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Liebesflüstern

Regie, Buch: Alan Rudolph


Alan Rudolph wurde am 18. Dezember 1943 in Los Angeles geboren und geriet dank seines Vaters, des Regisseurs Oscar Rudolph ("Twist Around the Clock", 1961), schon frühzeitig mit der Kinobranche in Berührung. Ein Wirtschaftsstudium an der UCLA brach er ab und absolvierte dafür ein "Director's Guild"-Trainingsprogramm für Regieassistenz.

Im folgenden schrieb er Scripts für Low-budget-Produktionen und drehte Anfang der 70er mehrere auf Rock'n'Roll-Hits zugeschnittene Kurzfilme - ein Vorgeschmack auf seinen stets stilsicheren Umgang mit musikalischen Themen oder Inspirationen (folgerichtig drücken sich immer wieder hochkarätige Gäste wie Neil Young oder Tom Petty in Rudolphs Kino-Mikrokosmos herum).

Mit dem parapsychologischen Thriller "Premonition" inszenierte er 1972 seinen ersten Spielfilm ein Fehlschlag, der jedoch umgehend der Vergessenheit anheim fiel, da im Folgejahr Rudolphs Zusammenarbeit mit Robert Altman begann. Als Regie-Assistent bei den Klassikern "Der Tod kennt keine Wiederkehr", "California Split" und "Nashville" sowie als Co-Autor von "Buffalo Bill and the Indians" erlernte Rudolph nicht nur die praktischen Aspekte des Filmemachens.

Er zeigte sich auch so sehr von Altmans filmischer Sensibilität und des Meisters Stilmitteln fasziniert, daß er einige dieser Kunstgriffe für sein eigenes Schaffen verinnerlichte - und mit Mini-Budgets, (fast) festen Ensemblemitgliedern, delikaten Beziehungsgeflechten und manchen surrealen Set-Sequenzen oder halluzinatorischen Plot-Schwenks zutiefst humane Filme schuf, deren Seelenverwandtschaft zu Altmans Oeuvre so ehrlich wie evident ist.

Daß Rudolph indes nie den Ruf des Epigonen zu fürchten braucht, sondern sich mit sagenhaftem Gespür für erzählerische Atmosphäre und zwischenmenschliches Knistern eine äußerst kostbare Nische im US-Kino geschaffen hat, zeigte bereits sein von Altman produziertes auteur-Debüt "Willkommen in Los Angeles", das einen ironischen Blick auf dessen Trickser und Träumer warf.

Mit der mysteriösen Charakterstudie "Du wirst noch an mich denken'', der chaotischen Musikkomödie "Roadie", dem Politthriller "Der schleichende Tod" (bei dem ihm allerdings der Final Cut entzogen wurde) und der Dokumentation "Return Engagement" (in der Timothy Leary vs. Watergate wetterte) versuchte sich Rudolph danach in den verschiedensten Genres, bevor er sich unter Mithilfe seiner getreuen Lieblingsschauspieler Keith Carradine, Geraldine Chaplin & Geneviève Bujold in der wundersam vertrackten Liebesgeschichte "Choose Me - Sag ja" endgültig als hoffnungsloser Romantiker outete.

Zur überdurchschnittlichen emotionalen Intelligenz kam in Filmen wie "Trouble in Mind", "The Moderns", "Die Liebe eines Detektivs" und "Equinox" auch Rudolphs vermeintlich artifizielles Gesellschaftsverständnis, als er seine Stories zunehmend in elitären Zirkeln ansiedelte, um dann aber mit Vergnügen die waidwunden Herzen hinter all dem exzentrischen Gehabe freizulegen. Weniger eindrucksvoll die Auftragsarbeiten - so schrammte das Märchen "Made in Heaven" trotz manch betörenden Einfalls (Debra Winger als kettenrauchender "Engel" Emmett!) haarscharf an der Kitschgrenze vorbei, während der Thriller "Tödliche Gedanken" leider nicht halb so clever wie das Vorbild "Rashomon" war.

Zuletzt inszenierte Rudolph mit "Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis" schließlich die biographische Geschichte der scharfsinnigen wie selbstzerstörerischen Autorin Dorothy Parker, wofür Hauptdarstellerin Jennifer Jason Leigh eine Golden Globe-Nominierung und eine Ehrung der National Society of Film Critics erhielt.


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