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Hercules
Der alte Mythos
Die Griechen kannten nur ein Wort für ihn: Herakles. Obwohl
man sich bei Disney die Freiheit nahm, den mythologischen Superhelden
bei seinem bekannteren römischen Namen Hercules zu nennen,
orientierte man sich bei der Geschichte an den griechischen Sagen,
die sich um den Halbgott ranken.
Natürlich ist die lockere und sehr humorvolle Version Disneys
keine sklavisch akkurate Nacherzählung der griechischen
Mythologie. Dennoch waren die schriftlich niedergelegten Berichte
über Hercules der elementare Ausgangspunkt für die
Neubearbeitung.
Ovid war der erste, der ca. 1000 v. Chr. über Hercules schrieb.
Einige 100 Jahre später fügte der Poet Euripides mit
seiner Variante der Sage die bis heute wohl berühmteste
Darstellung hinzu. Selbst unter Experten existieren viele unterschiedliche
Versionen der einzelnen klassischen mythologischen Geschichten.
Da es sich bei Hercules um den beliebtesten Helden seiner Zeit
handelte, kursieren über ihn auch die meisten Erzählungen:
Jede Region erzählt seine Abenteuer anders.
Soweit man weiß, war Hercules der vollkommene Held des
antiken Griechenlands: teils Supermann, teils Jedermann. Um seine
übermenschlichen Aktionen unsterblich werden zu lassen,
hielt man Hercules' Taten auf einer unglaublich großen
Anzahl von Vasen, Tellern und anderen Artefakten fest. Er war
mutig und unermüdlich in seinem einsamen Kampf gegen die
Tyranneien der Welt.
In der klassischen Mythologie ist Hercules tatsächlich der
Sohn von Zeus. Seine Mutter ist allerdings nicht Hera, sondern
eine Sterbliche mit Namen Alkmene. Der ebenso praktisch wie eigensinnig
veranlagte Zeus zeugte diesen Halbgott als Reaktion auf eine
Prophezeiung, die besagte, daß man die Welt nur mit Hilfe
des größten und stärksten sterblichen Mannes
vor den Titanen - 50 gigantischen Bestien - werde retten können.
Als Hera von Zeus' außerehelichen Aktivitäten erfuhr,
schickte sie zwei Schlangen los, die das Kind töten sollten,
aber Hercules erwürgte diese mit bloßen Händen.
Alkmene wußte von dem Schicksal ihres Sohnes. Also bildete
sie ihn in all den Künsten aus, die einen großen Krieger
ausmachen: Wagenlenken, Fechten, Ringen und Musik. Weil er schon
bald sehr kräftig war, wurde Hercules als Schafhirt in die
Berge geschickt. Dort tötete er im Alter von 18 Jahren einen
Löwen. Das Fell benutzte er als Umhang, wobei der Kopf eine
Art Kapuze bildete. Fast alle altertümlichen Abbildungen
zeigen ihn in dieser Aufmachung.
Aus Hercules' erster Ehe mit Prinzessin Megara gingen drei Kinder
hervor. Die Ehe kam zu einem tragischen Ende, als die rachsüchtige
Hera Hercules den Verstand verlieren ließ. Zu seiner Trauer
gesellte sich schon bald weiteres Leid, denn Hera ließ
ihn für die Dauer eines Jahres zum Sklaven seines feigen
Cousins, des Königs Eurystheus, werden. In dieser Zeit mußte
er jede Forderung und Arbeit ausführen, die sich der bösartige
Verwandte einfallen ließ.
Hera tat hinter den Kulissen das ihrige, damit die Aufgaben in
zunehmendem Maße schwieriger und gefährlicher wurden.
Nach zahlreichen Anschlägen der Hera erhielt Hercules schließlich
vom Delphischen Orakel den Auftrag, im Dienst des Eurystheus
zwölf Arbeiten zu vollbringen, um die Unsterblichkeit zu
erlangen.
Die "12 Arbeiten des Hercules" umfassen die Erlegung des Nemeischen
Löwen, den Kampf mit der neunköpfigen Hydra von Lerna,
das Einfangen der windschnellen Kerynitischen Hirschkuh, das
Einfangen des Erymanthischen Ebers, den Kampf mit den Stymphalischen
Vögeln, die Reinigung der Ställe des Augias, das Einfangen
des Minotaurus von Kreta, die Niederringung der menschenfressenden
Rosse des Diomedes, die Erbeutung des Gürtels der Amazonenkönigin
Hippolyte, die Erbeutung der Rinder des Geryoneus, eines dreileibigen
Riesen, die Erringung der goldenen Äpfel der Hesperiden
und die Entführung des Unterwelthundes Zerberus.
Nach Vollendung der Arbeiten kehrte Hercules nach Theben zurück
und nahm dort die kaledonische Prinzessin Deianira zur Frau.
Auf dem Heimweg von seiner Hochzeit tötete Hercules den
Zentauren Nessus, der sich seiner Braut unsittlich genähert
hatte. Zuvor gelang es Nessus jedoch, Deianira davon zu überzeugen,
daß sie Hercules' Verlangen nach anderen Frauen aufhalten
könne, wenn sie ihm einige Tropfen seines Blutes entnähme.
Nach weiteren Abenteuern, bei denen der Held unter anderem gezwungen
wurde, drei Jahre lang Frauenkleider zu tragen und mit seinen
großen Händen zu spinnen und zu nähen, wurde
seine Frau tatsächlich eifersüchtig. Sie vertraute
auf den Rat Nessus', ohne zu wissen, daß sie damit Hercules'
Schicksal besiegeln würde: Unter furchtbaren Schmerzen bat
der Held darum, auf einem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.
Begleitet von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag, wurde
der Verstoßene endlich in den Olymp berufen, wo ihn Zeus
unter die Unsterblichen aufnahm, nachdem Hercules die Titanen
in der vorhergesagten Schlacht besiegte. Hera bat für ihren
Verrat um Vergebung, indem sie ihm ihre Tochter Hebe, die Göttin
der ewigen Jugend, zur Frau gab.
Hercules mag keine reale Figur gewesen sein, aber die "Säulen
des Herakles", zwei gewaltige Felsen an der Straße von
Gibraltar, die er angeblich bei der Vollendung seiner zehnten
Arbeit, dem Erbeuten der Rinder des Geryoneus, als Zeichen seiner
weitesten Fahrt dort plaziert hatte, kann man noch heute bewundern.
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