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Lebenszeichen - Proof of Life
Produktionsnotizen
Als Regisseur Taylor Hackford in der amerikanischen Zeitschrift
"Vanity Fair" eine Reportage des Journalisten William
Prochnau las, war er sich schnell bewusst, dass er den Stoff
für seinen nächsten Film gefunden hatte. Prochnau beschrieb
in seinem Artikel "Adventures In The Ransom Trade",
für den er zahlreiche Interviews mit Ex-CIA- und SAS-Agenten
geführt hatte, das schwierige Business so genannter "K&R"
(Kidnapping & Ransom)-Experten, eine Profession, die sich
im Zuge einer regelrechten Entführungsindustrie vor allem
in Südamerika herausgebildet hatte.
Diese "K&R"-Experten agieren im Auftrag der erpressten
Privatpersonen oder Firmen als Mittelsmänner zwischen diesen
und den Entführern. Sie stellen Kontakt zwischen den Parteien
her, verhandeln mit den Verbrechern und kümmern sich um
die Lösegeldübergabe.
[Foto: David Caruso als Dino]
Nachdem Hackford für dieses Thema Feuer gefangen hatte,
ging er an die Lektüre des Buches "Long March
to Freedom: Tom Hargrove's Own Story of His Kidnapping by Colombian
Narco-Guerillas", in dem der von Rebellen in den
kolumbianischen Dschungel verschleppte Thomas Hargrove seine
Geschichte aus der Perspektive des Opfers beschreibt. Dieser
Bericht stellte für Hackford und seinen Film Lebenszeichen
- Proof of Life die zweite große Inspirationsquelle
dar.
Der Regisseur, der sich mit so unterschiedlichen Kinoerfolgen
wie An Officer and Gentleman (Ein Offizier und Gentleman,
1982), mit dem Richard Gere zum Frauenliebling und zu Hollywoods
männlichem Sexsymbol avancierte, der Stephen-King-Romanverfilmung
Dolores Clayborne (Dolores, 1995) mit Kathy
Bates und Jennifer Jason-Leigh in den Hauptrollen sowie dem diabolischen
Thriller Thedevil's Advocat (Im Auftrag des Teufels,
1997) mit Keanu Reeves und Al Pacino einen festen Platz in der
A-Liga Hollywoods erwerben konnte, gab daraufhin Drehbuchautor
Tony Gilroy Prochnaus Reportage und Hargroves Buch zu lesen und
steckte diesen dadurch mit seiner Begeisterung an.
Denn auch Gilroy war sofort fasziniert von dem Stoff und erkannte
darin das Potenzial für einen emotionalen und spannungsgeladenen
Spielfilm. Gemeinsam begannen die beiden nun mit ausgedehnten
Recherchen.
Im Verlauf dieser Recherchearbeiten reisten der Regisseur und
sein Drehbuchautor unter anderem nach Deutschland, wo sie sich
mit der Ehefrau Thomas Hargroves unterhielten, was sich, vor
allem für Gilroys Arbeit, als äußerst nützlich
erwies.
Mrs. Hargrove nämlich schilderte die Entführung ihres
Mannes in sehr plastischer und nachvollziehbarer Weise als eine
Tragödie, die nicht nur das Leben des eigentlichen Opfers,
sondern auch das vieler der übrigen Beteiligten nachhaltig
verändert hat. Eine der Vokabeln, die sie dabei am häufigsten
verwendete, war der Ausdruck Lebenszeichen - Proof of Life,
den Hackford später zum Titel seines Films machte.
Der Begriff Lebenszeichen eignet sich deshalb so gut
als Filmtitel, weil er neben seiner unmittelbaren Bedeutung -
ein Beweis der Kidnapper dafür, dass die entführte
Person noch lebt - weitere, subtilere Bedeutungen zu transportieren
vermag. So lässt er sich mühelos auch auf die zu Anfang
des Films sich abzeichnende Ehekrise der Bowmans übertragen.
Ist diese Beziehung noch am Leben, sendet sie noch Lebenszeichen
aus? Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Situation durch
das Kidnapping werden die Fragen bohrender und mehr und mehr
zu wahrhaft existenziellen Fragen: Was fange ich mit meinem Leben
an? Warum lebe ich? Bin ich eigentlich noch am Leben, und gibt
es dafür ein Zeichen?
Casting
Nachdem Meg Ryan, Hackfords Wunschkandidatin für die weibliche
Hauptrolle des Films, Gilroys erste Drehbuchfassung gelesen hatte,
sagte sie spontan und äußerst begeistert zu. "Das
Aufregende an der Figur der Alice Bowman ist ihre Entwicklung,
die sie innerhalb der wirklich dramatischen Situation durchmacht"
erklärt sie. "Sie entdeckt sich neu. Durch die Krise
lernt sie, ihr Leben wieder ganz bewusst in die Hand zu nehmen.
Das hat mich beeindruckt und fasziniert."
Daneben kam Meg Ryan das Filmangebot auch deswegen sehr gelegen,
weil sie nach den sehr erfolgreichen Komödien You've
Got Mail (E-Mail für Dich, 1998) und Hanging
Up (Aufgelegt, 2000) das Bedürfnis verspürte,
zur Abwechslung nun wieder einmal eine ernste Rolle zu spielen.
Schon in der Vergangenheit hatte Meg Ryan mehrfach eindrucksvoll
unter Beweis gestellt, dass sie auch im Charakterfach zu Hollywoods
herausragenden Darstellerinnen zählt. Taylor Hackford bestätigt
diese Einschätzung: "Ich kenne Meg schon lange. Für
mich war sie die erste Wahl für die Hauptrolle. Die meisten
Menschen glauben, Meg sei auch privat diese quirlige, urkomische
Figur, die sie so virtuos auf der Leinwand zu verkörpern
versteht. Das ist natürlich Blödsinn!
Zwar hat sie viel Humor, aber sie verfügt auch über
eine sehr ernste, nachdenkliche Seite. Von ihrer Klugheit und
ihrem ausgeprägten Gespür für dramaturgische Zusammenhänge
und psychologische Feinheiten profitiert der Film insofern, als
sie zahlreiche Ideen für die Konzeption des Drehbuchs und
die Charakterisierung ihrer Rolle einbrachte."
Die Besetzung der Rolle des Kidnapping-Experten Terry Thorne
mit Russell Crowe bezeichnet Hackford als absoluten Glücksgriff
für die Produktion: "Ich hatte Russell in dem vielbeachteten
Thriller L.A. Confidential (1997) gesehen und war sehr
beeindruckt von seiner enormen Leinwandpräsenz. Ich erfuhr,
dass er zu diesem Zeitpunkt bereits zwei weitere Filme abgedreht
hatte, die allerdings noch nicht geschnitten waren: Ridley Scotts
Gladiator (2000) und Michael Manns The Insider
(1999).
Deshalb bat ich darum, Material aus diesen Filmen ansehen zu
dürfen. Zuerst sah ich Gladiator, und es überraschte
mich, wie sehr Russell es hier fertig brachte, dieser scheinbar
so auf das Körperliche reduzierten Kampfmaschine eine erstaunliche
Tiefgründigkeit zu verleihen. Dann sichtete ich Michael
Manns Material.
Nun sah ich einen Russell Crowe, der sich für diese Rolle
sage und schreibe 45 Pfund zusätzliches Körpergewicht
angefressen hatte, einen etwas teigigen, introvertierten, aber
sehr entschlossenen Intellektuellen. Sein in Gladiator
so kraftvolles Auftreten war nun einem Spiel der kleinen, leisen
Gesten gewichen. Ich finde, dass Russell ein unglaublich guter
und atemberaubend wandelbarer Schauspieler ist. In dieser Beziehung
ist er seiner Kollegin Meg Ryan sehr ähnlich."
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