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Little Nicky - Satan Junior

Schöner wohnen: das höllische Design

"Wenn man sich die Bilder so anschaut, sieht die Hölle weitaus interessanter aus als dieser andere Ort." - Altes japanisches Sprichwort

Die Welt, die für Little Nicky geschaffen wurde, erstreckt sich wie eine Art infernalische Tour durch die Hallen des Himmels und der Hölle - von New York gar nicht zu sprechen -, und bietet einen ganz neuen, überraschenden und höchst amüsanten Look dieser über- und unterirdischen Plätze.

Szene [Foto: Rhys Ifans]

"Wir wollten eine visuelle Verrücktheit, die Little Nickys merkwürdigem Charakter entsprechen," erklärt Steven Brill. "Dafür haben wir praktisch alle bekannten Techniken genutzt, von Masken und künstlichen Aufbauten über Matte-Paintings zu computergenerierten Höllenlandschaften. Wir haben dabei stets nur das Beste vom Besten verwendet."

Gemeinsam mit dem Produktionsdesigner Perry Blake, der bei fast allen Adam-Sandler-Filmen mitgearbeitet hatte, begann Brill mit den ersten Entwürfen für die Ausstattung. Beide waren sich einig, dass sie einen unheimlichen, realistischen Look wollten, der in scharfem Kontrast zu Little Nicky stehen sollte.

"Adam Sandler mitten in einer grimmigen Höllenvision - das macht die Sache nur noch komischer," sagt Blake. Und Brill ergänzt: "Wir wollten die Hölle dunkel und surreal, nicht so einen rotlackierten Faschings-Teufelchen-Look. Dafür haben wir uns erstmal angesehen, wie die großen Künstler der Welt die Hölle dargestellt haben, mit all ihren verschiedenen Ebenen und Kammern."

Dabei ließen sich Blake und Brill vor allem von den eindringlichen Visionen des Renaissance-Malers Hieronymus Bosch oder von Dantes "Inferno" inspirieren. "Ich bin in etliche Buchläden gegangen und habe gefragt, 'Wo habt Ihr Eure Teufels-Abteilung?'," erinnert sich Blake. "Dabei habe ich mir viele scheele Blicke eingefangen, und ich habe noch mehr seltsame Bücher gesehen. Schließlich habe ich dann einen Eindruck darüber bekommen, wie viele verschiedene Interpretationen der Hölle es in den verschiedenen Kulturen gab. Wir sind dennoch vor allem bei den westlichen Vorstellungen geblieben, weil unser Publikum damit am vertrautesten ist. Für mich war das ganze eine unglaubliche Erfahrung. Ich meine, wie viele Leute bekommen schon die Gelegenheit, ihre ganz persönliche Version der Hölle entstehen zu lassen?"

Im Film verwandelte Blake seine Hölle schließlich in einen ziemlich schwarzhumorigen Ort voller menschlicher Spickerscheiben, geiler Amseln und Mobiliar, das aus verlorenen Seelen gezimmert wurde. "Mir lag daran, dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, dass er hier in eine wirklich fremdartige Atmosphäre versetzt wurde, in eine völlig verrückte Welt, mitten in Satans Palast," sagt der Produktionsdesigner.

Was den Himmel angeht - da ließen sich Brill und Blake sogar noch abgefahrenere Dinge einfallen. "Der Himmel ist schon in so vielen Filmen mit haufenweise weißen Wölkchen und weißen Zimmern dargestellt worden," erklärt Brill. "Davon wollte ich mich radikal entfernen, und so kam ich auf die Idee, dass der Himmel aussehen könnte wie das Innere eines Geburtstagskuchens. Ich dachte, jeder Tag im Himmel ist wie dein Geburtstag, nur dass du eben nicht älter wirst. Also haben wir jede Menge Pastelltöne verwendet und Formen und Oberflächen wie aus Zuckerguss. Es war ein Riesenspaß, da einmal etwas völlig Neues auszuprobieren."

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Wie zum Teufel entwirft man eine Kollektion für Satan und seine Familie? Vor dieser Herausforderung stand Kostümdesignerin Ellen Lutter, und sie beantwortete diese Frage, indem sie versuchte, alles zu vergessen, was sie je gesehen hatte, und alle Klischees zu vermeiden. Sie betrachtete den Hades-Clan wie eine typische Familie aus der Unterwelt und bemühte sich, bei ihren höllischen oder himmlischen Entwürfen stets das Ungewöhnliche herauszuarbeiten. "Was mir an diesem Film so gefällt, ist, dass es eben nicht nur eine Komödie, sondern auch eine Fantasy-Story ist," sagt Lutter. "Das bedeutet, dass wir unsere eigene, einzigartige Welt mit ihrem eigenen Look entwerfen konnten. Das mag riskant sein, aber es ist vor allem der Traum jedes Designers."

Lutter begann zunächst mit der Garderobe von Little Nicky. Sie wusste, was immer sie ihm anziehen würde, an Sandler würde es komisch aussehen. So trägt Little Nicky in der Hölle eine lange schwarze Robe, die bedeckt ist mit Heavy-Metal-Stickern, dazu ausgebeulte Satin-Hosen und Sneakers aus geschliffenem Leder, deren Spitzen in Hörnern enden. "Es ist ein Outfit, nicht untypisch dafür, was Teenager heute gerne anziehen," erklärt Lutter.

Für seinen Ausflug auf die Erde steckte Lutter Sandler in Klamotten, die "der Inbegriff des Uncoolen" sind. Denn während Satan im Film meistens scharfe schwarze oder rote Sachen trägt, ist Little Nicky eher der Trottel des Hades. "Er schaut im Grunde immer aus wie ein bedepperter Junge," erklärt Lutter. "Und natürlich ist ihm, nachdem er direkt aus der Hölle kommt, die ganze Zeit furchtbar kalt. Deshalb trägt er vor allem Skikleidung und solche Daunenmäntel, wie man sie bei Woolworth kriegt. Das alles in fröhlichen, aufdringlichen Farben, um seinen Charakter zu betonen und seinen Kontrast zum sonstigen Stil der Hölle."

Für Harvey Keitel verwarf Lutter die bekannten bedrohlichen Portraits mit Heugabel und ähnlichem und kleidete ihn statt dessen, als wäre er "ein netter Familienvater, der zufällig eben die Geschäfte der Hölle leitet. Wir wollten, dass er eher liebenswert als furchterregend aussieht, deshalb haben wir ihm einen etwas romantischeren Look verpasst. Er trägt immer schlichtes Schwarz."

Für Little Nickys Brüder hingegen konzentrierte sich Lutter darauf, deren Gegensätze herauszuarbeiten: "Cassius zeigt gerne seine mächtigen Muskeln und seinen riesigen Körper und trägt klobige Stiefel und Macho-Klamotten, während Adrian sich eleganter und schicker kleidet," sagt sie.

Bei dem Erdenmädchen Valerie zielte Lutter wiederum besonders darauf ab, dass sie zu Little Nickys eigenwilligem Geschmack passte. "Die beiden sollten wie ein Paar aussehen, was bedeutete, dass sie unglaublich unhip gekleidet sein musste," sagt Lutter. "Ihre Klamotten sind ihrem Charakter entsprechend: eigenwillig, liebenswert und komisch, einschließlich dieser riesigen rosaroten Brille, wie manche Großmütter sie tragen. Das funktioniert hier vor allem, weil Patricia Arquette ihre Sache so lässig durchzieht. Sie hat keine Hemmungen, sie kommt aufs Set, um zu spielen. Es ist einfach wundervoll, sie anzuziehen."


Fegefeuer, Flugaktionen und Höllenfahrten: Die Spezialeffekte

Seine volle komödiantische Wirkung entfaltet Little Nicky nicht nur durch seine abgefahrenen Designs, sondern auch durch seine zahllosen Tricks, Effekte und Verwandlungen, die von John Sullivan bearbeitet wurden, dem Visual Effects Supervisor der Produktion.

Sullivan benutzte stets die allerneueste Computertechnologie, um lodernde Infernos, flatternde Fledermäuse, in Flaschen tauchende Dämonen und jene höllische Feuerwand entstehen zu lassen, durch die Adam Sandler immer wieder zurück in den Hades purzelt, während er allmählich lernt, dass man in der Menschenwelt vermeiden sollte, mit fahrenden U-Bahnzügen oder Bussen in Berührung zu kommen.

Sullivan fiel auch die ungewöhnliche Aufgabe zu, Adam Sandler den Hals umzudrehen - und zwar in einem exakten 360°-Spin.

"Wir hatten über 300 Einstellungen mit Spezialeffekten, was es in einer Komödie zuvor noch nicht gegeben hat," sagt Sullivan. "Aber natürlich haben wir es hier auch mit keiner typischen Komödie zu tun." Und nachdem er wusste, dass das Endresultat vor allem komisch sein musste, waren seiner kreativen Freiheit keinerlei Grenzen mehr gesetzt.

"Wir sind auf dem Gebiet der Spezialeffekte eigentlich keine solche Leichtfertigkeit gewohnt," sagt Sullivan. "Doch hier konnten wir einfach nur unseren Spaß haben. Statt Szenen wie die, in der Little Nicky vom Bus überfahren wird, besonders explizit zu machen, haben wir uns auf die größeren, detaillierteren Effekte konzentriert, um noch mehr Humor hineinzubringen."

So musste Sullivan auch den schrittweisen Zerfall Satans darstellen, bis zu dem Stadium, wo vom Herrscher der Hölle nicht mehr als ein paar stinksauere Lippen übrig ist. "Von Anfang an haben wir uns gefragt, wie wir das mit den Lippen wohl hinkriegen würden," erzählt er. "Schließlich haben wir es so gemacht, dass wir Harvey Keitel auf Video aufgenommen haben und die Bänder dann als Blaupausen für die Computer-Animationen nahmen. Dadurch konnten wir, wenn nur noch sein Mund auf dem Boden liegt und spricht, seine Lippenbewegungen etwas übertreiben und die Sache so noch komischer machen."

Dennoch sind nicht alle Effekte in Little Nicky High-Tech - manche sind absichtlich einfach gehalten, um den Tonfall der Fantasy-Komödie zu treffen. So griffen die Filmemacher auf die überalterte Technik der Animatronik, also mechanisch bewegter Puppenteile, zurück, um eine der bizarrsten Gestalten des Films zu erschaffen: das affenähnliche Monster, das die Finger nicht mehr vom üppig ausgestatteten Kopf des Torwächters lassen kann.

"Wir wollten, dass dieses Monster altmodisch ist und nicht computeranimiert, so ähnlich wie Chewbacca in Star Wars," erklärt Steve Brill. "Es ist nicht schwer, mit High-Tech-Effekten rumzuspinnen, aber manchmal ist ein Typ im Ganzkörperanzug viel witziger."

Schließlich gehörten zu den übrigen Spezialeffekten noch der gute alte Trick mit den unsichtbaren Drahtseilen, an denen Adam Sandler hängt, wenn er fünfzehn Meter hoch schwebt, als ihn die "Magen-Schmetterlinge" befallen.




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