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Aimeé und Jaguar

Was Aimée & Jaguar nicht erzählt


Szene Lilly Wust und die Darstellerinnen

Lilly Wust nach 1945

Nach Kriegsende, im Mai 1945, beginnt Lilly Wust, nach Felice Schragenheim zu fahnden. Sie steht auf dem Bahnhof, wenn die Züge aus dem Osten kommen. Sie hängt Suchanzeigen aus, läßt Felice im Radio ausrufen, forscht nach ihr bei jüdischen KZ-Überlebenden. Sie läßt Felice über die UNRRA (United Nations Relief und Rehabilation Administration) suchen. Vergebens.

Im Winter 1945/46 hat Lilly keine Kohlen mehr zum Heizen. Sie zieht mit dem jüngsten Kind zu ihren Eltern. Sie beginnt mit ihrem "Tränenbüchlein", in das sie alle Gedichte und Briefe notiert, die Aimée und Jaguar sich geschrieben haben. Am 14.02.1948 wird Felice vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg für tot erklärt.

Ort und Zeitpunkt ihres Todes bleiben unbekannt. Vermutlich kam sie bei einem der berüchtigten Todesmärsche um. Im Frühjahr 1949 begeht Lilly einen Selbstmordversuch.

Im April 1950 heiratet Lilly noch einmal: Willi Beimling betreibt ein Elektrogeschäft. Dort arbeitet sie den ganzen Tag, abends kocht sie. Eine absurde Ehe aus "Torschlußpanik", befindet sie später. Im Februar 1951 wird die Ehe geschieden.

Seit Kriegsende beschäftigt sich Lilly intensiv mit dem Judentum. Ihr Sohn Eberhard konvertiert zum jüdischen Glauben und wandert nach Israel aus. Mit 50 Jahren hat Lilly ihre erste versicherungspflichtige Arbeit. In der Spinnstofffabrik Zehlendorf bekommt sie eine Stelle als Putzfrau und erweist sich als guter Geist der Personalabteilung.

1981 erhält Lilly das Bundesverdienstkreuz am Bande - sie hatte nach Felices Verhaftung noch drei Jüdinnen versteckt. Zwei Wochen nach der Ordensverleihung wäre Lilly beim Verlassen ihrer Wohnung beinahe über einen Stein gestürzt, den man vor ihre Tür gelegt hatte. Die Wohnungstür ist über und über mit Jauche beschmiert.

Lilly Wust lebt heute, 85 Jahre alt, in Berlin. Ihre Tagebücher, Felices Dokumente, die Fotos, Briefe und Gedichte sind in zwei randvoll gepackten Koffern verstaut. Sollte ihr etwas zustoßen, soll alles zu ihrem Sohn nach Israel gebracht werden.

Erica Fischer (Autorin des Buches)

Szene Erica Fischer, geboren in der englischen Emigration der Eltern, kehrt mit ihnen 1948 nach Österreich zurück. Studium in Wien. Seit Ende der siebziger Jahre ist Erica Fischer publizistisch tätig. Als Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin lebt sie heute in Berlin.

Von der damals 80jährigen Lilly Wust ließ Erica Fischer sich deren Geschichte erzählen. Aus langen, intensiven Gesprächen, aus den Briefen und Gedichten von Felice und Lilly sowie aus eigenen Recherchen entstand ihr eindrucksvolles Buch AIMÉE & JAGUAR. 1994 erstmals erschienen, gelangte AIMÉE & JAGUAR gleich in die Bestsellerlisten. Inzwischen wurde das Buch in 11 Sprachen übersetzt. Seit 1998 liegt es im dtv Verlag als Taschenbuch vor.


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