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Teufel in Blau
Soundtrack: Mark Humphrey
Ich spürte etwas tief in mir, etwas Dunkles,
Geheimnisvolles, wie Jazz, der einem in Erinnerung ruft, daß
der Tod wartet. "Tod ", röchelte das Saxophon.
Aber das war mir ehrlich gesagt egal.
New Orleans hatte sein Storyville. Memphis seine
Beale Street. Und Los Angeles hatte die Central Avenue. Mit ihren
legendären Nachtclubs, wo sich fleischliches Vergnügen
und Musik vermengten und wo Geschichte gemacht wurde. Storyville
war ein immer sprudelnder Quell des Jazz, der Blues des Mississippi-Deltas
strömte aus Memphis, und im Los Angeles der Nachkriegszeit
erblühte der Rhythm and Blues. 1948, in dem Jahr, in dem
Carl Franklins TEUFEL IN BLAU spielt, konnte man den RSB,
der aus L.A. kam, im ganzen Land hören. Diese frühen
Klänge, in deren Rhythmus sich einst die Central Avenue bewegte,
kündigten bereits vom Kommen des Rock 'n' Roll.
In T-Bone Walkers "West Side Baby" vibriert
die Energie der Central Avenue, die das weiße Los Angeles
mit seinen 'After Hours'-Clubs und den Möglichkeiten verbotener
gemischtrassiger Affären magisch anzog. Dieses Stück
war eine der letzten von Walkers exzellenten Aufnahmen für
das Black S White and Comet Label. Er stellte mit seiner elektrischen
Gitarre bislang nie gekannte Dinge an; und er war das Idol des
jungen B.B. King und Chuck Berrys.
Jimmy Witherspoon (* 1923) spielte für das Indie-Label
Supreme 1947 eine aufgepeppte Version von "Ain't Nobody's
Business" ein, mit bluesig geröhrtem Gesang und dem
entspannten Swing einer Combo unter der Leitung des Pianisten
und Bandleaders Jay McShann. Witherspoons Sound traf genau den
Nerv seiner Zeit, und der Song schaffte es bis auf Platz eins
während der bemerkenswert langen Dauer von 34 Wochen, die
er sich in den RSB-Charts hielt.
Duke Ellingtons frenetisches Meisterwerk "lt
Don't Mean a Thing (If It Ain't Got That Swing)" leitete
die Ära des Swing ein, wenngleich der Blues stets ein ausgeprägter
Farbton seiner ausdrucksstarken Sound-Palette war, die er mit
"Hy-Ah Su" noch um den reinen Funk erweiterte.
Der Schlagzeuger, Bandleader und Sänger Roy
Milton (1907-1983) war einer der Pioniere des L.A.-Rhythm and
Blues. Sein 1946 aufgenommenes Stück "R.M. Blues"
war ein Superhit, dessen Einfluß gar nicht groß genug
eingeschätzt werden kann, und der bis auf Platz eins der
Billboard-Charts hochschoß. In TEUFEL IN BLAU hören
wir ihn und seine Band, die Solid Senders, mit ihrem 1948 eingespielten,
mitreißenden Song "Hop, Skip and Jump".
"Good Rockin' Tonight" wurde von Roy Brown
geschrieben und 1947 für DeLuxe Records das erste Mal aufgenommen.
Wynonie Harris' Coverversion überholte Browns Original schnell
in den RSB-Charts und kam während der sensationellen 25 Wochen,
die sie sich dort hielt, 1948 auf Platz eins. Das Stück wurde
von vielen anderen Künstlern nachgespielt, darunter auch
1954 vom Elvis Presley.
Pee Wee Crayton (1914-1985) war einer von T-Bone
Walkers ersten Schülern. Seine erste Aufnahme für das
Modern Label, "Blues After Hours", fängt wie ein
musikalischer Schnappschuß den stimmungsvollen Groove in
den für das Nachkriegs-Los Angeles so typischen Blues-Clubs
ein. Auch dieser Song war 1948 ein Nummer-eins-Hit in den RSB-Charts.
Bull Moose Jackson (1919-1989) ist vor allem durch
risikofreudige Rocksongs wie "l Want a Bowlegged Woman"
bekannt, aber zusammen mit seinen Buffalo Bearcats bewies Jackson
1947, daß er mit "l Can't Go On Without You",
der besten Bluesballade der 40er überhaupt, ebensogut süße
Nichtigkeiten gurren konnte.
Während man die Musik des Thelonious Monk (1917-
1982) relativ selten in der Begleitung von Rhythm and Blues-Künstlern
hört, so schöpfte Monk mit seinem einzigartigen Sound
doch tief aus dem Blues-Brunnen. "Round Midnight", hier
als erste Aufnahme des Thelonious Monk Quintetts für das
Blue Note Label, ist jedenfalls ebensosehr Blues wie Bop.
Sänger und Pianist Amos Milburn (1927-1980)
wurde von Fats Domino bis zu Jerry Lee Lewis als einer der Grundpfeiler
des aus dem Boogie hervorgehenden Rock 'n' Roll gepriesen - und
sein Markenzeichen, der rauhe Kneipenknaller "Chicken Shack
Boogie", beweist auch, warum. Der Song stand 1948 ebenfalls
auf Nummer eins der RSB-Charts, und mit seinem drängelnden
Saxophon, seinen stampfenden Drumbeats und dem treibenden Klavier
gab es nichts, was 1948 näher an den Rock 'n' Roll herankam.
Seitdem das Stück das erstemal im Radio lief, war Milburn
für immer der 'Chicken Shack Boogie Man'.
Sein außergewöhnlicher Lebensstil trieb
den Sänger und Pianisten Memphis Slim (1915-1988) von Auftritten
an der Beale Street bis zu einem luxuriösen Exil in Paris.
"Messin' Around", 1959 für Vee-Jay aufgenommen,
war einer von Slims letzten Versuchen, das ursprüngliche
Blues-Publikum wieder für sich zu gewinnen, ehe er sich mit
dem weißen 'Blues Revival'-Publikum arrangierte.
Der Pianist und Komponist Lloyd Glenn (1909- 1935)
ist der Vater zahlloser Hits des einflußreichen Swing Time
Labels, darunter auch des Megahits "Chica Boo", von
dem sich eine halbe Million Platten verkauften und der die Jukebox-Aufsteller
glücklich machte (im Juni 1952 stand der Song noch immer
auf Platz zwei der amerikanischen Jukebox-Charts).
Neben all diesen wunderbaren Klassikern ist für
den Soundtrack von TEUFEL IN BLAU auch eine Reihe von Kompositionen
des Oscar-Preisträgers Elmer Bernstein eingespielt worden.
Bernsteins Fähigkeit, Jazzelemente geschickt mit seinen symphonischen
Arrangements zu verbinden, bereicherte schon viele von Hollywoods
besten "großstädtischen" Thrillern seit 1955,
als The Man with the Golden Arm (Der Mann mit dem goldenen Arm)
in den Kinos lief.
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