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My Name is Joe

Peter Mullan

als Joe
Szene Peter Mullan arbeitete erstmals mit Ken Loach in "Riff Raff" (Riff-Raff, 1991) zusammen, wirkte mit in "Braveheart" (Braveheart, 1995) und "Trainspotting" (Trainspotting - Neue Helden, 1996). Er verkörpert Joe, eine Rolle, die ihm Paul Laverty auf den Leib schrieb. "Joe ist ein launischer und aufbrausender Typ mit eigentlich guten Absichten, clever und leidenschaftlich", so Mullan. "Er ist in den späten 30ern und hat viel Zeit durch seine Alkoholabhängigkeit verloren. Joe möchte lieben und geliebt werden, er versucht, mit sich selbst ins reine zu kommen".

Die Rolle des Joe war für ihn "wie mich selbst in einem anderen Kontext zu spielen. Man sucht die Schuld in der eigenen Person, wenn man versagt". Er liebt die Arbeit mit Loach: "Er läßt uns Schauspieler an der langen Leine, er zwingt uns zu nichts. Auch unseren Dialekt kritisierte er nicht. Vielleicht benötigen deshalb einige Passagen Untertitel. Die Glaubwürdigkeit ist Loach wichtig. Das gefällt mir".

Vor den Dreharbeiten verbrachte Mullan einige Zeit mit Mitgliedern der Anonymen Alkoholiker, die ihm beibrachten, wie sich ein trockener Ex-Alkoholiker verhält - ein zentraler Punkt für Joes Handlungen.

"Man befindet sich in ständiger Angst vor einem Rückfall - das erste Glas löst eine verheerende Wirkung aus. Inmitten der Freude, daß man es geschafft hat, nüchtern zu bleiben, kriecht die Furcht in einem hoch. Man stirbt vor Angst, alles wieder kaputtzumachen. So ist man kaum in der Lage, sich anderen gegenüber zu öffnen, zu lieben oder zu engagieren. In diesem Dilemma befindet sich Joe, als er Sarah trifft.

"Alle Anonymen Alkoholiker bestätigten, daß Unstimmigkeiten mit dem Partner der Hauptgrund für einen Rückfall seien und dies auch der Grund dafür wäre, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Joe leitet eine lokale Fußballmannschaft - elf der am wenigsten überzeugenden Sportskanonen, die man je auf der Leinwand sah - aber für die jungen Leute hält er sich in Form, die Mannschaft gibt ihm eine Aufgabe, einen Sinn. Das Trüppchen besteht aus tollen Typen, mit der Energie und Unzulänglichkeit eines wirklich schlechten Fußballteams". Die Scherze, die sie sich um die Ohren hauen, können nicht über die Gefühle dieser sozial benachteiligten Jugendlichen hinwegtäuschen.

"Es ist weniger schwierig, Liebe zu finden, als sie zu halten, wenn man einmal so tief unten war", beschreibt Mullan Joes Situation. "Man trägt an den Enttäuschungen der Vergangenheit, hat einen Panzer aufgebaut und muß sich mit dem eigenen gestörten Verhalten auseinandersetzen.

Mullan zeigt sich voll des Lobes über die Laien-Darsteller, die Loach wie üblich mit Profis zusammen auftreten läßt. "Sie waren brillant, äußerst mutig und lernten schnell." Er erinnert sich an die Szene eines AA-Meetings: "Ich hatte meinen Text für den Tag, war aber unsicher wie ich spielen sollte. Ken bat die Anwesenden, ihre Geschichte zu erzählen und sie waren wunderbar, ehrlich und berührend. Zum ersten Mal in meiner Filmkarriere wollte ich nicht die Kamera auf mich gerichtet wissen. Ich entschied, kein Schauspieler, sondern einfach ich zu sein. Das machte mir Angst. Alle meine Tricks und Gags waren wie weggefegt".

Im Verlauf der Handlung fällt Joe von einem extremen Gefühl ins andere von der Euphorie, wenn er sich in Sarah verliebt bis hin zum Hang der Selbstzerstörung und des Versagens, wenn die Schatten der Vergangenheit ihn überwältigen und er annimmt, Sarah verloren zu haben. In diesem Fall sei es völlig egal, ob man nüchtern bleibe oder im Suff sterbe.

Mullan, der sich seit "Riff Raff" sehr von Loach beeinflußt fühlt, gab 1998 sein Regie-Debüt mit "Orphans", einem Drama über eine Familie, die ihre Mutter verliert. Er unterbrach die Postproduktion, um bei Loach den Joe zu spielen.

In Schottland gilt Peter Mullan als anerkannter Künstler. Dort sah man ihn nicht nur in Filmen, sondern auch im Fernsehen u.a. in Stuart Ormes "Jute City", Michael Whytes "Your Cheatin", "Heart" und der populären Serie "Taggart". Zu seinen wichtigsten Auftritten im schottischen Theater zählen "The Trick is to Keep Breathing" unter der Regie von Michael Boyd und "Einer flog übers Kuckucksnest" in der Inszenierung von Robert Carlyle.

Bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Cannes wurde Peter Mullan für seine Rolle des Joe als "Bester Darsteller" ausgezeichnet.


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