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You Are Dead

Maitland (John Hurt) am Anfang seiner kriminellen Karriere:
Schon damals ging alles schief.
Produktionsnotizen
Hintergrund
Die ebenso surreale wie rasante Thrillerkomödie You
Are Dead ist der zweite Spielfilm des 23jährigen Regisseurs
und Autoren Andy Hurst. Als direkte Inspiration für seine
Geschichte nennt Hurst J.G. Ballards Roman "High Rise".
"Es ist ein faszinierendes Buch über die Fragilität
des zivilisierten Verhaltens: Wenn man nur leicht an der Fassade
der Gesellschaft kratzt, kommt auch bei den vermeintlich zivilisiertesten
Menschen das Wilde, Ursprüngliche zum Vorschein. Mir gefiel
es, der Idee nachzugehen, dass gewisse Situationen das Tier im
Menschen hervorlocken können," erklärt der Regisseur.
Als gebürtiger Engländer ließ es sich Hurst
nicht nehmen, sein Fallbeispiel in einer altehrwürdigen
und respektierten Institution anzusiedeln: der britischen Bank.
"Wir mussten einen Ort finden, an dem man glaubwürdig
eine Situation etablieren konnte, in der die Figuren gefangen
sind und langsam die dünne Hülle der Zivilisation abstreifen",
sagt Hurst.
"Wir entschieden uns für einen Bankraub, denn die
Bank an sich steht für Regeln und Ordnung. Da sperrt man
nun eine Gruppe von Menschen ein und lässt alles zur Hölle
fahren, wenn sie mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist,
aufeinander losgehen und das ganze Gebäude niederbrennen
und zertrümmern. Einen stärkeren Kontrast zu einer
konservativen Bank kann ich mir kaum vorstellen."
Drehbuch
Produzent Marco Weber merkt an, dass der erste Entwurf des Drehbuchs
zwar vielversprechend, aber noch nicht perfekt ausgearbeitet
war: "Andy gab mir das Treatment im Mai 1996, als ich ihn
beim Filmfest in Cannes kennenlernte. Es war total wild, über
einen Bankraub, bei dem alles schiefläuft, voller surrealer
Momente. Ich sagte zu Andy, dass mir die Idee gefiele, man aber
noch an der Struktur feilen und die Geschichte raffinierter gestalten
müsse. Andy stimmte mir zu. Viele Elemente dieses Treatments
finden sich dennoch im fertigen Film, der Kontext ist nur ein
völlig anderer."
Gemeinsam arbeiteten Hurst und Weber neue Ideen in den Stoff
ein und schließlich hatten sie ein Drehbuch vorliegen,
das in dieser Form auch verfilmt wurde. In diesem Skript finden
sich immer noch eine verschlungene Handlung voller Wendungen
und unerwarteter Haken und so mancher absurde Moment.
"Das Drehbuch ist immer noch durchgeknallt und in keine
Genreschublade zu stecken, aber gleichzeitig ist es auch unglaublich
ausgefeilt und intelligent", erzählt Weber. "Natürlich
geht man ein Risiko ein, wenn man seine Geschichte im genrelosen
Raum anlegt. Aber gerade das machte ihren Reiz aus. Deshalb sind
Andy und ich im Filmgeschäft. Dies ist ein Film, auf den
sich das Publikum einlassen muss, den es sehen und fühlen
muss - und der zum Nachdenken reizt!"
Andy Hurst merkt an: "Die Figuren, die Geschichte, die
Art und Weise, wie der Film erzählt wird, all das spielt
mit unserer vorgefertigten Erwartungshaltung. Je tiefer man in
die Geschichte eintaucht, je mehr man erfährt, desto mehr
ist man aber gezwungen, das eigene Selbstverständnis von
Realität in Frage zu stellen genau wie die Charaktere im
Film. Manchmal gibt es verschiedene Antworten, und in jeder gegebenen
Situation können zwei Figuren zwei völlig unterschiedliche
Dinge sehen. Die ganze Handlung ist auf der Idee von Dualität
aufgebaut."
Mit Fortschreiten der Arbeit am Drehbuch blieb es nicht aus,
dass Hurst sich von anderen Quellen inspirieren ließ, vornehmlich
von Stanley Kubricks frühem Thriller The Killing
("Die Rechnung ging nicht auf", 1956) über
einen sorgfältig geplanten Raubzug auf einer Pferderennbahn.
Und auch A Clockwork Orange ("Uhrwerk Orange",
1971) findet seinen subtilen Niederschlag in You Are Dead:
Am Tag ihres Coups runden die Einbrecher ihren Savile-Row-Look
mit Bowler-Hüten ab, und ihr Anführer Eddie, gespielt
von Rhys Ifans, trägt in einer frühen Szene einen Fechtkämpfer-Anzug,
der ebenfalls auf die Droogs in Kubricks Meilenstein verweist.
"Leider geht die Fechter-Uniform nicht auf mein Konto",
gesteht Andy Hurst. "Das war ein Vorschlag des Kostümdesigners,
der mir ausgesprochen gut gefiel. Und auch die Bowler-Hüte
wählte ich, weil meine Einbrecher wie gesittete Stadt-Gentlemen
oder, besser noch, die Intelligentsia unter den Dieben wirken
sollten. Deswegen verpassten wir ihnen auch die feinen Anzüge.
Aber letztlich steckt in ihnen die Wildheit und Ungehobeltheit
von Höhlenmenschen.
Hinter den Parallelen zu A Clockwork Orange steckt
also keine bewusste Absicht. Viele Zuschauer haben mir aber gesagt,
dass sie während You Are Dead an den Film denken
mußten. Ich bin ein riesiger Kubrick-Fan, und sollte ich
tatsächlich etwas gedreht haben, das andere an ihn erinnert,
dann fühle ich mich natürlich mehr als geehrt."
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