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Diabolisch
FRANZÖSISCHE HITS, AMERIKANISCHE REMAKES
Anfang der 30er Jahre bissen die Produzenten in den sauren Apfel:
Wenn sie Filme weiterhin international verkaufen wollten, mußten
sie ihre bisher stummen Produkte jetzt in Tonfassungen der jeweiligen
Landessprachen anbieten. Das hieß damals: Es wurden in derselben
Dekoration eine englische, französische und deutsche Fassung
hintereinander gedreht, wobei das Darstellerteam jeweils ausgetauscht
wurde. Eine kostspielige Angelegenheit, die spätestens nach
dem Krieg zugunsten der Synchronisation fallengelassen wurde.
In den USA ist das Publikum jedoch auch heute weiterhin daran
gewöhnt, daß Filmhelden, die ernstgenommen werden wollen,
englisch sprechen - fremdsprachige Filme sind von vornherein in
eine kleine Marktnische, nämlich in die Filmkunsttheater
einer Handvoll amerikanischer Großstädte verbannt.
Auch bei den Oscars wird diese Situation durch die Würdigung
nicht-englischsprachiger Filme mit einem Sonderpreis festgeschrieben.
Aufwendige europäische Filme, die wegen der Kosten auf einen
möglichst großen Markt spekulieren, werden grundsätzlich
auf englisch gedreht ("Die unendliche Geschichte", "Der
Name der Rose" etc.) Bei Welterfolgen spielt also der US-Markt
immer eine entscheidende Rolle. Ganz gegen die Regel brachte Disney
den französischen Hit "Un indien dans la ville"
(Little Indian) im März 96 in einer englisch synchronisierten
Fassung in die US-Kinos.
Es gibt aber auch Riesenhits, die sich "trotz" Hollywood
in den Sternenhimmel katapultieren, vor allem auf dem rührigen
französischen Kinomarkt. Der internationale Erfolg von Filmen
wie "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh"
und "Drei Männer und ein Baby" beschränkt
sich natürlich meist auf das europäische Ausland. Doch
Hollywood läßt sich ungern eine Story entgehen, die
sich an der Kinokasse bereits bewährt hat.
Und so haben sich amerikanische Regisseure seit Anfang der 80er
Jahre verstärkt daran gemacht, französische Kassenknüller
für das amerikanische Publikum attraktiv zu machen mit zunächst
bescheidenem Erfolg: Wahrscheinlich waren es die flauen Remakes
seiner Hits "Der große Blonde", "Die Filzlaus"
und "Das Spielzeug", die Autor und Regisseur Francis
Veber dazu brachten, beim Verkauf von "Die Flüchtigen"
an Disney gleich sich selbst als Regisseur mit in den Vertrag
zu schreiben. Auf diese Weise konnte er den Geist des Originals
bewahren und stellte seinen Film mit amerikanischen Stars fast
eins zu eins nach. Nachdem schließlich bereits der sechste
Veber-Stoff amerikanisiert war, holte man ihn für das amerikanische
Remake von "Mein Vater, der Held" als Autor, obwohl
er am Original von Gerard Lauzier gar nicht beteiligt war!
In den letzten Jahren beweisen US-Blockbuster wie "Noch
drei Männer, noch ein Baby", "Sommersby",
"True Lies", "Nine Months" und "The Birdcage"
endlich, daß mit dem rechten Einfühlungsvermögen
von Autor und Regisseur der Sprung über den Atlantik bravourös
gelingt.
Bestimmte Stars scheinen eine besondere Affinität zu frankophonen
Vorlagen zu haben: Richard Gere spielte in "Begegnungen -
Intersection" bereits seine dritte ursprünglich gallische
Rolle. Ted Danson, Nick Nolte, Robin Williams und Martin Short
machten es bisher zweimal auf französisch. Und auch Sharon
Stone erweist sich nach "Begegnungen - Intersection" jetzt
mit "Diabolique", dem Remake von Henri-Georges Clouzots
klassischem Thriller, zum zweitenmal als Kennerin französischer
Qualität.
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