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Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor. LolitaSzeneNabokov, "Lolita" und das KinoVladimir Vladimirovich Nabokov wird am 23. April 1899 als Sproß eines wohlhabenden Aristokratengeschlechts in St. Petersburg geboren. Nach der Oktober-Revolution flieht die Familie 1919 nach Deutschland. Der junge Nabokov studiert am Trinity College, Cambridge (1919-1922), russische und französische Literatur. In Berlin (1923-1937) veröffentlicht er in seiner Muttersprache erste Erzählungen und Romane. Nach der Flucht aus Nazideutschland setzt er seine literarische Produktion in Südfrankreich bzw. Paris unter schwierigsten ökonomischen Bedingungen fort. Mit Frau Vera und Sohn Dmitri haust er in einer kleinen Zweizimmerwohnung, sein Arbeitszimmer ist das Bad. 1940 emigriert er mit seiner Familie in die USA. Ein Paar Boxhandschuhe sind alles, was er beim Zoll deklarieren kann, doch dafür enthält sein intellektuelles Gepäck Skizzen zu einem Roman, der Jahre später den Titel "Lolita" tragen wird. In Amerika nimmt Nabokovs Karriere als Schriftsteller wie als Hochschullehrer einen raschen Aufschwung. Er unterrichtet russische Literatur an den Elite Universitäten Stanford, Wellesley, Cornell (1948-1939) sowie Harvard und macht sich außerdem als Schmetterlingsforscher einen Namen. Im Frühjahr 1934 beendet Nabokov die Reinschrift von "Lolita". Die Suche nach einem renommierten Verleger scheitert; vier New Yorker Verlagshäuser wittern "Pornographie" und lehnen ab. So erscheint die Geschichte eines Mannes in mittleren Jahren, der ein junges Mädchen liebt, 1955 in englischer Sprache in dem obskuren Pariser Olympia-Press-Verlag, der seit den 30er Jahren auf mehr oder weniger ambitionierte literarische Erotika für Ausländer spezialisiert ist. Die Auflage ist niedrig, wahrscheinlich nur 5.000 Exemplare, aber immerhin groß genug, daß der Schriftsteller Graham Greene ("Der dritte Mann"), ein Exemplar ergattern kann. Als er "Lolita" in der Londoner Times zu einem der drei besten Romane des Jahrgangs '55 kürt, ist der Bann gebrochen, und die "Lolita"-Erfolgsstory beginnt. "Nach zweijährigem Untergrund-Ruhm" (Dieter E. Zimmer) bringt Putnam am 21. Juli 1958 die erste amerikanische Ausgabe von "Lolita" auf den Markt. "Der Erfolg übertraf, wie man so sagt, alle Erwartungen."(Nabokov) "Das skandalöse Buch über ein skandalöses Thema", wie manche fälschlich meinen, erklimmt im Januar '59 Platz 1 der New York Times Bestseller-Liste. Erste Übersetzungen erscheinen, so in jenem Jahr auch in Deutschland. (Heute sind es mehr als 25.) "Lolita" macht Nabokov zu einem reichen Mann. Der amerikanische Staatsbürger gibt seine Lehrtätigkeit auf, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. 1961 geht er in die Schweiz und bewohnt von da an als Dauergast eine Suite im Palace Hotel in Montreux. Er stirbt am 2. Juli 1977 in Lausanne.
Das Kino war im Fall "Lolita" für damalige Verhältnisse besonders rasch zur Stelle. Regisseur Stanley Kubrick sicherte sich bereits kurz nach dem Erscheinen der US-Ausgabe die Rechte und gewann Nabokov für das Script. Um drehen zu können, versprach er den Zensoren, den sexuellen Inhalt abzuschwächen und die humoristischen Seiten der Vorlage besonders zu betonen. Der Film kam schließlich mit James Mason als Humbert, Shelley Winters als Lolitas Mutter und Peter Sellers als Quilty 1962 in New York heraus und "wartete mit Musik von Nelson Riddle auf, einem Humbert und einer Lolita, die sich nie küssen, und die Erotik begann und endete damit, daß er ihr die Zehennägel lackierte." (Esquire-Magazin, Febnuar 1997) - Wie wenig Kubricks Umsetzung mit Nabokovs Drehbuch gemein hatte, wurde erst Anfang der 70er Jahre deutlich, als er sein Originalscript veröffentlichte.
Die Liste weiterer Nabokov-Verfilmungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
ist nicht lang, wirft aber die Frage auf, ob seine Leserschaft
gerade in Deutschland besonders zahlreich ist ...: "Der Satan
mischt die Karten", (GB 1969; Regie: Tony Richardson; nach
dem Roman "Gelächter im Dunkel", 1938); "Herzbube"(BRD/GB
1972; Regie: Jerzy Skolimowski; nach dem Roman "König Dame
Bube", 1928); "Eine Reise ins Licht - Despair" (BRD
1978; Regie: Rainer Werner Fassbinder; nach dem Roman "Verzweiflung",
1934.
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