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Der Herr der Ringe - Die Gefährten

Von Hobbits zu Elben: Die Kostüme und das Make-up

"Bei einem Projekt dieser Größenordnung muss man Designs präsentieren, die glaubhaft sind. Und bei diesem Film gab es während der 274 Drehtage nicht einen Tag, an dem die Kostüme nicht real aussahen oder sich real anfühlten." (Ngila Dickson, Kostümdesignerin)

Im Herzen jeder Kultur steckt ihre Kleidung und ihre Erscheinung. Mittelerde bildet keine Ausnahme. Kostümdesignerin Ngila Dickson sah sich bei ihrer Aufgabe, ein ganzes Universum von Wesen einzukleiden, vor die Herausforderung ihres Lebens gestellt. Obwohl sie es von ihrer Arbeit an den Fernsehserien "Xena: Princess Warrior" und "Hercules" bereits gewohnt war, einfallsreiche altertümliche Garderoben herzustellen, übertraf Tolkiens Universum alles, was sie sich bisher hätte träumen lassen.

Sie musste nicht nur Hunderte von Figuren, sondern auch neun grundsätzlich verschiedene und nicht im mindesten zu vergleichende Kulturen einkleiden. Mit einem Team von 50 Schneidern, Bestickern, Flickschustern und Juwelieren machte es sich Dickson zur Aufgabe, jedes Kostüm der jeweiligen Figur genau anzupassen, ihre jeweilige Persönlichkeit zu reflektieren und so funktional wie möglich zu machen.

Die Menge an Kostümen war atemberaubend. Für jede Kultur wurden jeweils ungefähr 150 Kostüme angefertigt. Zu der gewaltigen Anzahl kam noch die Tatsache, dass viele individuelle Kostüme in zwei Größen hergestellt werden mussten: eines für den Schauspieler und eines für das entweder größere oder kleinere Double, mit dem die Totalen gedreht wurden.

Die Hobbitkostüme hatten absolute Priorität - und erwiesen sich als besonders hart zu knackende Nuss. "Wenn man diese kleinen Typen in Gehröcken und kurzen Hosen herumlaufen lässt, muss man sich schon gewaltig anstrengen, wenn man will, dass das glaubwürdig aussieht", erklärt Dickson.

Dickson löste die Aufgabe, indem sie die ländlich-idyllische Natur der Hobbits herausstellte. Sie setzte ausgesprochen natürliche Stoffe und starke Gewebe ein und ließ sich von europäischen Kulturen inspirieren. Die Hobbits tragen Gehröcke in Naturtönen - grün, gelb und braun - mit Metallknöpfen. Gleichzeitig unterstrich sie die Verspieltheit ihrer Statur und ihres Lebensstils.

"Ich habe immer ein paar schräge Verrücktheiten untergebracht, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen", meint Ngila Dickson. "Die Beine ihrer Hosen und die Ärmel ihrer Hemden sind immer etwas zu kurz, ihre Knöpfe sind zu groß, und ihre Krägen entbehren jeglicher Proportion. Ich habe sogar ihre Taschen höher, als es üblich ist, angesetzt. Wenn sie also ihre Hände in ihre Taschen stecken, sieht das immer ein bisschen komisch aus."

Für die Elben entschied sich Dickson für zeitlose Eleganz, moosige Grüntöne, baumrindenartige Brauntöne, herbstliches Scharlachrot, eine androgyne Qualität und einen Hauch von Antiquiertheit. "Sie passen genau in ihr Umfeld", sagt Dickson. "Und sie berühren die Erde kaum mit ihren Füßen. Also wählte ich sehr, sehr leichte Lagen von Stoffen für sie aus." Die Elbenkostüme wurden aus indischer Seidenbrokade gemacht, die Dickson wusch, bleichte, färbte und abschmirgelte, um den Kleidern einen metallischen Schimmer zu verleihen, der ganz natürlich und nicht zu glamourös oder lieblich aussieht.

Die Elben tragen auch Seidensamt, in den Art-Nouveau-Blätterdesigns eingeätzt wurden. Selbst ihre Ärmel sind geformt wie Blätter und schmiegen sich um die Arme der Schauspieler. An ihren Füßen tragen sie kniehohe Lederstiefel, die zu ihrer weidenartigen Erscheinung beitragen.

Eine weitere Herausforderung war das Kostüm des Zauberers Gandalf. Wochenlang bastelte Dickson an den Entwürfen für seinen Hut, das ultimative Kennzeichen eines Zauberers. "Ich wollte etwas Beeindruckendes, Altertümliches und Magisches, aber er sollte sich nicht zu sehr aufdrängen", erzählt die Kostümdesignerin. "Unsere ersten Zeichnungen sahen aus, als würde Ian McKellen ein Schiff auf seinem Kopf tragen. Aber schließlich einigten wir uns auf das perfekte Design, praktisch und geheimnisvoll zugleich."

Den weiblichen Figuren verlieh Dickson eine ätherische Qualität. Die zwei Hauptelbinnen des Films, Cate Blanchett und Liv Tyler, sollten mit dieser Ästhetik ausdrücken, welch einer zauberhaften Kultur sie angehören. Dickson bezeichnet die beiden als "die Engel der Geschichte".

Nachdem Dickson die Kostüme entworfen hatte, musste sie die fertigen Modelle wieder "ruinieren". Das soll heißen, sie musste sie altern und getragen aussehen lassen, damit sie so wirkten, als hätten sie bereits zahllose Abenteuer in Mittelerde überstanden. Zu Beginn des Films tragen die Hobbits beispielsweise saubere weiße Hemden, aber schon bald werden sie in zahllosen Schlachten verschmutzt und mit Blut beschmiert.

Im Fall von Aragorns zerrissenem, dreckbespritztem Kostüm übernahm Viggo Mortensen selbst den Alterungsprozess. "Er nahm sein Outfit mit nach Hause, weil er buchstäblich in das Kostüm hineinwachsen wollte. Er schwitzte darin, lebte darin, flickte es sogar selbst, wie es auch Aragorn gemacht hätte. Etwas besseres kann man sich als Kostümdesigner nicht wünschen: Dass die Schauspieler am Entstehungsprozess ihrer Kostüme teilnehmen und sie auf diese Weise zu einem Teil ihrer Figur machen."

Peter King und Peter Owen arbeiteten eng mit Dickson und Peter Jackson zusammen, die für die Frisuren und das Make-up zuständig waren. Als ihre Hauptherausforderung erwiesen sich alsbald die Haare der Figuren, die sich in DIE GEFÄHRTEN von dem bauchlangen Bart Gandalfs über die dünnen Büschel auf den Köpfen der Orks zu den flachsblonden Locken Galadriels erstreckten. King und Owen mussten Hunderte von Perücken herstellen, die nicht wie Perücken aussehen durften. Tatsächlich wurde 300 handgemachten Perücken in einem gigantischen Schnellkochtopf in den Workshops von WETA die gewünschte Dauerwelle verpasst.

Die Make-up-Künstler arbeiteten eng mit den Prothesenspezialisten zusammen, um Merkmale wie spitze Ohren mit dem Gesamtlook der Figuren zu koordinieren. Auch sie mussten ihrer Arbeit eine Mischung aus Dreck, Blut, Kratzern und Schnitten hinzufügen, je weiter die Reise der Gefährten voranschreitet. Nach einer Zeit wurden die Mitarbeiter der Make-up-Abteilung nur noch "The Mud Men" genannt.

Egal, um welches Kostüm es sich handelte, für jedes Stück Garderobe, für jede Perücke, für jeden Stiefel war es von großer Wichtigkeit, dass er viel aushalten konnte. Man darf nicht vergessen, dass die Schauspieler über Felsen klettern, durch Ströme waten, im Untergrund kriechen und mit Schwertern aufeinander losgehen mussten. "Jedes Kostüm war auf lange Lebensdauer ausgerichtet", erklärt Dickson. "Sie mussten einiges aushalten!"

Letztlich ist es der Kostümdesignerin wichtig, dass ihre Kreationen nicht herausstechen. Vielmehr hofft sie, dass sie nahtlos mit dem Rest der Kulisse verschmelzen und nicht von der gewaltigen Reise der Gefährten ablenken. "Je weniger die Details auffallen, desto besser haben wir unsere Arbeit gemacht", sagt Dickson. "Denn das bedeutet, dass die Kostüme dazu beigetragen haben, dass man sich in der Geschichte verliert."




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