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Straight Shooter


Produktionsnotizen

Szene Am Anfang von STRAIGHT SHOOTER steht der Balkankrieg. Thomas Bohn, gefeierter Regisseur von mehr als 100 Werbespots und aufsehenerregender Episoden des "Tatort", wurde nicht mehr losgelassen von den Bildern der Barbarei und des unaussprechlichen Leids, die der ehemalige Bundeswehroffizier im Fernsehen verfolgen mußte. Nach schlaflosen Nächten machte er seiner Aufgebrachtheit und seinen widersprüchlichen Gefühlen mit einem knallharten Drehbuch Luft, in dem ein ehemaliger traumatisierter Fremdenlegionär seine Ausbildung zur Killermaschine grausam nutzt, um einen gnadenlosen Privatkrieg anzuzetteln.

Das psychologische Duell zwischen dem rotsehenden Mann, der sich "Straight Shooter" nennt, und seinem ehemaligen Ausbilder, einem zynischen und desillusionierten Amerikaner, war Bohn dabei wenigstens ebenso wichtig wie die Spannungs- und Actionelemente, die dem Stoff Tempo und Dramatik verleihen.

"Ich habe mich gefragt, wie es sein würde, wenn ein Mann einen bedingungslosen Krieg mit einem Land beginnt, das in Frieden lebt", sagt Bohn, der das Publikum in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle stürzen und zu einer emotionalen Stellungnahme zwingen will.

"Natürlich versteht man die Handlungen des Shooter: Sein Kind ist an Krebs gestorben, weil er sich mit seiner Familie nach seiner Zeit bei der Fremdenlegion in der Nähe eines Atomkraftwerkes niedergelassen hat, und seine Frau hat sich aus Trauer das Leben genommen. Aber heißt Verständnis für den Schmerz des Mannes, daß man seine Handlungen tolerieren kann? Auf der anderen Seite steht Shooters ehemaliger Ausbilder Hector: Er ist kalt und unnahbar, ein waschechter Zyniker. Er hat es aber immerhin gelernt, seine Gefühle zu kontrollieren und seine Kämpfe mit sich selbst auszufechten."

Bohn war sofort klar, daß er diesen explosiven und großen Stoff für das Kino realisieren wollte und machte sich daran, verschiedene Produzenten auf sein Projekt anzusprechen. Wie der Zufall spielt, konnte Bohn das fertiggestellte Drehbuch eines Morgens auch seinem Nachbar, dem Regisseur Joseph Vilsmaier, in die Hand drücken. Vilsmaier war begeistert: "Es gibt dieses alte Klischee vom perfekten Drehbuch, das man beim Lesen nicht mehr aus der Hand legen kann. An diesem Tag befand ich mich auf dem Weg nach Italien. Als wir Bozen passierten, hatte ich das Skript fertig gelesen und wußte, daß ich den Film machen wollte."

Die Sache hatte einen Haken: Vilsmaier hatte das Drehbuch nach alter Gewohnheit aus der Sicht des Regisseurs gelesen. Er erzählt: "Ich bin nun einmal ein Filmemacher, der in Bildern denkt. Bei STRAIGHT SHOOTER hatte ich gleich beim Lesen ganze Einstellungen vor Augen. Es ist so ein starker, ganz eigener Stoff: Ich war fasziniert, wie Thomas Bohn Reizthemen wie die Fremdenlegion und Atomkraft mühelos in einer Genregeschichte unterbrachte, die von einem Mann erzählt, der rot sieht und alle Schranken durchbricht. Man versteht die Tragik und das Leid des Amokläufers nur zu gut."

Als Vilsmaier Thomas Bohn seine Begeisterung mitteilte, mußte er feststellen, daß der den Stoff unbedingt selbst inszenieren wollte: "Ich konnte das gut verstehen: Die Geschichte hatte Thomas sich direkt von der Seele geschrieben. Die Themen standen ihm sehr nahe, so daß er sich nicht vorstellen konnte, das Buch einem anderen Regisseur zu überlassen. Da ich STRAIGHT SHOOTER aber so außergewöhnlich fand, erklärte ich mich spontan bereit, den Film mit meiner Firma Perathon Film zu produzieren."

Für Joseph Vilsmaier war es eine völlig andere Erfahrung. Bislang hatte er ausschließlich seine eigenen Regiearbeiten und die Filme seiner Frau Dana Vavrova produziert: "Ich muß gestehen, daß diese Rolle zunächst ungewohnt für mich war. Als Produzent möchte ich meinem Regisseur aber den nötigen, kreativen Freiraum gewähren, und daher halte ich mich lieber im Hintergrund und stehe mit Rat, Tat und hoffentlich guten Vorschlägen zur Seite."

Vilsmaier stellte den Kontakt zu Hanno Huth und Senator Film her, der nach der erfolgreichen Kooperation bei "Comedian Harmonists", dem umsatzstärksten deutschen Film des Jahres 1998, gerne wieder mit Perathon zusammenarbeitete. Gemeinsam sicherte man die Finanzierung des Films, dem bei den Förderanstalten zunächst die kalte Schulter gezeigt wurde. Vilsmaier erklärt: "Es hat ein wenig gedauert, bis die Sache ins Rollen kam. Dann hat es aber sehr gut funktioniert. Toll fand ich, daß nicht nur die Filmstiftung NRW einstieg, da der Film in Köln und dem Ruhrpott gedreht werden sollte, sondern auch die Bayerische Film und Fernsehförderung uns nach Kräften den Rucken stärkte, weil sie von dem Stoff überzeugt war."

Von Anfang an hatte Thomas Bohn den Westen Deutschlands als idealen Drehort für die zweimonatigen Filmarbeiten ins Auge gefaßt. Der Panorama-Anblick von Industrie und Kraftwerken direkt neben dicht besiedelten Wohngebieten war als Kulisse nicht zu überbieten, zumal man für Großstadtaufnahmen auf Köln und Düsseldorf zurückgreifen konnte.

Casting

Aufgrund der Klasse des Drehbuchs konnten Thomas Bohn und Joseph Vilsmaier schnell einige der Topdarsteller in Deutschland begeistern.

Heino Ferch sicherte sich den Titelpart des amoklaufenden Volker Bretz, die bislang sicherlich körperbetonteste Aufgabe in der Laufbahn des Shootingstars. Für die wichtige Rolle der jungen Staatsanwältin Regina Toelle wurde Katja Flint gewonnen, während man die tragenden Nebenrollen mit Charakterdarstellern wie Ulrich Mühe, Jürgen Schornagel und Hannelore Hoger besetzte.

Schwierigkeiten bereitete nur das Casting der wichtigsten Figur der Geschichte, des Amerikaners Frank Hector. Thomas Bohn hatte den harten Ex-Fremdenlegionär mit Harvey Keitel im Hinterkopf geschrieben und gehofft, ihm den Part anbieten zu können. Tatsächlich erhielt der US-Star das Drehbuch und bekundete Interesse, mußte aber schließlich absagen, weil er zum fest eingeplanten Drehtermin bereits ein anderweitiges Engagement hatte.

Joseph Vilsmaier erinnert sich: "Es war eine spannende Situation. Der Drehtermin rückte immer näher, und die Rolle des Frank Hector war noch nicht besetzt. Wir spielten bereits mit dem Gedanken, eine andere Nationalität für seine Figur zu finden. Über Hanno Huth gelang es uns dann, Dennis Hopper zu kontaktieren und ihm das Drehbuch zu senden. Allzu groß war unsere Hoffnung allerdings nicht."

Umso größer war die Überraschung bei den Filmemachern, als sie einen Anruf aus Hollywood erhielten, Dennis Hopper sei begeistert und wolle die Rolle unbedingt spielen. Joseph Vilsmaier weiter: "Natürlich waren wir uns des Risikos bewußt, einen Schauspieler aus Amerika einzuladen, mit dem noch keiner von uns gearbeitet hatte. Aber Dennis Hopper war ebenso unsicher. Immerhin hatte er sich entschieden, in ein fremdes Land zu kommen, in dem er niemanden kannte. Für den Fall, daß es Probleme gäbe, ließ er sich einen eigenen Wohnwagen und Eßmöglichkeiten abseits des Teams zusichern. Das nahm Dennis aber nur am ersten Tag wahr, danach gehörte er fest zum Team. Ich würde sagen, das war eine der allerbesten Erfahrungen, die ich jemals mit einem Schauspieler hatte. Dennis Hopper war großzügig, hilfsbereit und vor der Kamera absolut umwerfend."

Auch Thomas Bohn war enthusiastisch: "Die Professionalität, mit der Amerikaner ans Werk gehen, ist unglaublich. Da können wir alle etwas lernen. Dennis war unermüdlich und unendlich kreativ. Nach einem Tag hatte er die Rolle gefunden und spielte sie fortan auf den Punkt perfekt."

Nicht einmal die Sprachbarriere stellte das befürchtete Hindernis dar, wie Joseph Vilsmaier bestätigt: "Die wichtigsten Szenen hatte Dennis mit Katja Flint, deren Englisch perfekt ist, da sie in den USA aufgewachsen ist. Wenn überhaupt jemand Sprachprobleme hatte, dann war ich das, weil mein Englisch ungefähr so gut ist wie Dennis Hoppers Deutsch. Trotzdem kamen wir blendend miteinander aus. Als ich nach dem Dreh einige Tage London verbrachte, besuchte Dennis mich sogar völlig spontan im Hotel, da er dort gerade für ein paar Werbespots vor der Kamera stand. So etwas Tolles habe ich selten erlebt: Dennis Hopper habe ich wirklich in mein Herz geschlossen."

Nach Abschluß der Dreharbeiten zog die Produktion weiter nach München, wo der Film geschnitten wurde und in der Postproduktion den letzten Schliff erhielt.



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