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Evolution
Produktionsnotizen
Thriller oder Komödie?
Der Regisseur und Produzent Ivan Reitman hat etliche Komödien
gedreht. Komödien über Studenten-Verbindungshäuser
und Geisterhäuser, über Militärcamps und Sommerlager,
über ungleiche Zwillinge und identisch aussehende "Präsidenten".
Es sollte jedoch Jahrzehnte dauern, bis er ein Genre streifte,
dem sein Interesse schon seit jeher galt. "Ich war schon
immer ein großer Fan von Science Fiction - seit ich als
Kind die Samstagnachmittage damit verbrachte, klassische Sci-fi-Thriller
wie It Came From Outer Space (Gefahr aus dem Weltall,
1953), War of the Worlds (Kampf der Welten,
1953) und Invaders From Mars (Invasion vom Mars,
1958) zu sehen", erinnert sich Reitman. "Ich wollte
schon immer mal einen zeitgemäßen Science-ficiton-Film
inszenieren - aber in meiner eigenen Filmsprache, und die ist
nun mal Comedy. Als mir mein Partner Tom Pollock das Don Jakobys
Originalskript von Evolution gab, dachte ich mir: Dies
ist eine neue, sehr clevere Art, von der außerirdischen
Bedrohung zu erzählen."
Es gab nur einen einzigen Aspekt in Jakobys Evolution-Drehbuch,
der nicht ganz in Reitmans Vision passte: Das erste Skript beschrieb
einen dramatischen Science-fiction-Thriller. Dies forderte Reitman
heraus, denn er sah in diesem Hier-kommt-das-Ende-der-Welt-Szenario
durchaus auch ein komödiantisches Potenzial. Reitman begann,
mit den Autoren Don Jakoby, David Diamond und David Weissman
an dem Buch zuarbeiten und den Actionthriller in eine Actionkomödie
zu verwandeln.
Panspermia
Ungeachtet des Humors blieben die realen wissenschaftlichen Theorien,
auf denen Jakoby seine Idee stützte, weitgehend intakt.
Denn tatsächlich wird die zentrale Hypothese der Geschichte
durchaus von Wissenschaftlern vertreten - zwar von einigen wenigen
nur, aber dennoch fanden sie die Filmemacher faszinierend.
Der Ausführende Produzent Tom Pollock verrät: "Manche
Wissenschaftler vermuten, dass Lebensformen von einem Sonnensystem
zum anderen gelangen, indem sie auf einem Meteoriten durchs All
treiben und dann auf einem vorher leblosen Planeten landen. Das
nennen sie Panspermia - ein großartiges Wort - und es gibt
keinen Grund anzunehmen, dass das Leben auf unserer Erde nicht
genauso begonnen hat. Gut, die landläufige Meinung ist,
dass sich das Leben irgendwie aus einer Art Urschleim entwickelt
hat... oder dass es von Gott geschaffen wurde. Aber ich mag diese
Panspermia-Idee."
"Comedy ist der springende Punkt des Films", bemerkt
Reitman. "In einem Film wie diesem ist es wichtig, dass
man den Science-Ficiton-Aspekten genügend Raum gibt. Die
Wissenschaft ist ein bisschen verdreht und überzogen, schließlich
handelt es sich um Fiktion und auch noch um eine Komödie
- aber sie basiert auf der Realität. Die Geschichte muss
Sinn machen, wenn das Publikum sich auf diese Reise einlassen
will. Ich versuche immer, den schmalen Weg zwischen dem Fantastischen
und dem Absurden zu treffen, den zwischen schrägem Witz
und Realismus."
Casting
Die Aufgabe, diese Balance herzustellen, wurde auf das Ensemble
übertragen, das von David Duchovny angeführt wurde.
Er erklärt: "Die Comedy unterläuft auf keinen
Fall die Glaubwürdigkeit der Figuren als Wissenschaftler.
Dies war eine der Herausforderungen der Rolle, die sie so interessant
für mich machten: Wie kann ich ihn glaubwürdig und
gleichzeitig unglaublich doof darstellen?"
Duchovny spielt Dr. Ira Kane, den ersten, der die außerirdischen
Wesen in dem Meteoriten entdeckt und der die Bedeutung ihrer
rapiden Entwicklung einschätzen kann. "Er ist ein Wissenschaftler,
der vorher für die Regierung gearbeitet hat, dann in Ungnade
fiel und nun als Lehrer in einem Provinz-College in Glen Canyon,
Arizona, sein Dasein fristet. Ironischerweise macht er genau
dort diese unglaubliche wissenschaftliche Entdeckung, die sein
Leben verändern wird", schmunzelt Duchovny.
Reitman bemerkt, dass es wohl offensichtliche Parallelen zu Duchovnys
bekanntester Figur aus der Serie "The X-Files"
gibt, aber dass er bei der Besetzung des Stars eher an die früheren
komödiantischen Talente dachte, die Duchovny in Reitmans
Produktion Beethoven (Ein Hund namens Beethoven,
1992) an den Tag legte: "Ich erinnerte mich an David als
einen gutaussehenden Jungen mit einem wunderbar trockenen Sinn
für Humor und Witz - sehr intelligent, sehr wortgewandt
und sehr komisch. Ich hatte auch eher seine jüngsten Auftritte
in The Larry Sanders Show im Kopf, und so vertraute
ich auf seine Fähigkeiten als Komödiant."
Duchovnys Partner im Film ist Orlando Jones, der Iras Freund
und Kollegen Harry Block spielt. Harry ist Geologie-Professor
am College, trainiert nebenher die Volleyballmannschaft der Damen
und hat offensichtlich mehr Interesse am Ballspielen als an seiner
akademischen Disziplin. Dies ändert sich freilich, als er
die Order erhält, die Absturzstelle des Meteoriten zu untersuchen
und sich zusammen mit Ira auf die Reise macht.
"Harry und Ira arbeiten zusammen am College, aber sie warten
beide darauf, dass in ihrem Leben etwas Besseres passiert",
erläutert Jones. "Sie sehen den Meteoriten als ein
unglaubliches Ereignis und als Chance für sie, ein nächstes
Level zu erklimmen. Ich meine, sie entdecken außerirdische
Lebensformen auf der Erde! Dann finden sie allerdings raus, dass
dies vielleicht doch keine so tolle Sache sein könnte..."
Der Produzent Daniel Goldberg erinnert sich daran, dass Duchovny
und Jones am Set schnell Freundschaft schlossen: "Vom Augenblick
an, als sie sich trafen, verabredeten sie sich ständig zum
Mittagessen und verbrachten die Abende zusammen bei sich zu Hause.
Ihre Figuren sollten gute Freunde sein, und es war großartig,
dass sich die beiden von Anfang an so gut verstanden."
"Ich bin voreingenommen, aber ich denke, dass David und
Orlando ein inspirierendes Paar abgeben", schmunzelt auch
Reitman. "Sie sind beide sehr smart, aber sie können
gleichzeitig auch verdammt albern sein - und sie haben beide
diese wundervolle Energie, die auf den anderen überspringt."
Duchovny und Jones reservierten sich einen Teil ihrer Kreativität
für Streiche, mit denen sie ihren jungen Ko-Star Seann William
Scott veralberten. "Sie nahmen Seann unter ihre Fittiche
wie einen kleinen Bruder, was ihre Beziehung im Film widerspiegelt",
grinst Goldberg. "Aber meistens war das eine Falle. Sie
haben nur wieder einen ihrer Streiche bei ihm ausprobiert. Die
waren gnadenlos, aber Seann liebte es, und alle - auch er - hatten
dabei einen Heidenspaß."
Scott spielt Wayne, einen glücklosen Möchtegern-Feuerwehrmann,
der beinahe pulverisiert wird, als der Meteorit in der Wüste
Arizonas einschlägt. Die darauffolgende Invasion der Aliens
gibt ihm die Gelegenheit, von der er sein Leben lang träumte
- das ultimative Feuer zu löschen. "Er ist vielleicht
nicht gerade der Hellste und ist nicht gerade koordiniert, aber
er hat ein großes Herz", beschreibt Scott seine Figur.
"Als er sich mit Ira und Harry zusammentut, kann er Aliens
bekämpfen, die Welt retten und auf einmal, wahrscheinlich
zum ersten Mal, hat sein Leben einen Sinn."
Der Schauspieler ergänzt, dass er zum ersten Mal eine Figur
spielen musste, dessen Alter nicht mit "-zehn" endet.
"Wayne ist eine erwachsenere Figur, ein Durchschnittstyp
mit dem man sich besser identifizieren kann. Er hat einen mistigen
Job als Pool-Reiniger, möchte etwas anderes machen, und
nun hat er diese einmalige Gelegenheit, etwas wirklich Sinnvolles
zu tun. Ich bin glücklich, dass ich diesen Part spielen
konnte, und ich bin sehr dankbar, dass Ivan an mich geglaubt
hat."
Vielleicht hätten die Männer lieber allein die Welt
gerettet, aber es ist nahezu unmöglich, eine derart große
Entdeckung geheim zu halten, und es dauert nicht lange, bis Vertreter
der Regierung auftauchen, um das Kommando zu übernehmen.
Ihre Anführerin ist Allison, eine schöne, aber sehr
geschäftliche Epidemie-Forscherin vom CDC (Centers for Disease
Control and Prevention), die von der zweifach Oscar-nominierten
Julianne Moore verkörpert wird. Allison steht Ira nicht
gerade respektvoll gegenüber, als sie von seiner Vergangenheit
als gescheiterter Wissenschaftler erfährt, aber sie stellt
bald fest, dass sie keine sehr aussichtsreiche Zukunft haben
werden, wenn sie ihre Kräfte nicht vereinen.
"Allison ist eine Art Superhirn, aber sie ist auch ein Trottel",
schmunzelt Moore. "Sie fällt ständig über
ihre eigenen Füße, und das finde ich liebenswert an
ihr. Sie ist eine Art Außenseiter, also macht es durchaus
Sinn, dass sie an der Seite der anderen Außenseiter steht."
Kreaturen
Einige der Charaktere in Evolution wurden nicht besetzt,
sondern geschaffen. Ein Team von Spezialeffekt-Zauberern, angeführt
vom Visual Effects Supervisor Phil Tippett, arbeitete mit Ivan
Reitman zusammen, um eine stattliche Auswahl von Alien-Kreaturen
zu designen, die dann digital im Computer zum Leben erweckt wurden.
"Phil Tippett war der perfekte Mann für diesen Job",
erklärt Reitman. "Er hat an den Dinosauriern in Jurassic
Park (1993) und den gigantischen außerirdischen Insekten
in Starship Troopers (1997) gearbeitet, und ich war
fasziniert davon, dass er sie so gewichtig und real darstellen
konnte. Genau das war es, wonach ich für meinen Film gesucht
hatte."
Bereits Monate vor der Produktion trafen sich Tippett und Reitman,
um die Entwicklung ihrer außerirdischen Invasoren zu bestimmen.
Obwohl die Ursprünge der Aliens den Filmemachern einen kreativen
Freibrief ließen, wollten sie der Panspermia-Theorie treu
bleiben und versuchten, auf den allgemein akzeptierten Pfaden
der Evolutionstheorien zu wandeln: vom Einzeller zum Mehrzeller
zum Wurm zu Amphibien und Reptilien zu Vögeln und Säugern.
"Es war sehr fruchtbar", bemerkt Tippett. "Wir
haben hunderte von verschiedenen Kreaturen-Designs geschaffen.
Manche unserer evolutionären Wege sind in Sackgassen gelaufen,
also mussten wir umkehren und uns einen neuen Weg suchen, bis
wir den richtigen Look und das Gefühl für diese gespensterhaften
Wesen gefunden hatten, die in den Kontext der Geschichte passten."
"Ich habe bei der Arbeit mit Phil einen richtigen Kick bekommen",
sagt Reitman. "Er liebt diese Kreaturen wirklich. Er liebt
es, in ihre Köpfe zu schauen - zu verstehen, wie sie sind,
wie sie reagieren, wie sich ihre Körper bewegen, wieviel
Boden sie verdrängen, wenn sie auftreten... Ich glaube,
in mancherlei Art und Weise betrachtet er sie als real."
Rund 80 Prozent der visuellen Effekte wurde vom Team des Tippett
Studios hergestellt. Sie begannen, am Zeichentisch Skizzen und
erste Renderings herzustellen, gingen dann über zu 3D-Marionetten,
die im Computer digitalisiert und schließlich animiert
wurden. Zu den Kreationen aus den Tippett Studios zählen
außerirdische Variationen von Spinnen, Drachenfliegen,
wandelnde Holzklötze, Bäume mit Tentakeln, ein scheinbar
zuckersüßer außerirdischer "Hund",
eine große, geflügelte Kreatur und eine gigantische
Amöbe.
Einige der Designs aus den Tippett Studios wurden in den Computern
von PDI/Dream-Works und Sony Imageworks auf digitalem Weg zum
Leben erweckt. PDI/Dream-Works war unter anderem verantwortlich
für den Meteoriten, der durchs All rasen und auf der Erde
aufschlagen sollte und die Einzeller und Mehrzeller, die man
durchs Mikroskop sehen konnte. Sony Imageworks dagegen bearbeitete
das Computer-Rendering der ekligen Würmer, die die nächste
Stufe der außerirdischen Evolution darstellten.
Neben der Arbeit am Computer mussten auch "handgemachte"
Make-up-Effekte eingesetzt werden. Amalgamated Dynamics, Inc.
steuerte die animatronischen Effekte bei den primatenartigen
Aliens bei. Für manche Sequenzen benötigten die Filmemacher
physische Modelle von toten Aliens. KNB EFX war dafür verantwortlich,
dass die nötigen Requisiten für diese Szenen zur Verfügung
standen - darunter leblose Würmer, geflügelte Kreaturen
und der tote "Hund".
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