
Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.
Stadt der Engel
L. A. von seiner schönsten Seite
Ebenso wie bei der Besetzung sorgten die Produzenten und der
Regisseur auch mit der Auswahl des Stabs dafür, daß
die Bilder in "Stadt der Engel" optische Dynamik garantieren.
Dafür übernehmen zwei anerkannte Experten der Branche
die Verantwortung: Kameramann und Oscar-Preisträger John
Seale ("The English Patient"/Der englische Patient)
und die Produktionsdesignerin Lilly Kilvert ("Legends
of the Fall"/Legenden der Leidenschaft), die ebenfalls
schon für den Oscar nominiert war.
Gemeinsam machten sich die beiden daran, in der Darstellung
der "Stadt der Engel" dem Publikum ein durchaus realistisches
Bild von Los Angeles zu zeigen. "Obwohl es im Film um eine
himmlische Geschichte geht, setzen wir nicht auf Spezialeffekte,"
sagt Seale. "Wir wollten die Realität behutsam verfremden.
Seth zeigen wir ein wenig in Zeitlupe, um seine Bewegungen sanfter
und anmutiger zu machen. Außerdem verwenden wir viel Wind
und eine Menge Einstellungen von oben, um die Perspektive der
Engel anzudeuten."
Entsprechend wählte Kilvert die Schauplätze aus, um
Seths Gesichtsfeld zu steuern. "Ich will L. A. mit Seths
Augen im besten Licht darstellen, aber ohne Weichzeichner oder
Spiegeltricks", sagt Kilvert. "Wir hatten zum Beispiel
das große Glück, vom alten Kontrollturm am Los Angeles
Airport herunter filmen zu dürfen. Er war gerade geschlossen
und durch einen neuen ersetzt worden. Auf diese Weise konnten
wir aus bester Lage aufnehmen, wie Seth einem Fluglotsen Trost
spendet, wir waren mitten im Zentrum des Flughafens, sahen die
Maschinen starten und landen."
Als weitere unorthodoxe Aufenthaltsorte wählt Seth die
Tragfläche eines parkenden Jumbo-Jets, ein Verkehrsschild
an der Autobahn und eine Werbetafel in Hollywood.
Doch der Originalschauplatz, der Kilvert und Silberling mehr
als alle anderen in begeisterte Wallung versetzte, war das Dach
eines leerstehenden Wolkenkratzers im Zentrum von Los Angeles,
wo Seth und Messinger sich unterhalten. "Vor Beginn der
Dreharbeiten zeigte ich Brad (Silberling) Lewis Hines traumhafte
Fotos aus den 30er Jahren, auf denen Bauarbeiter auf dem Stahlskelett
des Empire State Buildings abgebildet sind. Wir waren beide von
dieser einzigartigen Bildatmosphäre begeistert. Gleichzeitig
war uns klar, daß man eine derartige Atmosphäre im
Studio und mit Spezialeffekten niemals überzeugend nachahmen
kann. Also haben wir uns lange um eine Drehgenehmigung bemüht
und durften schließlich auf dem 38. Stockwerk des Wolkenkratzers
eine 10 Meter hohe Konstruktion aus Stahlträgern errichten.
Das Gefühl, daß Seth und Messinger wirklich auf dem
Stahlträger sitzen, verleiht der Szene ungeheure Spannung,
denn sie blicken auf die echte Stadt hinunter, in der die Autos
wirklich durch die Straßenschluchten fahren, und der Wind
heult tatsächlich um sie herum. Die Szene entwickelt ein
Eigenleben, die uns ehrfürchtig erschauern läßt."
Es ging allerdings nicht nur um die engelhafte Vogelperspektive
von Los Angeles - auch die Wahrzeichen der Stadt sollten vor
der Kamera zu ihrem Recht kommen: die Freeways, die gewaltigen
Straßenbänder und die monumentale Architektur. Aus
diesem Grund entschied sich Kilvert für den wuchtigen Bau
in der Innenstadt, der Terminal Annex genannt wird. Es handelt
sich um das leerstehende alte Postgebäude, das Kilvert in
das Krankenhaus verwandelt, in dem Dr. Maggie Rice arbeitet.
"Wir drehten in der Eingangshalle mit ihren Kachelwänden
und wunderbaren Wandbildern und ließen uns davon beim Design
der weiteren Räume im Krankenhaus inspirieren. Der 6. Stock
des Krankenhauses entstand in den oberen Stockwerken des Annex,"
sagt Kilvert.
Dann verlegte das Filmteam seine Basis nach San Francisco, um
im Inneren der brandneuen, architektonisch atemberaubenden, an
eine Kathedrale erinnernden Zentralbibliothek zu drehen. Die
Engel kommen nämlich in der Bibliothek zusammen, weil sie
dort am besten den Gedanken der Menschen lauschen können.
Dann reiste das Team zu Aufnahmen an den landschaftlich reizvollen
Lake Tahoe in Nevada und kehrte anschließend nach Los Angeles
zurück, um weitere Wahrzeichen der Stadt ins Bild zu setzen:
die restaurierte Drahtseilbahn "Angels Flight" aus
dem Jahre 1901, die man seit langem als "kürzeste Eisenbahn
der Welt" bezeichnet, den Central Market in der Innenstadt,
den Mulholland Drive mit seinen herrlichen Ausblicken, die Strände
von Malibu, wo die Engel ihren Tag beginnen und beenden. Die
Filmemacher legten sich ordentlich ins Zeug und sorgten dafür,
daß Los Angeles selbst eine würdige Hauptrolle im
Film bekam.
"'Stadt der Engel' ist eine reine Liebesgeschichte,"
sagt Cage. "Ich finde es schön, daß wir Los Angeles
so romantisch verklärt präsentieren können."
Tatsächlich bildeten Drehbuch und Schauplätze das
Fundament für Gefühlswallungen bei Stab und Besetzung.
Cage abschließend: "Ich glaube, wir sind uns alle
einig in dem Gefühl: 'Stadt der Engel' feiert das wahre
Glück der Liebe und das Poetische in den Dingen des Alltags.
Wir müssen uns nur die Zeit nehmen, sie zu bemerken und
zu genießen."
|