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Der Vulkan

Produktion, Buch, Regie: Ottokar Runze


Szene

Ottokar Runze über seinen Film Der Vulkan:

"Der Vulkan ist nicht ein Film, der vordergründig auf der Welle des 'Mainstream' schwimmt. Die Geschichte, die der Film erzählt, ist die einer verlorenen Generation von Idealisten, die alle denkbaren Entbehrungen einem Kotau vor der Diktatur vorziehen. Viele von ihnen sind untergegangen, haben verloren - wenigen ist der Aufstieg, die Karriere in der Fremde gelungen.

Es ist die Geschichte von Liebe, die keine Erfüllung finden kann, vom Glück der Freiheit, von der Würde des Verzichts, von der Trauer um das Verlorene. Die Kraft dieser Geschichte strömt aus dem Herzen der Menschen, in denen der Zuschauer sich finden kann als das, was er in seinen Träumen gern wäre: Frei in seinen Entscheidungen, treu seiner Überzeugung, stark genug, um für eine bessere Welt zu kämpfen.

Die Hauptdarsteller dieses Films sind Menschen der jungen Generation, die heute in Deutschland danach fragt, was die Gesellschaft und die bestimmende politische Klasse zu unternehmen gedenken, um den großen Herausforderungen - Arbeitslosigkeit und Flüchtlingsnot - zu begegnen. Ihre Leidenschaft und Hingabe an das Thema des Films ist die Leidenschaft und Hingabe politisch fühlender Bürger. Nur diese Leidenschaft kann die Trägheit verdrängen, an der jeder Fortschritt scheitert."


Ottokar Runze, geboren 1925 in Berlin, begann seine Regie-Laufbahn Anfang der 70er Jahre im Umfeld des Neuen Deutschen Films, wobei ihn seine unverkennbare Handschrift jedoch als "Sonderfall" (Ulrich Gregor) ausweist.

Sein mit zwei Bundesfilmpreisen (Produktion und Musik) ausgezeichneter Lord von Barmbeck erhält glänzende Kritiken. So schreibt Wolf Donner in Die Zeit: "Julius Adolf Petersen war ein legendärer Einbrecher im Hamburg der zwanziger Jahre; seine Gefängnis-Aufzeichnungen, erst vor kurzem wiedergefunden, sind bei Rowohlt erschienen. Runzes Film ist eine komisch-ironisch nostalgische Räuber-Moritat, und Martin Lüttge, bewundernswert wandlungsfähig, ist nacheinander geprellter Bauerntölpel, schmieriger kleiner Gauner und charmant-galanter Ganove im Frack. Seine Betrachtungen und Beteuerungen, direkt in die Kamera gesprochen: zerknirscht moralisierend und erbaulich philosophierend, sind eine herrliche Mischung aus schnörkeliger Amtssprache und unverblümtem Jargon. Und die Dekors sind exakt und stimmungsvoll und gar nicht synthetisch: ein gelungener Clou aus der deutschen Provinz."

Im Namen des Volkes, Runzes dritter Film als Regisseur, wartet mit einer überraschenden Besetzung auf - die Darsteller sind "Insassen der Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel". In Berlin erhält er den Silbernen Bären. In der Begründung der Jury heißt es: "Eine außergewöhnliche dokumentarische Präsentation. Die Akteure des Films sind verurteilte Mörder, die sich freiwillig dem Experiment unterziehen, drei Gefängniskameraden erneut den Prozeß zu machen. Für die Originalität des Konzepts und für den herausragenden Einsatz von Kamera und Montage wird der Preis dem Regisseur zuerkannt."

Juristische Themen bestimmen auch zwei weitere Filme Runzes, die 1976 in die Kinos kamen. Das Messer im Rücken zeigt den Tod eines Gastarbeiters auf St. Pauli aus drei Perspektiven - der des Täters, der Polizei und schließlich den Blickwinkel der Geschworenen. Verlorenes Leben, "eindrucksstark im Bild und hervorragend in der Zeichnung der Charaktere" (film-dienst), handelt von einem Mordfall im Jahr 1927, der durch zweifelhafte Methoden gelöst' wird und zur Hinrichtung des vermeintlichen Täters, eines polnischen Gärtners, führt. Stern ohne Himmel, Drehbuch Leonie Ossowski, nach ihrem Roman, konfrontiert vier Jugendliche kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges mit einem lebensgefährlichen Problem - in ihrem Versteck treffen sie auf einen jüdischen Jungen, der aus dem KZ geflohen ist.

Eine leichtere Tonart schlug Runze mit den prominent besetzten Komödien Feine Gesellschaft - beschränkte Haftung und Die Hallo-Sisters an, letztere brachte ihren Hauptdarstellern - Ilse Werner, Gisela May und Harald Juhnke - den Bundesfilmpreis ein. Hundert Jahre Brecht ist der Titel einer Spielfilm-Collage, die aus Anlaß von Bertolt Brechts 100. Geburtstag entstand.

Seit geraumer Zeit ist Runze auch als Produzent nicht allein für eigene Regiearbeiten aktiv. Beispiele sind Michael Günthers Pfingstausflug (1978), Helmut Christian Görlitz' Das Ende vom Anfang (1981), Tevfik Basers Abschied vom falschen Paradies (1989) oder Martha Jellneck (1988), Das Sommeralbum (1991) und Die Spur der roten Fässer (1996), alle inszeniert von Kai Wessel.

Ein Filmprojekt, das Ottokar Runze bereits seit einem Jahrzehnt verfolgt, soll nun endlich 2000 realisiert werden: Die Rede ist von der Leinwandadaption des Franz-Werfel-Klassikers "Die vierzig Tage des Musa Dagh" (erschienen 1933); als Regisseur dieser großen internationalen Produktion ist Ivan Passer (Cutter's Way, Stalin, Verdammter Sommer) im Gespräch.


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