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23 - Nichts ist so wie es scheint
Robert Anton Wilson und die Illuminaten
"Illuminatus!", der Science-Fiction-Roman, den Karl
Koch nach Angaben seiner Freunde 30-40 mal gelesen hat, erzählt
vom einsamen Kampf seines Helden Hagbard Celine, der mit Hilfe
eines computergesteuerten U-Boots gegen eine weltweite Verschwörung
zu Felde zieht.
Hans-Christian Schmid und Co-Autor Michael Gutmann besuchten
den Schöpfer der Romanfigur Hagbard Celine, den amerikanischen
Schriftsteller Robert Anton Wilson, im kalifornischen Santa Cruz.
Der 1932 in New York geborene, studierte Psychologe, Mathematiker,
Elektrotechniker und Autor von fast zwei Dutzend Büchern
ist dort Vizepräsident eines Instituts für Zukunftsforschung,
des Institute for the Study of Human Future.
"Ernsthafte Fragen zur Bedeutung von "Illuminatus!"
beantwortet Wilson nur ungern oder mit einem ironischen Augenzwinkern",
erzählen die Drehbuchautoren von 23 über ihre
Begegnung. "Was er wirklich denkt, läßt er sich
nicht entlocken." Den Geheimbund der Illuminaten aber gab
es wirklich. In ihrem Buch zum Film geben Schmid und Gutmann
einen Abriß seiner Geschichte:
"Gegründet wurde der Illuminatenbund 1776 als Reformbewegung
durch den Kirchenrechts- und Philosophieprofessor Adam Weishaupt
(1748 - 1840) in Ingolstadt. Nach und nach gelang es dem Orden,
in anderen Städten Bayerns Fuß zu fassen. Das Zentrum
war bald München.
Der Illuminatenbund folgte den Zielen der Aufklärung, bekämpfte
den Absolutismus und die katholische Orthodoxie. 1780 trat Freiherr
Adolf von Knigge bei und rückte neben Weishaupt an die Spitze
der Organisation. Danach verbreiteten sich die Illuminaten nach
Norddeutschland und Österreich.
Ab 1784 begann man in Bayern und Österreich den Orden strafrechtlich
zu verfolgen. Ihm wurden staatsfeindliche Tendenzen und die Bildung
einer Verschwörung vorgeworfen, was schließlich 1785
zu seiner Auflösung führte. Der Illuminatenbund begriff
sich als eine Synthese aus jesuitischen Erziehungspraktiken und
radikalen Gedanken der Freimaurer. Innerhalb einer straff geführten
Organisation sollte das Mitglied nach den Regeln des Ordens zur
freien Selbstbestimmung finden.
Die Idee des Illuminatenbundes war es, im Schutz einer geheimen
Gruppe einen Freiraum zwischen Staat und Privatsphäre zu
schaffen.
Weishaupt schrieb, der Orden habe ein doppeltes Geheimnis. Das
Äußere diene der Verschleierung gegenüber Außenstehenden.
Das Innere sorge für eine Kontrolle der Ordensstruktur,
denn jedem Mitglied wurde nur so viel anvertraut, wie es der
Grad seiner Zuverlässigkeit erlaubte. Zu den Thesen des
Ordens gehörte auch das Recht auf Selbstmord."
Ob Robert Anton Wilson aber mit seiner Hypothese Recht hat,
der Bund der Illuminaten bestehe noch heute? An Sekten und spirituellen
Vereinigungen, die Macht über ihre Mitglieder ausüben,
ja sogar nach weltweitem politischen Einfluß streben, mangelt
es jedenfalls nicht.
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