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Der Herr der Ringe - Die Gefährten

Wie sieht Mittelerde aus? Die Designs

Szene [800] [1280] "Das größte Erfolgserlebnis war es zu beobachten, wie all diese kleinsten Teile aus Polystyrene, Metall und Holz sich zu einer Welt zusammenfügten, die so real ist, dass man glaubt, die Figuren des Films könnten dort tatsächlich leben. Wir malten mit Tolkiens Palette, so gut wir konnten." (Richard Taylor)

Bis jetzt existierte Tolkiens Mittelerde nur in der Vorstellung der Leser und in wunderbar detaillierten, aber limitierten Illustrationen der Romane. Aber in Die Gefährten werden all die magischen Orte - die Hobbitlöcher von Hobbingen, die waldigen Schneisen des Elbenrefugiums in Lorien, das verrauchte Innere des Gasthofs zum Tänzelnden Pony und die miteinander verbundenen Netzwerke von Untergrundhöhlen in den Minen von Moria - zu prachtvollem Leben erweckt.

Eine Richtlinie hatte Peter Jackson für das visuelle Design: Alles sollte auf bestechende Weise realistisch wirken. Aber wie sollte man eine komplette Fantasie realistisch erschaffen? Jackson wusste, dass die Antwort eine unglaubliche Liebe zum Detail voraussetzte. Also nahm er WETA, Neuseelands innovativste Spezialeffektfirma, unter Vertrag und gab ihr unter der Aufsicht der Leiter Richard Taylor und Tania Rodger einen Auftrag: WETA sollte Mittelerde kreieren, vom Inneren der Hobbitlöcher bis zum Gipfel des Schicksalsbergs, und erst dann mit der Arbeit zufrieden sein, wenn alle Mitarbeiter aus ganzem Herzen daran glaubten, dass Mittelerde vor ihren Augen wirklich existierte.

Szene [800] [1280] Taylor ging an die Arbeit, wie ein General einen Krieg vorbereitet. Er setzte eine Crew von 120 Technikern ein und teilte sie in sechs wichtige Abteilungen ein:

Kreaturen, Spezialeffekte, Make-up und Prothesen, Waffen und Rüstungen, Miniaturen, Modelleffekte

WETA Digital, eine gesonderte Abteilung der Firma, übernahm die Herausforderung, mit bahnbrechenden technologischen Mitteln sämtliche computergenerierten Kreaturen und Effekte entstehen zu lassen.

Bevor WETA an die Arbeit gehen konnte, mussten die Filmemacher zunächst einmal Tolkiens lebhaft geschilderte Beschreibungen in eine dreidimensionale Vision umsetzen. Dazu wandte man sich an zwei Männer, die Tolkiens Universum besser kennen als jeder andere: die Konzeptkünstler Alan Lee und John Howe, die die Harper-Collins-Editionen von Der Herr der Ringe illustrierten. Frei von den Restriktionen eines Formats gingen Lee und Howe an die Arbeit und zeichneten wie die Verrückten. Das Resultat waren grundlegende Skizzen von Wesen, Gebäuden und Landschaften, die es ermöglichten, dass Hobbingen, Lorien, Mordor und so weiter in der fertigen Filmfassung so quicklebendig erscheinen.

Szene [800] [1280] Lee und Howe ließen sich von ihrer eigenen Begeisterung für Tolkiens Werk inspirieren und produzierten hunderte von lebensechten Zeichnungen, die später als Vorbild für Storyboards, Modelle der zahlreichen Landschaften und Regionen von Mittelerde und bisweilen sogar komplette Sets, die unter der Aufsicht von Ausstatter Grant Major entstanden, dienten. Neben diesen lebensgroßen Sets kamen zahlreiche Miniaturen zum Einsatz - diese Modelle waren derart detailliert und kunstvoll gestaltet, dass man die etwas größeren schließlich liebevoll "Bigaturen" taufte.

"Als Konzeptkünstler geht man durch Tolkiens Welt wie durch ein Minenfeld, aber irgendwie muss man dem eigenen Urteil und der eigenen Vision vertrauen. Tolkiens Beschreibungen sind so wunderschön und poetisch, und doch lassen sie einem immer noch genügend Raum für eigene Überlegungen und Vorstellungen", meint Alan Lee.

Lee hatte von jeher versucht, seine Illustrationen so echt und real wie möglich erscheinen zu lassen, aber jetzt sahen er und Howe sich vor eine Herausforderung gestellt, die größer als alles war, an dem sie bislang gearbeitet hatten: Ihre Illustrationen mussten so reichhaltig und genau sein, dass man sie als Vorbild für Miniaturen, Modelle und Sets benutzen konnte.

Lee erinnert sich an die magischen Momente, wie Hobbingen aus den zauberhaften Beschreibungen Tolkiens in detaillierte Zeichnungen und später lebensechte Sets umgesetzt wurde: "Wir hatten so viele Skizzen angefertigt und so viele Gespräche geführt und dann den ganzen Herstellungsprozess mitverfolgt. Aber irgendwann stand da vor uns dieser absolut reale Ort, in dem Gras auf den Dächern der Behausungen wuchs und Rauch aus den Kaminen kam. Das war die Erfüllung eines lebenslangen Traums."

Die Miniatur-Abteilung wurde von dem Kameramann Alex Funke angeführt, der für seine Effekte für Total Recall ("Die totale Erinnerung - Total Recall", 1990) einen Oscar erhalten hatte. Funke und sein Team filmten unglaubliche 64 Sets, einige davon die komplexesten, die jemals für einen Film entstanden waren. Unter denen, die man in Die Gefährten sieht, sind der königliche Wald von Lothlorien, dessen Baumhäuser durch Hängebrücken verbunden sind und der von magischen Lichtern beleuchtet wird, und das Land der Zwerge, das man als Kahzad-Dum kennt.

Viele der Sets, ob groß oder klein, wurden aus Polystyrene geschnitten, ein Material, das wie Holz, das Tausende von Jahren gealtert ist, aussehen kann. Es kommt zum Beispiel beim Gasthof zum Tänzelnden Pony oder den Steinskulpturen am Eingang von Minas Tirith zum Einsatz. WETA ließ sich einige beeindruckende Innovationen einfallen und setzte eine Polyurethan-Spritzmaschine ein, die man eigentlich dazu verwendet, Gummimäntel auf Ölbohrinseln in der Nordsee zu sprühen.

"Auf diese Weise konnten wir in einer Woche bewältigen, was uns auf traditionelle Weise einen Monat Zeit gekostet hätte", erklärt Richard Taylor. "Mit dieser Maschine konnte man alles formen. Mit ihr konnten wir 100 Helme an einem Tag herstellen. Ohne sie hätten wir all die benötigten Welten nicht entstehen lassen können."

Ausstatter Grant Major überwachte die Entstehung der lebensgroßen Innensets, darunter das feinst ausgearbeitete Elbenkönigtum Bruchtal, die grasigen Hügel von Hobbingen und die endlosen Minen von Moria. Realismus und genaueste Detailarbeit waren auch für seine Arbeit oberstes Gebot, wobei durchaus auch Raum für die eine oder andere fantastische Idee - wie die Erdbauten der Hobbits oder zahlreiche Escher-artige Labyrinthe - war.

Die Sets von Bruchtal sollten beispielsweise die Kultur der Elben reflektieren, die sehr künstlerisch und eng verbunden ist mit Wäldern und Natur. Es ist ein Ort der Heiterkeit und Gelassenheit, in dem wölbende Gehwege sanfte Bäche mit beruhigenden hölzernen Gazebos verbinden. "Blätter ziehen sich als Leitmotiv durch die Sets. Dazu kommen handgeschnitzte Statuen, Pfeiler und Türrahmen.

Selbst die Türen stammen direkt aus dem Wald", merkt Major an. "Wir brachten sogar Art-Nouveau-Einflüsse unter, die die elegante Ader der Elben widerspiegeln." Major wollte Bruchtal eine "geheimnisvolle Aura" verleihen, also baute er im Hintergrund 15 Meter hohe Türme, die andeuten sollen, dass es an diesem Ort noch viel zu entdecken gibt, was der Zuschauer nicht zu sehen bekommt.

Viele von Majors Sets wurden in Peter Jacksons Three Foot Six Wellington Studios errichtet. Dort baute man zum Beispiel die Minen von Moria, durch die die Gefährten reisen müssen. Graue Granitwände wurden pausenlos von WETA-Mitarbeitern angesprüht, um den Eindruck von feuchten, juwelenverkrusteten Höhlen zu vermitteln, ein Netzwerk an Kammern, die sich unter dem gesamten Zwergenland Kahzad-Dum erstrecken.

Die eine wichtige Eigenschaft, die Major beim Bau der Sets zu beachten hatte, war Belastbarkeit: "Tausende von Menschen trampelten durch unsere Sets. Manchmal hauten Leute Äxte in den Boden. Also mussten die Bauten einiges aushalten können. Pro Quadratmeter mussten sie 269 Kilo tragen können." Major arbeitete Hand in Hand mit WETA Digital, um sicherzustellen, dass man in die Sets in der Postproduktion computergenerierte Bilder einfügen konnte.

Er musste sogar Gartenarbeit leisten. Um Hobbingen entstehen zu lassen, bepflanzte die große Pflanzenabteilung ein Jahr vor Drehstart 140 Kubikmeter mit Gemüse und Pflanzen. "Wir begannen schon ein Jahr früher, weil die Landschaften so wie auf natürliche Weise gewachsen aussehen", erläutert Major. "Wir haben immer versucht, jedes Set so real wie möglich erscheinen zu lassen."

Jeder, der Hobbingen betrat, fühlte sich an einen anderen Ort versetzt. Ian McKellen sagt: "Hobbingen war eigentlich gar kein Filmset. Es war ein echtes Dorf an der frischen Luft, mit wachsenden Pflanzen und blühenden Blumen, singenden Vögeln, Insekten... Nichts daran war Plastik oder unecht."




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