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Gegen jede Regel
Jede Szene ein anderer Spielzug: die Dreharbeiten
Die Dreharbeiten begannen am 3. Oktober 1999 in Atlanta, Georgia.
Auch wenn die Produzenten von Alexandria wärmstens willkommen
geheißen und eingeladen wurden, an die Originalschauplätze
der Geschichte zurückzukehren, mussten die Filmemacher sich
aus Gründen des Budgets und des Zeitplans für eine
andere Stadt im Süden entscheiden, wo sie nicht nur geeignete
Locations, sondern auch erfahrene Teams und Schauspieler finden
konnten.
"Einer der Gründe, warum wir nicht in Alexandria gedreht
haben, war der, dass wir in der Nähe einer gewissen filmischen
Infrastruktur bleiben mussten," erklärt Michael Flynn,
der ausführende Produzent. "In Atlanta haben wir das
gefunden. Wir konnten lokale Schauspieler besetzen, und auch
die örtliche Schulbehörde war unglaublich hilfsbereit."
Weil sie im Rahmen ihres Budget bleiben mussten, kamen die Filmemacher
schließlich auf eine ebenso gute wie witzige Idee, wie
sie eine der Sequenzen auflösen konnten: "Wir mussten
zeigen, wie sich die Stadt im Laufe der Zeit verändert,"
sagt Yakin. "Hätten wir das mit einer First Unit gedreht,
wäre es unverantwortlich teuer geworden. Ich hatte dann
den Einfall, etwas auf 16-mm zu drehen, als hätte einer
der Jungs eine 8-mm-Kamera mitlaufen lassen, doch konnte ich
das in unseren knappen Drehplan nicht mehr hineinzwängen.
Also habe ich Ryan Hurst, der Gerry Bertier spielt, gefragt,
ob er das machen würde. All die anderen haben dabei schließlich
mitgemacht. Ryan hat das toll hingekriegt und daraus eine der
schönsten Szenen des Films gemacht: Man sieht wirklich die
Home Movies der Jungs!"
Der französische Kameramann Philippe Rousellot hatte, wie
Yakin auch, relativ wenig Ahnung von Football. "Ich habe
ein gewisses Grundwissen," sagt Yakin. "Wenn sie dahin
laufen, ist es ein Touchdown, man hat vier Versuche, die zehn
Yards zu gehen - solche Sachen. Aber Philippe hat noch nie in
seinem Leben ein Football-Spiel gesehen. Ich glaube, die waren
alle ein bisschen besorgt, ob sie uns diesen Film wirklich anvertrauen
sollten."
"Mit Philippe zu arbeiten, war die beste Erfahrung, die
ich je hatte," sagt der Regisseur weiter. "Er ist ein
phantastischer Kameramann, der nicht nur seine Technik und sein
Licht blind beherrscht, sondern dir hilft, die Geschichte genau
so zu erzählen, wie du es möchtest. Wir hatten 30 bis
35 Einstellungen pro Tag zu drehen - ohne Philippe hätten
wir das nie geschafft. Und wir haben auch versucht, den Football
ganz natürlich in die Textur des Films hineinzuweben, statt
zu fotografieren als würden wir 'Wide World of Sports' machen."
Weil Yakin und Rousselot sich nicht so gut in dem Sport auskannten,
wurden die Football-Sequenzen von dem ehemaligen USFL-Profi Mike
Fisher designt und koordiniert. Die Filmemacher schickten Fisher
zwei Monate vor Beginn der Dreharbeiten nach Atlanta, um das
Drehbuch nach Szenen aufzuschlüsseln und für jeden
Plot-Point eine eigene Spielsequenz zu entwerfen.
"Im Drehbuch waren die Football-Szenen schon sehr gut ausgearbeitet,
aber wir mussten noch detaillierter sein," sagt Flynn. "Man
folgt ja nur ganz selten dem Spielstand und der Handlung gleichzeitig.
Die Football-Szenen sollten hier bestimmte emotionale Entwicklungen
untermalen, deshalb mussten wir jede dieser Sequenzen mit eigenen
Spielzügen ausstatten. Mike hat sich mit Yoast und Boone
ein paar Mal unterhalten und hat dann 50 oder 60 Spielzüge
entworfen, die er in eigenen Heften als Diagramme darstellte.
Die haben wir dann mit Boaz durchgesprochen und ihm alle Details
erklärt. Mike hat in der Beziehung vollkommen bestimmt,
wie die Football-Sequenzen ablaufen würden."
Als die beiden echten Trainer während des Trainingslagers
einmal die Schauspieler besuchten, wurde Herman Boone von der
Atmosphäre derart angesteckt, dass er spontan drohte, das
Trainieren wieder aufzunehmen. Er ließ die Darsteller einige
seiner Übungen durchlaufen und stand auch während der
übrigen Produktion stets mit guten Ratschlägen bereit.
Statisten
Einer der schwierigsten Aspekte der Produktion war es schließlich,
die passenden Statisten für den Rest des Titans-Teams und
für deren gegnerische Mannschaften zu finden. "Wir
haben mitten in der Football-Saison gedreht," erklärt
Fisher. "Und da war es ehrlich gesagt schwer, die richtigen
Jungs zu bekommen. Wir mussten einige Radio-Durchsagen machen,
um die Spieler zu finden, und auch dann waren viele von ihnen
zu alt für uns."
Überhaupt war es eine Herausforderung für die Filmemacher,
die vielen Statisten zusammen zu bekommen. Nachdem die Schule
angefangen hatte, aber die Hälfte der Szenen in vollbesetzten
Schulfluren, Umkleidekabinen, Stadien oder auf lebhaften Straßen
spielten, war man ständig auf der Suche nach Kids im richtigen
Alter.
"Das war ein Statisten-Albtraum," sagt Yakin nur halb
im Scherz. "Nach jedem Drehtag war ich heilfroh, es durchgestanden
zu haben, so viele Menschen zu inszenieren - nur um dann zu sehen,
dass wir am nächsten Tag eine Krawallszene vor der Schule
drehten, mit 300 Statisten. Nach der Hälfte der Zeit habe
ich darum gefleht, zwei Leute in einem kleinen Zimmer im Gespräch
filmen zu dürfen!"
Die Statisten waren es auch, die den 70er-Jahre-Look des Films
mit bestimmten. "Es gibt drei Dinge, die sich mit der Zeit
verändern," erklärt Flynn. "Die Frisuren,
die Kleider und die Autos. Wir mußten Sachen wie Parkuhren
und bestimmte Straßenschilder digital retuschieren, und
wir waren extrem wachsam, was diese Dinge betraf."
Bruckheimer und Yakin komplimentieren die Produktionsdesignerin
Deborah Evans damit, dass sie nicht nur ein zeitgemäßes
Szenenbild, sondern auch lebendige und farbenfrohe Sets geschaffen
hat. "Von Anfang an wollten wir dem Film eine ernsthafte,
klassische Atmosphäre geben," sagt Yakin. "Es
ist recht einfach, in 70er-Jahre-Kitsch zu schwelgen, aber wir
wollten, dass der Film zeitlos und zugleich historisch genau
war. Wir wollten, dass die Geschichte den Zuschauer in ihren
Bann zieht, so dass es eine Story war, die genauso gut heute
passieren könnte."
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