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Bossa Nova
Antônio Fagundes
als Pedro Paulo
Seit über 30 Jahren feiert Antônio Fagundes als einer der
größten Stars Brasiliens Triumphe auf der Leinwand,
der Bühne und im Fernsehen. Sein Talent und seine schauspielerische
Bandbreite demonstrierte er in bisher über 40 Theaterstücken,
37 Spielfilmen und einigen Dutzend Fernsehdramen, Miniserien
und TV-Specials.
Mit 16 Jahren gab Fagundes sein Schauspieldebüt am Teatro
Arena de São Paulo. 1981 gründete er die Companhia
Estável de Repertório, mit der er im Laufe der
folgenden zehn Jahre mit großem Erfolg auftrat. Zu seinen
zahlreichen Bühnenstücken gehören u.a. "Cyrano
de Bergerac", "Fragmentos de um Discurso Amoroso",
"A Morte Acidental de um Anarquista", "Muro de
Arrimo", "Carmem com Filtro", "Macbeth"
und "Oleanna".
Beeindruckend ist auch seine Liste von Fernsehstücken,
darunter viele klassische Prime-Time-Mehrteiler wie Dancin'
Days, Vale Tudo, O Dono do Mundo, Rainha
da Sucata, Renascer und O Rei do Gado und
die Serie Carga Pesada, einer der erfolgreichsten brasilianischen
Straßenfeger der 80er Jahre. Zuletzt war Fagundes in den
beiden dramatischen Mehrteilern Por Amor und Labirinto
zu sehen.
Mit A compadecida von George Jonas gab er 1969 sein
Spielfilmdebüt. Seitdem wurde er, auch dank seiner enormen
Popularität im Fernsehen und Theater, zu einem der größten
Kinostars seines Landes, der in allen möglichen Rollen und
Genres in weit über 40 Spiel- und Kurzfilmen auftrat.
Fagundes ist auch einer der wenigen Schauspieler, die in ihrer
Karriere nicht in "vor oder nach" der Wiedergeburt
des brasilianischen Kinos unterscheiden müssen - weil er
nie aufhörte, Filme zu drehen. Allein in den letzten zwei
Jahren stand er für fünf Spielfilme vor der Kamera:
in Geraldo Moraes No Coração dos Deuses,
in Walter Hugo Khourys Paixão Perdida, in Zelito
Vianas Villa-Lobos und in O Tronco, dem fünften
Film von João Batista de Andrade. Bossa Nova
ist Fugendes erste Zusammenarbeit mit Barreto - nachdem beide
lange Zeit in einem, wie Fungendes es nennt: "Katz-und-Maus-Spiel"
versucht hatten, gemeinsam zu drehen.
Ein Interview mit Antonio Fagundes
Warum hat es so lange gedauert, bis Sie endlich mit
Bruno Barreto zusammengearbeitet haben?
Es stimmt, es hat ewig gedauert. Vor Jahrzehnten, als er mich
bat, den Vadinho in Dona Flor zu spielen, hatte ich
gerade mein eigenes Theater gegründet und konnte da nicht
so schnell weg. Aber ich wollte immer mit Bruno arbeiten, und
seit dieser Zeit haben wir immer wieder Anläufe unternommen,
doch irgendwie passten unsere Terminpläne nie zusammen.
Dadurch, dass ich in São Paulo lebe, ist es nicht immer
einfach, in Rio zu arbeiten.
Aber nun bin ich froh, dass alles bei Bossa Nova so
toll gelaufen ist. Wir hatten ein wunderbares Drehbuch, und Bruno
ist ein sehr selbstbewusster Regisseur, der genau weiß,
was er tut und wie man konstruktive Kritik anbringt. Ich bin
sicher, das Resultat wird sehr gut sein und uns ein sehr romantisches
Rio mit seinen atemberaubenden Naturschönheiten zeigen.
Es ist ein "Feel good"-Film.
Wie würde Sie Ihre Figur des Pedro Paulo beschreiben?
Zuallererst ist er ein alter Romantiker. Er ist ein erfolgreicher
Anwalt, der in einer erfolgreichen Kanzlei tätig ist, aber
seitdem ihn seine Frau wegen eines Tai-Chi-Lehrers verlassen
hat, fühlt er sich sehr verletzlich. Die Situation ändert
sich, als er die Englischlehrerin Mary Ann trifft, die, wie er,
eine Zeitlang in der Liebe ausgesetzt hat. Die beiden erleben
dann eine sehr intensive Liebesaffäre in dieser wunderbaren
Stadt, während der Song "Inútil Paisagem"
("Nutzlose Landschaft") dazu spielt.
Wie war es für Sie, eine romantische Komödie
zu drehen?
Auf dem Set herrschte eine sehr positive Atmosphäre. Die
Dreharbeiten haben Spaß gemacht, was nicht heißen
soll, dass wir nicht auch einige schauspielerische Hürden
zu nehmen gehabt hätten.
Obwohl der fertige Film sehr leicht wirkt, gibt es doch eine
Reihe von Herausforderungen, wenn man eine romantische Komödie
macht. Bei einer dramatischen Rolle kann man als Schauspieler
auf viel mehr zurückgreifen, wobei natürlich das Risiko
besteht, dass man übertreibt.
Pedro Paulo ist ein ganz gewöhnlicher Mann, ein großer
Romantiker, und einer der Verdienste des Films liegt darin, zu
zeigen, dass Liebe keine Altersgrenzen kennt und dass die wahre
Liebe etwas Subversives hat. Die Menschen breiten heute bereitwillig
ihr Sexleben aus, aber bei ihrem Liebesleben stocken sie. Und
indem er eine solch subversive Liebe zeigt, wird Bossa Nova
zu einem revolutionären Film.
Wo Sie ja die meiste Zeit in São Paulo leben,
wie war es da, in Rio de Janeiro zu drehen?
Rio ist der perfekte Schauplatz für diese Liebesgeschichte.
Bossa Nova erweckt eine Zeit wieder, wo es in Rio noch
keinen Dreck und keine Gewalt gab, also ein Rio, wie wir es alle
einmal kannten. Abgesehen davon hat der Film neben dieser Liebesgeschichte
noch zahlreiche andere parallele Subplots, die alle sehr lustig
sind.
Wie hat sich ein so international zusammengesetztes
Schauspiel- und Drehteam verstanden? Wie hat man sich auf dem
Set verständigt?
Alles in allem ist Bossa Nova doch ein internationaler
Film. Und auf dem Set konnte man das im besten Sinne sehen: Wir
haben uns mit Amy Irving und Stephen Tobolowsky auf Englisch
unterhalten und auf Spanisch mit Alberto de Mendoza, der meinen
Vater spielt. Der Kameramann war Franzose.
In diesem Schmelztiegel der Nationalitäten entstand dann
eine recht amüsante Dynamik. Oft fing man einen Satz in
der einen Sprache an und beendete ihn in einer anderen, und trotzdem
wussten alle, was gemeint war. Unter den Schauspielern zeigten
sich die Unterschiede natürlich auch in den verschiedenen
Arten, die Rollen zu interpretieren. Es war ein Film, der mit
viel Humor und Liebe gemacht wurde, und ich bin sicher, die Zuschauer
werden damit eine schöne und unterhaltsame Zeit haben.
Bruno Barreto hält Sie für einen geborenen
Schauspieler. Fühlen Sie sich in Kino, Theater und Fernsehen
gleichermaßen wohl?
Mich interessiert immer am meisten die Komplexität einer
Figur. Die Mühelosigkeit, mit der ich von Medium zu Medium
wechsle, hilft mir, diese Komplexität herauszuarbeiten.
Ich glaube allerdings nicht, dass die Schauspielerei einfach
ist - zumindest fällt sie mir bis heute noch nicht leicht.
Es gefällt mir, neue Charaktere zu entdecken, das ist für
mich der anregendste Aspekt des Berufs. Und dieses Vergnügen,
das ich dabei habe, kann den falschen Eindruck vermitteln, dass
es einem auch leicht fällt. Aber, wie gesagt, der Eindruck
täuscht.
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