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Das Leben ist ein Spiel

Michel Serrault

als Victor
Szene Michel Serrault, nach mehr als hundert Kinofilmen gewiß als französische Ikone etabliert, nimmt sich in DAS LEBEN IST EIN SPIEL der Rolle des blitzgescheiten Gentleman-Gangsters Victor an, dessen stets perfekte Pläne und makellose Manieren jedoch verdrießlichen Schaden nehmen, als ihn seine verehrte Kollegin Betty in einen allzu riskanten Raubzug verwickelt. Aber seit wann gäbe es etwas gegen die Launen einer Frau auszurichten? Also läßt sich Victor auf ein Katz-und-Maus-Spiel mit Mafiosi und Millionen ein, das ihn entweder zum sehr reichen Rentner oder zum sehr toten Trickbetrüger machen wird...

"Zunächst gefiel mir an DAS LEBEN IST EIN SPIEL," gibt Serrault zu Protokoll, "daß das zugleich kauzige, intime und respektvolle Verhältnis der beiden Hauptfiguren so lange ungeklärt bleibt - sie könnten Vater und Tochter, Mann und Frau, Sittenstrolch und Schulmädchen oder Onkel und Nichte sein. Und streng genommen wird dieses Rätsel auch bis zum Schluß des Filmes nicht aufgeklärt. Darüber hinaus konnte sich Chabrol schon meiner Zusage gewiß sein, als er mir sagte, daß meine Figur nur eines im Sinne habe: Spaß. Da sind wir auf einer Wellenlänge, und es hat mich dann auch zutiefst amüsiert, Victor mit skurrilen Manierismen, Launen und wachsender Nervosität zu erfüllen, ohne dadurch seinen wahren Wissensstand im Ränkespiel preiszugeben.


Michel Serrault erblickte 1928 in Armoy das Licht der Welt und begann seine Karriere 1953 nach einer Universitäts-Stippvisite als Kabarettist. Dank seiner Naturbegabung als Komödiant verbrachte er die folgenden zwei Jahrzehnte nahezu ununterbrochen damit, eher breitenwirksame Lustspiele mit humoristischem Timing aufzuwerten. So debütierte er im Kino bereits 1954 in Jean Loubignacs "Ah! Les belles bacchantes" und wirkte hernach in unzähligen Klamotten mit, die in Deutschland so vielsagende Titel wie "Der Verrückte von Labor 4" oder "Die tollen Charlots: Wo die grünen Nudeln fliegen" trugen.

Deutlich subtiler ging es bei Serraults nicht minder kontinuierlicher Arbeit fürs Theater zu, wo er mit seinem langjährigen Partner Jean Poiret unter anderem in über 500 Inszenierungen von "Operation Lagrelèche" und in mehr als 2.000 umjubelten Aufführungen von "Ein Käfig voller Narren" auf der Bühne stand.

Edouard Molinaros Leinwand-Adaption dieser Mutter aller Travestie-Stoffe markierte 1978 auch Serraults internationalen Durchbruch, und unterstützt durch zwei Sequels ist sein Name seither untrennbar mit der Figur der hysterisch hypersensiblen Primadonna Zaza Napoli verbunden. Dergestalt dem Joch der Nebenrollen entronnen, erhielt Serrault von großen Regisseuren endlich auch den Vertrauensvorschuß für dramatische Parts und revanchierte sich Anfang der Achtziger mit Leistungen, die an Präzision, Understatement und Intensität bis heute nicht nur im französischen Kino ihresgleichen suchen.

Szene Unvergessen sein kriminalistischer Voyeurismus in Chabrols "Die Phantome des Hutmachers", sein kühl kalkuliertes Psycho-Duell mit Lino Ventura in Claude Millers "Das Verhör" und schließlich sein ergreifender Fernschutz von Isabelle Adjani in Millers "Das Auge".

Erstaunlicherweise dauerte es wiederum fast zehn Jahre, bis Serrault als diabolischer Arzt in "Dr. Pétiot" oder in der Titelrolle von Claude Sautets "Nelly und M. Arnaud" Triumphe feiern konnte. Doch daß bei ihm jederzeit mit einer verblüffenden Figureninterpretation zu rechnen ist, in die er unvergleichliche Gratwanderungen zwischen Scharfsinn, Selbstironie, Schalk und Boshaftigkeit einfließen läßt, zeigt nun nicht nur DAS LEBEN IST EIN SPIEL, sondern war kürzlich auch in Mathieu Kassovitz' "Haß"- Nachfolger "Assassin(s)" zu sehen, wo Serrault einen abdankenden Lohnkiller darstellte.

Dreimal ist Michel Serrault für seine Leistungen mit dem wichtigsten französischen Filmpreis César ausgezeichnet worden - für "Ein Käfig voller Narren", "Das Verhör" und "Nelly und M. Arnaud".


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