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Venus & Mars

Interview mit Bernd F. Lunkewitz

Wer hat die Idee zu dem Stoff entwickelt?

Szene [600] [1024] Die Idee zu diesem Buch entstand in einem Gespräch meiner Frau mit Ben Taylor, der auch schon die Drehbücher zu anderen erfolgreichen Filmen, wie z.B. Stadtgespräch und Affären geschrieben hat. Er hat dann parallel einen Roman und das Drehbuch mit dieser Geschichte geschrieben, die in vielen Details von meiner Frau beeinflusst ist. Den Roman wird der Aufbau Taschenbuchverlag übrigens auch zum Kinostart herausbringen.

Venus & Mars ist eine Romanze, das ist ein im deutschen Kino kaum noch gepflegtes Genre, das Ben Taylor ganz besonders gut beherrscht. Die Amerikaner nennen das romantic comedy, was nicht mit der deutschen Komödie gleichgesetzt werden darf. Die meisten deutschen Komödien sind eher Grotesken voller diffamierter Gestalten mit einem Humor, der eher an die Schadenfreude der Zuschauer appelliert.

Szene [600] [1024] Die Geschichte von Venus & Mars ist wie ein Märchen sehr romantisch und wendet sich nicht so sehr an den kritischen Verstand, sondern an das Herz der Menschen. Man könnte darin eine moderne Version von Schneewittchen sehen, wo die Prinzessin nur von einem Prinzen wachgeküsst werden kann. Ich bin der Meinung, dass auch das deutsche oder europäische Kino so sein darf, dass auch wir solche Geschichten erzählen können.

In der Literatur Deutschlands zeichnet sich seit einiger Zeit ein solcher Trend ab. Deutsche Autoren schreiben wieder in den klassischen Mustern des europäischen Romans und wollen die emotionale Bindung der Leser erreichen. Von vielen Kritikern wird das noch immer als bloße Unterhaltung diffamiert. Ich bin allerdings der Meinung, dass gute Unterhaltung eine größere Kunst ist, als kritisch gelehrt zu langweilen.

Warum haben Sie in Thüringen gedreht und wie waren dort die Bedingungen?

Der Film spielt ja in einer kleinen Stadt irgendwo mitten in Deutschland. Gerade Thüringen liegt aber, viele vergessen das heute, in der Mitte Deutschlands. Viele Städte und Dörfer dort haben ihren alten Charakter bewahrt und sehen so aus, wie die Menschen im Ausland sich unser Land vorstellen und wie es ja zum großen Teil auch ist. Die meisten Deutschen leben in kleinen Städten und Dörfern, nicht in Großstädten.

Venus & Mars ist eine Koproduktion zwischen Atlantis Film aus Frankfurt am Main und dem mitteldeutschen Filmkontor aus Leipzig. Deshalb haben wir uns von Anfang an für Thüringen interessiert und dann auch von der Mitteldeutschen Medienförderung die grundlegende Finanzierung bekommen. Die Bedingungen für die Dreharbeiten in Thüringen waren sehr gut. Es ist in den alten Bundesländern manchmal schwer, die zuständigen Behörden, z.B. bei Drehgenehmigungen oder den notwendigen Absperrungen zur Kooperation zu bewegen.

In Meiningen und Themar und unseren Drehorten in der Umgebung, waren die Behörden äußerst kooperativ und die Bürger regelrecht begeistert, ein Filmteam dort zu haben. Ich bin den Bewohnern dort sehr dankbar für die Gastfreundschaft, die sie dem gesamten Team gegenüber gezeigt haben.

Warum haben Sie in Englisch gedreht?

Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens spielt die Geschichte im Milieu einiger in Deutschland lebender Amerikaner, da ist die englische Sprache selbstverständlich. Man darf nicht vergessen, dass bis vor einigen Jahren fast fünfhunderttausend US-Bürger in Deutschland lebten. Die haben auch in ihrer Freizeit englisch gesprochen.

Meine Frau spielt in Venus & Mars die Tochter einer Amerikanerin, also ist englisch ihre Muttersprache; sie verliebt sich in einen amerikanischen Tramper; ihre Freundinnen gingen alle mit ihr auf eine internationale Schule, in der Englisch gesprochen wurde.

Einen ähnlichen Film über einige türkische Freundinnen könnte man genauso gut in türkischer Sprache drehen, obwohl er in Deutschland spielt. Deutschland ist eben ein multikulturelles Land, in dem viele Sprachen gesprochen werden. In mancher Pizzeria z.B. wird den ganzen Tag italienisch gesprochen, das fällt uns nur nicht mehr auf.

Der zweite Grund ist natürlich, dass die Kosten einer Produktion ab einem bestimmten Qualitätsniveau so hoch sind, dass nur eine internationale Auswertung eine einigermaßen sichere Aussicht auf Gewinn ermöglicht. Dies ist allerdings mit deutschsprachigen Filmen sehr schwierig. Auf dem internationalen Markt können Filme in englischer Sprache wesentlich besser verkauft werden.

Warum sind die Hauptrollen fast ausschließlich international besetzt?

Wie bereits gesagt, spielt dieser Film in einem amerikanischen Milieu in einer kleinen Stadt in Deutschland. Fast alle Rollen sind entsprechend besetzt. Lynn Redgrave und Fay Masterson z.B. sind eigentlich Engländerinnen, spielen hier aber Amerikanerinnen. Das ist übrigens nicht so einfach wie man denken könnte.

Julia Sawahla ist auch Engländerin, spielt jedoch eine deutsche Hausfrau, die sehr gut englisch spricht. In der Originalversion ist ihr deutscher Akzent klar zu hören. Diese Rolle hätte man sicher mit einer deutschen Schauspielerin besetzen können, aber ich bin ein großer Fan von Julia, seit ich sie in "Absolutely Fabulous" gesehen habe. Die Chance, mit ihr zu arbeiten, kann man sich nicht entgehen lassen.

Meine Frau spielt eine Amerikanerin, die in Deutschland aufgewachsen ist, Michael Weatherly und Ryan Hurst sind Amerikaner, das entspricht auch der Rolle.

Die Besetzung unseres Films ist ein absoluter Glücksfall. Lynn Redgrave ist ja schon lange ein Star und war schon zweimal für einen Oscar nominiert. Sie haben wir nur bekommen, weil der Regisseur, Harry Mastrogeorge, mit ihr seit langen Jahren befreundet ist.

Die anderen jungen Schauspieler aus Hollywood sind aber seither richtige Stars geworden. Ryan Hurst ist ganz großartig neben Denzel Washington in dem neuen Jerry Bruckheimer Film "Gegen jede Regel", der schon weit über 100 Millionen Dollar in den USA eingespielt hat. Michael Weatherly hat einen sensationellen Erfolg mit seiner Hauptrolle in der neuen amerikanischen Fernsehserie "Dark Angel" von James Cameron, dem Regisseur von "Titanic". Auch unsere vier Freundinnen aus Venus & Mars haben weitere Filme in Hollywood gedreht, die Zuschauer werden sie also wiedersehen.

Was war das Schwierigste am Set - und was war das schönste Erlebnis?

Das Schwierigste am Set, in Deutschland allerdings normal, war das Wetter. Beim Dreh in den Häusern in Themar war es zu heiß, bei den Außendrehs war es sehr kalt und regnerisch. Kalifornien hat es auch in dieser Beziehung wirklich besser. Das Wetter ist dort berechenbar schön.

Wenn man allerdings Geschichten aus Deutschland erzählen will, muss man hier auch drehen, also will ich mich darüber nicht weiter beschweren. Eines der schönsten Erlebnisse für mich war, als Ryan Hurst mir auf dem Bergfest erzählte, dass seine liebste Rolle als Student Cyrano de Bergerac gewesen sei. In Venus & Mars hätte er als Roberto eine ähnliche Rolle und um das zu verdeutlichen, spielte er mir dann einige Szenen aus Cyrano vor. Er ist ein großartiger Schauspieler!

Wie ist es, mit seiner Frau zusammen zu arbeiten?

In der modernen Industriegesellschaft ist es fast schon außergewöhnlich, mit seiner Frau gemeinsam zu arbeiten, zu anderen Zeiten war das die Regel. Trotzdem gibt es noch immer viele Ehepaare in vielen Berufen und Branchen, die das jeden Tag tun und damit sehr glücklich sind.

Wenn man einen so wunderbaren Partner hat wie ich, ist die Zusammenarbeit ebenso gut und anregend. Meine Frau ist eine sehr gute Schauspielerin und mittlerweile eine ausgezeichnete Produzentin.

In den USA, wo nur zählt, was man kann, ist diese Kombination übrigens nicht so ungewöhnlich. Hier in Deutschland dagegen ist die Kombination von Regisseur und Schauspielerin normal.




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