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Wag the Dog
Dustin Hoffman
als Stanley Motss
In einer der hinreißendsten und folgerichtig Golden-Globe-nominierten
Rollen seiner langen Karriere ist Dustin Hoffman in WAG THE DOG
als flamboyanter, eitler und maßlos (lebens)lustiger Hollywood-Produzent
Stanley Motss zu sehen, der es als Herausforderung betrachtet,
statt der üblichen Filme mal einen Krieg für die Weltbühne
zu inszenieren.
Und welch ein Genuß dieser Job doch ist: Polit-Krisen zu
bewältigen, die ein Klacks gegen Meetings mit Studio-Managern
sind oder im Stuhl des US-Präsidenten zu sitzen und sich
dort bestens aufgehoben zu fühlen. Aber warum, gute Güte,
sollte ihm ein Produzenten-Credit für sein Meisterstück
verwehrt bleiben - wo es doch schon bei den verfluchten Oscar-Verleihungen
keine offizielle Best-Producer-Kategorie gibt?
Derlei Zitate und viele Manierismen (die getönte Brille,
die Fönwelle, der Teint) sind im übrigen dem ultra-narzißtischen
und gewiß genialen Produzenten Robert Evans ("Der Pate",
"Chinatown") nachempfunden, mit dem Hoffman schon 1976 bei
den Dreharbeiten zu "Der Marathon Mann" den Beginn einer
langen Feindschaft feierte, und der nach WAG THE DOG-Sichtung
in der "L.A. Times" konterte, daß "dieser Zwerg jetzt auch
noch Karriere damit macht, mich nachzuspielen". Nein, es geht
wirklich nichts über einen öffentlichen dissing contest
in Hollywood...
Dustin Hoffman kam am 8. August 1937 in Los Angeles zur Welt
und besuchte das L.A. Conservatory of Music and Arts, das Santa
Monica City College sowie das kalifornische Pasadena Playhouse.
Seinen ersten Bühnenauftritt hatte er in dem Gertrude Stein-Stück
"Yes Is For a Very Young Man" und schon 1961 spielte er in "A
Cook For Mr. General" am Broadway.
Hoffmans Theaterkarriere führte ihn anschließend für
ein Jahr zur Theatre Company in Boston, bevor er ins Schauspielermekka
Manhattan zurückkehrte und als Regie-Assistent bei Arthur
Millers "A View From the Bridge" arbeitete. Als Schauspieler
agierte er in Inszenierungen wie "Harry" oder "Noon at Night",
bis er für "The Journey of the Fifth Horse" mit einem Obie
Award sowie für Alan Arkins Farce "Eh?" mit je einem Theatre
World- und Drama Desk-Preis geehrt wurde.
Einen weiteren Drama Desk Award nahm der Little Big Man 1984
für seinen Part in Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden"
in Empfang (für Schlöndorffs in den USA fürs TV
aufgezeichnete Adaption bekam er zudem einen Emmy) und 1989 erhielt
er eine Tony-Nominierung für seinen Auftritt als Shylock
in "The Merchant of Venice". Zu seinen weiteren Broadway-Engagements
zählten Verpflichtungen in Murray Schisgals "Jimmy Shine"
und in desselben Dramaturgen Stück "All Over Town", das
er 1974 auch selbst inszenierte.
Das Filmgeschäft eroberte Hoffman 1967 auf höchst unkonventionelle
Weise in Mike Nichols' Klassiker "Die Reifeprüfung",
als der 30jährige nicht nur mit Witz und Weisheit einen
21jährigen verkörperte, sondern von einer neuen Kinogänger-Generation
auch als erfrischendes Anti-John-Wayne-Idol angenommen wurde,
obgleich der kleingewachsene Mann mit der silbenschluckenden
Stimme kaum gängigen Star-Idealen entsprach.
Die künstlerischen Freiheiten der Ära nutzend, legte
Dustin Hoffman 1969 das gebrochene Porträt des tuberkulösen
Ratso Rizzo in Schlesingers Stricher-Story "Midnight Cowboy"
nach und zeigte sich trotz seiner in Folgejahren zunehmend schwierigen
Reputation als höchst uneitel, indem er hier dem unbekannteren
Jon Voight die Hauptrolle überließ.
Es folgten weitere Seventies-Meisterwerke wie Arthur Penns Satire
"Little Big Man", Sam Peckinpahs Provokation "Wer
Gewalt sät" oder Bob Fosses Requiem "Lenny",
bevor Hoffman neben Robert Redford mit Pakulas Watergate-Investigation
"Die Unbestechlichen" seinen größten Erfolg
verzeichnete.
Hatte der Schauspieler bis dato bereits drei Oscar-Nominierungen
erhalten - für "Die Reifeprüfung", "Midnight Cowboy"
und "Lenny" -, so stand er 1979 erstmals als Sieger
auf dem Podium des Dorothy Chandler Pavillon und nahm die Statuette
für seinen Part in Robert Bentons Sorgerechtsdrama "Kramer
gegen Kramer" in Empfang. Nach einer weiteren Nominierung
für Pollacks crossdresser-Komödie "Tootsie"
sollte er 1988 den Sieg für seine ausgefeilte Darstellung
des autistischen Raymond Bobbitt in "Rain Man" wiederholen
dürfen.
Dergestalt agierte Hoffman jedoch in den Folgejahren orientierungslos,
indem er laue Stoffe wie "Family Business", "Billy
Bathgate" oder Stephen Frears "Hero" wählte
und bezeichnenderweise nur bei cartoonesken overacting-Exzessen
wie in Beattys "Dick Tracy" und Spielbergs "Hook"
gewissen Eindruck hinterließ. Eine clevere wie erfolgreiche
Zäsur erfolgte dann bei seiner Entscheidung, mit Petersens
"Outbreak" erstmals einen lupenreinen Genrefilm anzuschieben.
Und prompt blitzte sein Genie auch in Levinsons "Sleepers"
wieder auf, wo er
einen verlotterten Anwalt gab und eine erste Szene mit WAG THE
DOG-Kompagnon De Niro hatte. Zuletzt stand Dustin Hoffman neben
John Travolta für Costa-Gavras' gestrigen, aber immerhin
gut gemeinten "Mad City" vor der Kamera. Und demnächst
startet mit dem Sci-fi-Drama "Sphere" seine binnen kurzem
dritte Kollaboration mit Regisseur Barry Levinson.
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