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Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor. WonderlandInterview mit Michael WinterbottomWas faszinierte sie an dem Drehbuch? WONDERLAND ist weniger ernst und finster als ihre anderen Filme, spielte dieser Aspekt bei Ihrem Entschluß, daraus einen Film zu machen, eine Rolle?
Dann reizte mich natürlich noch diese familiäre Thematik
der Geschichte oder, besser gesagt, der Geschichten. Vor ein
paar Jahren habe ich einmal einen Episodenfilm gemacht, der auf
einer Vorlage von Roddy Doyle mit dem schlichten Titel Family
(1994) basierte. Jede dieser vier Episoden zeigte dieselbe Familie
jeweils aus der Perspektive eines bzw. einer anderen Familienagehörigen.
Ich fand das ziemlich spannend. Seitdem hatte ich den Plan, einen
Film über eine Familie zu machen, deren Mitglieder alle
ihre eigenen Wege gehen. Was sagt der Film über das Leben in London und was über das Leben im Allgemeinen aus? Könnte sich die Filmhandlung so auch in einer anderen Stadt als London zutragen? Der Film spielt in einer sehr speziellen Gegend Londons, in einem Viertel im Süden der Stadt zwischen Vauxhall, Elephant & Castle, Brixton und Soho. Unser filmisches Konzept sah es dabei vor, alle Aufnahmen an realen Schauplätzen stattfinden zu lassen. Im Drehbuch heißt es beispielsweise, daß Nadia in einem Café in Soho arbeitet. Üblicherweise hätte man nun die entsprechenden Aufnahmen in irgendeinem Café irgendwo in der Stadt gemacht, wo die Bedingungen für den Dreh günstig gewesen wären. Aus welchem Grund beschlossen Sie, den Film mit einer sehr reduzierten Crew, mit Handkamera und bei natürlichen Lichtverhältnissen zu drehen? Etwas, das mir an der Buchvorlage so gut gefiel, war dieser unvoreingenommene und dabei doch so genaue Blick auf London. Aber es ist nun eine Sache, ein Gefühl oder eine bestimmte Atmosphäre durch einen Text zu erzeugen, und eine ganz andere, dasselbe in bewegten Bildern zum Vorschein zu bringen. Unsere Methode erschien uns zu genau diesem Zweck die geeigneteste zu sein. Waren Sie beeinflußt von den Regeln und Methoden, die einige dänische Filmemacher vor einiger Zeit in ihrem Manifest mit dem Titel "Dogme 95" festgelegt hatten? Nein, nicht wirklich. Ich sah beide Dogma-Filme letzes Jahr in Cannes, weil ich dort in der Jury vertreten war, aber zu dieser Zeit befanden wir uns schon mitten in den Drehvorbereitungen. Wie ich bereits sagte, die eigentliche Motivation für die Art, wie wir gefilmt haben, bestand darin, einen authentischen Ausdruck für das Leben der dargestellten Charaktere zu finden. So etwas wie Dogme 95 finde ich insofern interessant, als es zum Nachdenken über filmische Konventionen anregt und Überlegungen in Gang setzt, auf welche Weise sich außerhalb dieser Konvertionen arbeiten läßt und warum dies auch wichtig sein könnte. Welchen Einfluß nahm diese Vorgehensweise auf die Erzählweise des Films, den Fortgang der Dreharbeiten und schließlich auf das endgültige Resultat Ihrer Arbeit? Ich könnte Ihnen da eine große Zahl von einzelnen Details aufzählen, die aus dieser Arbeitsweise resultierten, aber ich bin mir nicht sicher, ob gerade die Erzählweise dafür ein geeignetes Beispiel darstellt. Der Einfluß läßt sich, glaube ich, besser am Schnitt ablesen oder an der Art und Weise, wie die einzelnen Szenen aneinandergefügt sind. Wir hatten nach Beendigung der Dreharbeiten ca. 150 Stunden Bildmaterial zur Verfügung. Es gab dabei von einer Szene keine zwei Versionen, die sich wirlich geglichen hätten. Sie begannen Ihre Karriere beim Fernsehen. Glauben Sie, daß junge Filmemacher dort heutzutage immer noch die geeigneten Möglichkeiten vorfinden? Wo liegen die Chancen für die Zukunft? Im digitalen Film? In dem Weg, den die Dogma-Filmer vorgezeichnet haben?
Ich denke, daß es heutzutage in Großbritannien so
einfach ist wie nie zuvor, Filmprojekte zu realisieren. Man muß
nur wirklich entschlossen sein, es zu tun.
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