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The Yards - Im Hinterhof der Macht
James Gray
Regie, Drehbuch
The Yards ist nach dem preisgekrönten Drama Little
Odessa (1994) der lang erwartete, zweite Film des New Yorker
Regisseurs James Gray, der über den Stoff sagt: "Ich
habe mich hier an einer neuen emotionalen Temperatur und an einem
anderen Ton versucht, denn wo Little Odessa unterkühlt
war, sind die Figuren in The Yards regelrecht überhitzt,
weil sie von Ehrgeiz und vom Willen nach Veränderung getrieben
sind - und wie die Menschen mit ihren Absichten und möglicherweise
ihrem Scheitern fertig werden, davon erzählt der Film.
Von Charakteren also, die um ihren Platz in der Welt kämpfen
und mit aufkeimender Enttäuschung fertig werden müssen,
sofern Visionen unerfüllt bleiben. Natürlich ist The
Yards auch ein Film über angespannte, komplexe Familiensituationen.
Dieses Kernmotiv interessiert mich auch in anderen Filmen oder
Büchern am stärksten.
Zu untersuchen, welchen Herausforderungen Familien in unserer
Gesellschaft ausgesetzt sind, ob und wie sich Generationen voneinander
entfremden und wie um einen gewissen Familienbund gekämpft
wird. Das alles ist seit Shakespeare der stärkste Erzählstoff.
Insbesondere für Tragödien..."
James Gray wurde 1969 im New Yorker Stadtteil Queens geboren
und wuchs mit dem Wunsch auf, Maler zu werden. Als er jedoch
als Teenager das Werk von Regisseuren wie sein erklärtes
Vorbild Francis Ford Coppola für sich entdeckte, weitete
Gray sein Interesse auf das Filmemachen aus und besuchte zwecks
optimaler Ausbildung die Filmschule an der Universität von
Southern California.
Nach knapp vierjährigem Studium drehte er als Abschlussarbeit
den Studentenfilm Cowboys and Angels, der wiederum vom
späteren The Yards-Produzenten Paul Webster gesehen
wurde, der Gray prompt ermutigte, sich auch als Drehbuchautor
zu versuchen.
Das Resultat der folgenden Anstrengungen war das Drama Little
Odessa - von Gray im Alter von 24 Jahren inszeniert und
geschrieben. Mit Tim Roth als Auftragskiller, Maximilian Schell
als dessen hartherzigem Vater, Vanessa Redgrave als sterbenskranker
Mutter und Edward Furlong in den Hauptrollen erzählte Gray
vom emotionalen Klammergriff seiner Story von einer russischen
Einwandererfamilie in der Bronx, die zwischen Tradition und Moderne,
zwischen Gesprächen und Gewalt zerbrach. Nicht überraschend
wurde Little Odessa beim Filmfestival in Venedig mit
dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
Mit The Yards, der in Cannes seine Weltpremiere feierte,
ist Gray nun auf vertrautes Terrain zurückgekehrt. Sowohl
inhaltlich, weil er die innere Spannung und Komplexität
von Familien versteht wie kaum ein anderer aktiver US-Regisseur;
ganz zu schweigen von seiner Schilderung von Korruption, Gewalt
und der verführerischen Wirkung des Verbrechens, das wenige
Träume wahr werden lässt und viele Alpträume heraufbeschwört.
Doch wo Little Odessa kammerspielartig und grimmig war,
hat The Yards schon episch-mythische Dimensionen und
birst unterschwellig vor unterdrückten Gefühlsstürmen
der Figuren. Und auch im direkten Sinne kann sich Gray hier heimisch
vorkommen - er wuchs in Queens auf, wo der Film gedreht wurde.
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