlich viele Gedanken um dieses
Abendessen und verlor dabei völlig den Zweck aus den Augen,
den er und Isma mit diesem Dinner verfolgten - nämlich Kusco
zu töten. Die Szene funktionierte blendend, und da ging
uns auf, wie komisch Kronk sein könnte."
Auch an der Hauptfigur wurde noch lange gefeilt. "Eine
unserer großen Herausforderungen war es, das Publikum dazu
zu bringen, mit Kusco mitzufühlen", erläutert
Reynolds. "Er ist zwar sehr arrogant, aber dann wird er
von allen herumgestoßen und man bemerkt, dass dieser Typ
noch nie einen echten Freund hatte. Das gibt ihm eine gewisse
Verletzlichkeit."
Nachdem die Story überarbeitet und die Storyboards auf
den Weg gebracht waren, ging das kreative Team mit neuem Elan
und Enthusiasmus an die Arbeit. "Als wir den neuen Zugang
zu unserer Geschichte gefunden hatten, ging sie ab wie eine Rakete",
grinst Fullmer. "Ich vergleiche das Team gern mit Rennpferden
am Start: Ruhig, abwartend, aber schon mit den Hufen scharrend.
Von Anfang an wollten alle das erreichen, was Mark im Kopf hatte,
und alle hatten ein ähnliches Feingefühl, die Richtung
des Films betreffend. Jeder wusste genau, innerhalb welcher Parameter
er arbeiten sollte, und jeder meisterte seine Aufgaben hervorragend
- unter dem künstlerischen Aspekt wurden immer die besten
Entscheidungen getroffen."
Klarer Stil
"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr
froh sind, wenn sie eine klare Vorstellung vermittelt bekommen,
wohin man mit einem Projekt will. Dabei sollte man ihnen aber
nicht genau vorschreiben, wie sie dorthin kommen", beschreibt
Mark Dindal seinen Regie-Stil.
"Die Zeichner und die anderen Abteilungen sollen natürlich
meine Visionen umsetzen, aber sie sind dabei mehr als nur mein
verlängerter Arm. Wir hatten ein tolles Team, und es machte
mir viel Spaß, zuzusehen, was meine Mitarbeiter taten,
um die Geschichte mit Leben zu füllen.
Die Storyboard-Zeichner haben ihre Ideen in ihre Skizzen eingebracht,
und die Zeichner haben diese Skizzen ausgiebig genutzt. Aber
als sie die Lücken zwischen den skizzierten Posen ausgefüllt
und an ihrer Magie gearbeitet haben, kamen subtilere Ausdrucksweisen
hinzu, die unsere Storyboards wesentlich verfeinert haben. Ich
sehe meine Rolle als die eines Dirigenten, der nicht notwendigerweise
alle Instrumente beherrschen muss. Aber er muss wissen, wie sie
klingen sollen. In unserem Fall wusste ich, dass unsere Künstler
alle exzellente Jobs machen. Ich musste ihnen nur die Richtung
zeigen und dann aus dem Weg gehen."
"Mark hat einen wunderbaren Sinn für Humor und eine
natürliche Begabung, mit Menschen umzugehen", gibt
Fullmer weiter zu Protokoll. "Er weiß, wie man delegiert
und wie man ein Team motiviert, er schätzt seine Mitarbeiter
und schenkt ihnen sein vollstes Vertrauen. Und darüber hinaus
ist er mit enormem Talent gesegnet. Bei den Sprachaufnahmen hat
er niemanden gebraucht, der mit den Synchronsprechern den Text
gelesen hat. Er hat es einfach selbst gemacht, denn er hatte
den kompletten Text sowieso im Kopf " ebenso wie das Timing
und die Gangart. Er saß mit Kopfhörer im Studio und
kommunizierte mit den Sprechern.
Und es hat wunderbar funktioniert."
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