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Godzilla

Charaktere


Szene Szene Szene

Während Godzilla der eindeutige "Star" des Films ist, sind die menschlichen Darsteller von ebensolch essentieller Bedeutung für das Gelingen des Films. "Ich glaube der größte Fehler vieler Effekt-Filme ist, daß sie die menschlichen Charaktere stiefmütterlich behandeln. Wir haben Figuren geschaffen und mit Schauspielern besetzt, die das Publikum wirklich interessieren. Sonst würden all die Effekte nämlich überhaupt nichts bringen", sagt Devlin.

Sowohl Roland Emmerich als auch Dean Devlin sind langjährige Fans von Matthew Broderick und Jean Reno und waren froh, daß GODZILLA ihnen die Möglichkeit gab, mit beiden zu arbeiten. "Ich mochte Dean und Roland sehr, als ich mich das erste Mal mit ihnen traf und ich habe das Drehbuch genossen", erinnert sich Broderick. "Ich probiere immer wieder gern verschiedene Genres aus. Und obwohl Wargames und Der Tag des Falken viele Effekte hatten und Glory ebenfalls ein wirklich monumentaler Film war, habe ich so etwas wie GODZILLA doch noch nie gemacht."

Obgleich Matthew Broderick noch nie einen Godzilla-Film in ganzer Länge gesehen hat, erinnert er sich an die Frühtage des Monsters sehr wohl: "Ich wuchs mit diesen Streifen natürlich auf. Wir alle taten das. Und ich glaube niemand wollte, daß dieser neue Godzilla irgendwie verächtlich auf die früheren Filme herunterblickt. Aber wir wollten, daß unser Film etwas ist, was all die japanischen Godzillas nicht waren: Furchterregend und spannend. Humor ist eigentlich eine selbstverständliche Begleiterscheinung, wenn man einen Film dreht, in dem eine riesige Echse Wolkenkratzer kaputtmacht".

Warum Hank Azaria als 'Animal' besetzt wurde, erklärt Dean Devlin so: "Als wir Hank trafen, wußten wir sofort, daß dieser Typ etwas völlig neues erschaffen kann, daß er viel mehr in die Rolle einbringen würde, als im Skript stand. Er ist einfach ein großartiger Schauspieler, der mit einer enormen Energie zu den Dreharbeiten kam. Außerdem ist er seit vielen Jahren ein echter Godzilla-Fan". "Godzilla gehörte einfach zu meinen Sonntagnachmittagen als Kind", erinnert sich Azaria. "Ich weiß noch, als Godzilla vs. King Kong herauskam. Das war damals ein Riesending für mich und ich weiß noch, wie sehr ich mich gesorgt habe, wer wohl gewinnt."

Im Film verkörpert Hank Azaria den wohl furchtlosesten Charakter. Aber diese Rolle brachte ihm auch ein paar sehr lebensechte Blessuren ein: "Ich spiele einen Kameramann, der alles tun würde, um Godzilla auf Film zu bannen. Als das Monster auftaucht, laufe ich also nicht weg, sondern auf ihn zu. Leider waren in dieser Szene auch Hunderte von Statisten, die vor dem Monster flüchteten und dabei immer wieder panisch hinter sich schauten. Sie alle liefen auf mich zu, ohne mich zu sehen. Und ich bin fast tausend Tode gestorben. Immer wieder wurde ich geschubst, angerempelt und einer der Statisten hat mich frontal im Gesicht erwischt. Für das gesamte Team war das natürlich der Lacher des Tages".

Die Tatsache, daß er mit einem unsichtbaren Ko-Star arbeitete, fand Azaria dagegen nicht sehr kompliziert: "Für einige der Schauspieler war es anfangs sehr ungewöhnlich, mit einem großen Garnichts zu interagieren. Aber für mich war das kein Problem. Ich synchronisiere seit mehreren Jahren Die Simpsons. Und alles, was wir da tun, ist zu kreischen, zu schreien und Angst vor irgendetwas zu haben, was gar nicht da ist. GODZILLA war also zumindest in dieser Hinsicht ein ganz normaler Job für mich."

Natürlich sorgte die Tatsache, daß alle Schauspieler auf ein nicht vorhandenes Riesenreptil reagieren mußten, für einige überaus absurde Momente: "Die meiste Zeit rannten eine Menge Produktionsassistenten mit Schildern herum, damit wir wissen, wo Godzilla gerade sein sollte. Und dann gab's Leute mit Megaphonen, die ständig bekanntgaben, was Godzilla gerade tut. Das war reichlich albern: 'Jetzt ist er WÜTEND' oder 'Jetzt GEHT er'. Wir fingen an, uns Quatsch auszudenken wie 'Wir wissen nicht WAS er gerade tut.', 'Jetzt WEINT er' oder 'Jetzt ist er beeindruckt von deiner KRAWATTE'", erinnert sich Azaria.

Audrey, die Kollegin von Kameramann 'Animal', wird von Maria Pitillo gespielt. Für Emmerich und Devlin ist es schon fast eine Tradition geworden, die weibliche Hauptrolle erst kurz vor Beginn der Dreharbeiten zu besetzen. So war es bereits bei Stargate und Independence Day.

Obwohl Maria Pitillo nicht ganz so kurzfristig engagiert wurde, dauerte die Suche nach einer geeigneten Hauptdarstellerin jedoch ziemlich lange. "Wir haben eine sehr langwierige Suche nach der richtigen 'Audrey' angestellt", erinnert sich Devlin. "Es war sehr schwer, da diese Figur sehr verschiedene Charakterzüge besitzt. Sie ist sehr süß, gleichzeitig aber auch ungemein ambitioniert und professionell. Sie mußte so beschaffen sein, daß das Publikum am Anfang denkt, sie ist eine völlig unerfahrene Journalistin, dann aber schließlich von ihren Fähigkeiten überrascht ist. Als Maria vorsprach, haute sie uns sofort um. Sie brachte ein überschäumendes Temperament in die Figur, das an Goldie Hawn erinnerte. Aber wenn es sein mußte, konnte sie auch eine sehr abgebrühte Reporterin verkörpern."

Für eine Szene mußten Maria Pitillo und Hank Azaria in einen umgestürzten U-Bahn-Wagon steigen, der in einer Kulisse im Studio in Los Angeles aufgebaut war. Die beiden betraten das schrägliegende Wrack und kämpften sich schrittweise vorwärts. "Es war seltsam. Die Schräglage des Zuges, das flackernde Licht ... ich kann es nicht erklären, aber mir wurde nahezu unverzüglich mulmig. Ich fühlte mich wie in einem dieser Jahrmarktskarussels, wo sich Dein Gehirn anfühlt, als würde es in Gelee feststecken", erinnert sich Pitillo.

Pitillo, als leidenschaftliche Yoga-Anhängerin eigentlich sehr geübt in ungewöhnlichen Körperhaltungen, versuchte immer wieder, mit Hank Azaria in das Wrack zu steigen. Und immer wieder wurde ihr schwindelig und die Szene mußte abgebrochen werden. "Diese Szene mauserte sich zu meinem ganz persönlichen Alptraum. Ich schaffte es einfach nicht, diesen Zug zu durchqueren. Roland versuchte mich zu beruhigen und stieg selbst in den Wagon, um mir zu zeigen, wie ich es machen sollte. Doch auch ihm wurde schlagartig übel".

Für Maria Pitillo war Roland Emmerichs mutiger 'Selbstversuch' typisch, zeigte er doch, wie engagiert der Regisseur bei jedem noch so kleinen Aspekt seines Films war. "Ich glaube, Roland und ich fühlten uns schon sehr früh auf einer gewissen Ebene verbunden", erklärt Pitillo. "Wir sahen den Charakter von Audrey sehr ähnlich und er ermutigte mich stets, Vorschläge und neue Nuancen einzubringen. Nach und nach fanden wir kleine Dinge, die die Figur deutlicher und auch humorvoller machten".

Nicht nur Maria Pitillo betont, wie wichtig Roland Emmerichs und Dean Devlins Ausgeglichenheit und stets gute Laune für die gesamten Dreharbeiten waren. GODZILLA war schließlich alles andere als ein einfacher Dreh: Unzählige Effekte und mechanische Apparaturen, die penibelst vorbereitet werden mußten, konstante Dreharbeiten, die regelmäßig von Sonnenuntergang bis -aufgang dauerten. Permanenter künstlicher Regen, ungemütliche Temperaturen... Da war ein gutes Arbeitsklima ein wichtiger Ausgleich.

"Roland und Dean hatten immer Spaß, soweit ich das beurteilen kann", erinnert sich Maria Pitillo. "ich meine, natürlich waren sie auch mal erschöpft. Wir alle waren das. Aber sie ließen sich nie unterkriegen". Emmerich machte es sich zudem zur Angewohnheit, den Schauspielern alle Effekte ausführlich zu erklären, um ihnen eine möglichst deutliche Vorstellung zu vermitteln, in was für eine Szene sie sich gerade eindenken mußten.

Harry Shearer, der den windigen Reporter Charles Caiman spielt, erinnert sich an einen ganz besonderen Drehtag: "Es war Mai, wir arbeiteten in New York und es war außergewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. Es war halb drei Uhr nachts und wir produzierten für eine Szene gerade wieder einmal künstlichen Regen. Als sie die Maschinen ausstellten, waren wir alle verblüfft: Wir standen mitten in einem Berg aus ... Schnee! Ich schwöre, es war so kalt, daß das Wasser binnen kürzester Zeit gefror. Roland fand das absolut toll. Das ist genau die Art, wie Roland funktioniert: Für ihn ist das alles ein großes, faszinierendes Spiel und er riß uns mit seiner Begeisterung stets alle mit".

Der einzige "Darsteller" des Films, dem das alles gleichgültig war, war Godzilla. Denn der manifestierte sich während der Dreharbeiten nur in Form dreier junger Männer aus Kalifornien, die eigentümliche Gerätschaften durch die Szenen schoben: Eine Stange mit einem Reflektor, eine Videokamera und ein dreibeiniges Gestell mit einem Vermessungsgerät. Diese Ausrüstungsgegenstände halfen dem 'Move Specialist' Joe Jackman, Godzillas Anwesenheit zu simulieren.

"Um Godzilla in den Film einfügen zu können, mußten wir stets wissen, wo sich die Kamera in jeder einzelnen Einstellung befindet", erklärt Jackman. "Um das zu können, machten wir dreidimensionale Abmessungen aller Szenen und verglichen diese mit den zweidimensionalen Bildern jeder Einstellung. Dann stellten wir mathematische Berechnungen an und konnten aus dem Zusammenspiel der zwei- und dreidimensionalen Informationen stets den exakten Kamerapunkt festmachen."

Die Bilder, die einer der drei 'Godzilla-Simulanten' mit seiner Videokamera aufnahm, wurden nach jedem Drehtag via Internet sofort auf eine geheime und verschlüsselte Webpage eingespeist. So hatten die Computertechniker in Los Angeles sofort Zugriff auf alle neuen Szenen, die sie zu bearbeiten hatten. Die ganze, ohnehin schon komplizierte Prozedur wurde noch dadurch erschwert, daß Roland Emmerich fast immer mit mehreren Kameras gleichzeitig drehte und ein großer Freund von ausufernden Kamerafahrten ist.

Um die weitschweifenden Bilder noch besonders zu betonen, filmte Kameramann Ueli Steiger im Widescreen Super 35-Format."Dieses Format hat den Vorteil, daß die Ausrüstung sehr einfach zu beschaffen ist und die Linsen erheblich leichter sind, als bei anderen Kameras", erklärt Steiger. "Bei einem Film wie diesem, wo stets mehrere Kameras gleichzeitig im Einsatz sind und wir unsere Ausrüstung ständig zu transportieren hatten, war das ein wichtiger Aspekt.


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