|
|
Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.
Joe Dreck
Dreharbeiten
Für den Produktionsdesigner Perry Andelin Blake und dessen
Team bestand die größte Herausforderung bei diesem
Projekt darin, Joes Reise, die ihn quer durch die USA führt,
glaubwürdig darzustellen. Keine leichte Aufgabe angesichts
der Tatsache, dass nur in Los Angeles und Umgebung gedreht werden
sollte. So wurde das Arboretum von L.A. für die Florida-Szenen
"missbraucht" und eine überwucherte Straße
in Pasadena diente als Schauplatz eines in Louisiana gelegenen
Bayous. Und die schmucke Disney-Ranch mit ihren wunderbaren grünen
Wiesen und Weiden wurde kurzerhand in Silvertown "umbenannt"
und auf diese Weise zum Heimatstädtchen von Joes zukünftiger
Freundin.
"Mir gefiel diese Idee einer white-trash-Welt," sagt
Blake. "Joe zieht von Stadt zu Stadt und kommt dabei immer
wieder mit den untersten sozialen Schichten in Berührung.
Das entsprechend umzusetzen, bedeutet für einen Designer
eine echte Herausforderung." Inspirieren ließ sich
Blake nach eigenen Angaben von den zahlreichen Fotos, die er
während seiner ausgedehnten Reisen aufnahm. "Ich reise
viel," erklärt er. "Dabei versuche ich, Orte zu
besuchen, die nicht an ausgetretenen Pfaden liegen. Ich mag das
Abenteuer, das Unbekannte. So besitze ich Fotos von Wohnwagen-Parks,
heruntergekommenen Häusern, vergessenen Wüstenorten
etc."
Blake erzählt weiter, dass er vom ersten Treffen an mit
der Regisseurin Dennie Gordon und David Spade auf einer Wellenlänge
lag. "Um unsere Gedanken und Ideen abzustimmen, schleppten
wir zahllose Bücher herbei. Plötzlich merkten wir,
dass wir oftmals die gleichen besaßen - großartige
Bildbände über den amerikanischen Südwesten und
ein Werk namens 'Route 66', in dem hauptsächlich verlassene,
baufällige Motels und Häuser abgebildet waren. Das
Buch war uns allen besonders lieb. Wir fanden es cool und ließen
uns davon inspirieren."
Ebenso wichtig wie das Produktionsdesign waren auch die Kostüme.
Mittels Kleidung konnte nämlich sowohl das ungefähre
Handlungsjahr festgemacht als auch die Exzentrizität der
einzelnen Figuren unterstrichen werden. Stets fünf bis zehn
Jahre der Mode hinterher, angetan mit schmuddeligen Rock-Konzert-T-Shirts
und obendrein mit einer furchtbaren Frisur gestraft, sprach die
Kostümdesignerin Alexandra Welker von Joe Dreck nur als
"Pig-Pen" (zu deutsch: Schweinestall) mit goldenem
Herzen.
"Der Zeitraum, in dem unser Film spielt, ist verrückt,"
erklärt Gordon. "Joe Dreck ist zwischen 1984
und 2001 angesiedelt und wir springen wild in den Jahren hin
und her. So konnten wir uns bei Autos, Garderobe, Frisuren usw.
richtig austoben. Es war für uns alle am Set schon ein Spiel,
anhand eines abgerissenen Def-Leppard-T-Shirts, einer Frisur
oder eines bestimmten Ausstattungsstücks zu erkennen, in
welchem Jahr wir uns gerade befanden. Besonders wichtig in diesem
Zusammenhang war auch die Wahl der richtigen Musik."
White Trash
[Joe (David Spade, ganz links) und Robby (Kid Rock, ganz rechts)
tauschen White-Trash-Weisheiten aus]
Während er nach geeigneten Drehorten suchte, bekam Produktionsdesigner
Perry Andelin Blake einen richtigen Eindruck von Joe Drecks Welt.
Als er eines Tages interessehalber vor einem heruntergekommenen
Haus in einer etwas zwielichtigen Gegend anhielt, bremste neben
ihm ein Kleinlaster, dem drei Männer entstiegen. Sie waren
bepackt mit Tüten, die Bierdosen, alle möglichen Chips-Sorten
sowie andere Knabbereien enthielten und ihre Taschen quollen
förmlich über von Lotto-Scheinen.
"Es war zehn Uhr morgens," erinnert sich Blake. "Für
diese Typen war es ganz normal, den Tag mit ein paar Bierchen
zu beginnen. Das Witzige dabei war, dass es uns später beim
Drehen fast genauso erging - wir verwandelten uns auch allmählich
in white trash."
Im Gegensatz zur rauen (Außen-)Welt Joe Drecks sollte das
Studio, in dem er seine Lebensgeschichte erzählt, richtig
gepflegt und kühl wirken. "Wir stellten uns das Studio
wie einen Kokon vor," erläutert Produktionsdesigner
Perry Andelin Blake. "Wir wollten einen harten Kontrast
zur verrückten Außenwelt," fährt Blake fort,
"wo alles schlampig und bunt ist, die Leute spacig und abgefahren
sind. Das Studio, ganz in Blau und Grau gehalten, sollte modern,
sauber und ruhig wirken.
Zwischen diesen beiden extremen Polen ist Joe Dreck
angesiedelt. So spiegelt sich in unserem Film die US-Gesellschaft
in ihrer gesamten Bandbreite mit all ihren Stärken und Schwächen
wider - und das sollte auch im Design erkennbar sein. Und gerade
diese Vorgabe motivierte mich bei meiner Arbeit ungeheuer."
Witze und Stunts
"Was bei unserem Film besonders viel Spaß machte,
waren die zahllosen Witze," erzählt Dennie Gordon.
"Joe fährt in einem Heißluftballon über
Land, der die Form eines Zahns besitzt. Joe arbeitet auf einem
Ölbohrturm und ertrinkt dort förmlich in Rohöl.
Er ringt mit einem zehn Meter langen Alligator und versinkt fast
in Gülle. Jeden Tag sagten wir: 'Und was sprengen wir heute
in die Luft? Wer kriegt heute sein Fett ab?'
Und wer war's? - David Spade. Der ertrug jedoch alles mit stoischer
Gelassenheit. Er wurde zum echten Kumpel und erledigte auch einen
Großteil der Stunts selbst. Warum? Ganz einfach. Weil oft
niemand anderes da war, der sie machen konnte."
Eine von Davids gefährlichsten Szenen fand nahe dem Ölbohrturm
statt, der außerhalb von L.A. in der Wüste errichtet
worden war. Hier ertrinkt er fast in Öl, als die Plattform
explodiert, hier bezieht er Prügel von einem Arbeiter, mit
dem er sich angelegt hat. Bei gut 40 Grad im Schatten musste
David einen riesigen Gegner attackieren, der ihn kurzerhand wie
eine Strohpuppe durch die Luft wirbelte und dann auf die vorbereitete
Sicherheitsmatte schleuderte. Dann sollte der Ölarbeiter,
so verlangte es das Skript, seine Blase über David entleeren.
Bevor es jedoch dazu kommt, gerät der liebenswerte Schläger
durch eigene Dummheit in Flammen, was David Spade die Flucht
ermöglicht.
Besonderen Mut bewies Spade bei seinem Flug im Heißluftballon,
der in Schwindel erregender Höhe an einem Kran befestigt
war. Sein Mumm schwand jedoch schlagartig, als er einen losen
Draht bemerkte. "Hey," schrie er, "bin ich immer
noch gut gesichert? Ich stehe hier verdammt hoch oben."
Schnell brachte das Team ihn auf sicheren Boden zurück,
wo der lose Draht entfernt wurde. Dann ging's wieder hinauf in
luftige Höhen. Für David Spade gab's - ähnlich
wie für sein Alter Ego Joe Dreck - das Wort Aufgeben schlichtweg
nicht.
"Richtig," stimmt Regisseurin Dennie Gordon bei. "Aufgeben
gilt weder für Joe noch für David." Und dann fasst
sie Joe Dreck in einem Satz zusammen: "Der Film
ist ein wunderbares Abenteuer, das seine Zuseher quer durch die
USA führt und mit einem so sympathischen Hauptdarsteller
besetzt ist, dass man ihn einfach lieben muss."
|