Die Kostüme der Königin
Der Reichtum, die Vielfalt und die Komplexität der Kostüme
wird bei vielen Figuren in Episode I sichtbar, am meisten
jedoch bei der Königin Amidala, die von Natalie Portman
gespielt wird.
Obwohl sie sich nicht auf ein Lieblingskostüm oder eine
Lieblingsfigur festlegen möchte, räumt Biggar ein,
daß sie viele Gelegenheiten nutzte, um sich mit der Königin
und den handgefertigten Kleidungsstücken zu beschäftigen.
"Die Herstellung der Kostüme für den Planeten
der Königin war sehr interessant, weil wir Stoffe mit individuellen
Mustern bedruckten. Wir benutzten auch verschiedene Färbetechniken,
die es uns erlaubten, moderne Stoffe mit alten zu kombinieren."
Die Königin hat acht Kostüme. Ursprünglich war
viel weniger geplant, aber Lucas' Wunsch, die Kostümwelt
der Saga zu erweitern, führte zu einer Steigerung um fast
das dreifache. Biggar: "George wollte, daß die Königin
jedesmal, wenn wir sie sehen, etwas anderes trägt."
Jedes Kostüm der Königin hat ein besonderes Aussehen.
Das komplizierteste ist wohl das Kleid für den Thronsaal,
das von einer am Saum befestigten Lampenreihe beleuchtet wird.
Die Arbeit an diesem Kleid dauerte fast acht Wochen. Sie begann
mit der Herstellung eines Unterkleids im Stil einer auf den Kopf
gestellten Eistüte, um Natalie Portman das Tragen zu erleichtern.
Es bestand aus vielen dünnen Segeltuchstreifen, die um den
Saum herum verstärkt waren, um die Glockenform zu bewahren.
Das Kleid hatte mehrere Schichten, damit es das Gewicht der
Lampen halten konnte, sowie der Drähte, die zu den Batterien
führten, die die Lampen mit Energie versorgten. Ursprünglich
hatte man Samt vorgesehen, aber die Lichterfordernisse der Kamera
machten einen Wechsel zu Seide notwendig. Hinsichtlich der kulturhistorischen
Vorbilder vieler Kostüme erinnert das Kleid in Größe
und Umriß an "Formen aus dem chinesischen Kaisertum",
sagt Biggar.
Die Kostüme der Königin inspirierten Biggar und ihr
Team, Stoffe aus der ganzen Welt auszusuchen. Sie stellten sogar
eigene Kreationen her. "Wir ließen Stoffe weben, bemalen
und bedrucken, wir haben alles ausprobiert, was man mit einem
Stück Stoff machen kann", erinnert sich Biggar.
Das Kostüm für die erste Reise der Königin war
reine Handarbeit und bestand aus einem Stoff, der einem Spinnengewebe
ähnelte. Es wurde von einer Person genäht, die täglich
zehn Stunden daran arbeitete. Bei einer Fünftagewoche brauchte
sie dazu mehr als einen Monat. Das Kleid wurde zunächst
auf ein spezielles, sehr dünnes Trägermaterial gestickt.
Dieses Material wurde dann in Wasser getaucht, wo es sich vollständig
auflöste, so daß nur noch die Stickerei übrigblieb.
Ohne irgendwelche Nähte wurde dann Stickerei auf Stickerei
gesetzt. Das Ergebnis: eine komplexe und kostbare Bereicherung
der Modewelt von Episode I.
Biggar und ihr Team verwendeten auch verschiedene ältere
Materialien. Für das zweite Abendkleid der Königin
bei ihrem Auslandsaufenthalt fand Biggar einen Stoff aus der
Zeit um 1910, über dessen Herkunft sie unsicher ist. "Wir
glauben, es war ein Kleid"' erklärt sie", aber
es bestand aus so vielen Stücken, daß wir nicht mehr
genau wußten, was es war." Biggar kombinierte die
Motive auf den Stücken zu einer vielschichtigen Stickerei.
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Der Kampfanzug der Königin war ebenfalls zeit- und arbeitsintensiv
- eine Person benötigte dafür mehr als einen Monat.
Er bestand aus Kokons von indischen Seidenraupen, die in ein
Seidennetz verwebt waren. Am Oberteil des Kostüms wurden
diese Kokons entfernt und hinten einzeln wieder angenäht,
um die Schulterform zu betonen.
Das Kleid der Königin bei ihrem Auftritt vor dem Senat
ist mit seinen drei Schichten noch komplizierter. Das Unterkleid
aus orangefarbener Kurzseide mit grüner Stickerei, ein 70
Jahre alter Stoff, ist gefaltet. In diesen Falten sammelt sich
das Licht der Kleiderfarben, sobald sich die Figur bewegt. Zahlreiche
alte Spitzenbänder schmücken das Unterkleid. Das mittlere
Kleid des Kostüms besteht aus rotem und grünem Samt,
bestickt mit Bronze. Eine spezielle Technik verlieh dem Material
Struktur und Tiefe. Der Kragen und die Manschetten sind mit metallischen
Goldborten besetzt, unter Verwendung einer Stichtechnik, die
man "Trapunto" nennt. Dabei werden kleine Schläuche
in ein Muster genäht, um den Effekt einer Wattierung zu
erzielen. Auch dies war zeitaufwendig. Für die Stickerei
und das "Trapunto" benötigte eine Arbeitskraft
eine Woche. Über dem mittleren Kleid liegt ein Mantel aus
Kunstfell mit stark wattierten, spitzen Schultern in Form einer
Pyramide. Das Innenfutter besteht aus roter Seide.
Zu diesem Kostüm, wie all den anderen, gehört ein
kunstvoller Kopfschmuck. Der Kopfschmuck für den Senatsauftritt
der Königin, der mongolische Einflüsse verrät,
war der schwierigste. Er wurde vergoldet, um die richtige Farbstimmung
zu erzielen und dann mit kleinen Juwelen besetzt. Biggar: "Wir
spürten, daß dieser Kopfschmuck die Mühe, das
Gewicht und die Kosten echten Goldes wert war."
Ein anderer Kopfschmuck wurde aus alten Perlen angefertigt,
die von dem Rock einer Tänzerin aus der Zeit um 1920 stammten.
Teile des Kopfschmucks ragen Portman in die Stirn, und die Perlen
sind hochdrapiert über den Rest des Ganzen, was wie eine
Ponyfrisur aussieht.
Das dazugehörige Kleid basierte auf dem Look eines japanischen
Kimonos, wobei Biggar noch eigene Elemente hinzugefügt hatte.
Sie betonte stark die Ärmel und nannte sie Pinguinärmel,
weil deren Rundungen an einen Pinguin erinnerten.
Diese Kostüme waren nicht nur für Biggar und ihr Team
eine Herausforderung, sondern auch für Natalie Portman selbst.
Für die Anfertigung des Kopfschmucks wurde ein Abguß
von ihrem Kopf genommen.
Das Anziehen der kunstvollen und schwergewichtigen Kostüme
erforderte sowohl kreatives als auch praktisches Denken. So fanden
die Filmemacher beispielsweise einen genialen Weg, um die Schauspielerin
in einem Minimum an Zeit und Mühe drehfertig zu machen:
Sie zogen sie Stück für Stück an. Die Unterkleider
wurden in der Garderobe angelegt, dann fuhr Portman aufs Set,
wo man ihr den Rest des Kostüms anpaßte. Diese Methode
machte es Portman nicht nur leichter, sich zwischen den einzelnen
Aufnahmen frei zu bewegen, es half auch, der Abnutzung der Kleidung
vorzubeugen.
Die Kostüme der Dienstmädchen
Das Gefolge der Dienstmädchen, das die Königin bei
ihren Abenteuern begleitet, mußte bei seinen Aufgaben ebenfalls
verschiedene Kleidungstücke tragen. Ihre Kostüme wurden
immer unter Berücksichtigung der Kleider der Königin
entworfen, dabei galt ihnen die gleiche Sorgfalt in Stil und
Detail.
"Wir haben versucht", so Biggar, "die Dienstmädchen
vertikalen Kostümen zu halten, während die Königin
große Diagonalen trug und Gewänder, die sie überlebensgroß
und ihre Dienerinnen klein und zierlich erscheinen lassen."
Die Reisekleidung der Dienstmädchen wurde zum Teil in einer
speziellen Färbetechnik hergestellt. Die Farbpalette reicht
von Hellgelb am Saum bis zu kräftigem Orange am Oberteil.
Um sicher zu gehen, daß das Kleid immer gleichmäßig
gefärbt war, wurde es in kleinen Abschnitten gefärbt.
Das Kostüm der Dienstmädchen für die Senatsszene
bestand aus mehreren Streifen, deren Zahl man verändern
konnte. Das Unterkleid wurde aus einem segeltuchähnlichem
Material und Stahl gefertigt, was das Gehen sehr anstrengend
und schwierig machte. Seine Form ist stabil, so daß auf
dem äußeren Gewebe keine Falten entstehen. Außerdem
hat das Kostüm eine Kapuze mit Streifen, die auf die individuelle
Größe der jeweiligen Schauspielerin zugeschnitten
ist.
Die Kostüme der Aliens
Eine weitere Gelegenheit für besondere Modeentwürfe
boten die Kostüme für nichtmenschliche Figuren. Auch
hier investierten Biggar und ihr Team sehr viel Zeit in Design
und Fabrikation. Für ein besonderes Kostüm plazierten
Biggar und ihre Mitarbeiter echte Steine, die sie an einem Strand
gesammelt hatten, sorgfältig in eine Gummihaut. Leider dehnte
sich der Gummi in der Hitze der tunesischen Wüste aus, so
daß die Steine herausfielen. Die erneute Befestigung des
kritischen Accessoires beanspruchte viel Zeit.
Die Kostüme der Jedi-Ritter
Vor andere Herausforderungen stellte McCaig und Biggar die Gestaltung
der Kostüme für die Jedi-Ritter. Der Jedi-Look war
zahllosen Fans bereits bekannt. Außerdem ist der Wüstenplanet
Tatooine, der schon in Star Wars zu sehen war, auch
ein zentraler Schauplatz im neuen Film. Diese bekannten Figuren
und Schauplätze boten McCaig und Biggar die Geiegenheit,
eine modische Kontinuität zu den ersten drei Filmen zu bewahren
und gleichzeitig ein Paar eigene Details hinzuzufügen.
Um das frühere Aussehen mit Episode I zu verbinden,
besuchte Biggar das Lucasfilm-Archiv, wo sie einige der alten
Kostüme genau studierte. Nichtsdestotrotz benötigte
die Geschichte von Episode I neue Stoffe und Veränderungen
im Design. In Abweichung von den früheren Filmen sind diesmal
alle Jedi-Kostüme aus Seide, Leinen oder ganz feiner Wolle
gemacht.
Änderungen gab es auch bei den Unterkleidern der Originalkostüme.
Sie passen jetzt besser und sind bequemer für die akrobatischen
Kampf- und Stuntszenen, sowie die Laserschwertduelle des neuen
Films.
Anakin Skywalkers Kostüm
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Obwohl der junge Anakin Skywalker ein komplexer Charakter ist,
zählte sein Kostüm zu den einfachsten. McCaig und Biggar
entwarfen ein Sklavenkostüm, das nahezu identisch war mit
dem, welches Anakins zukünftiger Sohn, Luke Skywalker, in
den Tatooine-Szenen des ersten Films trägt.
Bei dem blitzschnellen
Podrennen trägt Anakin einen Spezialhelm und eine Schutzbrille
aus dem Ersten Weltkrieg. Die Kopfbedeckung beim Podrennen basierte
überraschenderweise auf einer sehr alltäglichen, irdischen
Vorlage - einem Fahrradhelm für Kinder. Natürlich wurden
auf der Spitze des Helms ein Paar neue Elemente plaziert, um
ihm ein unverwechselbares Aussehen zu verleihen.