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Forrester - Gefunden!
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten begannen am 3. April 2000 in Toronto mit den
ersten Szenen in Forresters Wohnung. Diese kritischen Begegnungen
zwischen Forrester und Jamal stellen das Rückgrat der Geschichte
dar, und sie bestimmen den gesamten Prozess der sich entfaltenden
Beziehung des einsiedlerischen Schriftstellers zu dem Jungen,
der als Teil einer Mutprobe in die Wohnung eingebrochen ist.
Van Sant filmte die Szenen im Großen und Ganzen in chronologischer
Reihenfolge, angefangen von der wütenden Konfrontation von
Jamal und Forrester, bei der der Junge dem Schriftsteller zum
ersten Mal begegnet.
Als nächstes drehte Van Sant die Szenen, in denen Forrester
sich entschieden hat, den Jungen anzuleiten. Bilder, die davon
erzählen, wie die beiden sich voreinander behaupten und
in denen Forrester den Literatur-Novizen schließlich an
die Schreibmaschine zwingt, um stundenlang zu tippen - eine Übung
in Mechanik, aber auch eine Methode die Worte 'lockerer' zu machen,
ihnen den Rhythmus abzulauschen, sie zum Fließen zu bringen.
Im Anschluss daran widmete sich Van Sant jenen Episoden, in
denen es um die wachsende Beziehung der beiden unterschiedlichen
Charaktere geht - Szenen, in denen Jamal über sein Alltagsleben
und seine Entscheidung, eine andere Schule zu besuchen, spricht.
Im Laufe dieser Szenen öffnet sich auch Forrester gegenüber
seinem Schüler.
"Rob war ein absoluter Profi," so Connery. "Abgesehen
davon, dass er ein sehr intelligenter Junge ist, hat er auch
einen phantastischen Instinkt. Er füllt die Rolle komplett
aus. Die Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem Charakter des
Jamal sind augenfällig. Er ist ein Student mit einem Einser-Durchschnitt,
der zudem auch noch auf dem Basketballcourt eine gute Figur macht.
Ich finde ihn ganz erstaunlich."
Auch Van Sant weist auf die Parallelen zwischen Rob und Jamal
hin: "In unserer Geschichte verlässt Jamal die Highschool
in der Bronx, um sich an einer exklusiven Schule in Manhattan
einzuschreiben. Rob selbst wurde ebenfalls Anfang der siebten
Klasse aus der Schule in seiner Nachbarschaft herausgenommen,
nachdem er bei einem Programm für talentierte Studenten
ethnischer Minderheiten aufgefallen war. Sie gaben Rob ein Stipendium
für eine Privatschule in Brooklyn, die er bis heute besucht."
Forresters Wohnung
Da der überwiegende Teil der Szenen mit Sean Connery in
Forresters Wohnung spielt und sie auch das Herz des Films darstellen,
genoss der Charakter dieses Schauplatzes bei allen, die mit der
Produktion befasst waren, oberste Priorität. Kongenial zu
allen anderen Elementen wurde das weitläufige Apartment
von Jane Musky entworfen und ausgestattet. Eine Meisterleistung
an Kreativität und doch strikt verankert in der Wirklichkeit:
angelehnt an tatsächliche Wohnungen, so wie man sie in Häusern
der Bronx finden kann, die vor dem zweiten Weltkrieg erbaut wurden.
"Es musste ein Ort sein, der einen visuell niemals langweilen
würde," so Laurence Mark. "Janes Set ist so weitläufig
und abwechslungsreich und von einem solchen Realismus, dass man
sich tagelang darin umsehen könnte, ohne dessen müde
zu werden."
"Wir wollten, dass Jamal, der ja aus bescheidenen Verhältnissen
stammt und eher Enge gewohnt ist, Forresters Wohnung wie eine
Art Nimmerland erscheint. Weil so viele Szenen darin spielen
sollten, entschieden wir uns, die Wohnung übergroß
zu gestalten, beinahe palastartig, so dass die Kamera sich frei
darin bewegen konnte," erläutert Jane Musky. "Außerdem
ist Sean Connery sehr groß, daher musste alles in der Wohnung
dem angepasst werden."
Die komplizierteste Aufgabe für die Produktionsdesignerin
bestand darin, das Publikum zu überzeugen, dass ein Mann
tatsächlich 40 Jahre lang zwischen diesen Wänden gelebt
und sie nur selten verlassen hat: "Wir mussten die 40 Jahre
irgendwie sichtbar machen, damit die Wohnung authentisch wirkte.
Es sollte nicht gerade eine Feuerfalle werden, indem überall
Papier und Zeugs herumlag.
Auf der anderen Seite musste es aber vollgestopft sein mit allem
möglichen 'Kram', und das Problem bestand darin, es mit
dem richtigen 'Kram' zu füllen. Wir stapelten u.a. vergilbte
Ausgaben der New York Times, der New York Review of Books, verschiedener
vierteljährlich erscheinender literarischer Publikationen
und anderer kleiner Magazine in der gesamten Wohnung zu Türmen.
Auch Forresters zahlreiche Bücher wurden handverlesen. Jedes
Buch erzählt eine Geschichte. Forrester würde jedes
einzelne Buch selbst gekauft und gelesen haben, unter Umständen
viele Male."
"Dann gab es auch noch die unterschwelligen Dinge - Forresters
schottischer Hintergrund, sein Interesse an Sport und für
Vogelbeobachtung. Wir schrieben Dutzende von Notizbüchern
mit Vogelbeobachtungen voll und verteilten sie überall.
Wir trugen außerdem allen möglichen Schnickschnack,
Erinnerungsstücke und Souvenirs zusammen - Dinge, die ein
Mann wie Forrester im Laufe seines Lebens einmal gekauft haben
könnte.
Und von alldem einmal abgesehen benötigten wir auch noch
Dinge, die von der Gegenwart erzählen. Forrester liest für
sein Leben gern; und wenn er, selten genug, doch einmal seine
Wohnung verlässt, dann nur, weil er neues Lesematerial benötigt.
Gus und ich besprachen, was ihm der junge Verlagsassistent, der
für seine Versorgung abgestellt ist, wohl bringen dürfte
- welche Magazine, welche Zeitungen er heute kaufen würde.
Immerhin liebt Forrester die Klatschpresse. Er sagt einmal zu
Jamal: 'Die Times ist der Hauptgang, aber der National Enquirer
ist das Dessert.'"
Über den aufregendsten Moment in dieser Arbeit berichtet
Jane Musky: "Das war der Tag, als Sean Connery zum ersten
Mal das Set betrat. Er lief herum, schaute in die Ecken, atmete
tief durch und setzte sich. Dann sah er auf und lächelte.
Er sagte, dass er sich sehr wohl fühlte, sehr zu Hause."
Massen- und Charakterszenen
Nachdem die meisten der Szenen in Forresters Wohnung abgedreht
waren, reiste die Produktion in die kleine Stadt Hamilton, Ontario,
um im Copps Coliseum, einer Sportarena, die später im Film
den Madison Square Garden darstellen sollte, die große
Massenszene um den Besuch eines Basketball-Matches zu drehen.
Als erstes stand die Szene auf dem Drehplan, in der Jamal, nachdem
er Forrester mit Tickets für ein Basketballspiel aus der
Wohnung 'gelockt' hat, während des Einlasses der Zuschauer
von seinem Mentor getrennt wird. Im Laufe seiner panischen Suche
nach Forrester findet Jamal diesen in einer dunklen Nische unter
den Tribünen hockend, zu Tode erschrocken, zitternd und
hyperventilierend. Diese sehr zärtliche Szene zwischen Jamal
und Forrester war etwas völlig Neues in der Schauspielkarriere
von Sean Connery.
"Wir alle wissen, dass Sean Forresters Stärke und
sein Weltverständnis spielen kann, wir nehmen ihm ab, dass
er diesem jungen Mann helfen kann, der in sein Leben eingedrungen
ist. Das Publikum liebt ihn in diesen Rollen," so Rhonda
Tollefson. "Als wir jedoch das Drehbuch entwickelten, entschieden
wir uns dafür, auch eine Szene einzubauen, in der die Stärke
des Charakters zusammenbricht. Ich erinnere mich lebhaft an eine
Szene von On Golden Pond (Am goldenen See,
1982), in der Henry Fonda Beeren pflücken geht und sich
verirrt. Als er endlich heimfindet, schämt er sich, seiner
Frau zu erzählen, wie sehr er sich dabei geängstigt
hat. Mit der Szene im Madison Square Garden möchten wir
ein ähnliches Gefühl vermitteln."
"Seans verwundbare Seite ist viel zu selten im Kino gezeigt
worden," sagt Van Sant. "Obwohl er in unserem Film
eine Autoritätsperson spielt, entwickelt sich die Dramatik
im Rahmen einer gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Forrester
und Jamal. Sie brauchen einander. Sean hat so etwas sehr selten
auf der Leinwand gespielt. Er offenbart hier eine Seite, die
die Leute überraschen wird."
Weitere Orte
Nach dieser wichtigen Szene zwischen Forrester und Jamal, zogen
die Filmemacher innerhalb des Copps Coliseums um. In einer der
kleineren Hallen sollte das wichtige Basketball-Ausscheidungsspiel
zwischen der Mannschaft von Mailor-Callow und der der Creston-Schule
stattfinden - hier durften Rob und die anderen Jungs auch zeigen,
wofür sie sechs Wochen lang trainiert haben.
Schließlich verblieben für den Kanada-Teil der Dreharbeiten
noch einige Studioszenen in Toronto: Einstellungen des Treppenhauses
von Forresters Wohnung, sowie die, die im engen Apartment von
Jamal und seiner Mutter spielen.
Nachdem die Filmcrew am 3. Mai nach New York City weitergezogen
war, begannen dort die Dreharbeiten im frisch renovierten, ultramodernen
Planetarium und dem gegenüberliegenden Central Park, wo
Jamal und Claire (Anna Paquin) sich bei einem Klassenausflug
erstmals näher kommen.
Weiterhin wurde an der Allgemeinen Theologischen Akademie gedreht,
einem Gebäudekomplex aus rotem Backstein, der einen gesamten
Block zwischen der 20. und 21. Straße auf Höhe der
9. und 10. Avenue einnimmt. Die zentrale Hoffman Hall, das ist
der großzügig gebaute Esssaal der Akademie, wurde
von Jane Musky und ihrem Team in die Aula der Mailor-Callow verwandelt.
Sie stellt den 'Herrschaftsbereich' des verbitterten Professors
Henry Crawford (F. Murray Abraham) dar. Hier spielen die Szenen,
in denen die Gewinner des alljährlichen Nachwuchs-Autorenwettbewerbs
geehrt werden, und wo es zu der finalen Auseinandersetzung zwischen
Forrester und Crawford kommt.
Jane Musky wünschte sich für Crawfords Hörsaal
einen vornehmen Stil mit Paneelen in dunklen Holztönen,
um die Unterschiede zwischen der Mailor-Callow und Jamals alter
Schule in der Bronx aufzuzeigen: "Wir haben das ganze immer
weiter gesponnen und schließlich sogar eine Wand mit Portraits
eingeführt, eine Art Stammbaum, wie man ihn aus großen
Instituten oder von alten Herrensitzen kennt. Tatsächlich
handelt es sich dabei um eine Galerie von Portraits der berühmtesten
Schriftsteller aller Zeiten, in der man von Edgar Allan Poe,
Louisa May Alcott und Henry James über T.S. Eliot, James
Fenimore Cooper, William Henry Thoreau, Herman Melville alle
wiederfindet bis hin zu William Forrester."
Im Anschluss an den Hörsaal schlug die Filmcrew ihr Lager
in der South Bronx auf, um dort einige Außenansichten von
Forresters Haus zu drehen und den alternden Schriftsteller, wie
er tagaus, tagein an einem seiner Fenster steht und mit dem Feldstecher
auf das Basketballfeld hinunterschaut. Hier entstanden auch die
Szenen, in denen Jamal und seine Freunde dem exzentrischen Alten,
von dem sie nichts wissen und der sie immer nur stumm beobachtet,
den Spitznamen 'Das Fenster' verpassen.
Ebenfalls in der Bronx drehte Van Sant jene Szenen, in denen
Forrester und Jamal auf ihrem Heimweg vom Madison Square Garden
an der Hochtrasse der U-Bahn aussteigen. Jamal überredet
Forrester zu einem Umweg und führt ihn zum verlassenen Yankee
Stadion, wo sein Bruder Terrell (gespielt vom berühmten
Rapkünstler Busta Rhymes) als Parkwächter arbeitet.
Nach allen Regeln der Kunst unkenntlich gemacht, eingehüllt
in einem ockerfarbenen Dufflecoat, mit grauer Golfkappe auf dem
Haupt und einer dunklen Sonnenbrille im Gesicht, vermochte Connery
dieser einsam aufs Baseballfeld hinausschreitenden Gestalt von
Forrester doch schlaglichtartig die Aura der Besonderheit einzugeben.
Nächste Station der Dreharbeiten: Die Party im Penthouse
von Dr. Spence, einem der einflussreichsten Förderer von
Jamals neuer Schule. Sie wurde in Midtown Manhattan aufgenommen.
Nach einem Basketballspiel mit der Mailor-Mannschaft schneit
Jamal in diese piekfeine Gesellschaft und stellt zu seiner Überraschung
fest, dass dieses Penthouse auch das Zuhause von Claire (Anna
Paquin) ist, die ihn an seinem ersten Tag mit den teilweise kuriosen
Regeln der Schule vertraut gemacht hat und die nun versucht,
ihm seine Scheu vor der exklusiven Atmosphäre ihres Zuhauses
zu nehmen.
Viele wichtige Szenen in Forrester - Gefunden! spielen
an der Mailor-Callow Schule. Die Schule steht für die radikale
Veränderung in Jamals Leben und das Versprechen, das die
Zukunft für ihn bereitzuhalten scheint. Alles in allem wurden
vier verschiedene Drehorte benötigt, um die Mailor-Schule
für den Film entstehen zu lassen - inklusive der Allgemeinen
Theologischen Akademie.
Die Szenen in der Mailor-Cafeteria wurden in der New School
Cafeteria in Greenwich Village an der 11. Straße gedreht,
und die Szenen in der Sporthalle wurden auf dem Dach des Boy's
Harbor aufgenommen, einem Gemeindezentrum an der Ecke von Fifth
Avenue und 105. Straße. Die Szenen in den Korridoren und
Klassenräumen wiederum drehte Van Sant an der Regis High
School, einer angesehenen jesuitischen Akademie an der 85. Straße
zwischen Madison und Park Avenue. Van Sant und Musky hatten die
Regis ausgewählt, weil die Architektur des Gebäudes
dem gewünschten Look eines klassischen, altehrwürdigen
Instituts entsprach.
Nach Beendigung dieser Sequenzen ging es für die Filmcrew
nun darum, Jamals heimatliche Umgebung in der Bronx zu gestalten
- insbesondere die Szenen in seiner alten Schule, der Calvin
Coolidge High School. Die Szenen in der Cafeteria und den Korridoren
der Coolidge-Schule wurden in der Seward Park High School an
der Lower East Side Manhattans gedreht.
Die Szenen vor dem Eingang der Coolidge High School sowie das
Büro des Direktors wurden an der John F. Kennedy High School,
die Klassenräume und Korridore an der DeWitt Clinton High
School aufgenommen. Beide Schulen liegen ebenfalls in der Bronx.
Mit Abschluss des Drehs an den verschiedenen Schulen ging es
für das Filmteam wieder zurück in die South Bronx -
vor das Haus an der Ecke von Park Avenue und 158. Straße.
In diesem fünfstöckigen Ziegelbau hat Forrester seine
Wohnung. Und es war das einzige Objekt in der gesamten South
Bronx, das allen Anforderungen der Filmemacher genügen konnte:
Es sollte nach 1900 aber vor dem zweiten Weltkrieg erbaut sein.
Es sollte große mit einem Sims abschließende Fenster
zur Straße hinaus haben, es sollte sich durch 'Charakter'
von den uniformen Gebäuden der Umgebung abheben, es sollte
sich in einer ärmeren Wohngegend befinden, und es sollte
sich ein Basketballplatz in der Nähe befinden.
Natürlich unterscheidet sich die Park Avenue in der Bronx
auf Höhe der 158. Straße erheblich von dem luxuriösen
Abschnitt in Manhattan unterhalb der 96. Straße, wo das
Filmteam zuvor mehrere Szenen gedreht hatte. Kameramann Harris
Savides legte keinen Wert darauf, die Unterschiede zwischen den
beiden Stadtteilen gesondert hervorzuheben. Er wollte jeden der
beiden für sich alleine sprechen lassen.
Anhand eines Gebäudes an der Clay Avenue in der Bronx,
das als Jamals Haus diente, lässt sich Savides' Äußerung
gut verdeutlichen: "Wir mussten eine Szene in der Eingangshalle
drehen. Es handelte sich dabei um ein real bewohntes Gebäude.
Gus und ich gingen hinein, um uns anzusehen, wie die Lobby tatsächlich
aussah, wie sie beleuchtet war. Und so haben wir sie auch aufgenommen.
Ich habe in der Eingangshalle das Licht so gesetzt, dass sie
gerade so erscheint, wie sie immer aussieht - weder übersteigert
dramatisch, noch romantisierend."
Am 9. und am 10. Juni gehen die Dreharbeiten mit zwei Nachtdrehs
zu Ende. Am 9. Juni entsteht in der Bronx noch eine weitere Straßenszene,
in der Jamal mit seinem Basketball in der Hand an brennenden
Autowracks vorbei eine verwahrloste Straße hinunterschlendert,
und am Abend darauf fällt schließlich die allerletzte
Klappe in der Wissenschaftlichen Bibliothek an der Madison Avenue
Ecke 34. Straße. Hier sucht Jamal nach William Forresters
Roman "Avalon Landing" und findet heraus, dass sämtliche
24 Exemplare, die die Bibliothek besitzt, ausgeliehen sind.
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