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Original Sin

Einschusslöcher in der Decke und "Antoniomania" - Dreharbeiten in Mexiko

Szene Original Sin wurde fast komlett in Mexiko gedreht, das von der Atmosphäre her das [für US-amerikanische Produktionen] unzugängliche Kuba perfekt ersetzt. Nachdem sowohl Kuba wie Mexiko im 16. Jahrhundert von Spanien kolonialisiert wurden, ähneln sich auch die architektonischen Baustile und jenes unterschwellige Gefühl von Schicksalsergebenheit, das den ganzen Film durchdringt. Und glücklicherweise ähneln auch Mexikos üppige Landschaften dem karibischen Flair Kubas.

Regisseur Michael Cristofer wollte für seinen Film einen Look, der die Hitze der Landschaften und die Intimität der Figuren einfing. Deswegen engagierte er Rodrigo Prieto, einen der talentiertesten jungen Kameramänner Mexikos, um für die Geschichte die entsprechend eindringlichen Bilder zu finden. Prieto war sofort begeistert. "Schon beim Lesen des Drehbuchs wusste ich, dass ich diesen Film machen musste," sagt er. "Die Eindringlichkeit der Geschichte und der Schauplatz auf Kuba eröffneten unzählige Möglichkeiten, das visuell zu erzählen."

Cristofer und Prieto entwarfen einen komplizierten flüssigen Erzählstil für den Film, mit zahlreichen minutiös ausgearbeiteten Kamerabewegungen. Der Regisseur war dabei zugegebenermaßen beeinflusst von den Filmen von Max Ophüls aus den 50-Jahren - insbesondere Lola Montès (1955) und Madame de... (1953) -, die beide eine romantische Geschichte mit einem damals revolutionären, eleganten Stil erzählten, bei dem die Kamera regelrecht zu leben schien.

Um diesen Stil hinzubekommen, arbeiteten Cristofer und Prieto mit dem allermodernsten Equipment, was oft zu der komischen Situation führte, dass sündteures High-Tech-Material auf historischen Drehorten angeschleppt wurde. Einmal etwa wurde ein riesiger Kamerakran in der Kathedrale Parroquia del Sagrario in Tlaxcala aufgebaut, die aus dem 16. Jahrhundert stammt und eine der ersten Kirchen war, die von den Spaniern in Mexiko errichtet wurden.

Gleichzeitig fiel dem Szenenbildner David J. Bomba die schwierige Aufgabe zu, in Mexiko die passenden Innen- und Außendrehorte zu finden, die für die Schauplätze Santiago, Cardenas und Havanna herhalten konnten. "Michael Cristofer und ich begannen zunächst mit der Farbpalette des Films," erzählt Bomba. "Für die Außenaufnahmen wollten wir helle Orte finden, die das Licht reflektierten, während wir die Innenaufnahmen bei der tropischen Hitze kühler und schattiger aussehen lassen wollten."

Dabei entdeckte das Produktionsteam bei der Locationsuche eine große Anzahl geeigneter Drehorte, die zum Teil über Hunderte von Kilometern auseinander lagen. Dazu gehörte eine verlassene Hacienda auf einer ehemaligen Zuckerrohrplantage bei dem Städtchen Oacalco, etwa 30 Minuten außerhalb von Cuernavaca im Staat Morelos. Die Hacienda wurde von Bomba und seinem Team in Luis' herrschaftliche Residenz auf seiner Kaffeeplantage verwandelt. Der Ort selbst steckte voller Legenden und Geschichten - unter anderem lebte hier einst die Geliebte des großen mexikanischen Revolutionärs Emilio Zapata, und es ging das Gerücht um, dass einer der Vorbesitzer "einen Pakt mit dem Teufel geschlossen" habe und nie von einem Ausflug zu einem nahe gelegenen Berg zurückgekehrt sei.

Desweiteren wurde auf der Hacienda de Cortes in Cuernavaca, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, gedreht, wo die Hochzeitsszenen zwischen Julia und Luis spielen, sowie in der historischen Altstadt von Pueblo und dem tropischen Städtchen Campeche in Yucatan. Mitten in downtown Mexico City wurden in dem eleganten Casino Español die Szenen in dem Hotel in Havanna gedreht, wo das bunte Treiben des Karnevals bis in die Hotellobby reicht. Ein anderer Drehort in Mexico City war die berühmte Bar Opera, wo sich noch heute das Einschussloch in der Decke befindet, das kein geringerer als Pancho Villa dort während der Mexikanischen Revolution hineingefeuert hat.

Bomba entwarf und baute zusätzliche Sets in den Churubusco Studios, darunter ein komplettes Stadthaus - mit Innen- und Außenwänden -, in dem Luis und Julia während ihres Aufenthalts in Cardenas leben. Dabei konnte sich Bomba ganz auf die außergewöhnlichen Künste der mexikanischen Handwerker verlassen. "Dieses Land hat ein riesiges Reservoir an Handwerkern," sagt er. "Wir hatten wunderbare Schreiner und unglaublich gute Stuckateure. Ich konnte denen eine detaillierte Zeichnung vorlegen oder nur eine Skizze oder ein Foto, und innerhalb von ein paar Stunden fertigten sie etwas Passendes von Hand. Und weil die Kosten für bestimmte Materialien so günstig sind, konnten wir echtes Holz, Stein und Fliesen nehmen statt Kunststoffe."

Kostümdesignerin Donna Zakowska entwarf an die 2000 Kostüme für Original Sin, von denen etwa 400 vom ersten Entwurf bis zur letzten Ziernaht in New York, Los Angeles und London hergestellt wurden. Der Schauplatz und die Zeit, die der Film beschreibt, sind noch nie zuvor in einem anderen Film dargestellt worden, was bedeutete, dass Zakowska intensive Recherchen in Kuba anstellen und sich in einem Schmelztiegel von Klassen und Völkergruppen zurechtfinden musste, deren Einflüsse von Afrika bis nach Europa reichten. Unter anderem entwarf sie Masken und Kostüme für die kompletten Karnevalsfeiern des Films.

Bei ihrer Arbeit konzentrierte Zakowska dabei ihr ganzes Augenmerk nicht nur auf die Kostümdetails, sondern auch auf die Figuren. "Antonio ist in leichte Anzüge in hellen Farben gekleidet, wie sie seinem Status als Aristokrat in einem tropischen Land entsprechen, doch wir wollten ihm einen etwas eleganteren Stil geben als mit den üblichen Leinenanzügen, deswegen sind alle seine Kleider aus sehr feiner englischer Wolle geschnitten," erklärt sie. "Angelina wiederum ist fast modern gekleidet, mit dem gewissen Extra."

Die große Detailgenauigkeit und Authentizität des Films bei der Darstellung des kubanischen Alltagslebens wurde noch ergänzt durch die Arbeit von Set-Decorator Beth Rubino, die zuletzt für The Cider House Rules (Gottes Werk und Teufels Beitrag, 2000) für den Oscar nominiert war, sowie des Requisiteurs John Bankson. Kutschen, Visa-Stempel, Dampfschiff-Tickets, Mobilar, Kunstgegenstände, Bücher - alles musste genauestens recherchiert, gesucht und gefunden oder nachgebaut werden, um die exotische Welt des Films zum Leben zu erwecken, in der die dramatischen und geheimnisvollen Ereignisse von Original Sin stattfinden.

Während der Dreharbeiten grassierte in Mexiko eine akute "Antoniomania". Tausende von Fans belagerten die Drehorte und umschwärmten den Star jedes Mal, wenn er seinen Wohnwagen verließ. Doch gleichzeitig waren Banderas' Fans äußerst kooperativ: "Wenn wir die buchstäblich Tausende von Fans, die bei den Dreharbeiten in Pueblo zusahen, um Ruhe baten, dann konnte man wirklich eine Stecknadel fallen hören," schwärmt Michael Glick, der ausführende Produzent des Films. "Antonios Fans zeichneten sich durch einen Enthusiasmus und eine Aufrichtigkeit aus, die das Ganze für uns alle zu einer sehr schönen Erfahrung gemacht hat."

Natürlich genossen auch die Schauspieler ihren Aufenthalt in Mexiko, der es ihnen erlaubte, historische Landstriche zu bereisen, in denen genau jenes stimmungsvolle Flair herrschte, das sie zur Einstimmung für ihre Rollen brauchten. "Je tiefer Du in dieses Land eindringst, desto mehr findest Du," sagt Thomas Jane von Mexiko. "Das Essen ist üppig und scharf, die Frauen sind wunderschön, die Sonne brennt und mit jedem Atemzug inhaliert man die Gerüche einer lebensprallen Gesellschaft. Selbst wenn wir an manchen Tagen in Campeche 44 Grad Celsius im Schatten hatten, gab es keinen besseren Schauplatz für einen Film, bei dem es um die tiefsten Sehnsüchte der Seele geht."

"Ich denke, dies ist einer von jenen Filmen, bei denen man auf der Leinwand wirklich sehen kann, welchen Spaß wir hatten, ihn zu drehen," sagt Angelina Jolie. "Es war ein echtes Abenteuer, ein echter kreativer Trip."




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