Kulturelle Konzepte
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Diese Ausstattungsabteilung sollte für den Film eine entscheidende
Rolle spielen. Lucas' Geschichte, die verschiedene Kulturen,
Planeten und Stile umfaßt, beanspruchte ein reiches und
vielfältiges Design. "Ich versuchte mir vorzustellen",
sagt Lucas, "wie jede einzelne Kultur beschaffen wäre,
und welches Design zu ihr passen würde."
Erforderlich waren zahllose Entwürfe für Dinge aller
Art, von einer Unterwasserstadt im Jugendstil bis hin zu Broschen
für eine Königin. Hinzu kamen Dutzende von Raumschiffen,
Hunderte von Kostümen und Tausende von Requisiten, die nicht
von dieser Welt stammen. Allein die Architektur umfaßt
alle denkbaren Stile. Das reicht von tunesischen und malinesischen
Lehmbauten zu kilometerhohen, futuristischen Wolkenkratzern,
italienischen Renaissancepalästen und sehr fremdartigen,
freigestalteten Innenräumen.
Doug Chiang, Art Director bei ILM, stieß 1994 zum Team
von Episode I, um die Ausstattungsabteilung zu leiten.
Zu den talentierten Konzeptkünstlern, die mit Chiang zusammenarbeiteten,
zählten Terryl Whitlatch, deren zoologische Kenntnisse für
den Entwurf der zahllosen Kreaturen ideal waren, und Ian McCaig,
der unter anderem an den komplizierten Kostümen arbeitete.
Chiang übersetzte Lucas' Vision und schuf einen neuen Look
für die epische Saga. Anfangs hatte er den Star Wars-Stil
sorgfältig studiert. Aber Lucas hatte etwas ganz anderes
im Sinn. Anstatt den Stil der ursprünglichen Trilogie einfach
zu kopieren, wollte er viele völlig neue Schauplätze
und Welten erschaffen.
Die Bedeutung, die Lucas dem Aussehen des Films beimaß,
wurde noch durch die Tatsache: betont, daß er sich mit
Chiang und der Ausstattungsabteilung bereits in einem sehr frühen
Stadium der Vorproduktion traf. Chiang: "Bei unserem ersten
Treffen erklärte mir George, er wolle etwas anderes haben.
Und ich war sehr erfreut, als er mir sagte: 'Geh' an die Grenzen,
entdecke etwas Neues.' "
Dieses An-die-Grenzen-gehen half, den Look von Episode I
sowie sein reiches Mode- und Kostümdesign zu bestimmen.
Obwohl Konzeptkünstler Ian McCaig und Kostümdesignerin
Trisha Biggar über bemerkenswerte Freiheiten verfügten,
war Lucas dennoch an der Entwicklung der Modewelten des Films
wesentlich beteiligt.
In weniger als einem Jahr entwarfen Biggar und ihr Team mit
großer Sorgfalt mehr als tausend Kostüme, von kunstvollen
Repräsentationsgewändern bis zu einfacher, aber detailreicher
Sklavenkleidung. Die Kostüm- und Requisitenabteilung stellte
sogar alle Accessoires her, einschließlich der Helme, des
Kopfschmucks und der Gürtelschnallen.
Bei den Fahrzeugen in Episode I - dazu gehören
die Starfighter, das Raumschiff der Königin, Podracer, Truppentransporter,
Panzer und Schlachtschiffe - mußte sich die Funktion oft
der Form unterordnen. Manche von ihnen - so sieht es jedenfalls
Chiang - können sogar als reine Kunstwerke betrachtet werden.
Sie drücken für Chiang "reines Handwerk und Ästhetik"
aus. Um seine Entwürfe unkonventionell zu gestalten, vermied
Chiang die zeitgenössische Ästhetik und knüpfte
stattdessen an Designformen aus der Weltgeschichte an.
Nachclem Chiang und sein Künstlerteam ihre komplizierten
Architekturentwürfe beendet hatten, oblag es Produktionsdesigner
Gavin Bocquet, sie zum Leben zu erwecken. Bocquet machte sich
1996 an die Arbeit - fast zwei Jahre nachdem Chiang mit der Konzeption
begonnen hatte. Er kontrollierte die Ausführung der mehr
als 60 Filmsets in England, Italien und Tunesien, und lieferte
damit einen wesentlichen Bestandteil der faszinierenden Bilder
von Episode I.