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Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor. Welcome to SarajevoMarisa Tomei ProduktionsnotizenDie Filmproduzenten Graham Broadbent und Damian Jones gehörten zu jenen, die die Belagerung von Sarajevo mit Wut verfolgten. Später, nach Erscheinen von Nicholsons Buch "Natasha's Story", kauften Broadbent und Jones die Filmrechte. Sie hofften, mit der Story von der Wandlung eines West-Journalisten in größerem Maße aufmerksam machen zu können, auf den Mut und die Kraft Sarajevos. "Nicholsons Geschichte machte eine Situation lebendig, personalisierte sie, gegen die so viele von uns immun geworden sind", erklärt Broadbent. "Sie war ein hervorragender Ausgangspunkt, um herauszufinden, was Menschen im Krieg wirklich passiert." Broadbent und Jones schickten "Natasha's Story" an Michael Winterbottom, bestens renommiert durch seine Thomas-Hardy-Verfilmung "Herzen in Aufruhr" ("Jude"). Broadbent: "Michael ist bei aller Emotionalität nie auch nur das leiseste Bißchen sentimental. " Winterbottom war sofort fasziniert von dem Stoff. "Es interessierte mich, was Nicholson im Krieg zu seinem Handeln provozierte", sagte er. "Hier war die Geschichte von einem Journalisten, der in Sarajevo war, seine Reaktion auf diese Stadt im Krieg, sein Gefühl der Ohnmacht. Was kann jemand tun, wenn die Welt einem Krieg zusieht? Die Balance zwischen dem, was er persönlich tun könnte, und dem, was er als Journalist erreichen kann, ist extrem interessant." Winterbottom und die Produzenten arbeiteten bei der Entwicklung des Scripts eng mit dem Drehbuchautor Frank Cottrell Boyce zusammen. Boyce war auch sofort der Meinung, man solle nicht nur die Geschichte eines einzelnen erzählen, sondern eine Sammlung wahrer Stories aus dem traurigen, aber immer noch vibrierenden Schauplatz Sarajevo. "Vom ersten Augenblick an, als ich über den Stoff nachzudenken begann, schien mir die Stadt die Hauptfigur sein zu müssen", sagt Cottrell Boyce. "Diese zivilisierte Vielvölkerstadt war besetzt von barbarischen, ethnisch bestimmten Truppen. Die Einwohner von Sarajevo leisteten Widerstand, indem sie versuchten, so normal wie sonst weiterzuleben, einzukaufen, mit Stil Kontakte zu pflegen mitten im Chaos dieser monströsen Unmenschlichkeit. Es war sowohl inspirierend wie auch beschämend. Wir hofften, den Film auch zum Teil als Hymne auf Sarajevo und seinen Überlebensgeist machen zu können. Deshalb bestand Michael darauf, dort vor Ort zu drehen und dokumentarisches Material mitzuverwenden." Cottrell Boyce war außerdem sehr beeindruckt von den vielen Berichten über einfache Menschen, die sich in den humanitären Aktivitäten für Bosnien engagierten. Darunter war auch Michael Nicholson, das Vorbild für die Film-Hauptfigur, und auch die wirklich existierende Person, die Marisa Tomei spielt - eine unerfahrene, aber entschlossene Frau, die anfing, bosnische Waisenkinder zu retten, einfach weil sie glaubte, daß es möglich sei. "Den ganzen Krieg hindurch blieben Regierungen im Hintergrund, achselzuckend, während einfache Leute Lastwagen mit Lebensmitteln und Decken beluden und versuchten, sie nach Bosnien zu fahren", sagt Cottrell Boyce. "Ich glaube, daß Nicholson das Mädchen da rausholte, war etwas Ähnliches. Es ist auf stille Weise heroisch, weil er in einer inhumanen Situation mit großer Humanität handelte. " Während Cottrell Boyce das Drehbuch schrieb, ging der Krieg weiter. Schließlich wurde Sarajevo von jedem Kontakt nach außen total abgeschnitten. Der Autor konnte nicht in die Stadt fahren und war darauf angewiesen, mit Journalisten und Flüchtlingen über deren Erfahrungen zu sprechen, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln. Er informierte sich bei bosnischen Nachrichtengruppen im Internet, wo er Dokumentaraufnahmen fand, die einheimische Filmemacher und Journalisten während des Krieges gemacht hatten. Das Drehbuch war die eine Sache - aber für Winterbottom, Broadbent und Jones war das Drehen in Sarajevo absolut wesentlich. Die Filmemacher schickten das Script ans Kultusministerium, an die ortsansässige Filmgruppe SAGA, die während des Krieges Filme machte, und an IFOR - die NATO-Implementation Force, die als Exekutivorgan vorübergehend die Kontrolle über die Stadt hatte. Ismet Anautalic von SAGA erklärt, warum seiner Meinung nach eine Drehgenehmigung für WELCOME TO SARAJEVO wichtig war: "Es war ein sehr gutes Script, das die Situation mit genauer Kenntnis beschrieb und das Thema korrekt anging. Für uns ist es sehr wichtig, daß Filme hier gedreht werden. Wir haben schon vieles vergessen, was hier während des Krieges passiert ist und wie schwer das Leben war. Filme können uns und der Welt helfen, die Erinnerung wachzuhalten." Produzent Damian Jones ergänzt: "Wenn man einen Film macht, der in Sarajevo spielt, muß man ihn dort drehen. Und es schien unmöglich, als wir mit dem Projekt anfingen. Zum Glück für alle ist jetzt Frieden in Sarajevo, und obwohl es ein schwieriger Prozeß war, war es nicht nur wesentlich, sondern auch ein Privileg, in Sarajevo zu filmen." Nur ein paar Tage nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton und der damit verbundenen Feuereinstellung in Sarajevo starteten die britischen Filmemacher im Januar 1996 zu ihrer ersten Reise nach Sarajevo. Und sie fanden alles bestätigt, was Michael Winterbottom gehört, gelesen und im Fernsehen gesehen hatte. "Die physische Zerstörung war schrecklich und mitten im Winter sah alles grau und trist aus. Ich fühlte mich wie in einem Kriegsgebiet", meint der Regisseur. "Als wir in Sarajevo ankamen, waren wir von der Zerstörung schockiert. Doch im Herzen der Stadt waren Leute in den Bars und Restaurants. Es gab verblüffend viel normales Leben inmitten der Zerstörung. Das war faszinierend und merkwürdig zugleich. " Graham Broadbent beschreibt seine Reaktion: "Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, eine Geschichte zum Leben erwachen zu sehen, an der man zwei bis drei Jahre seines Lebens gearbeitet hat - das reale Holiday Inn zu sehen mit den explodierten Schlafzimmern, die realen Straßen, das reale Krankenhaus. Es ist außerdem persönlich sehr schwer zu ertragen, in eine Stadt zu kommen, die so Furchtbares durchgemacht hat." Winterbottoms Reise gab ihm auch die Möglichkeit, mit westlichen Journalisten zu sprechen, die während der Belagerung dort stationiert waren. "Viele Journalisten erzählten, wie sehr sie von dem, was passierte, beeindruckt waren und wie nahezu direkt es sie betroffen hat. Viele von ihnen haben sich eingesetzt für ein Eingreifen der Politiker. Etwas an diesem Ort scheint jeden, der dort war, sehr stark zu berühren - das Gefühl einer täglichen militärischen Belagerung und Bedrohung." | ||