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Gattaca
Über Gen-Technik
"Werden wir das Leben kontrollieren? Ich glaube schon ...
wir alle wissen, wie unvollkommen wir sind. Warum sollten wir
uns nicht ein wenig vollkommener machen?"
James Watson - Nobelpreisträger und Gründer des Human
Genome Project
Die relativ junge Kunst der Manipulation menschlicher Gene ist
der dramatische Versuch, das menschliche Schicksal mittels der
Wissenschaft zu verändern. Einst, in den alten Märchen,
hatten Männer und Frauen einen Wunsch frei, wenn sie einen
Stern sahen, oder ein Flaschengeist gab ihnen die Chance, ihr
Schicksal zu verändern. Heute gibt es sichtbare Anzeichen
dafür, daß man das Schicksal mittels eines Reagenzglases
verändern kann. Wissenschaftler können in naher Zukunft
Faktoren wie Erbkrankheiten, Lebenszeit, möglicherweise
sogar die Persönlichkeit verändern, indem sie mit dem
genetischen Material experimentieren, das der Ursprung des Lebens
ist.
Was sind Gene? Gen = griechisch für Erbanlage
Gene sind die Grundeinheiten unserer Erbanlagen. Sie sind der
Code, der bestimmt, in welcher Form sich ein lebendiger Organismus
organisiert. Unsere Gene machen uns nicht nur zu menschlichen
Wesen, sondern sie bestimmen die Farbe unserer Augen, unser Geschlecht,
unsere Körpergröße, unsere Veranlagung zu Erkrankungen
und sehr wahrscheinlich auch unsere Persönlichkeit und unsere
Talente.
DNS (im Englischen DNA) ist die Abkürzung für
DesoxyriboNukleinSäure.
Die ist der in allen Lebewesen vorhandene Träger der genetischen
Information mit der Fähigkeit zur identischen Verdoppelung.
Die Molekülmasse besteht aus zwei spiralig angeordneten
Ketten von Nukleotiden, die durch vier verschiedene, sich in
unterschiedlicher Reihenfolge wiederholende Basen über
Wasserstoffbrücken
verbunden sind.
Die Basen treten in den Koppelungen Adenin-Thymin und Guanin-Zytosin
auf und tragen die Abkürzungen A T G Z (im Engl. C). Also
auch: G T C A. Man kann die Ähnlichkeit mit GATTACA jetzt
bemerken.
Das DNS eines Hundes, eines Lilienbusches oder eines Menschen
unterscheidet sich in der Reihenfolge, in der diese chemischen
Elemente aufgereiht sind. Eine genetische Sequenz könnte
also so anfangen: GGAATTCCC usw.
Die Anordnung der chemischen Elemente in einem Gen bestimmt
die Funktion dieses Gens. Wenn diese Ordnung gestört ist,
könnte diese Funktion zum Beispiel einem Menschen fehlen.
Ein "Irrtum" in einem Gen kann, zum Beispiel, eine
tödliche Krankheit produzieren.
Zu Beginn der 70er Jahre fand eine umwälzende Entdeckung
auf dem Gebiet der Gene statt. Stanley Cohen und Herbert Boyer
zeigten, daß sich in einem DNS-Molekül Schnitte machen
ließen. Danach konnte man es mit einem DNS-Molekül
einer anderen Person oder sogar einer anderen Gattung Lebewesen
neu verbinden.
Ein klarer Vorteil dieser neuen Technologie war, daß man
nun fehlerhafte Erbanlagen, die zu Erbkrankheiten führen,
herauslösen kann, ja sogar neue, intakte Gene an ihre Stelle
setzen kann. Dieser Prozeß ist als Gen-Technik bekannt
und steckt noch im Experimentierstadium.
In den frühen 80er Jahren genehmigte der US-Kongress das
Human Genome Projekt, das das gesamte Alphabet der menschlichen
Erbanlagen kartographieren soll. Der größere Teil
der Gen-Forschung ist mit genetischen Profilen befasst, die zu
bekannten Krankheiten führen, wie etwa Alzheimer, Parkinsonsche
Krankheit, Epilepsie oder Schizophrenie, Krebs, Arthritis, Taubheit,
Blindheit oder Migräne. Auf der anderen Seite haben jüngere
Forschungen ergeben, daß Gene selbst so subtile Eigenschaften
kontrollieren, wie die Tatsache, ob man in einem dicht bevölkerten
Zimmer Scheu zeigt oder nicht.
Wissenschaftler beschäftigen sich aber auch bereits mit
den Genen von Babys, bevor sie überhaupt geboren werden.
Erkenntnisse dieser Art könnten zu Designer-Babys führen
- der Prämisse, die im Zentrum von GATTACA steht.
Wie wird die Welt mit diesen neuen Möglichkeiten umgehen?
Wenn wir Kinder mit höherem Intelligenzquotienten schaffen
können, werden wir dann der Versuchung widerstehen, eine
intelligentere Menschheit zu schaffen? Wenn wir wissen, wie man
die Gene manipulieren muß, um einen Baseball perfekt zu
werfen, eine Meile schneller zu laufen oder große Literatur
zu schreiben, werden wir dieses Wissen nicht benutzen wollen?
Wenn wir das Gen entdecken, das uns altern läßt, werden
wir dann wählen wollen, vielleicht 200 Jahre zu werden?
Möglichkeiten ohne Ende. Die Autoren Jeff Lyon und Peter
Gortner in ihrem Buch "Altered Fates: Gene Therapy and The
Retooling of Human Life": "Weshalb sollten Menschen
sich nicht den Traum vom Fliegen wahr machen? Man fügt einige
Gengruppen von Vögeln dem Menschen hinzu ... vielleicht
wachsen uns dann Flügel, Federn, eine leichtere Knochenstruktur,
eine eher aerodynamische Form ... Firlefanz? Ja, aber möglicher."
Zur Zeit raten Wissenschaftler und Ethiker noch zu extremer
Vorsicht auf dem Gebiet der Genetik. Im Vorwort ihres Buches
warnen Lyon und Gortner: "Es gibt bereits verstörende
Anzeichen dafür, daß die Bio-Zauberei der Gen-Therapie
Mißbrauch und Enteignung die Türen öffnet, möglicherweise
sogar im katastrophischen Ausmaß, wenn die Interessen der
Konzerne, der Politik und anderer Institutionen dominieren. Denn
diese Interessen müssen nicht mit dem Wohl der Gesamtgesellschaft
korrespondieren."
Bisher haben noch nicht sehr viele Menschen über die exakten
Folgen nachgedacht, die es haben könnte, wenn wir diese
Warnungen überhören. Regisseur Andrew Niccol zeigt
uns seine persönliche Vision einer solchen Zukunft in GATTACA.
Er zeigt uns eine realistische Perspektive - er geht nicht ins
Extrem und zeigt uns keine menschlichen Hybriden mit Vogelflügeln,
aber er skizziert eine nicht so ferne Zukunft, in der genetische
Überlegenheit erreichbar sein könnte, insbesondere
für jene, die über die ausreichenden finanziellen Mittel
verfügen. Ob Niccols Vision nun prophetisch sein wird oder
nicht - auf jeden Fall besteht kein Zweifel daran, daß
mit den Fortschritten der Wissenschaft heute die Generation von
morgen das Leben mit anderen Augen sehen wird.
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