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Aimeé und Jaguar


Szene Berlin, 1944

Das Gelöbnis

Am 30. Januar 1943, dem 10. Jahrestag der Machtergreifung, muß die Berliner Bevölkerung über zwei Stunden auf den Beginn von Hermann Görings Rede warten, weil englische Aufklärer zum ersten Mal am hellichten Tag über der Stadt kreisen.

Vier Tage, nachdem Göring seiner unerschütterlichen Siegesgewißheit Ausdruck verliehen hat, kapitulieren die Reste der in Stalingrad eingeschlossenen deutschen Truppen. Unter Trauermusik wird die Niederlage im Radio bekanntgegeben.

Am 18. Februar spornt Reichspropagandaminister Goebbels das deutsche Volk zu noch größeren Anstrengungen an. In einer "Kundgebung des fanatischen Willens" im Berliner Sportpalast kündigt er zur "Rettung Deutschlands und der Zivilisation" den "totalen Krieg" an. Um der Opfer des Rußlandfeldzuges zu gedenken, wird eine dreiminütige Verkehrsstille angeordnet. Am Zoo stehen die Menschen wie versteinert da, ohne einander anzusehen. Obwohl den meisten klar ist, daß der Krieg nunmehr endgültig verloren ist, wagt keiner, es auszusprechen.

Die Propaganda stürzt sich verstärkt auf den "inneren Feind". Gauleiter Goebbels gelobt, Hitler zu seinem 54. Geburtstag am 20. April Berlin "judenfrei" zu übergeben. Die Gestapo stürmt Häuser, knackt Türschlösser, durchsägt Stahlriegel, zertrümmert Türen mit Äxten, steigt durch die Fenster der Nebenwohnungen ein.

Viele Juden tauchen unter. Furchtbare Gerüchte über das Schicksal der "Evakuierten" machen die Runde. Am 20. Februar gibt das Reichssicherheitshauptamt Richtlinien für die "technische Durchführung" der Deportationen nach Auschwitz aus. Mitzunehmen sind: Marschverpflegung für etwa 5 Tage, 1 Koffer oder Rucksack, 1 Paar derbe Arbeitsstiefel, 2 Paar Socken, 2 Hemden, 2 Unterhosen, 1 Arbeitsanzug, 2 Wolldecken, 2 Garnituren Bettzeug, 1 Eßnapf, 1 Trinkbecher, 1 Löffel, 1 Pullover...

(Aus: AIMÉE & JAGUAR, Erstausgabe)


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