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Ein Einfacher Plan
Produktionsnotizen
Vom Drehbuch zum Roman zum Drehbuch
Es gab einen Haufen guter Pläne, aber simpel war es im
Laufe der letzten fünf Jahre nun wirklich nicht, Ein
Einfacher Plan auf die Leinwand zu bringen.
Ursprünglich von Autor Scott B. Smith als Drehbuch konzipiert,
basierte der Stoff in seiner ersten Form nur auf einer einzigen
Schlüsselszene, die Smith am Ende eines Schreibkurses an
der Colmbia University konzipiert hatte. Bei dieser Plot-Initialzündung
handelte es sich nicht etwa um Absturz und Fund des mysteriösen
Flugzeuges mitsamt über vier Millionen Dollar Erpresserbeute.
Vielmehr hatte Smith zunächst die beklemmende Nacht in
einem Farmhaus zu Papier gebracht, in der die Brüder einander
erst ein psychologisches Duell liefern, bis es zum Schußwechsel
kommt, bei dem ihr Verbündeter und seine unbeteiligte Frau
ihr Leben lassen. Inzwischen eine elementare atmosphärische
Kehrtwende in Ein Einfacher Plan, nahm Smith
diesen Ausbruch der Emotionen und der Gewalt zum Anlaß,
sich dann für einen Roman zu entscheiden, der zu den fatalen
Ereignissen führt und die tragischen Konsequenzen zeigt.
Dafür kreierte Smith eine Art Macht-Hierarchie. Die Spitze
wird von Sarah (Bridget Fonda) kontrolliert, die ihren Mann Hank
zu weiteren Taten treibt. Hank wiederum übt Druck auf seinen
Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) aus und dieser stellt sich
letztlich gegen seinen besten Freund Lou - bis das schwächste
Glied der Kette bricht. "Ich wollte eine Gruppe von Menschen
porträtieren", erläutert Smith, "die sich
ein immer tieferes und tieferes Loch graben, in dem sie verstecken
wollen, was sie getan haben. Sie werden zu Getriebenen und geraten
in Panik, als die Angst zunimmt, erwischt zu werden. So werden
verzweifelte Leute zu gefährlichen Leuten auch und gerade
für sich selbst."
Smith schrieb den Roman Ein Einfacher Plan
1993 in New Orleans und war sich immer darüber im Klaren,
welches Genre er anstrebte: "Das Buch ist mehr ins Thriller-Camp
einzuordnen als den literarischen, psychologischen Dramen. Wann
immer ich beim Schreiben vor die Wahl gestellt war, eine zusätzliche
moralische Schicht der Protagonisten zu entblättern oder
statt dessen den Plot voranzutreiben, entschied ich mich für
letzteres. Es war mein erklärtes Ziel, einen guten Thriller
abzuliefern." Mission erfüllt.
Nach schleppenden Startschwierigkeiten sprach sich die Qualität
der Noir-Geschichte in den USA bald herum und Ein Einfacher
Plan führte schließlich die Bestsellerliste der
"New York Times" an.
Noch bevor das Manuskript veröffentlicht war, hatte Smith
die Filmrechte veräußert. Unter der Bedingung, auch
selbst das Drehbuch zu schreiben. Eine Aufgabe, der er sich in
den nächsten Jahren mit wechselnden Komplizen in der Filmbranche
stellte. Und so war es auch Smith selbst, der bei der Transition
des Romans ins Kino einige erhebliche Änderungen einbrachte
- im Buch etwa stirbt die Figur des Jacob in der Mitte der Geschichte
und das Steinbeck'sche Verhältnis der Brüder rückt
zugunsten der Beziehung zwischen Sarah und Hank in den Hintergrund.
"Bill Paxton und Billy Bob Thornton haben viel zur Entwicklung
ihrer Charaktere beigetragen", bescheidet sich Smith, "und
dadurch wird man in der letzten Version des Stoffes ungleich
stärker durch die Brüder berührt, als das im Buch
der Fall war. Ich finde aber, daß nichts in Stein gemeißelt
werden sollte. Mit einem neuen Erzählmedium kommen auch
neue Chancen. Und so ist jetzt dramatischer herausgearbeitet,
wie nahe sich Hank und Jacob stehen, obwohl sie auf den ersten
Blick furchtbar isoliert voneinander zu leben scheinen."
Produktion
Der erste an Ein Einfacher Plan interessierte
Filmemacher war Mike Nichols, der sich indes anderen Projekten
zuwandte, als Scott "in meiner Naivität ein Drehbuch
von 280 Seiten ablieferte, ein wahrlich unverfilmbares Monster."
In enger Zusammenarbeit mit Ben Stiller brachte Scott den Stoff
jedoch in den folgenden Entwürfen in eine realistische Form
und über die Jahre standen Player wie Produzent Scott Rudin,
Regisseur John Boorman oder Nicolas Cage als Hank mehrfach kurz
vor dem Dreh.
Jedes Mal im letzten Moment allerdings bekamen die interessierten,
wechselnden und finanzierenden Studios kalte Füße
und wußten den tragischen Stoff nicht mit ihrer Mainstream-Ausrichtung
zu vereinbaren. Letztlich bedurfte es einer Kooperation der Produktionsfirma
Mutual, des Studios Paramount und zweier zusätzlicher freier
Produzenten, um die Realisierung endlich zu gewährleisten.
Zu diesem Zeitpunkt freilich schon mit Sam Raimi als Regisseur
an Bord.
Sam Raimi, der Derwisch hinter den "Evil Dead"-Filmen?
Yep. Raimi hatte schon lange nach einem Projekt gesucht, das
von den Charakteren bestimmt wurde, und nicht von überhöhter
Stilisierung oder ausgeklügelter Kameraarbeit. "EIN
EINFACHER PLAN ist ein Tempowechsel für mich",
sagt der Regisseur, "weil es nicht um ausgeklügelte
Motive, sondern um die Schauspieler und ihre Performances innerhalb
des Bildrahmens geht. Ich wollte, daß die Kamera unsichtbar
bleibt und den Schauspielern erlaubt, diese fesselnde Geschichte
zu erzählen, die einfach stark genug ist, für sich
selbst zu stehen."
Produzent James Jacks, der mit Raimi bereits an dessen
"Darkman"
gearbeitet hatte, ergänzt: "Sam ist sicher einer der
visuell innovativsten Regisseure, die heute in Hollywood arbeiten.
Aber sein Wunsch war nachvollziehbar, dramatisches Material im
klassischen Sinne finden zu wollen, bei dem er als Schauspielerregisseur
wirken konnte. Und das tat er dann auch."
Die Darsteller mußten nicht lange von der Qualität
des Projektes überzeugt werden. "Solche Güte findet
man selten in Drehbüchern", sagt Billy Bob Thornton.
Thornton brachte im folgenden auch seinen engen Freund Bill Paxton
ins Gespräch, der den Roman schon bei Erscheinen in einer
Nacht während des Drehs von "True Lies"
gelesen und geliebt hatte - die Lektüre im übrigen
eine Empfehlung seines Vaters.
"Ein Einfacher Plan ist unmöglich
aus der Hand zu legen", erinnert Paxton, "weil uns
die Story so verhängnisvoll vor Augen führt, wie schnell
sich Lebenswege komplett ändern können. Alle Personen
sind zufrieden und mehr oder minder glücklich, als wir sie
kennenlernen. Dann kommt Geld ins Spiel, das wie eine ansteckende
Krankheit wirkt und jeden befleckt, der es berührt."
Und Produzent Jacks fügt hinzu: "Ein Einfacher
Plan hat uns alle aus dem gleichen Grund fasziniert: Man
findet im Filmgeschäft selten so tragische Stoffe, die klug
kraftvolle Emotionen ergründen und die Zerbrechlichkeit
von Moral offen legen."
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