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Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung


Produktionsnotizen

Die Anfänge und das Design

Szene[600] [1024] Episode I auf die Leinwand zu bringen, beanspruchte Jahre der Vorbereitung und Ausführung. Im November 1994 fing George Lucas an, das Drehbuch zu schreiben, handschriftlich in ein Ringbuch, wie er es für all seine Filme benutzte. Fünf Jahre später, nach Arbeiten in drei Ländern mit Tausenden von Designentwürfen, Hunderten von Besetzungs- und Stabmitgliedern und einer neuen Welt bahnbrechender Spezialeffekte - einschließlich des ersten "digitalen Filmstudios" - kommt der erste neue Star Wars Film nach sechzehn Jahren endlich weltweit in die Kinos.

Der Ursprung für Episode I wurde jedoch vor mehr als zwanzig Jahren gelegt, als Lucas die Geschichte für den ersten Star Wars Film schrieb. Während der Arbeit am Drehbuch schuf er eine Hintergrundgeschichte, die sich eine Generation vor jenen Ereignissen abspielte, die er gerade realisierte. "Es war nur ein kleiner Handlungsrahmen mit vielen Bruchstücken", erinnert sich Lucas. "Aber es besaß eine Struktur, die sich in all den Jahren nicht wesentlich geändert hat."

Natürlich ist es ihm damals nie in den Sinn gekommen, daß sich aus dieser Hintergrundgeschichte tatsächlich einmal ein Film entwickeln könnte - bis Star Wars zu einem weltweiten Phänomen wurde. Lucas: "Jeder fragte mich dann: 'Wieviele Teile werden Sie noch machen?' Und ich dachte, ich könnte in der Zeit zurückgehen und die Hintergrundgeschichten der ursprünglichen Trilogie realisieren."

Die Figuren und Welten, die Lucas sich für den neuen Film vorstellte, hätte man mit herkömmlichen Spezialeffekten nicht verwirklichen können. Aber nachdem er die bahnbrechenden, digitalen Effekte von Jurassic Park (1993) gesehen hatte, geschaffen von Industrial Light & Magic (ILM) - jener Firma, die der Regisseur in den siebziger Jahren für die Effekte von Star Wars gegründet hatte - kam Lucas zu der Überzeugung, daß ILM der gewaltigen Herausforderung gewachsen war, eine nahtlose Verbindung zwischen digitaler Animation und Realfilm herzustellen: "Jurassic Park war wirklich ein Meilenstein," erinnert sich Lucas. "Dieser Film und die Weiterentwicklung von Die Abenteuer Des Jungen Indiana Jones, Lucas' preisgekrönter TV-Serie, warfen die Frage auf, was ich als nächstes machen sollte." Ein neues Kapitel der Star Wars Saga war die Antwort.

Anderthalb Jahre nach diesem Durchbruch auf dem Gebiet der Spezialeffekte begann Lucas mit dem Drehbuch von Episode I. Doch er sah sich mit einigen gewaltigen Problemen konfrontiert. Die Zuschauer auf der ganzen Welt kannten bereits das Ende der Saga, Lucas mußte nun zurückgehen und den Anfang kreieren. Diese Geschichte mußte zu den drei Filmen (Episode IV, V, VI) passen, die ihr vorangegangen waren, und außerdem noch zu den beiden Episoden II und III, die ihr folgen würden.

Diese Herausforderungen enthielten aber auch eine unglaubliche Chance: Die Erschaffung einer noch opulenteren Saga. Die Idee einer fortlaufenden, epischen Erzählung war jedoch ein Problem seit den Anfängen von Star Wars. "Letzten Endes werden es sechs Filme mit einer etwa zwölf Stunden langen Geschichte sein", erläutert Lucas. "Während des Schreibens und Drehens von Episode I konzentrierte ich mich immer auf die Zeit in zehn Jahren, wenn die neue Trilogie abgeschlossen sein wird. Dann können die Leute alle sechs Filme zusammen sehen, so wie es beabsichtigt ist."

Lucas vergleicht die Struktur und die Themen der Saga mit einer musikalischen Komposition: "Die Star Wars Saga ist in gewisser Weise wie eine Sinfonie. Es gibt gewisse musikalische Refrains, die ich bewußt wiederhole - zwar in einem anderen Akkord, aber ich wiederhole sie."

Diese thematischen Wiederholungen entspringen aus den Parallelen zwischen der Story von Anakin Skywalker in Episode I, und der von Anakins zukünftigem Sohn Luke in der ursprünglichen Trilogie. Lucas: "In den ersten drei Filmen habe ich eine spezifische Story erzählt. In der neuen Trilogie erzähle ich fast das Gleiche. Es gibt viele ähnliche Momente, was Emotionen, Psychologie und das Treffen von Entscheidungen angeht."

Ein spezielles, wiederkehrendes Thema ist das des Mutes. Es verlangt Mut, die Heimat zu verlassen, Bequemlichkeiten aufzugeben, seinen Träumen zu folgen und ein Risiko einzugehen. In der Star Wars Saga beweisen sowohl Anakin als auch Luke diesen Mut, aber er führt sie in sehr unterschiedliche Richtungen.

Die sinfonische Struktur spiegelt und vereinigt noch andere zentrale Themen, wie etwa das Gleichgewicht von Gut und Böse, die Entdeckungsreise und das, was Lucas "symbiotische Beziehungen" nennt. Gemeint ist die Zusammenarbeit der Figuren. Sie sind voneinander abhängig, um ihre Ziele zu erreichen und um zu überleben. Es gibt also verschiedene Hauptfiguren und Handlungsabläufe von nahezu gleicher Bedeutung. Alle sind sorgfältig miteinander verknüpft und formen die Geschichte als Ganzes.

Die Handlungsstränge

Szene Lucas' Faszination für verwickelte und ineinander verschlungene Erzählstrukturen reicht zurück bis zu American Graffiti. Sein innovativer Umgang mit mehreren, sich zur gleichen Zeit abspielenden Handlungssträngen in diesem Film ist heute zu einem Kunstmittel für viele Filmemacher auf der ganzen Welt geworden. In Episode I setzt Lucas seine Experimente mit Erzählstrukturen fort. Er erweitert die Geschichte auf fünf Handlungsstränge, die während des Films gleichzeitig ablaufen.

Die Rahmenhandlung von Episode I beschreibt, wie Senator Palpatine, ein einflußreicher Politiker, heimlich seine Macht zu festigen versucht, während sich die gesamte Republik in einem Aufruhr befindet, der die Regierung geschwächt und in einen bürokratischen Sumpf verwandelt hat.

Ein besonderer Vorfall in dieser Rahmenhandlung versetzt Palpatine in das Zentrum eines Konflikts zwischen der riesigen, geschäftstüchtigen Handelsföderation und dem kleinen, friedvollen Planeten Naboo. Naboo wird bedroht von der Übermacht der reichen Handelsvereinigung, die zunehmend die Regeln der schwachen, galaktischen Regierung mißachtet.

Die junge Königin von Naboo sieht sich mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert. Dem Frieden verpflichtet, muß sie sich überlegen, ob sie ihre Ideale opfert, wenn ihrem Volk der Krieg erklärt wird.

Um eine Übereinkunft auszuhandeln, werden zwei Jedi-Ritter, Wächter des Friedens und der Gerechtigkeit in der Galaxis, in das Krisengebiet entsandt. Meister Qui-Gon Jinn und sein Schüler Obi-Wan Kenobi sind auf eine politische Auseinandersetzung vorbereitet, aber sie müssen erkennen, daß die Handelsföderation schon dabei ist, ihre gewaltigen Streitkräfte für den offenen Kampf gegen Naboo zu mobilisieren. Wenn die beiden Jedi-Ritter keinen Erfolg erzielen, ist das Schicksal des Planeten besiegelt.

Im Laufe ihrer abenteuerlichen Reise entdeckt Qui-Gon Jinn einen kleinen Jungen, Anakin, der als Sklave auf dem Wüstenplaneten Tatooine arbeitet. Qui-Gon spürt, daß Anakin ausersehen ist, das Gleichgewicht der Macht wiederherzustellen, und trifft die verhängnisvolle Entscheidung, Anakin als Jedi-Ritter auszubilden. Zur selben Zeit knüpft Anakin freundschaftliche Beziehungen zu der Königin von Naboo.

Regie oder Produktion?

Um diese Geschichten und Figuren zum Leben zu erwecken, beschloß Lucas, auf den Regiestuhl zurückzukehren. Damit endet eine mehr als zwanzig Jahre lange Unterbrechung, die mit dem Abschluß der ursprünglichen Star Wars-Trilogie begonnen hatte. "Ich dachte, ich sollte lieber gleich selbst die Regie bei Episode I übernehmen, denn der Film enthält viele experimentelle Ideen", sagt Lucas. Und natürlich würde diese Methode auch viel Zeit und Energie sparen. "Ich muß mich dann mit keinem Regisseur streiten oder ihm Einzelheiten erklären", fügt er lachend hinzu.

Um seine Vorstellungen auf die Leinwand zu bringen, ist für Lucas der Produzent Rick McCallum eine unschätzbare Hilfe. Er produzierte bereits Die Abenteuer des Jungen Indiana Jones und die Star Wars Special Edition. Die Leistung und das Geschick McCallums waren entscheidend für den reibungslosen Ablauf der Produktion. Man fühlt sich an Zeiten erinnert, als der Produzent noch kreative Funktionen ausübte.

Lucas über seinen unermüdlichen Mitarbeiter: "Ricks Beitrag zum Film ist unermeßlich, sein kreatives und organisatorisches Geschick ist außergewöhnlich." McCallum beschreibt seine äußerst komplexe Arbeit in einfachen Worten: "Mein Job ist es, dazu beizutragen, daß Georges Vision Wirklichkeit wird. Ich mußte immer alles unter Kontrolle haben und die Dinge zum Laufen bringen."

McCallums Arbeit begann schon sehr früh, als Lucas noch beim Schreiben war. Als erstes jettete der Produzent rund um den Erdball, um Drehorte ausfindig zu machen. Von großer Bedeutung in dieser Frühphase war auch die Suche nach Konzeptkünstlern für eine kleine Ausstattungsabteilung, die später einmal Tausende von Entwürfen für Kostüme, Kreaturen, Fahrzeuge und Schauplätze von Episode I herstellen würde.

Kulturelle Konzepte

Szene[600] [1024] Diese Ausstattungsabteilung sollte für den Film eine entscheidende Rolle spielen. Lucas' Geschichte, die verschiedene Kulturen, Planeten und Stile umfaßt, beanspruchte ein reiches und vielfältiges Design. "Ich versuchte mir vorzustellen", sagt Lucas, "wie jede einzelne Kultur beschaffen wäre, und welches Design zu ihr passen würde."

Erforderlich waren zahllose Entwürfe für Dinge aller Art, von einer Unterwasserstadt im Jugendstil bis hin zu Broschen für eine Königin. Hinzu kamen Dutzende von Raumschiffen, Hunderte von Kostümen und Tausende von Requisiten, die nicht von dieser Welt stammen. Allein die Architektur umfaßt alle denkbaren Stile. Das reicht von tunesischen und malinesischen Lehmbauten zu kilometerhohen, futuristischen Wolkenkratzern, italienischen Renaissancepalästen und sehr fremdartigen, freigestalteten Innenräumen.

Doug Chiang, Art Director bei ILM, stieß 1994 zum Team von Episode I, um die Ausstattungsabteilung zu leiten. Zu den talentierten Konzeptkünstlern, die mit Chiang zusammenarbeiteten, zählten Terryl Whitlatch, deren zoologische Kenntnisse für den Entwurf der zahllosen Kreaturen ideal waren, und Ian McCaig, der unter anderem an den komplizierten Kostümen arbeitete.

Chiang übersetzte Lucas' Vision und schuf einen neuen Look für die epische Saga. Anfangs hatte er den Star Wars-Stil sorgfältig studiert. Aber Lucas hatte etwas ganz anderes im Sinn. Anstatt den Stil der ursprünglichen Trilogie einfach zu kopieren, wollte er viele völlig neue Schauplätze und Welten erschaffen.

Die Bedeutung, die Lucas dem Aussehen des Films beimaß, wurde noch durch die Tatsache: betont, daß er sich mit Chiang und der Ausstattungsabteilung bereits in einem sehr frühen Stadium der Vorproduktion traf. Chiang: "Bei unserem ersten Treffen erklärte mir George, er wolle etwas anderes haben. Und ich war sehr erfreut, als er mir sagte: 'Geh' an die Grenzen, entdecke etwas Neues.' "

Dieses An-die-Grenzen-gehen half, den Look von Episode I sowie sein reiches Mode- und Kostümdesign zu bestimmen. Obwohl Konzeptkünstler Ian McCaig und Kostümdesignerin Trisha Biggar über bemerkenswerte Freiheiten verfügten, war Lucas dennoch an der Entwicklung der Modewelten des Films wesentlich beteiligt.

In weniger als einem Jahr entwarfen Biggar und ihr Team mit großer Sorgfalt mehr als tausend Kostüme, von kunstvollen Repräsentationsgewändern bis zu einfacher, aber detailreicher Sklavenkleidung. Die Kostüm- und Requisitenabteilung stellte sogar alle Accessoires her, einschließlich der Helme, des Kopfschmucks und der Gürtelschnallen.

Bei den Fahrzeugen in Episode I - dazu gehören die Starfighter, das Raumschiff der Königin, Podracer, Truppentransporter, Panzer und Schlachtschiffe - mußte sich die Funktion oft der Form unterordnen. Manche von ihnen - so sieht es jedenfalls Chiang - können sogar als reine Kunstwerke betrachtet werden. Sie drücken für Chiang "reines Handwerk und Ästhetik" aus. Um seine Entwürfe unkonventionell zu gestalten, vermied Chiang die zeitgenössische Ästhetik und knüpfte stattdessen an Designformen aus der Weltgeschichte an.

Nachclem Chiang und sein Künstlerteam ihre komplizierten Architekturentwürfe beendet hatten, oblag es Produktionsdesigner Gavin Bocquet, sie zum Leben zu erwecken. Bocquet machte sich 1996 an die Arbeit - fast zwei Jahre nachdem Chiang mit der Konzeption begonnen hatte. Er kontrollierte die Ausführung der mehr als 60 Filmsets in England, Italien und Tunesien, und lieferte damit einen wesentlichen Bestandteil der faszinierenden Bilder von Episode I.


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