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Reine Nervensache


Produktionsnotizen

Szene Der Theaterautor Kenneth Lonergan schrieb die erste Drehbuchfassung von "Analyze This" (Reine Nervensache) ohne Auftrag eines Produzenten. Er gab das Skript Len Amato zu lesen, einem Manager bei Spring Creek Productions. Amato erkannte sofort das Potential des Buches und reichte es weiter an die Spring-Creek-Gründer, Paula Weinstein und ihren inzwischen verstorbenen Mann Mark Rosenberg. Die beiden fingen ebenfalls Feuer und spürten instinktiv: die Rolle des Psychiaters ist wie für Billy Crystal geschrieben.

Sie schickten Crystal das Drehbuch, und auch er war begeistert: "Ich hielt es für einen großen Wurf und bekundete mein Interesse an der Ben-Sobol-Rolle. Ben nutzt längst nicht all die Ressourcen, die in ihm stecken. Er langweilt sich in seinem Beruf. Doch plötzlich landet der mächtigste Mafioso von New York auf seiner Couch, und Ben muß sich dieser Herausforderung stellen.

Sie ist allerdings ein paar Nummern größer, als er sich das je hat träumen lassen - was ihm einen ordentlichen Energieschub versetzt, aber auch höllisch angst macht. Er muß die Vergangenheit seines Patienten aufrollen und ihn innerhalb von wenigen Wochen kurieren, damit Vitti den Rivalen auf der Mafia-Konferenz selbstbewußt und respektgebietend gegenübertreten kann. Für Vitti steht alles auf dem Spiel, und dann ergibt es sich, daß das Gipfeltreffen auch für Ben zur Existenzfrage wird."

Szene Billy Crystal erzählt weiter: "Wir engagierten den sehr begabten Drehbuchautor Peter Tolan, der uns eine tierisch komische zweite Skriptfassung lieferte. Während ich sie las, konnte ich mir in der Paten-Rolle nur einen Mann vorstellen: Bob De Niro."

Also wurde das Skript an Tribeca Productions weitergereicht, damit Robert De Niro und seine Partnerin Jane Rosenthal Stellung nehmen konnten. Die Reaktion fiel positiv aus, und man traf sich zu einer Leseprobe, an der Crystal und De Niro teilnahmen. "Die Probe verlief hervorragend", sagt Paula Weinstein. "Alle waren wir uns einig: die Story funktionierte wunderbar - daraus mußte ein Spitzenfilm entstehen."

Robert De Niro war zwar bereit mitzumachen, allerdings mit einer Einschränkung. Dazu Jane Rosenthal, die einst mit De Niro zusammen Tribeca Productions gegründet hat: "Bob hatte die Befürchtung, er würde sich in diesem Film selbst parodieren. Es könnte immerhin so aussehen, als ob er sich über den Mafiaboß lustig macht - und damit eine Rolle, mit der ein wesentlicher Teil seiner Karriere identifiziert wird."

De Niro entschied sich dann doch, das Risiko auf sich zu nehmen, denn das Konzept faszinierte ihn. "Ich hatte nämlich das Gefühl, es wäre an der Zeit, mich einmal selbst auf den Arm zu nehmen", sagt er.

Was nicht heißen sollte, daß der zweifache Oscar-Preisträger "Reine Nervensache" als Persiflage aufziehen wollte. Laut Rosenthal legte De Niro strikte Richtlinien für den Film fest, der ihm vorschwebte: "Eine Sitcom-Version seiner früheren Mafiafilme kam auf keinen Fall in Frage. Er ging bei diesem Projekt mit genau der Ernsthaftigkeit zu Werke, die seit langem sein Markenzeichen ist. Und er bestand darauf, die Welt, in der er sich als Mafiaboß bewegt, im Film präzise und authentisch darzustellen."

Diese Vorstellung lag voll und ganz auf Billy Crystals Wellenlänge: "Als Bob an Bord kam, entwickelte sich das Projekt zur gewaltigsten Herausforderung meiner Karriere. Er ist der größte Schauspieler, den wir haben. Ich fühle mich ungeheuer geehrt, mit ihm arbeiten zu dürfen. Für mich war das ein Aufbruch zu neuen Ufern, ein echtes Abenteuer."

Während die beiden Stars zunächst andere Filmverträge erfüllten, nahmen die Filmemacher sich Zeit, den perfekten Regisseur zu engagieren. Einen auszugucken war das geringste Problem: Auf der Wunschliste aller Beteiligten stand Harold Ramis an erster Stelle. Dummerweise war Ramis mit seiner Familie gerade von Los Angeles nach Chicago in ein neues Haus gezogen. Er war nicht gerade begeistert von der Idee, wieder zu packen und sechs Monate in New York zu verbringen.

"Als ich anfangs davon erfuhr, gefiel mir die Drehbuchidee zwar, aber ich habe sie eher als romantisiertes Gangster-Märchen im Stil einer Damon-Runyon-Story empfunden", sagt Ramis. "Hinzu kommt, daß ich gerade in meine Heimatstadt Chicago zurückgekehrt war und mit dem Haus genug um die Ohren hatte. Ein neues Filmprojekt paßte mir überhaupt nicht in den Kram. Aber ein paar Monate später rief mein Agent wieder an. Er wollte wissen, wie ich wohl reagieren würde, wenn Billy Crystal und Robert De Niro mitmachten. Und in dem Moment gab es kein Halten mehr."

Ramis war davon überzeugt, daß die Spitzenbesetzung den Film in eine ganz neue Dimension hob - so etwas hatte es noch nicht gegeben. Er stieg voll in das Projekt ein, begeistert von der Aussicht, bei diesem Film am Ruder zu stehen. Er machte eifrig Änderungsnotizen zum Drehbuch und plante seine Kameraeinstellungen.

"Ein Film, der Gewalt verharmlost, kommt für mich nicht in Frage", sagt Ramis. "Ich war überzeugt, daß der Film nur gelingen konnte, wenn man ihn ernsthaft anging, wenn er den Zuschauern wirklich unter die Haut geht. Man darf dem Publikum keinerlei Gelegenheit geben, sich mit dem Spruch ,Das ist doch alles nur Spaß, eine Farce' aus der Affäre zu ziehen.

In der ersten Planungsphase habe ich mich also mit Billy und Bob zusammengesetzt und diesen meinen Ansatz diskutiert. Ich schrieb die vier Gründe auf ein Blatt Papier, die im Film als Wurzel von Vittis Problemen formuliert werden: Angst, Trauer, Wut und Schuld. Wir waren uns einig: Solche Komplexe würde vermutlich jeder Therapeut in der Psyche eines Mannes wie Vitti finden.

Ich formulierte dann, was ich mit diesem Film ausdrücken wollte: Wenn man den Teufelskreis der Gewalt aufbrechen will, muß man sich um die Jugendlichen kümmern, die diese Schwierigkeiten haben. Normalerweise werden Gangs gegründet, weil die Jungen ihre Schuldgefühle und ihre Wut nicht herauslassen können, und ich will den jungen Zuschauern zeigen, wie unsere Hauptfigur Paul Vitti mit den verdrängten und manchmal angsteinflößenden Gefühlen umzugehen lernt. So kann er den Teufelskreis durchbrechen. Das ist möglich.

Natürlich bleibt der Film eine Komödie, das verlieren wir nie aus den Augen. Aber auch eine Komödie kann eine aussagekräftige Botschaft transportieren. Wie sich herausstellte, hatten Bob und Billy von Anfang an ganz genauso auf das Drehbuch reagiert. Wir drei empfanden das offenbar ähnlich. Eine Vertrauensbasis war entstanden - ein guter Anfang."

Ramis arbeitete weiter an dem Drehbuch, während die übrigen Rollen besetzt und der technische Stab engagiert wurde. Als Kameramann wurde Stuart Dryburgh gewonnen, dem Jane Campions "The Piano" (Das Piano) eine Oscar-Nominierung eingebracht hatte.

Als Produktionsdesigner stieß Wynn Thomas zu dem Projekt - er hat die Sets zu sieben Spike-Lee-Filmen entworfen. Die Kostüme stammen von Aude Bronson-Howard ("Donnie Brasco"; "Meet Joe Black" / Rendezvous mit Joe Black), den Schnitt verantwortet Chris Tellefsen ("The People Vs. Larry Flynt" / Larry Flynt - Die nackte Wahrheit; "Barcelona").


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